Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 99
gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine Damen und
Herren!
Ich freue mich sehr, dass wir heute dem Projekt
Kindertheaterhaus einen ganz wichtigen Schritt näher gekommen sind und in
Wahrheit jetzt am Ziel sind. Und die, die das heute so dargestellt haben, das
kann ich mir bei Kollegin Ringler nur damit erklären, dass sie halt dem Haus
erst seit einem Jahr angehört und daher die Debatten in der letzten
Legislaturperiode diesbezüglich nicht mitgeführt hat.
Da muss man schon sagen, dass die Situation bis zum
Amtsantritt des neuen Kulturstadtrats eine gänzlich andere war. Da war es
nämlich ursprünglich so, dass das Ziel war, ein Kinderkreativzentrum im
Museumsquartier zu errichten, wo - und ich zitiere jetzt wörtlich - "dort
das Ziel war, die Perlen der Stadt zu finden, und die genialsten Kinder sollten
dann mit Peter Stein Theater spielen."
An der Frage, wie man denn zu diesen Perlen der Stadt
kommt und woran man die Genialität von Kindern denn erkennt und wie man diese
Vorauswahl vornehmen kann, daran sind irgendwie sozusagen alle, die sich damit
beschäftigt haben, gescheitert. Damit ist sozusagen auch diese Kaderschmiede,
die der Herr Stadtrat hier in seinem Kinderkreativzentrum geplant hat, nicht
durchgeführt worden. Man hat dann weitergearbeitet an einem Konzept, das es
auch schon seit einigen Jahren gibt, nämlich daran anzusetzen, dass es schon
eine sehr, sehr gut funktionierende Einrichtung im Museumsquartier gibt,
nämlich das Kindermuseum, das dort seit 1994 tätig ist, und aus dem heraus ist
dann die Idee entstanden, ein Kindertheater auch dort zu errichten, nämlich an
einem Ort, an einem sehr wichtigen Ort der Kultur und Kunst in Wien.
Und da ist es genau darum gegangen, dass man sagt,
man schafft ein Kindertheaterhaus, das eine langjährige Forderung der freien
Kindertheaterszene ist, dort, wo Hochkultur auch passiert, wo viel Geld auch
für Erwachsene ausgegeben wird, wo Kultur für Erwachsene passiert, und man sagt
nicht, die Kinder sollen wieder irgendwo anders sein, sondern die Kinder sollen
auch dort ihren Platz haben.
Und jetzt ist gelungen, dass es gesichert ist, dass
die Finanzierung für dieses Kindertheater auch da sein wird. Und das ist
sozusagen ein wesentlicher Unterschied zu dem, was bisher war.
Und, liebe Kollegin Ringler, Sie können gerne die
Augen verdrehen, nur, die Tatsache war, dass die Information, die im
Gemeinderatsausschuss gegeben wurde, auch eine andere war als die, die jetzt
hier von Ihnen dargebracht wurde, nämlich nicht, dass einige Tage vor dem
Ausschuss auf einmal festgestellt worden ist, dass die Kosten andere sind,
sondern dass - und das finde ich auch besonders bemerkenswert und das könnte
man stundenlang diskutieren, ich verspreche Ihnen, ich werde es jetzt nicht tun
- am Tag bevor der Ausschuss war, obwohl der Errichtungsgesellschaft bekannt
war, dass dieser Antrag erstellt wird, auf einmal ein Brief des
Geschäftsführers der Errichtungsgesellschaft kommt, in dem steht, dass die
Kosten um 10 Prozent höher sind. Wieso diese Kosten jetzt auf einmal um
10 Prozent höher sind, denke ich mir, wird man verhandeln müssen. Mir erscheint
das alles nicht besonders schlüssig auf den ersten Blick. Tatsache ist, dass
die Errichtungsgesellschaft wusste, wann dieser Antrag in den
Gemeinderatsausschuss kommt, und es sind schon eigenartige Zufälle, wenn dann
am Tag davor dieser Brief kommt.
Es gab jetzt zwei Möglichkeiten: Den Antrag komplett
zurückzuziehen oder den Antrag mit den alten Zahlen zu stellen und von Anfang
an vielleicht davon ausgehen zu müssen, dass sofort eine Nachtragssubvention
notwendig gewesen wäre. Ich weiß nicht, ob das wirklich eine korrektere
Vorgangsweise gewesen wäre als die, die jetzt gewählt worden ist, nämlich den
Grundsatzbeschluss zu fassen. Und das sage ich auch: Das ist etwas anderes, als
es bisher war, nämlich hier in diesem Haus, im Wiener Gemeinderat, ist der Grundsatzbeschluss
über den Bau des Kindertheaters noch nicht gefasst worden. Es stimmt, dass es
einen Beschluss der letzten Landesregierung gegeben hat, aber es stimmt nicht,
dass das hier schon zuhauf und vielmals, so wie Sie, Kollegin Ringler, das
darstellen, diskutiert worden ist.
Und, Kollege Salcher, wenn Sie sagen, die
Finanzierung war gesichert und da hat es doch Papiere gegeben und mit der
Kollegin Laska, dann sage ich Ihnen, und ich war bei vielen dieser
Verhandlungen dabei, teilweise auch gemeinsam mit dem Kollegen Strobl sind wir
stundenlang in Arbeitsgruppen diesbezüglich gesessen. Das stimmt schon. Es hat
Papiere gegeben und es hat Zahlen gegeben. Das Problem war nur, dass sich StR
Marboe für die Finanzierung all dessen offenbar nicht zuständig gefühlt hat.
Denn wenn wir uns jetzt anschauen, wie es um die Finanzierung der Einrichtungen
des Kinderquartiers bestellt ist, dann sehen wir, dass die Kinderinfo, die ein
wesentlicher Bereich ist, eröffnet und finanziert aus dem Budget Laska ist und
eröffnet worden ist im Dezember 2001, dass die notwendige Finanzierung für das
Kindermuseum Ende letzten Jahres erst jetzt festgestanden ist unter Laska und
Mailath-Pokorny und dass die Finanzierung für das Kindertheater jetzt feststeht
und nicht festgestanden ist unter der Amtsführung des StR Marboe. Zahlen
niederzuschreiben und zwischen Stadtratbüros hin und her zu faxen, mag das eine
sein, sich darum zu kümmern, dass dieses Geld auch wirklich fließt, ist das
andere. (Beifall bei der SPÖ.) Und da freue ich mich sehr, dass wir
jetzt, heute, auch hier so weit sind.
Das Ziel des Kindertheaterhauses ist es, hochwertige Kunst
und Kultur für alle Kinder, die alle Perlen der Stadt sind, für alle
235 000 Kinder in dieser Stadt zu spielen, nicht irgendwo, sondern im größten
Kultur- und Kunstbereich, den es in Österreich gibt. Wir wollen ein
Kindertheaterhaus mit hoher Qualität, das eine Spielstätte für alle
Kindertheatergruppen, die diese Qualität in dieser Stadt auch bieten, sein
soll, wo natürlich auch - und ich unterstütze da auch Ihren Antrag - Kinder
selbst Theater
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