Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 122
erzeugt!) Die ist in Deutschland nicht
erfreulich, die ist in Österreich nicht erfreulich, das ist ganz klar, aber
diese viel kritisierte Regierung unter Gerhard Schröder hat, soweit ich mich
erinnern kann, vom damaligen Kanzler Kohl einen Stand übernommen, der noch
höher als der derzeitige Stand war. (GR Dr Matthias Tschirf: Schröder hat
gesagt, er wird die Zahl der Arbeitslosen halbieren! Das wissen Sie ja!)
Aber bleiben wir beim Standort Wien und reden wir
weiterhin über Budgetpolitik und Wirtschaftsförderung in Österreich und in
Wien. (GR Dr Matthias Tschirf: Ja, das verstehe ich! Darüber würde ich auch
gern reden!) Es wurde vom Herrn Vizebürgermeister und von Herrn Klubobmann
Oxonitsch schon erwähnt, wie die Wirtschaftsförderung auf Bundesebene
ausgesehen hat - da hat es Kürzungen gegeben - und wie das, im Vergleich dazu,
in Wien ausschaut, wo es zu einer Erhöhung kommt. Wenn Sie, Herr Dr Schock,
sagen, es gibt eine Kürzung der Wirtschaftsförderung in Wien, dann ist das ganz
einfach wahr! Das stimmt nicht, und das können Sie auch in dem grünen Buch
deutlich nachlesen. (GRin Ursula Lettner: Das interessiert sie nicht!)
Bei der Diskussion zur Wirtschaftspolitik - das sage
ich jetzt auch zum wiederholten Male - fehlt mir von den so genannten
Wirtschaftsvertretern der Oppositionsparteien ganz einfach eine klare Aussage
zur Politik auf Bundesebene zum Beispiel für die Klein- und Mittelbetriebe. Wo
ist denn diese Aussage von Ihnen? - Die gibt es nämlich nicht! Sie reden immer
nur davon, wenn es bei Interessenvertretungswahlen darum geht, die Leute auf
Ihre Seite zu bekommen, und dann sagen Sie: wir sind für sie da. Aber wenn es
um reale Politik und um Maßnahmen geht, um diese Gruppe zu unterstützen, dann
hört man nichts mehr.
Wir in Wien machen das anders und wir machen es
erfolgreich anders. Deswegen haben wir auch diese Zahlen aufzuweisen, die es
auf Bundesebene nicht gibt. Wir investieren in die Klein- und Mittelbetriebe,
wir investieren damit auch in Arbeitsplätze und wir investieren damit in
Jugendausbildung. Denn es kann nicht sein, dass man sich damit zufrieden gibt,
dass in Österreich zum Beispiel 40 000 Jugendliche ohne Arbeitsplatz und
ohne Ausbildungsplatz sind, und dass man irgendwann kurz vor der Wahl sagt: na
gut, wir machen ein Maßnahmenpaket, dann wird sich schon etwas tun, und jetzt
schalten wir seitenweise Inserate darüber, wie erfolgreich wir diesbezüglich
sind. - Wir alle, die wir diese Daten zur Verfügung haben, wissen, dass das
eben nicht so ist. Es sind immer noch Tausende, Zigtausende Jugendliche ohne
Arbeits- und Ausbildungsplatz. Im Übrigen geht diese Zahl in Wien im Vergleich
zu anderen Bundesländern zurück, das muss man auch einmal sagen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Dass es im
Bereich der Bauwirtschaft Schwierigkeiten gibt, haben sogar Sie schon bemerkt.
Aber Sie haben offensichtlich nicht bemerkt, dass die Stadt Wien hier schon
seit längerer Zeit wirklich gegensteuert. Das erwarte ich mir auch auf
Bundesebene, das wurde in den vergangenen zweieinhalb Jahren total versäumt.
Herr Klubobmann Oxonitsch hat es schon gesagt: Damals hat es nur Diskussionen
darüber gegeben, ob es eine Konjunkturdelle gab oder ob das, wie der Herr
Bundeskanzler gesagt hat, eine Stagnation auf hohem Niveau war. Das alles sind
keine Maßnahmen. Da muss man gegensteuern, und das sagen Experten auf der
ganzen Welt. Sie sind sich darüber einig: Wenn es Schwierigkeiten gibt, wenn es
einen Konjunktureinbruch gibt, dann muss ein Signal der öffentlichen Hand
kommen, dann muss es zusätzliche Investitionen geben! In Wien haben wir das
gemacht. Auf Bundesebene ist das ausgeblieben, und das können auch kleine
Konjunkturpackerln nicht ändern.
Ganz kurz
noch eine Aufzählung zum Budgetvoranschlag: Die Investitionsquote ist um
12 Prozent gestiegen, wir haben da 1 372 Millionen EUR. Die
nachfragewirksamen Ausgaben steigen von 2 192 Millionen EUR auf
insgesamt 2 378 Millionen EUR, das ist eine Steigerung um
8,5 Prozent. Das sind Investitionen, die - wie ich schon erwähnt habe -
vor allem für das Bau- und Baunebengewerbe wichtig sind.
Wien ist -
und das ist ganz klar - der Wirtschaftsmotor Österreichs. Wien liegt in allen
Wertungen im innerösterreichischen Vergleich ganz klar vorne. Wien ist die
siebent reichste Region Europas. Die Ausgaben für Forschung und Entwirklich
liegen in Wien 140 Prozent über dem Österreich-Durchschnitt.
50 Prozent der Technologieausgaben ganz Österreichs werden in Wien
getätigt, 44 Prozent aller Beschäftigten im Forschungs- und
Entwicklungsbereich arbeiten in Wien. Wien ist das Biotech-Zentrum Österreichs,
drei Viertel der Unternehmen in diesem Bereich sind in Wien angesiedelt.
Schon
erwähnt habe ich, dass 57 Prozent der österreichischen
Betriebsansiedlungen in Wien stattfinden. Wien ist weiterhin Spitzenreiter bei
den Unternehmensgründungen, es sind über 6 500 Unternehmensneugründungen
in Wien im Jahr 2002. Was die Kaufkraft betrifft, liegen die Wiener
15 Prozent über dem Österreich-Durchschnitt. Wien ist - und auch das ist
eine Meldung, auf die wir stolz sein können - die zweitwichtigste Kongressstadt:
nicht Österreichs, nicht Europas, sondern der Welt! Das vermisse ich immer,
wenn Sie in Ihren Ausführungen über den Wirtschaftsstandort Wien reden.
Aber noch
einmal, ich habe Verständnis dafür, dass Sie unsere Vorschläge nur kritisieren
und die Maßnahmen Ihrer Regierung loben. Das ist schon klar. Aber dann dürfen
Sie, bitte, nicht empfindlich sein, wenn es auf der anderen Seite umgekehrt
ist.
Auf Grund
all dieser Überlegungen und aus all diesen Gründen - dass wir in Wien eben
erfolgreich wirtschaften - können wir dem Budgetvoranschlag 2003 mit Stolz und
Zuversicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin ist Frau
GRin Cordon am Wort. Ich erteile es ihr. Frau Kollegin, ich sehe, dass Sie noch
7 Minuten 52 Sekunden zur Verfügung haben. - Bitte.
GRin Waltraud Cecile Cordon (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
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