Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 81
im öffentlichen Verkehr leider ziemlich heruntergewirtschaftet
hat. Der Kollege Gerstl - er ist jetzt nicht da - war im letzten Mai dienstlich
zur gleichen Zeit wie ich in London und hat das auch gesehen. Und der jetzige
Bgm Ken Livingstone kämpft wie ein Titan, dass er das wieder verbessert. Er
muss teilweise über Maßnahmen nachdenken, die wir in Wien zum Glück sicher nie
brauchen werden. In London ist der Plan, oder ist er schon verwirklicht, das
weiß ich jetzt gar nicht mehr, dass jeder, der hineinfährt in die Stadt, 5 Pfund
zahlen muss. Also das sind alles Sachen, die dort möglicherweise gerechtfertigt
sind, die wir bei uns aber sicher auf Grund unserer jahrzehntelangen
ausgezeichneten Politik nie auch nur andenken werden müssen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Heute haben mich wirklich die GRÜNEN enttäuscht.
Nämlich eine derartige Polemik, zu sagen, die SPÖ wäre im Gegensatz zu den
Zielen des Sozialstaats-Volksbegehrens. Also ich habe es durchgelesen, das
Sozialstaats-Volksbegehren. Da steht nicht drinnen, dass, unabhängig von
Inflation und Index und allen anderen wirtschaftlichen Faktoren, auf ewige
Zeiten grundsätzlich nie eine Gebühr angehoben werden darf. Das steht dort
schlicht nicht drinnen. Denn die Leute, die dieses Sozialstaats-Volksbegehren
ausgearbeitet haben, parteiunabhängige Leute, sind um vieles gescheiter und
politisch um vieles vernünftiger, als es die GRÜNEN sind. (Beifall bei der
SPÖ.)
Und deshalb behaupte ich: Die jetzigen Maßnahmen sind
im ausreichenden Maß sozial ausgewogen. Es gibt eine unterdurchschnittliche
Anpassung bei Schülern, Studenten und Lehrlingstarifen, weiter außerordentlich
günstige Semesterkarten für die Studenten. Bei den Nachtautobussen scheint mir
das Wichtigste, dass dann, wenn man schon einen gültigen Fahrschein hat, was
bei den meisten ja der Fall ist, der Tarif überhaupt entfällt. Da ist man, wie
auch bei anderen Punkten, auf sinnvolle Arbeiterkammerforderungen eingegangen.
Und weiterhin gibt es günstige Ermäßigungen für Senioren und sozial Bedürftige.
Auch vom Herrn Klubobmann Kabas ist in der Öffentlichkeit
der Einzelfahrschein im Wagen als besonders schlimm dargestellt worden. Dort
hat man die relativ höchste Erhöhung. Das stimmt. Aber das schmerzt mich
insofern nicht allzu sehr, weil nur 0,3 Prozent der Kunden der Wiener
Linien diesen Einzelfahrschein benutzen. Und es ist auch gar nicht
wünschenswert, dass der viel genützt wird. Der ist eher gedacht für
Ausnahmefälle, denn selbst Touristen haben ja sehr günstige andere Angebote und
sollen auch nicht diesen Einzelfahrschein in dieser Form benutzen. Und deshalb
glaube ich, dass man das nicht als anschauliches Kriterium für die gesamte
Tarifanpassung heranziehen darf.
Kollege Schock hat dann noch die meiner Ansicht nach
nicht übertrieben seriösen Ausführungen vom Kollegen Görg in den Medien - heute
hat er ja dazu nichts gesagt - gebracht, betreffend die Zuschüsse. Zuerst muss
ich auch einmal sagen: Herr Klubobmann Görg will einerseits keine zu hohen
Zuschüsse. Andererseits sagt er, die Wiener Linien sind zu teuer. Er weiß aber,
dass die Maßnahmen für Rationalisierungen zügig vorangetrieben werden. Also wie
das alles zusammenpasst, weiß ich auch nicht. Wenn man die Quadratur des
Kreises schafft oder den Stein der Weisen findet, dann kann man vielleicht auch
das, was Klubobmann Görg sagt. Aber jeder normale, wirtschaftlich denkende
Mensch kann das nicht nachvollziehen. Und genauso kann man nicht nachvollziehen
oder ist es falsch, wenn er auf unsachlicher Basis die Zuschüsse in Wien
vergleicht mit Barcelona, Helsinki und so weiter, weil nämlich dort nur die
laufenden Betriebskosten einberechnet worden sind, während bei uns, bei unseren
Zuschüssen, die Betriebskosten und die Investitionen einberechnet werden. Und
schon deshalb ist es ein vollkommen untauglicher Vergleich, wenn vielleicht
auch sonst die Zahlen stimmen mögen oder nicht, aber es ist jedenfalls ein
untauglicher Vergleich. Und weiters ist es untauglich, wenn man weiß, dass etwa
in Barcelona 170-mal eine Person im Durchschnitt im Jahr eine Straßenbahn oder
einen Bus besteigt und damit fährt und es bei uns über 600-mal der Fall ist.
Also das müsste man ja auch in Relation bei den Zuschüssen dann sehen. Das ist
der zweite Umstand, den der ehemalige Stadtrat und jetzige Klubobmann Görg
nicht bedenkt, und deshalb sind seine Ausführungen in diesem Zusammenhang
unseriös und zurückzuweisen. (Beifall bei der SPÖ.)
Der Kollege Gerstl, ich habe zwar in der Zeitung gelesen
- er ist jetzt nicht da -, er hat die Falkestraße umgebaut in sein
verkehrspolitisches Büro. Also andere Sachen macht man nicht mehr, nur mehr
Verkehrspolitik. Aber selbst dort geht nichts weiter. Also dafür, dass nur mehr
Verkehrspolitik gemacht wird, kommt sehr wenig heraus, muss ich sagen, und so
gesehen wundert es mich nicht, dass an eine Übersiedlung in die Bundesparteizentrale
gedacht ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Abschließend bleibt zu sagen: Niemand freut sich
einmal von Haus aus über Tarifanpassungen, das kann man durchaus sagen. Aber
die Menschen in Wien sind viel vernünftiger, als manche von der Opposition glauben,
und deshalb wird die sozial ausgewogene Tarifanpassung von den Wienerinnen und
Wienern als das akzeptiert, was sie ist, als eine notwendige betriebswirtschaftliche
Maßnahme, die so moderat und zurückhaltend wie irgend möglich ausfällt und die
dazu beiträgt, dass die Wiener Linien weiterhin ihre Spitzenleistungen für die
Fahrgäste erbringen können und dass die Stadt Wien bei der Lebensqualität
weiterhin vorbildhaft bleibt. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Mag Maresch zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Eigentlich war mein Thema ja ursprünglich sozusagen die
Kennzeichnungspflicht bei Handys. Aber der Kollege Stürzenbecher war so traurig
über die GRÜNEN, und deshalb, denke ich mir, sollte ich schon ein bissel darauf
eingehen, was er sagt. Also, entsetzt war er sogar
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