3. Objekt- und Gebietsschutz

3.1 Visualisierung, Digitalisierung Naturdenkmale

ViDiNaVisualisierung, Digitalisierung Naturdenkmale

Als Naturdenkmal werden einzelne Naturgebilde bezeichnet, die entweder „wegen ihrer wissenschaftlichen oder kulturellen Bedeutung, wegen ihrer Eigenart oder Seltenheit, wegen ihres besonderen Gepräges, das sie der Landschaft verleihen oder wegen ihrer besonderen Funktion für den Landschaftshaushalt“ erhaltungswürdig sind. Naturdenkmale zeichnen sich oft durch den unmittelbaren ästhetischen Zugang und langen Bestand aus. Für Wien ist die Aussage zulässig, dass die überwiegende Anzahl von Naturdenkmalen erst durch einen anthropogenen Eingriff entstanden sind: Bäume wurden zum Gedenken an Personen gepflanzt, Steinbrüche eröffnet etc. Der kulturelle Wert eines Naturdenkmals manifestiert sich in seiner Funktion als Denkmal. Viele Naturdenkmale spiegeln den Zeitgeist der jeweiligen Epoche wider, wurden und werden als Treffpunkte der Bevölkerung genutzt. In diese Naturdenkmale wird eingegriffen, Pflegemaßnahmen verändern ihr Aussehen.

Ab 2022 werden daher in einer innovativen, interdisziplinären Kooperation zwischen der Universität Wien, dem Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) und der Firma Crazy Eye 3D Studio Naturdenkmale in Wien erstmals digital aufgezeichnet. In Rahmen des Projekts ViDiNa – Visualisierung, Digitalisierung, Naturdenkmale vermessen und scannen die Projektpartner das Naturdenkmal 441 Mauer Antonshöhe, das Naturdenkmal 695 Alte Schanzen, das Naturdenkmal 745 Am Johannesberg und das Naturdenkmal 762 Judasbaum im Alten AKH. Zur Grundlagendokumentation werden die Photogrammetrie des Terrestrischen Laserscans und des Georadars eingesetzt. Ziele ist eine umfassende Objektivität in der Eingriffsbewertung durch die Implementierung der räumlichen Komponenten und der Visualisierung einer beispielhaften Situation – „in situ“ online und barrierefrei. Diese dient als Basis für die Bewertung einer etwaigen – rezenten oder zukünftigen – anthropogenen Intervention.

Das Naturdenkmal 441 Mauer Antonshöhe wird zur Erfassung der bodennahen Vegetation, der oberflächlich sichtbaren Teile des Bodendenkmals sowie der Schäden aufgrund anthropogener und natürlicher Eingriffe mit einem terrestrischen Laserscan aufgenommen. Im Rahmen eines ab 2023 geplanten InterReg-Projektes „Geo-Time Travel“ unter der Federführung von Univ. Prof. Dr. Mathias Harzhauser, Abteilungsdirektor Geologie & Paläontologie des Naturhistorischen Museums, werden geologische Naturdenkmale eine vorrangige Rolle spielen. Da Visualisierungen der einzelnen Stationen in der „Geo-Time Travel“ einen wichtigen Teil einnehmen werden, ist die, in Rahmen des Projekts ViDiNa 2022 bereits unabhängig davon durchgeführte, 3D Darstellung der Mauer Antonshöhe als ein innovativer Beitrag der Stadt Wien – Umweltschutzabteilung erkannt und als wertvoller Beitrag bereits strategisch implementiert.

Weitere, durch das Naturhistorische Museum Wien, vorgeschlagene Objekte und geologische Naturdenkmale sind gut bekannt, so der Gspöttgraben (Tiefseesedimente), die Eichelhofstrasse (Brandungsgerölle) und die Löwygrube (Eiszeit/Warmzeit). Der Gspöttgraben/Sieveringer Straße läuft unter der Bezeichnung „Geologischer Aufschluss Sieveringer Steinbrüche“ Naturdenkmalnummer 768, die Eichelhofstraße „Geologischer Aufschluss“ unter der Naturdenkmalnummer 439 und Laaer Berg/Löwygrube unter der Bezeichnung „Abbauwand der ehemaligen Rudolfsziegelöfen“ mit der Naturdenkmalnummer 704.

Das Naturdenkmal 694 Alte Schanzen ist in Zusammenarbeit mit einem der weltweit führenden Experten für Prospektion und Georadar des Vienna Institute for Archaeological Science mit einer Drohne beflogen und ein 3D Modell angefertigt worden.

Das Naturdenkmal 762 Judasbaum im Alten AKH hat der Kooperationspartner, die Firma Crazy Eye, mittels eines 3D-Laserscans modelliert und digitalisiert. Zur Darstellung des langfristigen Einflusses des Klimawandels im urbanen Umfeld soll großflächig der Wurzelraum von Naturdenkmalen in Zusammenarbeit mit den Experten für Georadar des Vienna Institute for Archaeological Science prospektiert und dadurch ein Gesamtbild des Naturgebildes Baum im Wiener Stadtraum generiert werden.

Digitales Geländemodell eingefärbt in einer regenbogenfarbenen Farbskala
Naturdenkmal 441Mauer Antonshöhe (Digitales Geländemodell), © Stadt Wien – Umweltschutz
Struktur der Baumäste vor dunkelblauem Hintergrund
Naturdenkmal 762 Judasbaum im Alten AKH, © Stadt Wien – Umweltschutz
3D-Modell der grob sechseckigen Struktur des Naturdenkmals  Alte Schanzen mit Graben außen, Wall innen und Eier weiteren Vertiefung innen
Naturdenkmal 694 Alte Schanzen (3D Modell)_© VIAS – Vienna Institute for Archaeological Science, Immo Trinks

Eine Vernetzung des gewonnenen Datenmaterials mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Botanischen Institutes der Universität Wien ist der nächste Schritt in einem langfristigen Monitoring-Konzept zwischen den Kooperationspartnern. Es beinhaltet die Erfassung herausragender Naturdenkmale bei gleichzeitiger Beobachtung des klimatischen Wandels und dessen Einfluss auf diese Naturgebilde.

Die bisherigen Ergebnisse der Kooperation sind sofort und barrierefrei für alle Wiener*innen über die Homepage der Wiener Naturdenkmale https://www.wien.gv.at/umweltschutz/naturschutz/gebiet/naturdenkmaeler/index.html abrufbar.