Mitschrift

Was ist eine Smart City?

Boyd Cohen, Klimastratege: "Die Idee hinter einer Smart City ist die, dass Innovation und Technologie miteinbezogen werden. Sie ist effizient und ressourcenschonend und hinterlässt keinen ökologischen Fußabdruck. Daran müssen wir festhalten. Ich glaube, der Begriff hatte ursprünglich einen technologischen Zugang. Die Reaktionen darauf waren eher negativ seitens der Stadtplaner und anderen Menschen, die bald realisierten, dass es um die Bewohner geht und nicht um Technologie. Technologie ist ein Werkzeug und nicht das Ziel."

Wie kann man der Bevölkerung die Smart City näherbringen?

Boyd Cohen, Klimastratege: "Meiner Erfahrung nach ist es besser, die ganzen komplizierten Modelle beiseite zu lassen und mehr über Dinge zu reden, die die Einwohner direkt betreffen. Überall auf der Welt beklagen sich die Leute über den Verkehr, Verschmutzung, fehlenden Internetzugang... der Schlüssel zu ihrer Aufmerksamkeit ist, über diese alltäglichen Probleme zu reden und nebenbei zu erklären, dass deren Lösung im breiteren Kontext auch ein Thema der Smart City ist."

Was sind die Herausforderungen auf dem Weg zur Smart City?

Boyd Cohen, Klimastratege: "Wie in Vancouver, wo ich eine Zeit lang gelebt habe. Der Bürgermeister hatte die kühne Vision mit der Erschaffung einer Radfahrer-Infrastruktur. Also wandelte er im Stadtkern eine Autostraße in einen Radweg um. Das verursachte natürlich einen Riesenaufruhr! Die Autofahrer mochten das gar nicht und die lokalen Betriebe sorgten sich um ihr Geschäft, da es keine Parkplätze mehr gab. Es ist ganz einfach eine große Herausforderung zu erkennen, was langfristig das Beste für die Stadt ist, und dem, was die Bürger jetzt wollen. Das ist nicht immer dasselbe. Da die Balance zu finden, ist nicht ganz einfach."

Wie werden sich Städte zukünftig entwickeln?

Boyd Cohen, Klimastratege: "Wir haben eine rasant steigende Weltbevölkerung, die von derzeit rund sieben Milliarden auf nahezu zehn Milliarden Menschen im Jahr 2100 wachsen wird. Dazu kommt ein starker Trend zur Urbanisierung. Es gibt einen massiven Druck auf die Ressourcen einer Stadt: Nahrung, Energie, Wasser, Arbeitsplätze etc. Daher müssen wir die vorhandenen Ressourcen effizient einsetzen. Weiters stellt der Klimawandel eine fortlaufende Herausforderung dar. Und BürgerInnen sind mittlerweile extrem engagiert geworden."

Wie sehen Sie Wien auf dem Weg zur Smart City?

Boyd Cohen, Klimastratege: "Zuerst einmal: Es ist eine wunderschöne Stadt! Das Verkehrssystem ist ausgezeichnet, es gibt ein Carsharing-Programm. Eine gebildete und lebendige Mittelschicht. Es gibt großartige Universitäten. Ich glaube daher, dass Wien eine geeignete Basis hat, um auch weiterhin eine führende Rolle in Europa einzunehmen. Allerdings gibt es eine Menge Städte in Europa, die versuchen noch smarter zu sein. Das ist ein ziemlicher Wettstreit um die Spitzenplätze. Da macht es Spaß, die weitere Entwicklung über die nächsten 20 Jahre zu beobachten."