"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Sandleitengasse

• Schrittweise Dekarbonisierung der Heizung eines Gründerzeithauses
• Herausforderungen durch gemischte Nutzung des Gebäudes und wenig Platz für die Erschließung von Umweltwärmequellen
• Luftwärmepumpe bereits seit 2022 zur Versorgung der neuen Dachgeschoßwohnungen
• Bohrung von 8 Tiefensonden im Innenhof (je 50 Meter) für die Versorgung der Zahnarztpraxis im 1. Stock (2024)
• 20-kW-Erdwärmepumpe für den 1. Stock
• Heizen und Kühlen der Arztpraxis über Deckenheizung und Gebläsekonvektoren
• Dezentrale Warmwasserbereitung mit Elektro-Boiler
• 15-kWp-Photovoltaikanlage
• Geplante weitere Tiefensonden zu je 120 bis 150 Metern im Vorgarten für die Versorgung der restlichen Einheiten (voraussichtlich 2026)

Das Gründerzeithaus in Ottakring weist eine für Wien typische gemischte Nutzung auf. Im Erdgeschoß befindet sich ein Gastronomiebetrieb, im 1. Stock ist die Zahnarztpraxis des Eigentümers untergebracht. In den weiteren 2 Geschoßen und im ausgebauten Dachgeschoß befinden sich Wohnungen.

Trotz dieser komplexen Zusammensetzung strebt der Eigentümer eine vollständige Dekarbonisierung der Heizung des Gebäudes an. Hinzu kommen begrenzte Platzkapazitäten für Tiefensonden und für die Aufstellung von Luftwärmepumpen. Aufgrund der dadurch entstehenden Herausforderungen, wie beispielsweise der steuerlichen Absetzbarkeit, aber auch der Notwendigkeit, verschiedene Umweltwärmequellen an verschiedenen Stellen zu erschließen, wird die Heizungsumstellung in mehreren Phasen umgesetzt.

Im 1. Schritt wurden bereits im Zuge des Dachgeschoßausbaus 2022 die neu errichteten 5 Wohnungen mit einer Luftwärmpumpe und Fußbodenheizung ausgestattet. Die Luftwärmepumpe fand dabei auf dem Dach im Bereich des Liftschachts Platz, der ebenfalls im Zuge des Ausbaus errichtet wurde. Im Herbst 2024 begann die Dekarbonisierung der Arztpraxis zusammen mit der ebenfalls im 1. Stock befindlichen Wohnung. Hier kommt eine Erdwärmepumpe mit Tiefensonden zum Einsatz. Da nur ein Minibohrgerät durch die enge Einfahrt in den Hof einfahren konnte, war die Bohrtiefe auf 50 Meter je Sonde beschränkt. Die gewonnene Umweltwärme reicht nur für die Beheizung des 1. Stocks. Die Wärmeabgabe erfolgt in der Arztpraxis vor allem über neu installierte Heizdecken, über die auch gekühlt werden kann. Die Bestandsheizkörper wurden belassen und ergänzen die Wärmeabgabe. Ebenfalls neu errichtete Decken-Gebläsekonvektoren unterstützen im Sommer die Kühlung und dienen zusätzlich der Feuchteregulierung. Dadurch ist auch die Regeneration der Tiefensonden gewährleistet.

Da das Platzangebot für die Tiefensonden im Innenhof nur für die Versorgung des 1. Stocks ausreicht, sind für den letzten Schritt - die Dekarbonisierung des Erdgeschoßes sowie des 2. und 3. Stocks - weitere Bohrungen im eigenen Vorgarten und bei Bedarf auch auf dem öffentlichen Gehsteig geplant. Gemeinsam mit thermischen Sanierungsmaßnahmen wie einem Fenstertausch auf eine 3-Scheiben-Verglasung soll die vollständige Dekarbonisierung des Objekts spätestens vor der Heizsaison 2027/2028 abgeschlossen werden. Unterstützt wird das neue Energiesystem bereits durch eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 15 kWp auf dem Dach.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Gasetagenheizungen
• Heizkörper als Wärmeabgabesystem
• Dachgeschoßausbau bereits auf Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung errichtet

Elemente des neuen Energiesystems

• Zentrale Erdwärmepumpe mit 8 Tiefensonden (je 50 Meter) im Innenhof
• Circa 4 weitere Tiefensonden (je 120 bis 150 Meter tief) im Vorgarten geplant
• Dezentrale Warmwasserbereitung mit Photovoltaik-Unterstützung
• Wärmeabgabe im 4. Stock über Fußbodenheizung, im 1. Stock über Heizdecken, Gebläsekonvektoren und bestehende Heizkörper
• Kühlung im Dachgeschoß über Fußboden, im 1. Stock über Kühldecke

Über das Gebäude

• Adresse: 16., Sandleitengasse 12
• Gebäudetyp: Zinshaus, errichtet 1894, mehrgeschoßiger Wohnbau
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: voraussichtlich 2027/2028
• Nutzung: Betriebe und Wohnen
• Bruttogeschoßfläche: 1.682 Quadratmeter
• Anzahl der Wohneinheiten: 17
• Energieeffizienzklasse: C
• Heizwärmebedarf: Dachgeschoß 59,15 kWh/m²a