Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 93
denn die Maßnahme Kindergarten für die fünfjährigen
MigrantInnenkinder wäre kostengünstiger als alle Nachhilfemaßnahmen und alle
Nachholmaßnahmen, die man derzeit im Bereich Schule sehr wohl anbietet. Ich
verstehe nicht, warum das nach wie vor nicht gemacht wird, denn hier herinnen
sitzen genug Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die informiert sind, die bei
diesen Veranstaltungen dabei waren und die seit Existenz des Integrationsfonds
wissen, wie wichtig es wäre, wenn gerade die MigrantInnenkinder einen
Kindergarten besuchen würden.
Ein Letztes möchte ich zu diesem Bereich Bildung noch
sagen: Es geht hier um Schülerinnen und Schüler, die die Schule verlassen, aber
keinen Schulabschluss haben. Egal welcher Herkunft diese Kinder und Jugendlichen
sind oder welcher Sprache oder Sprachgruppe sie angehören, man müsste alles
dazu tun, damit sie den Hauptschulabschluss nachholen können. Es gibt in diesen
Kursen auch viele Migrantinnen und Migranten, aber ich kann Ihnen versichern:
Es gibt viele Migrantinnen und Migranten, die 15, 16, 17, 18 Jahre alt
sind, die keinen Hauptschulabschluss haben und die bislang auch keinen Platz in
diesen Kursen gefunden haben. Wenn wir derzeit eine bestimmte Anzahl von Kursen
anbieten - ich will jetzt nicht sagen, ob es fünf oder acht sind, ich habe
keine Ahnung -, man aber feststellt, dass der Bedarf ein weit größerer ist,
dann müsste man auch hier sagen: Das ist etwas, was der Integrationsfonds sehr
wohl fördert.
Zusammenfassend noch einmal: Der Integrationsfonds
kann nur dann arbeiten, wenn er geeignete Mittel und Instrumente in der Hand
hat. Diese Mittel und Instrumente zu schaffen, ist die Aufgabe der Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte, und zwar vor allem auf der Gesetzesebene oder auf der Ebene
von Verordnungen. Das müssen wir schaffen, damit der Integrationsfonds gut
arbeiten kann.
Ganz abseits von diesen Arbeitsgrundlagen und von der
Arbeit des Integrationsfonds möchte ich abschließend noch daran erinnern, dass
auch die Bestellung der Leitung des Integrationsfonds demnächst wieder ansteht.
Ich erinnere - ganz ohne Polemik und ohne dass ich da jetzt im Besonderen
darauf herumreiten möchte - daran, wie besonders unzufrieden wir mit der
letzten Bestellung waren, weil wir begründeterweise gesagt haben, das ist eine
Parteibuchbestellung gewesen, weil aus dem Objektivierungsverfahren keineswegs
hervorgegangen ist, dass Herr Seitner diese Leitung übernehmen sollte. Ich
melde für die GRÜNEN an: Wir sind maximal interessiert daran, dass die nächste
Bestellung in objektivierter Art und Weise stattfindet, und bitten darum, dass
diesmal auch parteiübergreifend dazu eine gemeinsame Meinung hergestellt wird.
Denn was es nicht sein sollte, ist, dass der Integrationsfonds an sich zum
Spielball für derartige Auseinandersetzungen wird, und das sollte man durch ein
objektiviertes Verfahren bei größtmöglicher Transparenz auch sicherstellen. -
Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Strache zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich habe mir einmal durchgerechnet, wie viele Subventionsgelder
der Integrationsfonds in den letzten Jahren seit seiner Gründung im Jahre 1992
bereits erhalten hat, und ich bin bei meinen Berechnungen auf zumindest
750 Millionen S an Steuergeldern gekommen. Das ist eine horrende
Unterstützung, die in den Integrationsfonds geflossen ist, und wir denken, dass
wir, wenn mit diesem Geld zielgerichtet und zweckdienlicher umgegangen worden
wäre, heute wesentlich weniger Probleme im Bereich der Integration in Wien
vorfinden würden.
Frau Kollegin Jerusalem hat etwas Richtiges angesprochen:
Ich glaube, dass es im Wesentlichen auch daran liegt, dass wir mit dem
Integrationsfonds einen Verein haben, der sehr stark parteipolitisch
ausgerichtet ist, der letztlich auch durch eine rote Parteibrille begutachtet
wird und funktioniert und wo auch die Personalbestellungen so abgelaufen sind,
dass sich die SPÖ Margareten dort immer sehr stark personalpolitisch festgesetzt
hat. Ich denke, dass Herr Max Koch in seinem Denken oder auch in seinem
politischen Sinn den Freiheitlichen sicher nicht nahe steht, Frau Stadträtin,
aber dass das mit Sicherheit ein Mensch war, dem man den Idealismus nicht
absprechen konnte und der auch wirklich mit vollstem Engagement für den Integrationsfonds
eingetreten ist. Wenn sogar dieser festhält, dass er offenbar deshalb abgelöst
wurde, weil er eben nicht so leicht durch eine Partei in dieser Stadt lenkbar
und ausrichtbar war, dann sollte uns das zumindest zum Denken anregen und zumindest
ein bisschen dazu führen, dass man sich von Seiten der verantwortlichen
Stadtregierungspartei auch in Selbstkritik übt.
Wenn von Integration gesprochen wird, dann spricht man immer
davon, dass diese selbstverständlich keine Einbahnstraße sein darf. Es wird
auch vom Integrationsfonds oftmals gefordert, dass die Zuwanderung weiter
fortgesetzt werden soll, dass man Aufnahme zusätzlich zulassen soll, dass für
Zuwanderer selbstverständlich Arbeit, Wohnungen, soziale Sicherheit,
Gesundheitsleistungen ermöglicht werden sollen. Das ist alles gut und richtig
und korrekt. Aber gleichzeitig wird es als völlig unkorrekt dargestellt, wenn
man auf der anderen Seite einmal etwas verpflichtend von den Zuwanderern einfordert,
nämlich den Besuch eines Sprachkurses, um auch wirklich zu gewährleisten, dass
sie die deutsche Sprache erlernen. Dann ist das "pfui"! Alle Rechte
werden von gewissen Vereinen in dieser Stadt oder auch von gewissen politischen
Parteien gefordert, aber wenn es darum geht, umgekehrt auch etwas zu verlangen,
dann ist das etwas, was zur Verteufelung führt. Genau wie im Fall des
Integrationsvertrags, wo der Integrationsfonds ja auch darzulegen versucht hat,
wie schrecklich dieser Integrationsvertrag ist, weil man darin nicht mehr und
nicht weniger verlangt und einfordert, als dass endlich auch in verpflichtenden
Deutschkursen die Sprache, nämlich die
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