Das Nervensystem der smarten Stadt

Wir leben in einem Zeitalter der Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche. Dieser Herausforderung stellt sich die Stadt Wien indem sie mit der Digitalen Agenda Wien eine Strategie vorlegt, wie mit diesem besonderen Veränderungsprozess erfolgreich umgegangen werden kann. Dies ist auch im Zusammenhang mit der Positionierung von Wien als Smart City zu sehen.
Mit der „Smart City Rahmenstrategie“ hat sich die Stadt Wien Leitlinien gegeben, wie den Herausforderungen der Zukunft begegnet werden soll. Im Zentrum stehen dabei die hohe Lebensqualität der Bevölkerung, die Schonung von Ressourcen und der Mehrwert von Innovationen. Um diese Ziele zu erreichen, benötigt es den Einsatz moderner Technologien und Prozesse. Die Digitalisierung von Infrastrukturen, Organisationen und Lebenswelten (z.B. Bildungs- oder Gesundheitswesen) ist daher eine zentrale strategische Aufgabe der Stadt. Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind zum Nervensystem der „smarten” Stadt geworden.
Die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien für unsere Gesellschaft lässt sich noch nicht voll erfassen. Neue Geschäftsmodelle, die Veränderung von Arbeitswelten und Qualifikationsbedürfnissen, eine Neujustierung zentraler und dezentraler Produktionsweisen sowie die Beschleunigung und Individualisierung zahlreicher Prozesse führen zu Brüchen in der bisherigen Gesellschaftsordnung. Nicht von ungefähr sprechen manche AutorInnen von der dritten bzw. vierten industriellen Revolution. Erst langsam wird erkennbar, welche Chancen und Risiken eine umfassende Nutzung der IKT in den meisten Lebensbereichen in sich tragen wird. Bereits sichtbar sind die Herausforderungen aktueller technologischer Entwicklungen wie z. B. Cloudtechnologien , Big Data- Analysen oder das Internet der Dinge – um nur einige Trends zu nennen. Derartige Umbrüche bieten enorme Chancen für eine innovative Stadtverwaltung, führen aber auch zu Verunsicherung in der Bevölkerung.
Die hier vorliegende Digitale Agenda Wien versteht sich als Beitrag zu Erreichung der Smart City-Ziele, indem die neuen Technologien optimal genutzt werden. Technologisch getriebene Innovationen werden dabei mit sozial getriebenen Innovationen verknüpft, um die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Smart City Wien unterscheidet sich von anderen Smart City-Initiativen vor allem dadurch, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht der Einsatz von Technologien. Daher stellt auch die Digitale Agenda Wien die Nutzerinnen und Nutzer von Informations- und Kommunikationstechnologien ins Zentrum ihrer Strategie und achtet dabei darauf, dass die Services der Stadt auch weiterhin allen zur Verfügung stehen. Niemand soll davon ausgeschlossen werden, denn der so genannte „digitale divide“, also eine technische Kluft zwischen den Bürgerinnen und Bürgern, muss verhindert werden.

Weder die Stadtreinigung, die Energieversorgung, die Schulen, der Verkehr, die Gesundheitseinrichtungen, die Lebensmittelversorgung noch die allgemeine Verwaltung Wiens kommen heutzutage ohne IKT aus. Informations- und Kommunikationstechnologien stellen nicht nur das Funktionieren der Stadt sicher, sondern bieten darüber hinaus auch die große Chance, die Leistungen der Stadt – im Sinne des Smart City-Gedankens – besonders innovativ und klug für die Bürgerinnen und Bürger anzubieten.

Zudem ist die IKT-Branche zu einem sehr bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Wien geworden. Über 54.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehr als 5.700 Unternehmen und eine Wertschöpfung, die viermal so hoch ist wie die der Tourismusbranche in Wien (Studie von Technopolis: „IKT Standort Wien – Zahlen und Daten“, 2013), sprechen eine deutliche Sprache. Bereits in der ersten FTI-Strategie der Stadt Wien aus dem Jahr 2007 („Wien denkt Zukunft“) wurde IKT als ein Schwerpunkt definiert und verfolgt. Die Digitale Agenda Wien versteht sich daher als logische Ergänzung zur Forschungs- und Technologiestrategie der Stadt Wien sowie zu den Zielen und Maßnahmen der Wirtschaftsagentur Wien im Rahmen einer gesamthaften Standortpolitik.

Darüber hinaus besteht seitens der Bevölkerung ein zunehmender Wunsch nach Partizipation (Teilhabe), Kollaboration (Zusammenarbeit bzw. Mitgestaltung) und einem an das eigene Nutzungsverhalten bzw. der persönlichen Lebenslage orientierten Serviceangebot. Die digitale Demokratie, die gesellschaftliche Mitbestimmung und Transparenz ist ein zentrales Anliegen. Mit kreativen und innovativen Angeboten der Stadt Wien treten wir in den Dialog mit den Wienerinnen und Wienern und tragen so zur Demokratisierung von Wissen und Informationen bei. Dabei wird sich Wien auf nationaler und internationaler Ebene auch dafür einsetzen, dass Netzneutralität bzw. Netzfreiheit als ein grundlegender Wert verankert wird.

Der Veränderungsprozess, der im Zusammenhang mit der Digitalisierung aktuell vollzogen wird, ist kein kurzfristiger Trend. Er wird die Stadt Wien die nächsten Jahrzehnte beschäftigen und ist kein ausschließliches Thema der IT-Abteilungen, sondern originär strategisch und von größter Bedeutung für die Zukunft öffentlicher Institutionen wie der Wirtschaft und Gesellschaft an sich. Er erfordert sowohl das Hinterfragen bisheriger Denkmuster als auch das Erlernen neuer technologischer Fähigkeiten und Management-Ansätze.

Die Digitale Agenda Wien soll Handlungsräume für die Stadt Wien, für ihre Bürgerinnen und Bürger und für ihre Gäste aufzeigen, um diese Entwicklungen gemeinsam konkret zu gestalten und voranzutreiben. Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln sich immer stärker von einer unterstützenden Funktion zu einer strategischen Aufgabe für die Stadt Wien.
(alle Inhalte der Langversion sind auf dieser Website zu finden)
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