Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 81
eingespart wird. Und diese unsoziale Politik der Wiener
Sozialdemokratie lehnen wir ab. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster
ist Herr GR Mag Gerstl zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. (GR Mag
Wolfgang Gerstl stellt eine Tafel mit der Aufschrift "SPÖ Macht Wien
Teurer" auf das Rednerpult.)
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sie sollen es nur wissen, Herr Kollege Schuster.
Sie dürfen es nicht vergessen. Damit Sie es immer in Erinnerung behalten, wer
dafür verantwortlich ist. (GR Mag Rüdiger Maresch: Vorne ist es schwarz!) Das
ist eindeutig rot. Wunderbar rot.
Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter!
Der Herr Berichterstatter hat begonnen mit seiner
Einleitung und hat gesagt, bei diesem Geschäftsstück geht es um die
Zukunftssicherung von Wien. Diese Worte greife ich sehr, sehr gerne auf: Die
Zukunftssicherung von Wien. Denn da geht es um die Standortqualität. Da geht es
darum, wie sich die Menschen in dieser Stadt wohl fühlen. Da geht es darum, was
wir den Menschen hier geben wollen. Und da geht es darum, wie sich die
Regierenden in dieser Stadt zu ihren Bürgern und Bürgerinnen verhalten.
Wir können hier feststellen, dass wir dieses
Geschäftsstück heute nur mehr deswegen diskutieren dürfen, weil die
sozialdemokratische Alleinregierung einen
Öffentlichen-Personennahverkehrs-Vertrag unterzeichnet hat, der es unmöglich
macht, diesen heute hier in einer anderen Form zu diskutieren. Sie haben dabei
auch sichergestellt, dass die Wiener Linien ohne jeden weiteren Anreiz, ohne
jede weitere Wirtschaftlichkeitsprüfung, ohne jede weitere
Rationalisierungsmaßnahme, für alle Zukunft eine bestimmte Summe Geld, nämlich
4 Milliarden S plus fast weitere 2 Milliarden für Investitionen,
100-prozentig sichergestellt bekommen, egal wie sie wirtschaften, vollkommen
unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit, vollkommen unabhängig von den Wünschen
der Bevölkerung, vollkommen unabhängig, ob sie ihre Angebote verringern oder
erweitern.
Und wir haben in den letzten Monaten einfach
feststellen müssen, dass, seitdem dieser
Öffentliche-Personennahverkehrs-Vertrag existiert - der gegen unsere Stimmen
natürlich beschlossen worden ist -, die Attraktivität der Wiener Linien nicht
gesteigert wurde, sondern dass sie weniger wurde. Erinnern Sie sich nur, dass
bei der Budgetrede Herr VBgm Dr Rieder hier gesagt hat: Der "5er"
wird in keiner Weise eingestellt. Wir sollen uns keine Sorgen machen. - Bis
heute ist der "5er" so wie vor einem halben Jahr, ganz genauso. Er
wird noch immer kurzgeführt. Es gibt noch immer keinen Fahrplan, wann er länger
geführt wird. Es ist noch immer genau das Gleiche.
Zusätzlich wurden weitere Busse eingeschränkt, egal,
ob das in Kaiserebersdorf war, egal, ob das in Penzing war, in vielen anderen
Bezirken. Es wurde das Leistungsangebot verringert.
Es wurde das Leistungsangebot aber nicht nur in den
Randbezirken von Wien verringert, es wurde auch am Ring verringert. Die
Ringlinien wurden ausgedünnt. Auch die fahren nicht mehr so dicht, wie sie noch
vor über einem Jahr gefahren sind.
Also, meine Damen und Herren, was bringt nun dieser
Öffentliche-Personennahverkehrs-Vertrag? Was bringt er den Menschen? Und wofür
machen Sie nun die Tariferhöhung?
Sie machen es teurer, aber die Menschen haben nicht
mehr davon, sondern weniger. Wem nützt das? Cui bono, ist einfach die Frage. Wofür
und für wen machen Sie es? Wahrscheinlich haben Sie sich gedacht, Sie müssen
Ihre eigenen Gewerkschaftsvertreter bei den Wiener Linien besonders bedenken.
Aber ich frage mich: Nützt es den Mitarbeitern eines Unternehmen, wenn nicht
mehr nach Wirtschaftlichkeitskriterien gehandelt wird, sondern wenn ganz
alleine nur die Politik dort das Sagen hat? Glauben Sie, dass ein Unternehmen
damit besser werden kann? Sehen Sie hier eine Chance, dass Sie dem kommenden,
zukünftigen Markt auch besser entgegentreten können, wo es noch mehr
Leistungsangebote geben wird, wo wir noch mehr Anbieter haben werden? Wo das
hoffentlich auch in Ihrem Interesse ist, dass das öffentliche Netz sich
verdichtet, entsprechend verstärkt wird und dass wir hier eine wahre
Alternative auch zum Individualverkehr bieten und dass Sie Ihre eigenen
Leistungen, Ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen, die Sie haben zur
Verbesserung des Modal Splits, auch wirklich einhalten können. Ich kann es mir
nicht vorstellen, mit diesen "Leistungsanreizen", nämlich der
Verteuerung für den Bürger, mehr Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel
zu bringen, mehr Leute zum Umsteigen zu bewegen, mit dem Auslösen einer
Teuerungslawine, die sich gewaschen hat, einer Teuerungslawine, die, wenn man
es sich genauer anschaut für die einzelnen Fahrscheine, nämlich soweit geht,
dass wir hier Teuerungen nicht von 10 Prozent und nicht von
20 Prozent haben, sondern dass sie viel, viel höher sind. Die Einzelfahrt
in den letzten zehn Jahren wurde um 47 Prozent teurer, die Halbpreisfahrt
um 57 Prozent, die 24-Stunden-Karte - jetzt kommt’s - um 72 Prozent,
die 8-Tage-Streifenkarte um 50 Prozent, die Monatskarte um
51 Prozent, die Jahreskarte ebenfalls um 51 Prozent. (VBgm Dr Sepp Rieder: Das hat die ÖVP in
drei Jahren zusammengebracht, um 100 Prozent zu erhöhen!)
Lassen Sie sich das bitte einmal wirklich durch den
Kopf gehen, was das für eine soziale Partei ist oder die sich bis vor kurzem
noch so genannt hat, eine soziale Partei, und wo hier eine Vorrednerin
aufgestanden ist und gesagt hat, sie möchte, dass das
Sozialstaats-Volksbegehren unterschrieben wird. Sie machen sich hier
lächerlich. Sie machen sich hier eindeutig lächerlich, nämlich um
51 Prozent zu erhöhen und zu sagen, das wäre sozial. Das ist alles andere
als sozial! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Gestern erst wurden die Zahlen
nochmals näher beleuchtet, die Sie in einer Pressekonferenz vorgestellt haben,
nämlich die Subventions-
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