Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 99
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie sehr herzlich zur 15. Sitzung des
Wiener Gemeinderats begrüßen und erkläre die Sitzung für eröffnet.
Entschuldigt sind Frau GRin Kato - wir wünschen ihr
heute schon alles Gute zur kommenden Niederkunft -, Herr GR Rauchenberger - ihm
wünschen wir gute Besserung - sowie ab dem Nachmittag Herr GR Kenesei.
Bevor wir zur Fragestunde kommen, darf ich noch nach
Lesung des Protokolls der Sitzung vom 22. März Herrn GR Blind mitteilen,
dass Frau GRin Klier die ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe und auch die sich daraus
vielleicht ergebenden gesellschaftspolitischen Abwandlungen mit dem Ausdruck
des Bedauerns zurückzieht. Ich hoffe, dass diese Angelegenheit somit erledigt
ist.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/02000/2002/0002-KSP/GM)
wurde von Herrn GR Mag Reindl an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: Mit dem neuen Wiener Hochhauskonzept,
das noch heute vom Gemeinderat beschlossen werden soll, liegen erstmals
konkrete Richtlinien für die Errichtung von Hochhausbauten in Wien vor. Auf
welche Kriterien für Hochhäuser wird hier im Speziellen Wert gelegt?
Herr amtsf StR Dipl Ing Schicker, bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Herr Gemeinderat!
Das neue Hochhauskonzept, das hoffentlich heute
beschlossen werden wird, sieht vor, dass wir uns in Wien nicht zurückziehen und
sagen: Wir wollen keine Hochhäuser mehr. Die, die wir haben, sind genug. Außerdem
gefallen sie uns nicht und daher wollen wir keine neuen mehr. - Wir bewegen uns
mit diesem Hochhauskonzept vielmehr dorthin, dass wir sagen, dass es in einer modernen
Großstadt, einer Großstadt, die sich auch weiterhin als Wirtschaftsstandort
positionieren möchte, die in Zentraleuropa eine Rolle spielen möchte, auch
dazugehört, Hochhausstandorte zu haben, Hochhäuser in dieser Stadt zu haben.
Es geht uns bei diesem Konzept aber darum, erstens,
die Qualität der Standorte zu verbessern, zweitens, die Qualität der
Architektur zu verbessern, drittens, die Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang
mit Hochhäusern zu verbessern, viertens, eine Orientierung in Richtung
öffentlicher Verkehr durchzusetzen, und auch darum, die Frage des
Sicherheitskonzepts - was nach dem 11. September natürlich besonders
wichtig ist - unterzubringen und den Anforderungen der Bauökologie ebenfalls
gerecht zu werden.
Ein weiterer Punkt hat sich erst in den letzten
Jahren herausgebildet, in denen erst deutlich geworden ist, dass Hochhäuser,
was ihre Bausubstanz betrifft, ganz besondere Aufmerksamkeit benötigen. Dieser
Punkt besteht nun darin, dass wir bei Hochhäusern einen Wartungsplan verlangen,
dass wir auch die Abbruchmöglichkeiten genau dokumentiert haben möchten, weil,
wie man sieht, auch Hochhäuser eine begrenzte Lebensdauer haben.
Wir legen besonderen Wert darauf, dass Hochhäuser in
Zukunft bereits von Beginn an, ab dem Stadium des Projektentwurfs, in der
Öffentlichkeit diskutiert werden können und dass diese Öffentlichkeit vom Projektträger
auch gesucht wird, dass es Ombudsmänner und Beschwerdestellen gibt, dass es die
Möglichkeit gibt, in die Planungen, in die Pläne Einsicht zu nehmen, und dass
damit auch eine höhere Sicherheit besteht, dass das, was zunächst geplant
wurde, am Ende dann auch realisiert wird.
Wir haben auch vorgesehen - und das ist einer der
Punkte, über die es eine Diskussion gab -, dass wir nicht ganz dezidiert sagen:
Diese Parzelle ist ein Hochhausstandort und die andere ist es nicht. - Der
Grund dafür besteht darin, dass wir verhindern wollen, die Grundpreise dort so
in die Höhe zu treiben, dass überhaupt kein Hochhaus mehr entstehen kann, weil
sich das niemand mehr leisten kann.
Deshalb definieren wir Eignungszonen, die sehr weit
gefasst sind und die sich hauptsächlich daraus ergeben, dass wir die
Orientierung am öffentlichen Verkehr, die Erschließung mit öffentlichem Verkehr
verlangen.
Innerhalb dieser Eignungszonen weisen wir aber Gebiete
aus, für die städtebauliche Leitbilder erstellt werden sollen und in Bezug auf
welche die Stadt selbst sagt: Das sind die Regionen in der Stadt, für die wir
von uns aus städtebauliche Leitbilder erstellen wollen, damit auf diese Weise
das Signal gesetzt wird, dass es sich hierbei um Gebiete handelt, in denen
Hochhäuser von uns selbst gewünscht werden.
Wir wollen aber nicht ausschließen, dass eine solche
Entwicklung in anderen Gebieten ebenfalls Platz greift, dass auch Investoren
eine solche Entwicklung einleiten können. Dann liegt es am Investor, dieses
städtebauliche Leitbild gemeinsam mit der Stadt zu erarbeiten und, sofern
soziale, technische und Umweltinfrastruktur dort fehlen, diese auch selbst herzustellen.
Mit genau diesem Konzept
gehe ich davon aus, dass es uns gelingen wird, erstens das Herauswachsen von
Hochhäusern "quer über die Wiese" zu begrenzen und kompakte
Hochhausstandorte zu Stande zu bringen und gleichzeitig die Öffentlichkeit, die
Mitsprache, die Informationsqualität zu erhöhen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Herr Stadtrat, für die Beantwortung. - Die erste Zusatzfrage wird von Herrn GR
Mag Chorherr gestellt.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Wir werden ja diesem Hochhauskonzept zustimmen und
das in der Debatte dann auch begründen. Lassen Sie mich aber doch eine kritische
Frage stellen:
Wie wollen Sie
sicherstellen, dass so etwas wie beim Millenniums-Tower nicht noch einmal
passiert: dass eine Widmung erfolgt, laut der die Bauhöhe mit 140 Metern
begrenzt ist, und wenn man heute misst, hat dieses Gebäude eine Höhe von über
200 Metern! - Jetzt weiß ich schon, wenn man die Antenne abzieht, dann
sind es
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