"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Wattmanngasse 8

• Dämmung oberste Geschoßdecke und Fenstertausch im Innenhof
• Zentrale Luftwärmepumpen-Anlage mit 5 kaskadierten Geräten (70 kW)
• Wärmeabgabe über bestehende Heizkörper, Wand- und Fußbodenheizung, zukünftig auch über Niedertemperatur-Heizkörper
• Primäre Warmwasserbereitung über Solarthermie

Nach sorgfältiger technischer und wirtschaftlicher Planung wurde das Heizsystem des im familiären Besitz befindlichen Mehrfamilienhauses im 13. Bezirk zentralisiert und dekarbonisiert. Auch wenn zu Beginn viele Fragen, vor allem bezüglich der Technologieauswahl und Verrechnung, offen waren, verfolgten die Eigentümer*innen ein gemeinsames Ziel: Den Umstieg auf ein erneuerbares Energiesystem, um in Zukunft versorgungssicher und klimaneutral heizen zu können.

Das Wohnhaus aus dem Jahr 1894 wurde ursprünglich überwiegend mit dezentralen Gasthermen beheizt. Diese wurden zusammen mit der integrierten Warmwasserbereitung auf eine zentrale Wärmepumpen-Anlage in Kombination mit Photovoltaik und Solarthermie umgestellt. 6 von 8 Wohneinheiten schlossen sich an das neue zentrale System an. Die verbleibenden Einheiten nutzen weiterhin eine vollständig fossilfreie, rein elektrische Lösung mit Nachtspeicherheizung und Elektro-Boiler.

Das neue, gemeinschaftlich genutzte Heizsystem besteht aus einer Kaskade von 5 Luftwärmepumpen mit insgesamt 70-kW-Leistung. Die Geräte wurden auf der Hofseite des Rohdachbodens platziert. 2 Pufferspeicher mit je 1.000 Litern, die ebenfalls auf dem Dach installiert wurden, decken Spitzenlasten ab. Die Zentralisierung der Wärmeverteilung erfolgt über die stillgelegten Abluftschächte ehemaliger Kamine. Anstelle der dezentralen Gasthermen befindet sich nun in jeder Wohnung eine Wohnungsübergabestation, die auch die dezentrale Warmwasserbereitung sicherstellt. Diese erfolgt primär weiterhin über eine Solarthermieanlage. Im Rahmen der Sanierung wurde die bestehende Anlage aus dem Jahr 2007 durch eine neue Kollektorfläche mit einer Größe von 7 Quadratmetern ersetzt. Ergänzend wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 10,1 kWp und Speicher auf dem Dach errichtet. Die Wärmeabgabe erfolgt bedarfsangepasst über neue Niedertemperatur-Heizkörper sowie über Fußboden- und Wandheizungen.

Begleitend zur energetischen Umstellung wurden thermische Maßnahmen ergriffen, darunter die Dämmung der obersten Geschoßdecke und der Austausch der hofseitigen Fenster. Dadurch konnte der Heizwärmebedarf von ursprünglich 151,61 auf 107,50 kWh/m²a gesenkt werden, was einer Einsparung von rund 29 Prozent entspricht. Eine neu installierte außenliegende Verschattung an den neuen westseitigen Hoffenstern schützt im Sommer vor Hitze.

Die Umsetzung brachte nicht nur technische Herausforderungen mit sich, sondern erforderte auch neue vertragliche und organisatorische Lösungen innerhalb der Wohnungseigentumsgemeinschaft. Im Rahmen eines EEG-Forschungsprojekts wurde ein digitales Abrechnungssystem getestet, das die Energiekosten verbrauchsabhängig und transparent aufteilt. Die Verbräuche werden über Wärmemengenzähler und Smart Meter erfasst und fließen in ein Geschäftsmodell ein, das auf Einsparungen basiert.

Das Projekt in der Wattmanngasse ist ein Beispiel für die technisch und sozial anspruchsvolle Transformation eines denkmalgeschützten Altbaus. Es wurde mit großem persönlichem Einsatz, einem klaren Ziel und ohne fossile Rückfalloptionen umgesetzt.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Überwiegend dezentrale Gasthermen mit integrierter Warmwasserbereitung
• Nachtspeicherheizung mit Elektro-Boiler
• Wärmeabgabe über Heizkörper und Fußbodenheizung
• Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung für eine Wohneinheit

Elemente des neuen Energiesystems

• 5 Luftwärmepumpen zu je 14 kW im Kaskadenbetrieb (Gesamtleistung von 70 kW)
• Wärmeverteilung über Dachboden und stillgelegte Kaminschächte
• Warmwasserbereitung über Solarthermie und dezentrale Wohnungsstationen
• Erneuerung der Solaranlage mit 7-Quadratmeter-Solarthermie-Kollektorfläche und 10,1-kWp-Photovoltaikanlage
• Wärmeabgabe über bestehende Heizkörper (Vorlauftemperatur 55 Grad Celsius) sowie über Fußbodenheizung (Vorlauftemperatur 35 Grad Celsius) und Wandheizung

Unterstützung durch die Stadt Wien

• Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Förderung für thermisch-energetische Sanierung und Heizungsumstellung).

Über das Gebäude

• Adresse: 13., Wattmanngasse 8
• Gebäudetyp: mehrgeschoßiger Wohnbau, errichtet 1894
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: 2025
• Heizwärmebedarf: 107,50 kWh/m²a (zuvor 151,61 kWh/m²a)
• Nutzfläche: 852 Quadratmeter
• Anzahl der Wohneinheiten: 7 Wohneinheiten, 1 Büro