Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 99
Altstadterhaltungsfonds, was die denkmalschützerischen
Mehrkosten betrifft, er kann aber sicher mit uns nicht reden über eine
finanzielle Unterstützung eines privaten Bauprojekts, das noch dazu unserer
Meinung nach finanziell leicht umsetzbar ist.
Wir werden daher alles in unserer Macht Stehende tun,
um dieses Denkmal zu schützen, es zu erhalten und den historischen Ballsaal als
Veranstaltungszentrum wiederherzustellen, wir werden aber nichts tun, das dem
EU-Recht widerspricht und das auf Kosten der Steuerzahler in Wien geht. Daher
werden wir jetzt einmal abwarten, was der Bauträger macht, und dann werden wir
sicher viele Gelegenheiten haben, darüber weiterzureden. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Als Nächster ist Herr StR Herzog zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zu diesem Thema hat Herr Woller gesagt, dass ihm
sozusagen die Wichtigkeit nicht einsichtig ist. Dem möchte ich doch deutlich
widersprechen. Ich gehe davon aus, dass ohne die Bemühungen der
Bürgerinitiative und ohne dass wir Freiheitliche dieses Thema in diesem Saal
und auch in der Öffentlichkeit zum Dauerthema gemacht hätten, das
wahrscheinlich bereits den Tod der Sofiensäle zur Folge gehabt hätte.
(Beifall bei der FPÖ.)
Denn, meine Damen und Herren, das Interesse der SPÖ
war die längste Zeit ein sehr bescheidenes und bis vor einiger Zeit, würde ich
sagen, schlicht nicht gegeben. Die Pressedienste, die von sozialistischer Seite
losgelassen wurden, sind an den Fingern einer Hand zu zählen und waren von der
Aussagekraft her absolut nichtsagend. Ich möchte auch sagen, dass sich Herr
Woller selbst, der ja irgendwo auch der Kulturchef der Sozialdemokraten ist,
durch seine Nichtäußerung zum Thema Sofiensäle ganz besonders hervorgetan hat.
Ich darf daher feststellen, dass die Meinungen eines
Herrn Woller auch in Bezug auf die Handlungsweise des Besitzers von mir
zumindest nicht geteilt werden. Ich glaube nicht, dass es ganz so einfach sein
wird, mit ihm auf einen grünen Zweig zu kommen. Lange Jahre hindurch haben die
Besitzer und Eigentümer den Verfall vor sich gehen lassen. Auch die Clubbings
waren sicherlich nicht eine Sache, die besonders konservierend gewirkt haben.
Kurz vor dem Brand ist dann bekanntlich diese
Baubewilligung gekommen, keine Frage, und ich möchte hier vor allem meinen Dank
an den Bürgermeister aussprechen, dass er heute in der Früh klare Worte
gefunden hat, was die Durchsetzung der Interessen Wiens gegenüber dem
Eigentümer bedeutet. Das möchte ich hervorheben. Andererseits ist es ebenso
klar, dass es ein dokumentiertes Nichtinteresse von Eigentümerseite gibt, und
ich möchte sagen, dass das im Winter offen geblieben wäre, wenn nicht die
Bürgerinitiative und wir uns massiv für dieses Notdach eingesetzt hätten. Auch
dem Denkmalamt ist hier eigentlich schon der Vorwurf zu machen, dass es sehr
zögerlich vorgegangen ist und dass es durch lange Monate hindurch ohne Entscheidung
die Dinge treiben hat lassen, sodass ohne die erwähnte Initiative die wenige
Substanz der Sofiensäle, die noch vorhanden war, weiter zerstört worden wäre.
Ich möchte auch feststellen, dass die Eigentümer auch
nach dem Brand massive Zerstörungen durchgeführt haben. Es hat Abbruchmaßnahmen
gegeben, die unglücklicherweise, durch "Zufall" - unter
Anführungszeichen - auch die denkmalgeschützten Teile betroffen haben. So
wurden Balkone ziemlich zerstört, und wenn man sich anschaut, wie sie vor den
Abbrucharbeiten ausgesehen haben und nachher, ist ein ganz deutlicher
Unterschied zu sehen. (Der Redner zeigt
eine Fotografie.) Weiters ist der Saalboden vernichtet worden als ganz
wesentlicher Punkt, denn der Ballsaalboden war ja dadurch, dass er ein
Schwimmbad überdacht hat, der akustische Wert der Sofiensäle. Hier ist also
sehr viel von den Betreibern via Abbruch gleich mit zerstört worden.
Auf die Brandursache - das wurde heute schon gesagt -
will ich gar nicht näher eingehen. Ich möchte aber doch sagen, dass, nachdem
die Entscheidung über die Aufrechterhaltung des Denkmalschutzes im April
endlich erfolgt ist, eben die entsprechenden Drohungen der Eigentümer gekommen
sind und dass sie dann alles, was nicht niet- und nagelfest war, alles, was
nicht eigens und ganz betont denkmalgeschützt war, besenrein abgerissen haben.
Eine Vorgangsweise, die bedauerlich ist, und bezüglich der ich feststellen
möchte, dass ich glaube, dass das Denkmalschutzgesetz hier eine Lücke hat. Ich
glaube, ein einheitlicher Ensembleschutz, der die Teile, die nicht expressis
verbis denkmalgeschützt sind, nicht auch in irgendeiner Form mit schützt, ist
ein echter Nachteil.
Das Ergebnis, meine Damen und Herren, können Sie hier
sehen. (Der Redner zeigt weitere
Fotografien.) So schaut das heute aus. Vor dem Denkmalschutz und vor den
Arbeiten jetzt im Frühjahr hat es noch anders ausgeschaut. Schauen Sie sich an,
was heute davon übrig geblieben ist. Noch im Winter hat es sich ganz, ganz
anders dargestellt und wäre eine breite Substanz gewesen, die in einen Neubau
hätte integriert werden können.
Dieser verbliebene Rest - um es nochmals zu sagen -
ist weiterhin ungemein verwundbar. Es war ganz, ganz wichtig, dass es gelungen
ist, eine Eindachung vorzunehmen. Es sind noch immer massive Mauerteile dem
Wetter ausgesetzt. Gott sei Dank ist jetzt die schlechte Jahreszeit vorbei,
aber ich möchte doch feststellen, dass wahrscheinlich ohne zügiges Handeln -
und hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben - der Verfall dieser
bestehenden Einrichtungen, die noch vorhanden sind, nur eine Frage der Zeit
ist.
Daher glaube ich nicht, dass man sagen kann, wir haben noch
Zeit zuzuschauen, wir müssen nicht sofort und massiv etwas tun. Selbstverständlich,
was die Finanzen betrifft, hat der Herr Bürgermeister schon Recht. Eine
vorzeitige Festlegung zu irgendwelchen Leistungen ist etwas, was sicherlich
unnötig wäre. Nur glaube ich, dass der Zeitpunkt schön langsam gekommen ist, wo
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