Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 122
Monaten hätte tun sollen. Wenn nun der künftige Bundeskanzler
Kontinuität versprochen oder auch nur angedacht hat, heißt das wohl weiterer
Sparkurs, höchster Schuldenstand und Sparen bei den Frauen, bei der Bildung und
bei der Ausbildung. (GR Dr Matthias Tschirf: Wir stehen für das höchste
Bildungsbudget!)
Ein letzter, aber ganz wichtiger Bereich, den ich
hier noch streifen möchte, ist die Gesundheit der Menschen. Auch hier steht für
uns nicht blindwütiges Sparen im Vordergrund, sondern die Gesundheit der
Menschen, gepaart mit einem bestmöglichen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Ich
erinnere daran, die SPÖ hat in 30 Jahren Regierungsarbeit in der
Gesundheitspolitik die Zahl der ÄrztInnen verdoppelt, das Krankenpflegepersonal
verdreifacht und die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich ist um
acht Jahre gestiegen. Die Zahl der Totgeburten wurde um 72 Prozent und die
Kindersterblichkeit um 88 Prozent gesenkt. Das ist ein Leistungsbeweis
dafür, was die Sozialdemokraten für die Menschen gemacht haben. Wir haben
Menschenleben gerettet und verlängert und haben in diesen 30 Jahren nicht
nur Schulden hinterlassen.
Die Regierung Schüssel hat die Gesundheitskosten
mehrfach verteuert. Sie kennen das alle, Ambulanzgebühren und so weiter. (GR
Dr Matthias Tschirf: Der Wähler hat gesprochen!) Die durchschnittlichen
Kosten für Gesundheit lagen in Wien im Jahr 2000 um 6 Prozent unter dem
österreichischen Durchschnitt. Statt den Zugang zu den medizinischen
Einrichtungen zu erschweren, verbessert Wien den Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen.
Es wurde zum Beispiel die anonyme Geburt in allen öffentlichen Spitälern ermöglicht
und eine neue Rettungszentrale in Betrieb genommen. Ein neues Pflegeheimgesetz
ist in Arbeit. Die Stadt Wien hat auch eine neue Ambulanz für Kinder- und
Jugendpsychiatrie eröffnet. Für unsere betagten und pflegebedürftigen
Wienerinnen und Wiener steht über die MA 47 im kommenden Jahr mehr Geld
zur Verfügung. Wichtig für uns Sozialdemokraten ist die Sicherstellung des
äußerst vielfältigen, privaten und öffentlichen Leistungsangebots, seine
Vermittlung und die Unterstützung der Menschen, wenn die eigenen finanziellen
Möglichkeiten nicht ausreichen. Das heißt, nicht der Geldbeutel entscheidet,
welche Hilfe jemand bekommt, sondern die Bedürfnislage. Auch für unsere
ältesten Mitbürger gilt der Grundsatz: "Weil der Mensch zählt".
Aktiv bleiben bis ins hohe Alter ist das, was sich
ältere Menschen wünschen. Sichere Arbeit soll aber auch sichere Pensionen
bedeuten. Wir werden alles daransetzen, dass das in Wien möglich ist. Wien soll
eine Stadt bleiben, in der die Menschen nach dem aktiven Erwerbsleben in
Sicherheit und Geborgenheit ihren Lebensabend verbringen sowie gesund bis ins
hohe Alter leben können. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, die Unterschiede zwischen der
Budgetpolitik der derzeitigen Bundesregierung und der Wiener Landesregierung
werden in den Bereichen, die ich beschrieben habe, besonders deutlich. Geld ist
wichtig, aber nicht alles. Sicherheit, Wohlstand und Lebensqualität waren auch
bei dieser Wahl den WienerInnen Motivation, ihre Stimme den Sozialdemokraten zu
geben. Das soziale Wien bildet jenes Gegengewicht zum Sozialabbau der
Bundesregierung, mit guter Sozialpolitik und solidarischer Unterstützung vom
Baby bis zur Großmutter. Ich hoffe, dass eine neue Bundesregierung auch zu der
Erkenntnis kommt, dass etwas für die Menschen getan werden muss, denn was uns
in erster Linie wichtig ist und was für uns zählt, ist und bleibt der Mensch! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Letzter hat sich Herr amtsf StR Dr Rieder zum Wort gemeldet. - 15 Minuten.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder:
Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Einige Bemerkungen im Verlauf dieser Generaldebatte
haben mich veranlasst, ohne dass ich zunächst die Absicht dazu gehabt habe,
Stellung zu nehmen.
Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass
Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik nach der Arbeitsteilung in der
Bundesverfassung Sache des Bundes ist, und zwar eine Aufgabe, die die
Bundesregierung für das gesamte Bundesgebiet und nicht nur nach einer parteipolitischen
Farbskala für bestimmte Bundesländer abzuwickeln hat. Daher ist einmal
klarzustellen, dass der Arbeitsmarkt und die Wirtschaftssituation in Wien nicht
exterritorial sind, sondern auch zu Österreich gehören und alles, was in diesem
Bereich geschehen oder nicht geschehen ist, natürlich auch eine Frage der
Verantwortung der Bundesregierung ist. (GR Dr Wilfried Serles: Was werden
Sie tun, wenn Sie selbst in der Regierung sitzen?) Ich komme dann schon zum
eigenen Verantwortungsbereich, aber so zu tun, als gäbe es ein exterritoriales
Gebiet, womit die Bundesregierung nichts zu tun hat, das ist nicht wirklich
erklärlich, wem man das einreden will, sicherlich niemandem in diesem Raum.
Daher sollten Kommentare in diese Richtung endlich einmal aufhören. (GR Dr
Wilfried Serles: Was werden Sie tun, wenn Sie der Häupl in die Regierung
zwingt?)
Das Zweite ist, ich bin auch einigermaßen über alle
möglichen Rankings überrascht. Ich bin gerne bereit, einen Austausch der
Rankinglisten vorzunehmen. Es wird uns nur nicht weiterhelfen, denn die
eigentliche Bedeutung des Rankings für denjenigen, der sie in Auftrag gegeben
hat, ist, daraus Schlüsse zu ziehen, was man für sich davon ableitet. Es gibt
halt wie bei Meinungsumfragen und bei Wahlprognosen natürlich auch eine gewisse
Präferenz des einen oder anderen Instituts, wen man damit gut bedienen will.
Ich will das gar nicht leugnen, Wettbewerb zwischen den
Standorten ist ernst zu nehmen und eine permanente Sache. Aber weil so getan
worden ist, als wenn wir in ein Dilemma hineinrutschen, möchte ich doch einige
Beispiele nennen, dass es eigentlich ganz anders läuft.
"Wirtschaftsblatt" vom September: "Boehringer plant Ausbau in
Wien", "Novartis verlagert einen großen Teil seiner Tätigkeit, mit
Ausnahme der Werkbank, aus Tirol nach Wien". Jetzt lasse ich ein paar
Sachen aus. "Kellys", nur um ein anderes Beispiel zu nennen, um nicht
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