Qualitätssicherung in der Wiener Stadtteilplanung

Zahlreiche Studien belegen, dass Wien über eine sehr hohe Lebensqualität verfügt. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Qualitätsvolles Wohnen für alle Wiener*innen ist ein Eckpfeiler der Lebensqualität in dieser Stadt.

Viele Aspekte machen die städtebauliche Qualität aus: Baukultur, Freiraumversorgung, Nutzbarkeit, Vielfalt, Leistbarkeit, Integration ins Umfeld. Je besser diese unterschiedlichen Aspekte miteinander zu einem großen Ganzen verwoben werden, desto harmonischer, robuster und qualitätsvoller ist das Stadtgewebe.

Durch eine Kombination von vielfältigen Instrumenten und Prinzipien soll sichergestellt werden, dass die hohen Ansprüche an eine qualitätsvolle Stadtentwicklung erfüllt werden.

Qualitätssichernde Verfahren

Jede städtebauliche Entwicklung ist anders. Daher braucht es maßgeschneiderte Prozesse, um die jeweiligen Aufgaben möglichst gut zu lösen. Je nach Projekt ist der Aufwand dafür unterschiedlich. Die Stadtplanung und -entwicklung entscheidet über die notwendige Verfahrensart, wie zum Beispiel Wettbewerb oder kooperatives Verfahren. Dabei werden verschiedene Akteur*innen eingebunden, die ihre vielfältigen Erfahrungen und Expertisen im Dialog mit der Stadt einbringen können.

Auch bewährte städtebauliche Prozesse werden laufend optimiert und aufeinander abgestimmt. Insbesondere in Prozessen mit einer Vielzahl von Akteur*innen und Einzelschritten - von der Planung bis zur Umsetzung - ist es notwendig, die Qualitätssicherung in allen Bereichen voranzutreiben.

Kooperative Verfahren in der Stadtplanung

Das kooperative Planungsverfahren ist ein Planungsinstrument, bei dem Planer*innen sowie andere relevante Akteur*innen unter Einbindung von Bürger*innen direkt kooperieren. Anders als bei städtebaulichen Wettbewerben steht bei kooperativen Verfahren das gemeinsame Entwickeln von städtebaulichen Lösungsansätzen im Vordergrund. Dadurch erhalten alle Beteiligten die Möglichkeit, ihren Standpunkt einzubringen: Planer*innen, Investor*innen, Vertreter*innen aus Politik und Stadtverwaltung und selbstverständlich auch die Bevölkerung.

Die Bürger*innen-Beteiligung wird als wesentliches Element der kooperativen Verfahren verstanden. Ziel ist die Erfassung von Nutzer*innen-Bedürfnissen, insbesondere der Anrainer*innen und zukünftigen Nutzer*innen eines Stadtteils.

Gremien und Beiräte

Gremien unterstützen an unterschiedlichen Punkten die Stadtentwicklung. Die Bauordnung schreibt einen Fachbeirat für Stadtplanung und Stadtgestaltung vor, der jeden Flächenwidmungs- und Bebauungsplan begutachtet. Auch bei Verfahren oder großen Projekten werden Beiräte und Gremien einberufen, um fachliche Entscheidungen breiter zu diskutieren und zusätzliche innovative Blickwinkel hereinzuholen. Die Qualitäten beim geförderten Wohnbau werden durch den Grundstücksbeirat sichergestellt.

Grundlagen der Stadtplanung

Die 2 wichtigsten Strategien der Wiener Stadtplanung sind:

  • Smart City Wien Rahmenstrategie
  • Stadtentwicklungsplan STEP 2025

Hier wurden grundlegende Eckpunkte definiert, die Antworten auf aktuelle globale und lokale Entwicklungen liefern und die für die Stadtentwicklung und -planung handlungsleitend sind.

Smart City Rahmenstrategie

Mit der Smart City Wien Rahmenstrategie verknüpft Wien 3 zentrale Kernthemen: Ressourcen, Lebensqualität und Innovation. Mit dieser ganzheitlichen Perspektive, die bis zum Jahr 2050 reicht, stehen Menschen in ihrer Vielfalt sowie Umwelt, Wirtschaft, Bildung und Infrastruktur gleichermaßen im Mittelpunkt.

Höhere Lebensqualität bei größtmöglicher Ressourcenschonung und umfassende technologische Entwicklungen, die diesen Prozess fördern, sind das Leitziel der Smart City Wien. Besonderer Fokus wird dabei - im Gegensatz zu anderen Smart City-Ansätzen - auf den sozialen Aspekt gelegt.

Entwickelt wurde die Rahmenstrategie unter der Mitwirkung aller Ressorts der Stadtverwaltung und vieler Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft sowie im Austausch mit anderen europäischen Städten. Sie nimmt auch Bezug auf die Klimaschutzziele der EU.

Stadtentwicklungsplan STEP 2025

Mit den Kernthemen Energie, Infrastruktur, Mobilität und Gebäude werden 4 Handlungsfelder definiert, die unmittelbar mit der Stadtentwicklung verknüpft sind. Der Stadtentwicklungsplan STEP 2025 orientiert sich konsequent an den Leitideen, Prinzipien und Zielvorgaben der Smart City Wien Rahmenstrategie und greift deren strategische Orientierung bei der Formulierung von konkreten Initiativen auf, sei es im Bereich multimodaler Mobilitätsangebote, integrierter Energie-Raum-Planung, konsequenter "Durchführung" im dicht verbauten Gebiet oder neuer Qualitätsanforderungen an künftige städtebauliche Konzepte in Bezug auf den Energieverbrauch.

Der STEP 2025 trägt in seinen auf die Stadtentwicklung ausgerichteten Strategien somit wesentlich zur Umsetzung der Smart City Wien bei.

Fachkonzepte

Planung hat bis zur Umsetzung von Projekten viele unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen. Da Strategien wie der STEP 2025 die Vielfalt an Themen nur im Überblick behandeln können, braucht es zusätzliche Instrumente, die einzelne Aspekte davon vertiefen.

Zu ausgewählten Themen wie beispielsweise Hochhausbau, Mobilität, Grün-­ und Freiräume oder öffentlicher Raum werden Fachkonzepte erstellt, die die Inhalte des STEP 2025 detaillierter ausführen. Damit steht der Stadtplanung eine Arbeitsgrundlage zur Verfügung, mithilfe derer sie die Anforderungen der Rahmenstrategien in die Realität übersetzen kann. Die Fachkonzepte werden federführend von einer Magistratsabteilung erarbeitet, in einem komplexen Prozess mit internen und externen Fachleuten abgestimmt und abschließend vom Gemeinderat beschlossen.

Zielgebiete - Rahmen für die Stadtentwicklung

Im Stadtentwicklungsplan 2005 wurden in Wien erstmals die "Zielgebiete der Stadtentwicklung" eingeführt. Da sich dieses Instrument seither bewährt hat, wurden auch im neuen Stadtentwicklungsplan, dem STEP 2025, Zielgebiete beibehalten und neue festgelegt.

Als Zielgebiete werden Stadtgebiete definiert, die ein hohes Entwicklungspotenzial haben oder spezifische Herausforderungen bergen. Hier ist eine enge Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Interessengruppen wichtig.

Jedes Zielgebiet erhält ein sogenanntes Zielgebietsmanagement, das die Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen begleitet. Die Zielgebietsmanagements werden von Mitarbeiter*innen der Stadt Wien als Koordinator*innen geleitet.

Derzeit gibt es in Wien 10 Zielgebiete mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Zielgebiete der Stadtentwicklung

Stadtteilentwicklungskonzepte

Das Stadtteilentwicklungskonzept (SEK) verknüpft übergeordnete Wiener Stadtentwicklungsstrategien mit lokalen Plänen für einen zusammenhängenden Stadtteil. Es koordiniert verschiedene Entwicklungen wie Wohnprojekte, Grünflächen und Mobilität über unterschiedliche Zeiträume hinweg und dient als Grundlage für gezielte Verbesserungen im Stadtteil sowie langfristige städtische Entwicklungsvorhaben.

Bei der Erstellung werden gemeinsam mit Bevölkerung, Expert*innen und wichtigen Partner*innen Entwicklungsperspektiven erarbeitet. Dabei werden die besonderen Erfordernisse eines Stadtteils für die nächsten 10 bis 20 Jahre betrachtet. So werden die Rahmenbedingungen für künftige Entwicklungen geschaffen.

Städtebauliche Leitbilder

Städtebauliche Leitbilder sind Instrumente der Stadtplanung, die auf den Vorgaben des STEP 2025 aufbauen. Anders als die Fachkonzepte sind sie auf ein geografisches Gebiet abgestimmt und beschreiben hier eine gewünschte Entwicklung. Dort, wo große Flächen, wie zum Beispiel ehemalige Bahnhöfe, für neue Nutzungen wie Wohnen oder Arbeiten erschlossen werden, sind Leitbilder ein räumlicher und zeitlicher Rahmen, der die qualitätsvolle Entwicklung und Bebauung ermöglicht. Ein strategischer Plan schafft eine robuste Grundlage für die Entwicklung und soll die vielen Einzelprojekte zu einem großen Ganzen zusammenführen.

Wenn einzelne Teilräume der Stadt entwickelt werden, schließen oft weitere Konzepte an die großräumigen Perspektiven an. Ein Beispiel dafür ist der Nordbahnhof, für den in einem intensiven Prozess ein städtebauliches Leitbild nach dem Prinzip "Freie Mitte - Vielseitiger Rand" von Fachexpert*innen und Bürger*innen gemeinsam entwickelt wurde.

Wo Stadtplanung und -entwicklung passiert

Transformationsflächen

Wenn Infrastruktur-Einrichtungen wie Bahnhöfe, Spitäler, Kasernen- oder auch Industrie- und Gewerbestandorte nicht mehr gebraucht werden, entstehen im Inneren der Stadt große freie Flächen mit hohem Potenzial für die Entwicklung von neuen Stadtteilen. Diese Standorte liegen meist sehr zentral und sind gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Von der neuen Bebauung profitieren oft auch die umgebenden Stadtviertel, weil zum Beispiel neue Frei- und Grünräume oder Bildungseinrichtungen entstehen.

Stadtrandbezirke

Der Wiener Stadtrand ist vielfach wenig dicht bebaut. Da Wien wächst, nutzt die Stadt Wien auch Stadtrandbezirke für die Entwicklung neuer Stadtteile sowie Standorte, die sich für eine kompakte und ressourcenschonende Entwicklung eignen. Die dichte Stadt bedeutet auch eine ökologische und leistbare Stadt: geringere Kosten für die Infrastruktur, geringerer Bedarf an Baulandflächen und somit Sicherung von Grün- und Freiräumen, gute Erschließbarkeit im öffentlichen Verkehr und kurze Wege im Alltag.

Baulücken

Die bestehende Bebauung ist in Wien - dank der sanften Stadterneuerung über viele Jahrzehnte - in einem guten Zustand. Deshalb kommt es im innerstädtischen Bereich - anders als in anderen europäischen Städten - nicht zum Abriss und Neubau von Baublöcken. Stattdessen werden Nischen genutzt, wenn zum Beispiel kleinere Gewerbestandorte aufgelöst oder Baulücken geschlossen werden. Diese bieten die Chance, in der kompakten Stadt mit guter Infrastrukturversorgung einen Teil des wachsenden Wohnraumbedarfs zu decken.

Vorhaben und Projekte

Grundlagen und Forschung

Grundlagen und Forschung in der Stadtplanung stellen eine essenzielle Wissensbasis dar. Dieser Grundstock an stadtplanerisch relevanten Informationen dient den Stadtplanungsabteilungen dazu, weiterführende Studien, Gutachten oder Projekte zu erarbeiten.

100 Jahre Stadtplanung Wien - Wiener Stadtentwicklung gestern, heute, morgen

Stadtforschung und Raumanalysen

Die Stadtforschung spielt eine wichtige Rolle im Vorfeld von Planungsentscheidungen oder bei der Durchführung von Maßnahmen. Die Zusammenschau von Daten, Statistiken und Grundlagenarbeiten liefert ein Bild der Stadtstruktur und der räumlichen und gesellschaftlichen Entwicklung.

Stadtsoziologie und Stadtökonomie

Mithilfe der Forschung in den Bereichen Stadtsoziologie und Stadtökonomie werden gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends rechtzeitig erkannt. Politik und Verwaltung haben dadurch solide Grundlagen für ihre Entscheidungen. Dabei geht es sowohl um die Entwicklung neuer, als auch die Evaluierung bereits ergriffener Maßnahmen.

Siedlungsentwicklung

Die Stadtplanung benötigt für ein gezieltes planerisches und raumbezogenes Handeln detaillierte Kenntnisse über gegenwärtige räumliche Strukturen und Entwicklungen. Die Raumbeobachtung gibt Auskunft zur Siedlungsentwicklung oder zur Inanspruchnahme von Bauland. Darüber hinaus liefert sie Informationen zur Bevölkerungsverteilung und Wirtschaftsentwicklung.

Wiener Stadtklimaanalyse

Die Stadtklimaanalyse stellt die Klimasituation der Stadt räumlich dar. Dadurch wird es möglich, bei der Planung von Stadtteilen den Aspekt des Stadtklimas besser zu berücksichtigen. Ziel jeder Planung ist es, Hitze zu verringern oder zu vermeiden und aktuelle Windströme für eine Durchlüftung des jeweiligen Stadtteils optimal zu nutzen.

Auf Basis unterschiedlichster klimatologischer Auswertungen, der Analyse zahlreicher Wind- und Temperaturdaten sowie einer erstmaligen Zusammenschau von 35 langjährigen Messreihen können wichtige Aussagen über die Klimasituation in der Stadt getroffen werden.

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