Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 99
umgeht. Es wird eine Höhe festgelegt und an die hat man sich
zu halten. - Genauso müsste man seriöserweise vorgehen. Dass man mit
Husch-Pfusch-Vorgangsweisen immer wieder die verschiedenen Ensembles dazu
ermutigt, mit Steuergeldern nicht sorgsam umzugehen, lehnen wir ab, und deshalb
lehnen wir auch diese Teilentschuldung ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Polkorab. Ich erteile es ihr.
GRin Rosemarie Polkorab (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Es ist mir ein Anliegen, hier einige Worte zum
tatsächlichen Sachverhalt zu sagen: Prof Friedrich Cerha, der wohl bedeutendste
lebende österreichische Komponist, und Dr Peter Oswald haben in den Jahren 1992
bis 1999 als Vorsitzender und als Intendant das Klangforum durch konsequente,
engagierte Aufbauarbeit an die Weltspitze unter den internationalen Ensembles
geführt. In diesen Jahren des Aufbaus hat sich die Stadt Wien an der
Finanzierung des jährlichen Budgets mit bis zu 3,8 Millionen S, das
sind knapp 13 Prozent des Jahresetats, beteiligt. Andere öffentliche
Förderungen betrugen durchschnittlich 17 Prozent des Etats des
Spitzenensembles.
Das Klangforum erwirtschaftete jährlich eine
Eigendeckung von 70 Prozent seines Budgets. Das Klangforum war damit nicht
nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich eine der erfolgreichsten
Kulturinstitutionen Wiens und der Republik Österreich. In acht Aufbaujahren
wurden Schulden von insgesamt rund 3,4 Millionen S akkumuliert. Das
bedeutet einen jährlichen Deckungsfehlbetrag von weniger als 1,5 Prozent
des Budgets.
Dieser Schuldenstand per 31.12.1999 wurde vom neuen
Intendanten Dr Sven Hartberger übernommen. In einer öffentlichen Dokumentation
wies er auf die beschämende Einkommenssituation der Ensemblemitglieder sowie
auf die gesundheitsschädigenden Probenbedingungen, unter denen das Ensemble zu
arbeiten hat, hin. Diese Dokumentation, die selbstverständlich auch von den
Gemeinderäten der FPÖ hätte studiert werden können, wenn sie nur das leiseste
Interesse für Tatsachen aufbringen würden, enthält außer der Darstellung der
aktuellen Situation auch präzise und nachvollziehbare Grundlagen für eine
wirtschaftliche Führung und eine ausgeglichene Bilanz für die Vertragsperiode
bis Dezember 2003. Diese Dokumentation weist einen jährlichen Finanzbedarf eines
internationalen Spitzenensembles für neue Musik von rund
2 662 000 EUR nach. Die Bundesförderung beliefe sich auf knapp
39 Prozent, die Eigenwirtschaftlichkeit des Klangforums beliefe sich auf
60 Prozent. Lediglich 19 Prozent des Gesamtbudgets würden davon auf
die Stadt Wien entfallen.
Der Beirat beim BKA-Kunst hat Staatssekretär Franz
Morak eine Erhöhung der Förderung durch den Bund dringend empfohlen. Trotz
dieser Empfehlung ist Morak - wie kann es anders sein? - untätig geblieben. Und
was das Löcherstopfen betrifft, da war StR Marboe Weltmeister.
In den Jahren 2000 und 2001 wurde die Förderungssumme
durch die Stadt Wien auf 5 Millionen S erhöht. Damit war natürlich
der Schuldenabbau nicht möglich, aber die versprochene ausgeglichene Bilanz ist
vom Klangforum eingehalten worden. Dies zeigt die zuverlässige und seriöse Art
und Weise, wie Intendant Dr Sven Hartberger mit Steuermitteln umgeht.
In den beiden ersten Jahren der Intendanz von Dr
Hartberger ist das Klangforum dreimal hintereinander mit dem Preis der
deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden, hat eine Nominierung für
den Royal Philharmonic Society Music Award London erhalten, wurde von
internationalen Medien wie der "New York Times", der "Neuen
Zürcher Zeitung", der "Süddeutschen Zeitung" und der London
"Times" als Europas führendes Solo-Ensemble bezeichnet und hat
begeisterte Akklamation durch Fachkritiker in Italien, Spanien, Frankreich,
England, Deutschland und der Schweiz erfahren. In Wien hat sich das Abonnementpublikum
verdreifacht. Die heimischen Medien zeugen vom hohen Stellenwert des Ensembles,
das den Namen der Stadt Wien führt und damit auf der ganzen Welt einen
wesentlichen Beitrag zum guten Image Wiens leistet.
Es ist wieder einmal typisch FPÖ, ein hervorragendes
Ensemble mies zu machen und ihm Unseriosität vorzuwerfen, anstatt mit der
Bundesregierung Kontakt aufzunehmen, um Förderungsmittel flüssig zu machen.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sind
stolz auf das Klangforum Wien und werden alles daransetzen, damit die
finanzielle Situation sichergestellt ist. Die beantragte Teilentschuldung in
der Höhe von 73 000 EUR ist der richtige Weg dorthin. - Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Sehr
geehrte Damen und Herren!
Weil Kollege Pfeiffer in einem Zwischenruf gemeint
hat, viele Musiker müssten nun einmal nebenbei Taxi fahren, möchte ich
vorschlagen, dass vielleicht Kollege Marboe oder Kollege Salcher Herrn Pfeiffer
einmal darüber informieren, um welche Musiker es sich hier handelt. Das sind
nämlich nicht irgendwelche Musiker, sondern das sind Weltklassemusiker! Das ist
ein Orchester, ein Klangkörper, wie sie sich selbst nennen, von Weltrang und
ist auf eine Ebene zu stellen mit den Wiener Philharmonikern und den Wiener
Symphonikern. Es würde auch niemand auf die Idee kommen zu sagen: Die
Symphoniker oder die Philharmoniker verdienen ein bisschen zu wenig, sie sollen
halt nebenbei Taxi fahren. - Sie wissen, was ich meine. Helfen Sie Herrn
Kollegen Pfeiffer diesbezüglich einmal ein bisschen auf die Sprünge!
Vielleicht ist irgendwann auch einmal Zeit, sich
anzuschauen, wie Proben dieses Orchesters ablaufen. Es ist ja nicht so, dass
die sich treffen, weil um 17 Uhr jemand
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