Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 78
weil man ganz einfach unfähig war, finanzpolitisch
etwas weiter in die Zukunft zu schauen.
Opernhäuser aus aller Welt schließen bereits Verträge
für die Saison 2010 ab. Jetzt haben wir so viele Koordinatoren, Intendanten und
Programmgestalter - ich habe heute schon in der Fragestunde gesagt, man kann
sie fast nicht mehr nachzählen -: Wir haben Landesmann, wir haben Peter Patay,
wir haben Peter Sellars, wir haben Geyer, wir haben einen Überdrüber-Intendanten,
und alle, nehme ich an, haben eine ... (GRin Mag Marie Ringler: Wir haben
Frauen wie die Frau Zechner!) Ja, die Frau Zechner schätze ich nicht so
sehr wie Sie, also bitte ... (GRin Mag Marie Ringler: Ich habe das jetzt
ironisch gemeint!) Ja, Sie haben es ironisch gemeint. Es sind zu wenige
Frauen, da gebe ich Ihnen Recht.
Wir haben also eine Menge von Menschen im
Kulturbetrieb, die wahrscheinlich auch sehr, sehr gut verdienen, und die
schaffen es nicht einmal, wichtige Entscheidungen im Mozartjahr zu
koordinieren! Ich würde daher meinen, auch das ist eine riesige Schande, was da
passiert ist. Ich weiß, die ganze Sache ist abgesagt, aber es werden noch immer
Überlegungen angestellt, ob man vielleicht Teile des Gluck-Zyklus oder
zumindest den Regisseur noch retten kann. Deswegen lautet ein Antrag von uns
jetzt darauf, dass ebendiese Gelder, die für Peter Sellars ausgegeben werden -
das sind immerhin 10 Millionen EUR -, zur Verfügung gestellt werden
sollen. Denn noch immer gilt: Können Sie oder kann irgendjemand hier in der
Stadt sagen, wofür dieses Geld eigentlich ausgegeben werden soll?
Der Antrag lautet:
"Der Kulturstadtrat möge sich dafür einsetzen,
das für Peter Sellars vorgesehene Budget von 10 Millionen EUR zu
reduzieren und die im Theater an der Wien vorgesehene Gluck-Produktion doch
noch zu realisieren." (Beifall bei
der FPÖ.)
Wir haben heute in der Fragestunde schon über die
Gelder für Manager gesprochen. Als Sie einmal gefragt wurden, wie viel Marboe
verdienen soll, sagten Sie: "Einem Intendanten angemessen", und Bgm
Häupl hat gesagt: "Das Mozartjahr braucht die besten Köpfe". Marboe
sagte zum Beispiel: "Im Mozartjahr soll Bleibendes geschaffen
werden." Also bitte, auf dieser Peter-Sellars-Schiene
"Bleibendes" zu schaffen - das ist ja wohl lächerlich!
10 Millionen EUR für solche Aktivitäten, für Multikulti-Events, das
ist wirklich hinausgeworfenes Geld.
Auf der anderen Seite ist eine Tradition in Wien, und
zwar "Mozart in Schönbrunn", abgebrochen worden. Das ist eine sehr
erfolgreiche Sache in Schönbrunn gewesen, ein Festival, das im Sommer
stattgefunden hat, gerade in einer Zeit, in der viele Touristen in Wien sind
und man keine Freiluftaufführungen sehen und hören kann. Überall, in allen
Bundesländern rund um Wien und überhaupt in ganz Österreich, wird das genützt
und werden sehr interessante Operetten- und Opernaufführungen im Freien
gemacht. In Wien gibt es keine Chance.
Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass diese
Tradition wieder aufgegriffen werden soll, und ich werde nicht müde, wiederum
einen Antrag zu stellen, dass man sich überlegen sollte, eine
Machbarkeitsstudie in Schönbrunn zu machen. Es gibt alte, sehr weit
zurückliegende Ideen, schon von Maria Theresia bis herauf in die jüngste Zeit,
wonach das durchaus möglich ist. Das wäre zum Beispiel eine Sache im Mozartjahr
gewesen, von der man sagen kann: Da wurde in eine Sache investiert, die etwas
Bleibendes ist. Es ist sehr schade, dass man die Idee nicht aufgegriffen hat.
Wenn jetzt Marboe sagt: "Ich möchte Bleibendes schaffen, und ich möchte ja
nicht nur Events machen.", dann hätte man zum Beispiel diese Idee
aufgreifen können.
Neuerlich stelle ich den Antrag, dass der Herr
Stadtrat sich darum kümmern soll, eine Machbarkeitsstudie für die Errichtung
eines Gartentheaters im Schlosspark Schönbrunn erstellen zu lassen. Ich gehe
hier nicht näher darauf ein, weil ich Zeit sparen möchte, Sie kennen unsere Argumentation
schon seit Jahren. Ich glaube, es ist eine gute Sache, die Tradition
"Mozart in Schönbrunn" wieder aufzunehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Als Sie heute am Vormittag schon diskutiert haben,
wie viel eigentlich alle diese Intendanten verdienen - der Bürger fragt sich
das ja, es gibt sehr viele Menschen, die mit ihrem Steuergeld für das alles
zahlen müssen und sich nicht einmal eine Karte leisten können, deshalb ist es
durchaus berechtigt, der Sache einmal nachzugehen -, sagten Sie: Darauf kann
ich eigentlich nicht wirklich eingehen. Sie haben sich meiner Meinung nach
hinter dem Datenschutz versteckt, obwohl Sie in dem Interview gesagt haben -
ich zitiere Sie noch einmal -: "Ich habe kein Problem damit, die
Managerbezüge im Kulturbereich offen zu legen, ich werde mich gerne dafür
einsetzen." Sie haben also gesagt, Sie werden sich dafür einsetzen, dass
man in Wien Mittel und Wege findet, dies transparent zu machen.
Sehr geehrter Herr Stadtrat! Bei der Antwort haben
Sie das nicht wiederholt, sondern Sie haben eher gesagt, das sei nicht möglich.
Das stimmt aber nicht, sondern es gibt schon Mittel und Wege, wie man das
transparent machen kann. Das werden wir auch tun, wir werden einen Prüfantrag
beim Kontrollamt einreichen. Es mag wohl sein, dass man die einzelnen Bezüge
vielleicht nicht erfährt, aber wir wissen dann ungefähr, wie viel an
öffentlichen Geldern in die Bezüge von Managerpositionen hineinfließt. Das
finde ich kulturpolitisch doch interessant, und wir werden diesen Antrag
stellen. Ich meine, dass Ihre Antwort eigentlich unprofessionell war.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Weiters gibt es
keine Möglichkeit der Kontrolle. Wir haben das schon öfters diskutiert: Dieser
ganze große Bereich der Vereinigten Bühnen wurde ja aus der Budgethoheit des
Gemeinderates herausgelöst, und durch diese Praxis wird eigentlich offenkundig,
dass die Stadtregierung die politische Verantwortung gar nicht mehr tragen
will. Es sind aber sehr hohe Geldbeträge, die jetzt ohne Kontrolle verbraucht
werden. Wir haben schon das letzte Mal bei der Budgetdebatte darauf
hingewiesen, wie wichtig es wäre, dass man auch diesen Bereich kontrolliert.
Wir werden nochmals einen Antrag
einbringen, dass
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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