Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 81
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Die Debatte
ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort.
Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder
Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.
Ich bitte jene Damen und
Herren, die der Postnummer 23 ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit
der Hand. - Das ist einstimmig so angenommen.
Es gelangt nun die Postnummer 36 (00987/2002-GGU)
zur Verhandlung.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Valentin, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Ich ersuche um
Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Blind. Ich erteile es ihm. (Das das Ende der
Redezeit anzeigende rote Licht am Rednerpult leuchtet bereits. - GR Harry
Kopietz - in Richtung des an das Rednerpult tretenden GR Kurth-Bodo Blind -: Es
leuchtet schon, Herr Kollege! - Allgemeine Heiterkeit. - GR Johann Römer: Das
ist Sabotage!)
GR Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir reden heute bei diesem Aktenstück über Vorarbeiten
zur Errichtung eines islamischen Friedhofs, aber es gibt bis heute kein Projekt
"Islamischer Friedhof Wien". Ich habe daher im Ausschuss den Antrag
gestellt, dieses Aktenstück abzusetzen. Denn: Wie kann man Vorarbeiten für ein
Projekt leisten und wie kann man diese Vorarbeiten finanziell bedecken wollen,
wenn es dieses Projekt "Islamischer Friedhof" überhaupt nicht gibt?
Oder hat
irgendjemand in irgendeinem Ausschuss ein Aktenstück "Islamischer
Friedhof" gesehen? Kann mir jemand ein Aktenstück über diesen islamischen
Friedhof in der vollen Größe zeigen?
Ich wundere mich auch sehr, dass jetzt auf einmal der
Umweltausschuss in Wien für die Errichtung eines islamischen Friedhofs
zuständig sein sollte, war es doch in der Vergangenheit so, dass das Grundstück
durch die MA 69 beschafft hätte werden sollen, der Bürgermeister
eingeschaltet war, die Friedhofsverwaltung eingeschaltet war, aber dass ein
Umweltausschuss an und für sich einen Friedhof errichtet, mutet doch sehr
seltsam an.
Wir haben, wie gesagt, im Umweltausschuss gebeten,
uns dieses Projekt zu zeigen. Es konnte uns kein Projekt gezeigt werden. Und
das ist kein Vorwurf an Frau StRin Kossina, weil die ja nicht unbedingt die
Ansprechpartnerin für die Errichtung eines Friedhofs sein sollte.
Wer kennt die Eckdaten, die diesen Friedhof betreffen?
- Unter Eckdaten meine ich, welche Flächen wurden untersucht und nach welchen
Kriterien wurden diese Flächen untersucht, denn ich glaube, wenn man in Wien
einen islamischen Friedhof errichten will, sollte man gewisse Kriterien
aufstellen und nach diesen Kriterien die Flächen und die zur Verfügung stehenden
Gründe untersuchen. Ich habe bis jetzt diese Kriterien nicht zu Gesicht
bekommen.
Und dann möchte ich einmal eine Frage an diese
Stadtregierung stellen: Wer, welche Magistratsabteilung ist für die Errichtung
des islamischen Friedhofs zuständig? Mir ist es ganz klar, dass die Beschaffung
des Grundstücks dann beim Wohnbaustadtrat liegen wird, aber ich glaube nicht,
dass der Wohnbaustadtrat oder die Stadträtin für Umwelt der Ansprechpartner
sein sollen für die islamische Glaubensgemeinschaft in Wien, ich glaube nicht,
dass diese beiden Geschäftsgruppen federführend sein sollten bei der Errichtung
eines islamischen Friedhofs. Es war am Beginn so ein Gelächter, aber hat
irgendjemand jetzt eine Antwort parat, welche Magistratsabteilung sich
federführend mit der Errichtung dieses islamischen Friedhofs beschäftigt. Diese
Magistratsabteilung, diese Abteilung könnte uns dann nämlich auch die Frage
beantworten, warum in Wien ein islamischer Friedhof errichtet werden muss. Ich
bin sicher nicht gegen die Errichtung eines islamischen Friedhofs (Aber-Rufe bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.),
aber ich hätte gerne auch die Kriterien gesehen, warum die Errichtung eines
islamischen Friedhofs in Wien derzeit anstehend ist. (Zwischenruf des GR
Heinz Hufnagl.) Was soll das sein? - Das ist ein Witz, den können Sie im
Ausschuss machen, aber nicht im Plenum. Ich glaube, dafür ist das Thema ein
bisschen zu ernst.
Bei dieser Frage kommen wir zu den Grundstückskosten.
Wie hoch werden die Grundstückskosten sein und wer wird dann der Eigentümer
sein? Wird es die islamische Glaubensgemeinschaft sein? Wird sie diese
Grundstücke erwerben? Wird sie die Stadt Wien der islamischen
Glaubensgemeinschaft in Pacht überlassen, ihr ein Nutzungsrecht geben? - Das
ist alles okay, aber es wäre auch anständig unseren islamischen Mitbürgern
gegenüber, wenn man sagte: Wir, die Stadt Wien, bekennen uns zu einem
islamischen Friedhof, das Projekt soll die Dimension haben, soll die
Ausgestaltung haben, und unter diesen Bedingungen wollen wir euch ein
Grundstück geben, überlassen, schenken, kaufen. Es wäre notwendig, diese Sache
in aller Deutlichkeit und in allem Ernst abzuhandeln. So sind wir auf
Informationen angewiesen, die aber keine offiziellen Informationen sein können.
Es soll das Grundstück 24 Millionen S wert
sein oder kosten, also 1,74 Millionen EUR. Zusätzlich entstehen noch
Aufschließungskosten und die sollen auch in der Größe von
8 Millionen S oder 0,58 Millionen EUR liegen. Aber gibt es
jetzt irgendeine Stelle, an die ich mich wenden und die ich fragen kann, ob
diese Informationen, die publiziert werden, die von geeigneten oder
ungeeigneten Stellen veröffentlicht werden, richtig sind.
Wenn man einen islamischen Friedhof in Wien plant, so gibt es
ja auch immer verschiedene Größenordnungen, Erwartungshaltungen. Auf der einen
Seite sind sehr, sehr unterschiedliche Angebote seitens der Stadt Wien an die
islamische Glaubensgemeinschaft gemacht worden. Es sind, wie gesagt,
inoffizielle Mitteilungen, Zeitungsmitteilungen und ähnliche Publikationen,
aber es gibt ja für uns keinen Ansprechpartner. Und vor allem
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