Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 36
Verfahrens oder jetzt schon weitere Fälle gibt, die überprüft
werden sollen, wo ähnliche Dinge auftauchen? Können die untersucht werden? Ja oder
Nein? - Ich bin ja froh, dass wir uns wirklich die Mühe gemacht haben, diese
Untersuchungskommission derart detailliert vorweg zu strukturieren. Da steht im
Grunde jetzt alles wörtlich drinnen. Da werden wir uns entlang dessen handeln,
aber auch den skizzierten Fall von Kenesei.
Es wäre doch aber auch einmal sensationell, wenn der
Sozialdemokratie etwas auffallen würde und dass sie draufkommen: Das könnten
wir doch im Grunde auch untersuchen! Warum kommt da kein wirklich sichtbares
Wollen von Seiten der SPÖ?
Letzter Punkt und das ist der heutige Antrag. Das ist
auch wieder bezeichnend. Ein revolutionärer Vorschlag: Nebentätigkeiten von Spitzenbeamten
sollen in einer geeigneten Weise bekannt gemacht werden. Da hätten wir uns
vielleicht manches erspart. Heute wollen wir eine Abstimmung, dass dieser prinzipielle
Wille skizziert wird. Wir haben ihn sogar abgeändert und haben gesagt: Okay,
also gut, das muss natürlich verfassungskonform sein und es muss in einer geeigneten
Form sein, über die man reden kann.
Was passiert jetzt? - Die Sozialdemokratie nimmt
diesen Antrag und sagt, dem kann sie nicht zustimmen, weil das ja was ändern
würde! Das, was offensichtlich am allerschwierigsten für die SPÖ ist, irgendetwas
zu ändern, denn das ist dieser Grundreflex, den ich nicht verstehe: Es ist
alles gut, wie es ist, weil das gut ist, weil das SPÖ ist und Wien ist gut und
wenn man es ändern will, geht das prinzipiell nicht und ist extrem schwierig.
Das ist eine Grundhaltung. Ich versuche wirklich mit bestem Willen zu verstehen,
wieso Sie da so agieren, weil ja der Schicker überhaupt nicht im Zentrum dessen
steht, was hier vorgeworfen wird. Nein! Was macht man? - Man nimmt diesen
Antrag, schreibt ihn wörtlich ab oder fast wörtlich auf Zuweisung ab. Es hätte
ja auch die SPÖ mit so einem Antrag kommen können! Warum kommt die SPÖ nie mit
so etwas? - Weil der nachhaltige Eindruck von uns ist, dass Sie eben nicht
wirklich an einer Aufklärung interessiert sind. Das ist der Punkt. Und das ist
der Punkt, warum es auch jahrelang nicht aufgefallen ist, weil da muss man ja
wirklich wie der Blinde und der Terrische durch die Stadt gehen, dass es einem
in den letzten zehn Jahren nicht aufgefallen ist: He, da haut irgendwas nicht
hin in der 21B. Und Indizien? Da haben sie Ihnen ja riesige Plakate vor die
Türe gestellt. Wenn Sie nicht einmal da zum Handeln kommen, wie ist es dann mit
der Kontrolle in dieser Stadt bestellt? (Aufregung
bei der SPÖ.)
Das ist der Punkt, der aufzuklären ist: Was muss
passieren, damit die SPÖ einmal interessiert ist, aufzuklären, insbesondere
dann, wenn es sie selber überhaupt nicht trifft? - Das ist der Kern, über den
wir ernsthaft diskutieren werden. An den drei Punkten - Aufhebung von
Verschwiegenheitspflicht, Zeugen zu beschließen und weitere Fälle aufzunehmen -
wird sich zeigen, ob es nur ein Lippenbekenntnis ist zu sagen, wir wollen
Aufklärung oder ob Sie sagen, es ist eigentlich eh alles in Ordnung und die
Vertuschung, die in gewisser Weise für uns den Eindruck macht und nicht nur
uns, sondern reden Sie einmal mit Journalisten ... (GR Godwin Schuster: Nur unterstellen!) Ja, offensichtlich gibt es
eine Wahrnehmung. (GR Godwin Schuster.
Das ist nicht persönlich, aber nur unterstellen!) Nein, ich nehme es nicht
persönlich, Herr Kollege Schuster, von Ihnen so nicht persönlich, ja. Ich
verstehe das nicht. Viele verstehen das nicht. Und ich denke mir, auch eine absolute
SPÖ-Mehrheit ist vielleicht nicht das Optimum, was einer Transparenz dieser
Stadt gut tut! - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Pfeiffer, bitte.
GR Gerhard Pfeiffer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich habe schon befürchtet, es läge an mir, die Lethargie
in diesem Saal ein wenig aufzubessern, aber Herr Kollege Chorherr hat doch
schon ein bisschen Stimmung hineingebracht, sodass wir jetzt wieder ein
bisschen mehr Emotion dazu verspüren.
Ich gehe allerdings nicht auf Ihre Fragen ein, Herr
Kollege Chorherr, denn das werden natürlich genau die Fragen sein, die auch die
Amtszeit unseres Vizebürgermeisters betreffen, die in der Untersuchungskommission
beraten werden sollen. Daher meine ich, dass wir nicht schon vorweg alle Fragen
stellen und beantwortet bekommen wollen und sollen, sondern dass es hier eben
der ganze Prozess sein wird.
Ich bin auch sehr froh, dass erste Knebelungsversuche
bei der Premiere einer Untersuchungskommission durch das einige und
entschlossene Auftreten der Opposition in der Präsidiale unterbunden worden
sind und auch unser Klubobmann Tschirf hat da sicherlich seinen Anteil daran. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Es ist jetzt auch eindeutig klar, dass das ein Minderheitenrecht
ist und bleibt und auch so gedacht war und dass hier die Methode, Gutachten in
großer Menge einzuholen, nicht sehr zielführend ist, sondern es viel gescheiter
gewesen wäre, sich auf die Intention dieser Untersuchungskommission
festzunageln und dementsprechend zu agieren.
Trotzdem, meine sehr geehrten Damen und Herren,
bleibt für diese Untersuchungskommission vieles offen. Wer sind die
Behördenvertreter in diesem behördlichen Verfahren? Wie ist das mit der
Parteienstellung? Wie ist das mit der Zeugeneinvernahme? Macht das tatsächlich
nur, wie es im AVG vorgesehen ist, der Vorsitzende? Wie werden die Zeugen nominiert
und geladen? - All diese Dinge müssen noch festgelegt werden und ich nehme an,
dass das in der konstituierenden Sitzung der Kommission festgelegt wird und
dass es dabei sinnvoller Weise unter den Fraktionen noch eine Vorbesprechung
geben sollte, denn vieles davon ist tatsächlich noch offen. Es ist halt so. (GR Christian Oxonitsch: Laut Verfassung!
Laut Verfassung!)
Daher ersuche ich in aller Ruhe ohne große Aufgeregtheit,
dass man sich darüber einmal Gedanken
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