Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 74
schafft, die es nicht notwendig machen, dass Menschen, die eine
Strahlenbehandlung brauchen, unversorgt an dieser unhaltbaren Situation leiden
müssen. Investitionen, Reinvestitionen und Sanierungen sind notwendig. Sie
stellen uns in der Akte keine Prioritäten, was Sie vorhaben. Es ist eine Akte
schmecks, schauen wir, was dem KAV selber einfällt.
Es gäbe noch einen weiteren Schwerpunkt, bei dem man
dringend investieren und sanieren müsste. Wir haben im Rahmen der
Rechnungsabschlussdebatte ausführlich über die räumliche Situation in den Pflegeheimen
gesprochen. Auch dort müssten dringend bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der
Lebensbedingungen gesetzt werden.
Der dritte Punkt, der dringend auf Ihrer Sanierungsliste
stehen müsste, wäre das Allgemeine Krankenhaus, das nach gut zehn Jahren seines
Bestehens in eine erste Phase kommt, wo vieles leider gleichzeitig zur
Ergänzung, zum Austausch und zur Sanierung ansteht.
Für all diese Dinge müsste dringend investiert werden.
Allein Ihre Akte, die Sie uns vorlegen und wo diese 40 Millionen EUR als
Vorgriff auf die Investitionssummen gefordert werden, macht keinerlei Aussagen,
welche dieser Prioritäten Sie setzen wollen oder ob Sie andere setzen wollen.
Es ist die Rede von Zusatzinvestitionen im Rahmen der wirtschaftsbelebenden
Maßnahmen, aber Sie sagen im nächsten Satz, es ist auch denkbar, dass Teile des
Gesamtbetrags in den Instandhaltungsaufwand fließen. Was Sie nun tatsächlich wollen,
sagen Sie nicht.
Sie können nicht einfach meinen, dass man zur Jahresmitte
das ganz geschwind, zwischen jetzt und August oder jetzt und September,
entscheidet. Wenn eine ordentliche Gebarung gemacht wird, haben Ausschreibungsverfahren
Platz zu greifen und diese müssen wohl argumentiert und ordentlich administriert
werden.
Frau Stadträtin, wir würden sehr gerne zustimmen,
wenn Sie uns einen Plan vorlegen würden, der plausibel ist, der schlüssig ist (GRin
Ursula Lettner: Den Akt gibt es nicht, wo Sie zustimmen!) - dann hätten Sie
ihn, Frau Lettner, den Akten beilegen müssen - und der beweist, dass Sie mit
dem Geld, das Sie im Vorgriff nehmen, nicht so umgehen, wie mein kleiner Sohn
Felix (GRin Ursula Lettner: Das müssen
Sie dem Felix erklären, nicht uns!), nach dem Motto: "Jetzt geben wir
aus, wissen nicht genau wofür und im Jahr 2004 oder 2005 fehlt uns das Geld
dann und wir haben vielleicht gerade noch genug Geld, um die kaputten Fenster
zu sanieren, aber nichts, um eine ordnungsgemäße Gesundheitsversorgung für die
Bevölkerung zu gewährleisten."
Vielleicht sind Sie dann in der Situation, Frau
Stadträtin, wo Sie entweder die Politik des Unternehmens Krankenanstaltenverbund,
nämlich selbständig, eigenverantwortlich und mit einem gedeckelten Budget
auszukommen, nicht umsetzen können oder Sie müssen den Menschen zumuten, dass
man am Anfang der Periode unkoordiniert Geld ausgegeben hat und am Ende der Periode
dringendst Nötigstes fehlt. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Hahn. Ich erteile es ihm.
GR Dr Johannes Hahn (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Zunächst wollte ich dir nur sagen, Sigi, es gibt auch
so etwas wie den Eros des Geldes, also wenn wir jetzt über 40 Millionen
EUR reden, dann ist das eine erkleckliche Summe und wenn auch die
Geschäftsgruppe Gesundheits- und Spitalswesen auch nur unwesentlich kürzer als
die Kultur diskutiert, so haben wir dennoch das 15-fache des Budgets und werden
uns auch dieser Sache mit entsprechender Intensität annehmen.
Von Seiten der Volkspartei gibt es zu dieser Beschlussfassung
ein uneingeschränktes Ja. Das habe ich schon im Ausschuss deponiert. Ich habe
dort auch durchaus meine Kritik angemeldet, dass im Akt noch keinerlei Aussagen
über mögliche Projekte zu finden sind. Ich habe mich in der Zwischenzeit schlau
gemacht. Es gibt eine Reihe von Überlegungen, von Vorhaben, was mit diesem Geld
passieren soll. Festzuhalten ist nur, es ist nicht so, dass diese
70 Milliarden EUR, die nun als konjunkturbelebende Maßnahmen zur Verfügung
gestellt werden, jedenfalls was die 40 Millionen EUR des KAV anbelangt,
sozusagen frisches, zusätzliches Geld darstellen, sondern das ist im Rahmen
eines Gesamtpakets für den KAV ein Geld, das in einem Gesamtrahmen von fünf
Jahren, also bis 2005, dem Grunde nach schon budgetiert und vorgesehen ist. Man
greift eben auf einen Teil dieses bereits budgetierten Geldes vor, sodass das
nicht fresh money ist, sondern das ist eines, das bereits existiert. Hier wäre
eigentlich nur anzumerken, dass man diesen Vorgriff schon früher hätte tätigen
können, weil dass die Konjunktur nicht gerade oben ist, weiß man eigentlich
schon länger. Insofern ist aus meiner Warte kostbare Zeit verstrichen, aber
lieber später als gar nicht. Das wäre dazu zu sagen.
Das Zweite ist, meine Sorge ist eher nicht, dass mit
dem Geld nicht Vernünftiges angestellt wird. Man kann sicherlich über die eine
oder andere Maßnahme diskutieren, aber meine Sorge begründet sich eher darin,
ob die 40 Millionen EUR tatsächlich in dem Ausmaß früher zur Anwendung
gelangen, als dies ursprünglich vorgesehen gewesen wäre, weil das Ganze ist
Teil eines Konzepts eines Investitionsbudgets. Man hat Pläne, man hat Vorhaben
und nun geht es darum, nicht nur umzuschichten, sondern es geht darum, mit
einer doch erklecklichen Summe schneller etwas zu unternehmen. Da frage ich
mich, ob die Ressourcen da sind, wenn ich mir insbesondere das aktuelle
Planungs- und Durchführungschaos beim Otto-Wagner-Spital anschaue, wo ich den
Eindruck habe, dass schon ein bisschen etwas aus dem Ruder gelaufen ist, was
jedenfalls den Umbau im Rahmen des Otto-Wagner-Spitals anbelangt.
Kurz und gut, ich meine, unsere Sorge ist eher darin
begründet, ob diese 40 Millionen EUR - das ist, wie gesagt, kein kleiner
Betrag - ausreichend schnell in die Wirtschaft gepumpt werden, sodass man in
der Tat von einer konjunkturbelebenden Maßnahme sprechen kann
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