Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 99
kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht
gestellt.
Ich bitte
nun jene Damen und Herren, die dem Antrag ihre Zustimmung geben können, um ein
Zeichen mit der Hand. - Das ist mehrheitlich, ohne ÖVP und FPÖ, angenommen.
Wir kommen nun zur Postnummer 24 (01423/2002-GKU).
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Woller, die
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Ernst Woller: Sehr
geehrte Damen und Herren!
Es geht um eine Teilentschuldung des Klangforums Wien
in der Höhe von 73 000 EUR.
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ringler. Ich erteile es ihr.
GRin Marie Ringler (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich nehme hocherfreut zur Kenntnis, dass ab sofort
alle AntragstellerInnen der Stadt Wien Geld bekommen werden. Das ist eine gute
Nachricht für die Kunst- und Kulturschaffenden dieser Stadt! Wenn ich mir
allerdings das sorgenvolle Gesicht des Herrn Stöphl anschaue, dann stelle ich
fest, dass es wahrscheinlich nicht ganz so einfach sein wird. (GR Christian
Oxonitsch: Das ist eine Missinterpretation!) Ich würde mir aber sehr
wünschen, Frau Zankl, vielleicht könnten wir dieses Ihr Versprechen einmal
gemeinsam bei Herrn Rieder deponieren und einzulösen versuchen. Ich denke,
dafür bin ich jederzeit zu haben. Das wäre, glaube ich, ganz hervorragend.
Ich möchte gerne auch auf etwas Bezug nehmen, was
Kollege Salcher vorhin gesagt hat. Wir sind jetzt zwar schon bei einem anderen
Tagesordnungspunkt, es ist aber nicht unwichtig - wir haben ja darüber geredet
-, dass es eine Enquete zum Thema Besetzung der Theaterdirektorenposten geben
könnte. Das wurde ja von Ihnen, von den Damen und Herren von der SPÖ,
abgelehnt. Nichtsdestoweniger wurde uns vor mittlerweile schon mindestens
zweieinhalb bis drei Monaten versprochen, dass wir einmal darüber reden werden.
Ich stelle jetzt also fest: Ich rede gerne noch einmal darüber, aber ich denke,
es wäre vielleicht wirklich auch in Ihrem Sinne, Herr Stadtrat, hier die
Initiative zu ergreifen und mit uns Kultursprecherinnen und -sprechern darüber
zu reden, wie es weitergehen kann.
Jetzt zur Frage Klangforum; wir haben schon im
Ausschuss darüber debattiert: Das Klangforum ist, wie Sie alle wissen,
sicherlich eines der anerkanntesten und bekanntesten Ensembles für neue Musik
in Österreich, das uns einigen Weltruhm gebracht hat. Deshalb unterstützen wir
selbstverständlich diese Teilentschuldung.
Aber ich möchte gerne Folgendes hinzufügen. Das
Klangforum als eines der bekanntesten und international sicherlich sehr
angesehenen Ensembles leidet unter eklatantem Geldmangel und das führt zu
ziemlich unangenehmen Auswirkungen. Um Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren,
die alle hier in diesem Hause ein nicht ganz unstattliches Salär als
Landtagsabgeordnete verdienen, dies vor Augen zu führen, möchte ich die Summe
anführen, welche die 24 Musiker und Musikerinnen dieses Ensembles
monatlich verdienen, und ich möchte Sie bitten, sich diese Summe auf der Zunge
zergehen zu lassen: Das sind nämlich 1 380 EUR brutto!
Ich möchte Sie bitten, sich das wirklich auf der
Zunge zergehen zu lassen: ein Weltklasse-Ensemble, dessen Mitglieder
1 380 EUR brutto monatlich verdienen! Ich würde einmal meinen, das
entspricht ungefähr dem, was die meisten anderen Kulturschaffenden in dieser
Stadt auch verdienen, und auch das ist eine Schande. Aber da kann mir dann
niemand mehr erzählen, dass dieses Ensemble ausreichende Finanzmittel hat, vor
allem dann - und das wissen auch Sie alle, sehr geehrte Damen und Herren -,
wenn die Eigendeckung dieses Ensembles ganz hervorragend ist: 70 Prozent
der Einnahmen kommen aus Eigeneinnahmen!
Es ist wirklich, so meine ich, eine Schande, dass es
bis dato nicht möglich war, das Klangforum auf jenen Betrag an jährlichen
Subventionen aufzustocken, die notwendig wären. Es wären dies
500 000 EUR im Jahr. Ich meine, dass uns das für das Klangforum nicht
zu viel sein sollte, da es wirklich hervorragende und international anerkannte
Leistungen erbringt, und zwar verknüpft mit einem Dreijahresvertrag, um auch
eine Sicherheit der Finanzierung zu ermöglichen.
Ich glaube daher, dass es nicht nur wichtig ist,
heute dieser Teilentschuldung zuzustimmen - und finde es sehr bedauerlich, dass
sich die freiheitliche Fraktion dem zumindest im Ausschuss nicht hat
anschließen können -, sondern möchte in aller Deutlichkeit an die
Mehrheitsfraktion in diesem Hause appellieren, sich doch noch einmal diese
Fakten und Zahlen vor Augen zu halten: 1 380 EUR brutto! (GR
Gerhard Pfeiffer: Das ist das gesamte Einkommen?) Das ist das gesamte
Einkommen dieser Musikerinnen und Musiker aus den Produktionen mit dem
Klangforum!
Wenn diese Leute zufälligerweise Kinder haben
sollten, dann werden sie sich wahrscheinlich noch einen zweiten oder einen
dritten Job zulegen müssen. Das heißt dann "MacJob", aber ich glaube
nicht, dass es in unserem Interesse sein kann, dass Musikerinnen und Musiker
anfangen müssen, Taxi zu fahren oder irgendetwas anderes zu machen. Ich halte
es kulturpolitisch für eine Katastrophe, wenn Leute, die so hervorragende
Arbeit leisten, so wenig Geld verdienen. Sie als Sozialdemokraten sollten sich
das wirklich vor Augen halten! (Beifall bei den GRÜNEN.)
In diesem Sinne: Wir werden diesem Akt zustimmen, und
ich bitte sehr darum, weiter darüber nachzudenken, wie man dem Klangforum in
dieser Stadt helfen kann. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Gerhard
Pfeiffer: Ist sicher nicht das einzige Ensemble, wo Leute mit dem Taxi fahren!)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster ist Herr GR Dr Salcher zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundes-
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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