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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 25.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 96 von 120

 

Ideen, die man vielleicht einmal zusammenführen sollte. Man sollte sich wirklich darum bemühen, dass dieser Karlsplatz die Gestaltung bekommt, die er verdient! (Beifall bei der ÖVP.)  

 

Und nicht so eine Gestaltung, wie sie der Schwarzenbergplatz bekommen hat. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Auf diesen gehe ich jetzt ein. Die bisher angelaufenen Kosten des Schwarzenbergplatzes sind erheblich. Sie sind enorm. Ich habe hier eine Kostenzusammenstellung nur der Baudienststellen, also des Bauwerks selber. 16,4 Millionen EUR bisher. Im Voranschlag 2004 finden sich noch einmal 1,1 Millionen EUR, die sicherlich noch benötigt werden. Ich habe das Argument auf die Kritik, auf die ich gleich eingehen werde, gehört: "Wenn er einmal fertig ist, dann wird er schon schön sein. Dann wird er schon viel besser ausschauen als er jetzt ausschaut."

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin gestern noch einmal bewusst vorbeigegangen. Was man dort jetzt noch verbessern können soll, dazu fehlt mir ein bisschen die Fantasie, aber ich bin eben nicht in dieser Profession tätig. Ich hoffe, andere haben die Fantasie und es trifft das ein, was angekündigt ist. Jedenfalls ist es im Moment erschreckend. Ich will gar nicht meine Befindlichkeit hier ausbreiten und auch gar nicht meine geschmackliche Einschätzung abgeben. Dazu bin ich zu unmaßgeblich. Wir haben genug Zeitungsberichterstattungen gehabt, die die Kritik sehr deutlich und sehr pointiert geäußert haben. Ich will sie auch nicht wiederholen, weil Sie sie wahrscheinlich gelesen haben werden.

 

Mich hat vielmehr die Frage bewegt, was denn da passiert ist. Dabei bin ich auf eine sehr sachliche Kritik in der "Presse" gestoßen. Daraus zitiere ich kurz, aber wörtlich: "Die für Architektur und Stadtgestaltung zuständige Magistratsabteilung 19 nannte nun einen Grund für das Gestaltungsdesaster: Für den im Boden verankerten Unterteil machten die Wiener Linien die Planung und Ausschreibung. Was von dort weiter in die Höhe wächst," – es dürfte sich um die Peitschenlampen handeln – "kommt von der MA 33 – Straßenbeleuchtung. Die Formensprachen stimmen nicht überein." – Das ist eine sachliche Begründung. Da kann man nicht sagen, ich habe gesagt, das ist hässlich oder schön. "Die Formensprachen stimmen nicht überein." – Dem gebe ich recht. "Selbst das Normmodell der Wiener Straßenbahn, das in drei, vier Reduktionen nach oben sich verschlankt, entspricht den ästhetischen Regeln und Designgebräuchen besser als die für das heikle Gründerzeitensemble gewählte Amtsmixtur." – Ich lasse es damit bewenden und lese Ihnen den Artikel nicht weiter vor. So ist es. Es ist so und nicht anders.

 

Ich habe mich damit ein bisschen beschäftigt, weil ich mir gedacht habe, wir haben uns doch alle gewünscht, dass der Platz neu gestaltet wird. Ich sage bewusst "wir alle". Ich werde gleich auf die Genesis zu sprechen kommen, denn das Ganze hat sehr vielversprechend begonnen. Wie hat es begonnen? Es hat mit einem Beschluss- und Resolutionsantrag im Jänner 1997 begonnen, der begründet hat, dass der Schwarzenbergplatz nur aus Beton, Asphalt, Eisenketten und Bollern mit einem Denkmal dazwischen besteht – da war die Beleuchtung offensichtlich noch überhaupt kein erhebliches Problem – und so weiter und so fort und hat gefordert, dass ein Wettbewerb zum Thema "Neugestaltung des Schwarzenbergplatzes" vorzubereiten und nach 1997 auszuschreiben ist. Interessanterweise hat der Antrag die Mehrheit gefunden. Kein Wunder, denn er wurde von drei Parteien unterstützt. Antragsteller waren Mag Christoph Chorherr, Dr Johannes Hahn und Dipl Ing Rudolf Schicker, damals noch Gemeinderat. Ich nehme an, dass Herr Kollege Schicker es mit diesem Anliegen auch ernst gemeint hat, nämlich dass dieser Platz eine würdige und bestmögliche Neugestaltung bekommt und das in einer Ausschreibung zu finden ist.

 

Es ist dann durchaus gut und hoffnungsvoll weitergegangen. Ich darf bei der Gelegenheit erwähnen, dass das unter der Federführung von StR DDr Görg von der ÖVP geschehen ist. Er hat damals noch die Verantwortung dafür getragen. Es wurde also ein geladener Wettbewerb ausgeschrieben. Es gab einen Wettbewerbssieger, der am 9. Oktober 1998 vorgestellt wurde. Ich habe hier eine Begründung, eine Unterlage aus dem Wettbewerbsverfahren. Darin hat die Jury für das Siegermodell von Architekt Arribas plädiert und hat einige sehr fachliche Begründungen geliefert, wie zum Beispiel, dass das ein stark visuell auf optische Effekte aufbauendes Projekt mit einem raffinierten Beleuchtungskonzept ist. Das wirkt heute fast wie ein Hohn. Das wirkt fast wie eine zynische Verhöhnung. Ich habe mir dann aus dem Protokoll nur einzelne Sager herausgestrichen, weil das sonst zu langatmig wäre. Darin steht: "positiv: Energie des Lichtes" und "praktiziert Gestaltung durch Reduktion“. Das war sehr vielversprechend. Es hat dann die Wettbewerbsjury unter Vorsitz von Architekt Boris Podrecca – auf die Zusammensetzung komme ich dann noch – eine Bedingung gestellt. Diese muss ich wörtlich vorlesen: "An die Weiterentwicklung des Wettbewerbsmodells knüpfte die Jury jedoch die Berücksichtigung folgender Punkte: Alle gestalterischen Maßnahmen des Projekts sind mit den bei der Umsetzung betroffenen Dienststellen des Magistrats zu akkordieren, die Jury sollte auch in Abstimmungsgespräche einbezogen werden." Das heißt, es war die ausdrückliche Auflage, wenn es dann im Zuge des weiteren Planungsprozesses, wofür wir übrigens noch einmal 305 000 EUR ausgegeben haben, zu den Gesprächen zwischen Architekt und Magistratsdienststellen kommt, dass die Jury bei den Abstimmungsgesprächen dabei ist. Danach sollte der Jury in einer abschließenden Sitzung der mit den Abteilungen akkordierte Vorschlag sowie ein Finanzierungsschlüssel vorgelegt werden.

 

Ich habe nachgefragt. Es hat offensichtlich – außer ich habe ganz falsche Informationen – solche gemeinsamen Abstimmungsgespräche mit der Jury nicht gegeben. Wir wissen aus der öffentlichen Kritik, aus der Zeitung, dass sich der Architekt Arribas darüber beklagt hat, dass jedes Mal, wenn er mit den Magistratsdienststellen zusammengesessen ist oder, sagen wir besser, gefightet

 

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