Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 122
Jugendlichen eine massive Mehrheit
für Rot gibt, an zweiter Stelle kommt Grün, und weit abgeschlagen folgen dann
die ÖVP und die FPÖ.
Meine
Damen und Herren! Man muss sich schon fragen: Wie seriös ist eine solche
Vorgangsweise? Wie seriös ist eine solche Präsentation, wenn sich zwei oder
drei Tage später bei einer Wahl herausstellt, dass die Wirklichkeit ganz anders
aussieht, dass die Jugendlichen in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen zu
33 Prozent die ÖVP gewählt haben? (Rufe bei der SPÖ: Die waren ja gar
nicht ...!) Zu 29 Prozent. (Rufe bei der SPÖ: ...! Das ist ja
unfassbar! - VBgmin Grete Laska: Der 15- bis 29-Jährigen? Wo habt ihr denn
diese Wahl durchgeführt?) Nun ja, es gibt eben auch Meinungsumfragen zu
diesem Thema (Ruf bei den GRÜNEN: Aber nicht unter den 16-Jährigen!),
und diese sind hier inkludiert. Sie brauchen nur nachzulesen.
Aber es
ist ja bezeichnend, worüber Sie sich aufregen. Sie haben das Problem nicht
erkannt, Frau Kollegin! Das Problem lautet: Wie seriös ist eine Präsentation,
die auch wahlberechtigte Jugendliche beinhaltet hat? Wie seriös wird politische
Bildung in Wien präsentiert? - Sie wird offenbar manipulativ präsentiert -
zumindest präsentiert. Ich war ja nicht dabei und habe daher nicht gesehen, wie
die Abläufe an den einzelnen Standorten waren, aber wir werden es
herausbekommen! (Ruf bei der SPÖ: Das heißt aber, jetzt wären Sie auch für
eine Wahlaltersenkung?!) Nein, nein. - Ich werde Ihnen genau sagen: Das
entspricht ganz sicher nicht der Wirklichkeit! Sie können sich aufregen, soviel
Sie wollen. Tatsache ist, dass am Sonntag bei der Wahl anders gewählt wurde,
als uns noch drei Tage vorher das angebliche Wahlverhalten von Jugendlichen -
auch von solchen, die wahlberechtigt sind, wie Sie genau wissen - prophezeit
wurde. (GRin Barbara Novak: Aber nicht von der Zielgruppe, von der Sie reden,
denn die haben Sie nicht wählen lassen!) Unseriös, schlichtweg unseriös war
das! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Mein letzter Punkt betrifft etwas, das in letzter Zeit auch
sehr deutlich geworden ist, nämlich die Art und Weise, wie die SPÖ im Bereich
des Sports sorglos, bisweilen sogar brutal mit denen umgeht, die in dieser
Stadt in diesem Bereich die meiste Arbeit leisten, nämlich mit den
Dachverbänden. Da gibt es einen Bereich, wo das schon bald, ich würde fast
sagen, einem Vernichtungsfeldzug gegen die Dachverbände gleicht. Da wird
anlässlich eines Landessportrats die Situation in einzelnen Sportverbänden
glatt dazu genutzt, mit einer Art Schimmelbrief an die Frau Vizebürgermeisterin
mitzuteilen: Wir wollen nicht mehr in diesem Verband tätig sein, und wir
beantragen daher einen Prozentsatz, der uns zusteht. - Meine Damen und Herren,
auf diese Idee muss man einmal kommen! Das sind interessanterweise nämlich fast
gleich lautende Briefe.
Wer die
Idee des Dachverbandes nicht verstanden hat, kann sich darüber freuen. Wer dem
Dachverband eine echte Aufgabe zuteilt, wird sich darum bemühen, dass diese
Konflikte bereinigt werden, aber nicht genüsslich darüber lachen und sagen:
Kümmert euch lieber um eure Leute, denn diese wollen ja da selbst ein bisschen
etwas anderes! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch die Verrechnung
von Höchsttarifen für Sporthallen für die Dachverbände, der Entzug von
Benutzungsbewilligungen, zum Beispiel weil - ich habe die Unterlagen hier - ein
Teilnehmer an einer Sportveranstaltung ohne Absprache mit dem Verband die Stadt
Wien nachher klagt. Obwohl sogar ein Beschlussprotokoll des Sportvereins
vorliegt, der sich davon distanziert, so etwas aber in einem Rechtsstaat nicht
verhindern kann, wird trotzdem angedroht: Wenn das nicht aus der Welt geschafft
wird, muss der gesamte Sportverein aus allen Sporthallen hinaus, es werden alle
Verträge gekündigt! - Das ist eine zukunftsorientierte Sportpolitik der SPÖ? -
Ich stelle das in den Mittelpunkt von Überlegungen.
Meine Damen und Herren! Es stellt sich auch die
Frage: Wann zahlt die Gemeinde Wien den Sportvereinen den so genannten
Sportgroschen aus, wenn im letzten Ausschuss Anträge behandelt wurden, die aus
dem Oktober 2001 - Sie hören richtig: Oktober 2001 - stammen? Das heißt: Hier
wird Geld vorenthalten beziehungsweise nicht zur Auszahlung gebracht beziehungsweise
dann offenbar nach Gutdünken irgendwem ausbezahlt und irgendwem nicht. Das geht
bis zur Frage der Pacht: Wie verrechnet man den Gemeinnützigen, und wie geht
man mit den Privaten, die damit Geld verdienen, um?
Meine Damen und Herren! Wir werden dem vorliegenden
Budgetentwurf sicher nicht zustimmen. Wir stehen im Bildungsbereich für
Leistung und Qualität, und dazu gehört auch die Art und Weise, wie sich der
Schulstandort darbietet. Wir werden daher auch dem Voranschlag für den
Sportbereich nicht zustimmen, weil wir uns auch hier zu Leistung bekennen, weil
wir ganz einfach glauben, dass es unwürdig ist, wenn diejenigen, die die meiste
Arbeit in dieser Stadt verrichten, nicht als Partner und als Leistungsträger
dieser Stadt gesehen werden, sondern nach feudalherrschaftlichen Überlegungen
als Bittsteller jedes Mal neu an der Tür anklopfen müssen. Das ist keine
Politik, die wir unterstützen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Ing RUDOLPH. Ich erteile es ihm.
GR Ing Herbert RUDOLPH (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
"Weil der Mensch zahlt!" - das ist wohl
auch für dieses Wiener Belastungsbudget die richtige Überschrift. Wir haben das
ja in den vergangenen Wochen gut lernen dürfen: "Weil der Mensch
zahlt!" - Das ist das passende Motto überall dort, wo Sozialdemokraten
regieren. (GRin Barbara Novak: In all den letzten drei Jahren haben wir
dazulernen können von der Bundesregierung!) Wir haben das ja vor Antritt
der ehemaligen blau-schwarzen Bundesregierung viele Jahre hindurch erlebt, und
die Folgen haben wir auch teuer zu bezahlen.
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