6.6 Blitzlichter zu weiteren Maßnahmen und Aktivitäten
Im Berichtszeitraum 2022/2023 haben wir unter der Vielzahl an gesetzten Maßnahmen und Aktivitäten beispielhaft den Reparaturbon, die Umgestaltung des Fritzi-Massary Parks sowie Entwicklungen im Bereich zirkuläres Bauen hervorgehoben. Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Maßnahmen und Aktivitäten. Einzelne ausgewählte Initiativen und Erfolge sind nachfolgend kurz beschrieben, um einen Eindruck über die Entwicklungen im Berichtszeitraum zu vermitteln.
Ein neues Leben – reparieren, wiederverwenden, wiederverwerten
Reparaturnetzwerk Wien
Das Reparaturnetzwerk Wien wurde 1999 gegründet, um die Dienstleistung Reparatur zu stärken und eine Alternative zur Wegwerfkultur zu bieten. Unterstützt von der Stadt Wien und koordiniert von DIE UMWELTBERATUNG, verfolgt das Netzwerk ökologische und wirtschaftliche Ziele. Seit 2022 sind auch „Do-it-yourself-Partnerinnen” Teil des Netzwerks. DIE UMWELTBERATUNG übernimmt das Qualitätsmanagement, die Website-Wartung und Marketingaktivitäten. Der Wiener Reparaturbon hat die Attraktivität des Netzwerks gesteigert, die Mitgliedsbetriebe haben sich verdoppelt. Im Jahr 2023 zählte das Netzwerk über 150 Mitgliedsbetriebe und rund 20 DIY-Partner*innen. Es wurden knapp 158.000 Reparaturen durchgeführt, wodurch 1.236 Tonnen Abfall und über 12.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart wurden.
Abbildung: Das Reparaturnetzwerk Wien gewinnt stetig Mitgliedsbetriebe dazu. © Stadt Wien – Umweltschutz
Abbildung: Die Anzahl der Reparaturen durch das Reparaturnetzwerk pro Jahr. © Stadt Wien – Umweltschutz
Kreislauffähiges Planen und Bauen
Bei den Wettbewerbsausschreibungen für die Bildungscampi 20., Nordwestbahnhof, und 22., Hausfeld Nord, sowie das Schulgebäude 10., Am Kempelenpark, wurde besonderer Wert auf ressourcenschonendes und kreislauffähiges Bauen gelegt. Erstmals wurden ein Materieller Gebäudepass und ein Rückbaukonzept gefordert. Externe Berater*innen wurden hinzugezogen, um diese Schwerpunkte in den Wettbewerbsausschreibungen zu unterstützen. Beim Bildungscampus Nordwestbahnhof wurden bereits Vorprüfungen zu diesem Thema durchgeführt und die beratende Begleitung während des Planungsprozesses fortgesetzt.
Stadtstraße – Kreislaufwirtschaft im neuen Stadtteil
An der Stadtstraße Aspern im Nordosten Wiens wird umweltverträglicher Wohnraum nahe der U-Bahn und S-Bahn entwickelt. Etwa die Hälfte der 3 Kilometer langen Straße wird zum Schutz vor Lärm mit zwei Tunnelbauwerken untertunnelt. Donauschottermaterial aus den Aushüben, das sich als Schüttmaterial eignet, wird im Bereich der Stadtstraße wieder eingebaut. Die Arbeiten begannen im April 2022, derzeit werden zwei Tunnelanlagen im Bereich Blumengärten Hirschstetten und in der Hausfeldstraße errichtet. Das Projekt trägt zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen bei, indem es Materialien wiederverwendet und CO2-Emissionen durch die Vermeidung von LKW-Fahrten reduziert.
Rückbau in der Klinik Ottakring
Im Rahmen des Investitionsprogramms des Wiener Gesundheitsverbundes bis 2040 wird die Klinik Ottakring modernisiert, um sie für die zukünftigen Anforderungen zu rüsten. Der damit verbundene Rückbau des ehemaligen Kindergartens, der „Anstaltsküche“ und der früheren Pathologie wurde mit Ende des Sommers 2023 abgeschlossen. Dabei wurden die Gebäude im Sinne der Kreislaufwirtschaft sortenrein zerlegt.
Wiederverwendung von Ausbauasphalt für neues Asphaltmischgut
Seit 2020 wird bei allen Straßenbauarbeiten der Stadt Wien der aufgebrochene Asphaltbeton wiederverwertet, um den Ressourcenverbrauch zu senken. Der Asphalt wird granuliert, gesiebt und für verschiedene Asphaltschichten wiederverwendet. In Ausschreibungen ist ein verpflichtender Anteil von mindestens 20 Prozent Ausbauasphalt vorgeschrieben, wobei Bieter*innen bis zu 40 Prozent anbieten können. Die technischen Grenzen des Asphaltrecyclings werden erforscht, um hohe Recyclingquoten und Qualitätsansprüche zu vereinen.
Wiederverwertung von ausgeschiedenem Natursteinmaterial
Im Zuge von Sanierungen sowie Um- und Neubau von Straßen werden von den Baustellen unter anderem aufgebrochene Randbegrenzungen und Flächenpflaster auf Lagerplätze und Stützpunkte der Stadt Wien – Straßenverwaltung und Straßenbau transportiert und zwischengelagert. Bei Bedarf erfolgt eine mechanische Aufbereitung, um das Material bei anderen Baustellen wiederverwenden zu können. Ist eine Aufbereitung nicht möglich oder unwirtschaftlich, wird das Pflastermaterial ausgemustert. Ausgemusterte Naturwerksteine werden an Unternehmen verkauft, die sie für andere Zwecke weiterverarbeiten.
Abbildung: Alte Randsteine zur Wiederverwendung © C. Wild, Stadt Wien – Straßenverwaltung und Straßenbau
Grüner Treibstoff aus Abfall: Forschungsanlage in Simmering eröffnet
In Wien-Simmering wird an der Produktion von grünen Treibstoffen aus Abfällen und Reststoffen wie Holzabfällen, Klärschlamm und Rückständen der Papierindustrie geforscht und hierzu 2022 eine Pilotanlage auf dem Areal der Müllverbrennungsanlage Simmeringer Haide eröffnet. Mit der innovativen Technologie sollen bis zu 10 Millionen Liter grüner Treibstoff pro Jahr erzeugt und bis zu 30.000 Tonnen CO2 vermieden werden. Die Anlage wandelt Reststoffe in Synthesegas um, das zu Rohöl verarbeitet wird, aus dem dann der grüne Treibstoff hergestellt wird. Das Projekt „Waste2Value“ umfasst auch die Produktion von grünem Gas und grünem Wasserstoff. Verschiedene Partner aus Wissenschaft und Industrie sind beteiligt und die Forschung wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt. Mehr zum Thema erfahren
Abbildung: Die Eröffnung der Waste2Value-Anlage. © Max Kropitz, Wien Energie
Aus Altkleidung wird Papier
Jährlich landen in Österreich rund 222.000 Tonnen Textilabfälle im Müll, wovon nur 17 Prozent wiederverwendet oder recycelt werden. Um einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten, kooperiert das Team Abfallwirtschaft der Wiener Netze seit Sommer 2023 mit einem Rohstofflieferanten. Nicht benötigte oder kaputte Dienstkleidung kann nun bei der Warenausgabe im Lager zurückgegeben werden. Die Aufbereitungsfirma reinigt und zerkleinert die Kleidung, um die Fasern als Rohstoff für die Papierherstellung zu verwenden. Gesammelt werden T-Shirts, Arbeitshosen, Arbeitsjacken und Stoffreste.
Abbildung: Alte Kleider werden für die Papierherstellung gesammelt. © Manfred Tucherl
Stadt Wien – Zentraler Einkauf und Logistik
Die Stadt Wien – Zentraler Einkauf und Logistik verfolgt im Sinne der Kreislaufwirtschaft den ReUse-Gedanken, um die Lebensdauer von Produkten, insbesondere von Büromöbeln, zu verlängern und ihre Nutzung zu intensivieren. Innerhalb der Stadt Wien werden Nachnutzer*innen für die Erzeugnisse gesucht. Kurze Transportwege vom Logistik-Center der Stadt Wien gewährleisten die Verlagerung an neue Verwendungsorte. Wiederverwendbare Gegenstände werden über den Altwarenverkauf der Stadt Wien angeboten.
Wiederverwendung von IKT-Geräten
Wien Digital sorgt für die Weiterverwendung von elektronischen Arbeitsplatzgeräten außerhalb der Stadt Wien. Alte Geräte werden aufbereitet und Daten gelöscht, bevor sie erneut eingesetzt werden. Der Dienstleistungsvertrag zur Weiterverwertung von IKT-Geräten wurde 2023 um Diensthandys und Tablets erweitert, sodass auch diese Geräte eine längere Nutzungsdauer erhalten.
Ressourcen sparen für eine nachhaltige Zukunft
Ressourcenschonung: Bodenschutz
Die Stadt Wien setzt sich aktiv für eine bodensparende städtebauliche Entwicklung ein, um dem hohen Flächenverbrauch entgegenzuwirken. Angesichts des anhaltenden Bevölkerungs-wachstums verfolgt Wien eine Strategie, die eine substanzielle Reduktion der Flächen-inanspruchnahme und Bodenversiegelung bis 2030 zum Ziel hat. Dabei werden ökologisch wertvolle Grün- und Freiräume geschützt, die Bestandsstadt nachverdichtet, Leerstände reduziert und Potenzialflächen effizient genutzt. Wien setzt sich zudem für eine Berücksichtigung seiner Vorleistungen beim Bodensparen bei nationalen Vorgaben ein. Die Flächeninanspruchnahme pro Person beträgt derzeit 127 Quadratmeter, was 59 Prozent der Landesfläche und 73 Prozent des Dauersiedlungsraums entspricht. Mehr zum Thema erfahrenhttp://localhost
Für eine lebenswerte und leistbare Wohnzukunft
Wiener Gemeindebauten NEU entstehen vorwiegend auf versiegelten Flächen wie Parkplätzen, um hochwertigen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig den Bodenverbrauch zu reduzieren. Beispiele sind der Karl-Heinz-Hora-Hof im 2. Bezirk, Gemeindebauten in der Opitzgasse im 13. Bezirk und am ehemaligen Sophienspital im 7. Bezirk, wo Baustarts 2023 erfolgten. Bis Ende 2022 wurden über 1.030 neue Gemeindewohnungen übergeben. Wiener Wohnen trägt auch durch nachhaltige Dachgeschoßausbauten zur sanften Nachverdichtung und mehr erschwinglichem Wohnraum bei.
Abbildung: Der neue Gemeindebau am Areal des ehemaligen Sophienspitals. © K18
MQ goes Green
Das MuseumsQuartier (MQ) verfolgt mit dem neu erarbeiteten Programm „MQ goes Green“ das Ziel, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen und orientiert sich dabei an den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN-Agenda 2030, der Smart Klima City Strategie und dem Wiener Klimafahrplan. Das Programm umfasst Maßnahmen zur Zertifizierung mit dem österreichischen Umweltzeichen, Müllvermeidung und -verwertung, Wasserkreislaufoptimierung, Energiesparmaßnahmen, erneuerbare Energie, Biodiversität, Mobilitätskonzepte und Bewusstseinsbildung. Unterstützt wird es von OekoBusiness Wien. Künstlerische Projekte sollen Nachhaltigkeit thematisieren und zum Dialog über eine bessere Zukunft anregen. Mehr zum Thema erfahren
Abbildung: Das MuseumsQuartier mit neuer Begrünung © Stefan Oláh
Die neue digitale Jahreskarte und WienMobil Vorteilswelt
Seit September 2023 ist die Wiener-Linien-Jahreskarte im WienMobil Ticketshop als digitale Version erhältlich. Die Kundinnen verzichten auf eine physische Plastikkarte und erhalten alle Informationen ausschließlich per E-Mail. Dies spart nicht nur Ressourcen, sondern auch den Postweg. Zusätzlich zur Jahreskarte bietet die neue digitale WienMobil Vorteilswelt seit Oktober 2023 Stammkund*innen weitere Ermäßigungen und Angebote.
Abbildung: Die WienMobil App © Robert Peres, Wiener Linien
Das Ende des physischen Parkpickerls
Seit dem 1. Juli 2023 erfolgen die Kontrollen durch die Parkraumüberwachungsorgane der Stadt Wien – Parkraumüberwachung mithilfe von Smartphones. Anstelle des Parkpickerls wird das Kennzeichen des kontrollierten Fahrzeugs gescannt und mittels OCR – Optical Character Recognition (Bilderkennung) erkannt. Seit Oktober 2023 werden daher keine physischen Parkpickerl mehr ausgegeben, wodurch die Produktion von etwa 100.000 Parkpickerln aus Kunststoff vermieden werden konnte.
Abbildung: Digitale Kennzeichenerkennung © Stadt Wien – Parkraumüberwachung
Neues Wertstoffsammelzentrum am Smart Campus der Wiener Netze
Die Wiener Netze sammeln jährlich über 2.000 Tonnen gewerbliche Abfälle, darunter Eisen- und Stahlabfälle, die verkauft und recycelt werden. Etwa 85 Prozent der Wertstoffe von Baustellen werden wiederverwendet. Die 2023 errichtete Halle, die 2024 in Betrieb genommen wird, ersetzt zwei Wertstoffzentren und erleichtert die Zusammenarbeit der zwölf Mitarbeiter*innen. Verbesserte Technik im Sortierbereich soll die händischen Nacharbeiten effizienter gestalten. QR-Codes auf den Mulden ermöglichen eine lückenlose und schnelle Dokumentation beim Eintreffen am Wiener Netze-Gelände. Ein elektrischer Gabelstapler hilft, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und schafft angenehmere Arbeitsbedingungen.
Abbildung: Ein Blick ins neue Wertstoffzentrum der Wiener Netze. © David Bohrmann
Nachhaltig wirtschaften
OekoBusiness Wien Bilanz 1998–2023
Abbildung: Die OekoBusiness Wien Bilanz bis 2023. © OekoBusiness Wien
OekoBusiness Wien unterstützt seit 1998 Betriebe in Wien bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, die sich wirtschaftlich rechnen. Erfahrene Umweltberater*innen identifizieren Einsparpotenziale, um den Energiebedarf, das Abfallaufkommen und den Ressourceneinsatz zu reduzieren. Eine Social Return on Investment Analyse ergab, dass jeder investierte Euro bei Umweltinvestitionen einen gesellschaftlichen Mehrwert von 14,50 Euro generiert. Das Programm trägt zur Erreichung der Wiener Klimaziele bei und wird von zahlreichen Partnern unterstützt, um vorsorgenden Umweltschutz umzusetzen. OekoBusiness Wien ist international vernetzt, um den Wissenstransfer zu fördern und ein Netzwerk nachhaltiger Betriebe aufzubauen. Die kommende Programmperiode wird neue Schwerpunkte in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Biodiversität setzen. Mehr zum Thema erfahren
Re:Form
OekoBusiness Wien startete 2023 ein Pilotprojekt mit der VIENNA DESIGN WEEK, bei dem fünf Wiener Betriebe mit Designer*innen zusammenarbeiteten, um unternehmerische Prozesse mithilfe von Design zu transformieren. Die beteiligten Unternehmen präsentierten im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK ihre Prototypen und Ideen, darunter Kommunikationsinseln für Mitarbeiter*innen, ein Konzept für den Umgang mit Wasser in der Produktentwicklung von Medikamenten und ein visuelles Tool zur Einordnung von Unternehmen entlang der SDGs. Das Projekt verbindet Wirtschaft, Design und Unternehmensberatung.
Re:Wien
Zum achten Mal kooperierte OekoBusiness Wien mit dem Impact Hub Vienna, um Jungunternehmer*innen und Gründer*innen beim Aufbau eines sozial und ökologisch nachhaltigen Unternehmens zu unterstützen. Neun Startups, die mit ihrer unternehmerischen Idee einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise und insbesondere Herausforderungen in Wien leisten wollen, wurden vier Monate lang mit Coachings und Workshops ausgewiesener Nachhaltigkeits- und Gründungsexpert*innen bei der Präzisierung ihrer Konzepte sowie bei der Entwicklung skalierbarer Geschäftsmodelle unterstützt.
Wien wurde FAIRTRADE-Partnerstadt
Auf Initiative der Stadt Wien – Umweltschutz hat die Stadt Wien im Herbst 2023 den Status als FAIRTRADE-Partnerstadt beantragt und erhielt bereits am 24. November 2023 die entsprechende Urkunde von FAIRTRADE Österreich. Die Stadt Wien bekennt sich schon lange zum fairen Handel. So werden etwa im Wiener Gesundheitsverbund und den Pensionist*innen-Wohnhäusern Bananen, Orangensaft und Kaffee möglichst fair eingekauft.
Nicht zuletzt ist der Einkauf fairer Produkte via ÖkoKauf Wien in der nachhaltigen Beschaffung der Stadt Wien und bei Veranstaltungen der Stadt über das Prädikat ÖkoEvent verankert. Mehr zum Thema erfahren
Es ist „Dreiviertel Zwölf“ – Zeit für den OekoBusiness Wien Podcast
OekoBusiness Wien setzt auch 2023 das erfolgreiche Podcast-Format „Dreiviertel Zwölf“ fort. Programmmanager Thomas Hruschka spricht monatlich rund 45 Minuten mit Gästen aus verschiedenen Bereichen über Umweltschutz, Klima und die Erhaltung der Lebensqualität in Wien für nachfolgende Generationen. Ziel ist der gegenseitige Austausch, um einen Beitrag zur Reduzierung der schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu leisten. Alle Folgen sind auf gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Mehr zum Thema erfahren
ÖkoKauf Wien – die Stadt kauft nachhaltig ein
Mit Erlass vom 14. Dezember 2023 wurde eine neue Programmkoordination für das nachhaltige Beschaffungsprogramm ÖkoKauf Wien bestellt. Ziel ist es, das Programm an neue Rahmenbedingungen anzupassen und noch erfolgreicher zu machen. In den Jahren 2022 und 2023 wurden im Rahmen des Programms ÖkoKauf Wien zahlreiche Positionspapiere und Kriterienkataloge erarbeitet, um die Beschaffung verschiedenster Produkte und Dienstleistungen durch den Magistrat der Stadt Wien nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten. Mehr zum Thema erfahren
Lebensmittel – Wien isst nachhaltig
Lebensmittelaktionsplan „Wien isst G.U.T.“
Im Jahr 2020 wurde vom Wiener Landtag der Lebensmittelaktionsplan „Wien isst G.U.T.“ als Dachstrategie für alle Lebensmittel- und Ernährungsinitiativen der Stadt Wien – Umweltschutz beschlossen. Beim Fachtag „Klimaschutz in der Gemeinschaftsverpflegung“ im Rahmen des Projekts „Forum Österreich isst regional“ am 4. Oktober 2022 wurde „Wien isst G.U.T.“ einem hochrangigen Publikum präsentiert. Es gab Fachvorträge und Workshops zu verschiedenen Aspekten des Veranstaltungsthemas. Mehr zum Thema erfahren
Gesunde Ernährung und Förderung der Ernährungskompetenz
Dank der finanziellen Unterstützung der Stadt Wien – Umweltschutz wurde das interaktive Bildungsprojekt WeltTellerFeld im Norden von Wien errichtet. Die Saisoneröffnung im Mai 2022 war mit dem ersten Einsatz des FoodTrailers verbunden, der eine energieautarke Küche beherbergt und für Workshops zu nachhaltiger Ernährung genutzt wird. Im Jahr 2022 erwarben rund 500 Kinder Wissen über nachhaltige Ernährung und bereiteten pflanzenbasierte Speisen zu. 2023 wurden über 100 Koch- und Ernährungsworkshops im FoodTrailer durchgeführt, wodurch mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche erreicht wurden. Im selben Jahr ermöglichte die Kooperation der Stadt Wien mit dem WeltTellerFeld Workshops mit über 1.600 Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen von „Wien isst G.U.T.“ wurde das Ausbildungscurriculum „Natürlich gut kochen“ für Köch*innen der Gemeinschaftsverpflegung finalisiert, um die Zubereitung pflanzenbasierter Speisen zu fördern. In einem ersten gut besuchten Workshop lernten Köch*innen aus dem Bereich der Gemeinschaftsverpflegung, wie sie ihren Gästen Alternativen zur traditionell „fleischlastigen“ Wiener Küche schmackhaft machen können. Ein weiterer Workshop ist in Planung.
SchoolFood4Change (SF4C)
Seit Jänner 2022 arbeitet die Stadt Wien am bis Ende 2025 laufenden EU-Horizon-2020-Projekt „SchoolFood4Change (SF4C)“, das einen Paradigmenwechsel in der Verpflegung von Kindern und Jugendlichen anstrebt. Das Projekt konzentriert sich auf Gesundheit, Nachhaltigkeit, Resilienz und regionale sowie soziale Faktoren. Durch die drei strategischen Grundpfeiler (Beschaffung von Lebensmitteln und Speisen, Aus- und Weiterbildung von Köch*innen, Etablierung einer nachhaltigen Ernährungskultur an Schulen anhand des Whole School Food Approachs (WSFA)) soll ein Wandel hin zu nachhaltiger und gesunder Ernährung für über 3.000 Schulen und 600.000 Kinder und Jugendliche in zwölf EU-Ländern erreicht werden. Die Auswirkungen durch das Projekt auf die Gesundheit der Schüler*innen und der Umwelt werden zum Projektabschluss 2025 evaluiert werden. Mehr zum Thema erfahren
„Natürlich gut essen“
Das Kofinanzierungsangebot „Natürlich gut essen“ im Rahmen von OekoBusiness Wien fördert ein nachhaltiges Speise- und Getränkeangebot für Wiener Gastronom*innen. Unternehmen erhalten eine Kofinanzierung der Beratung, um sich auf die Bio-Zertifizierung vorzubereiten und ökologisch produzierte Lebensmittel zu finden. Die Teilnahme und die erfolgreiche Biozertifizierung werden mit dem Gütesiegel „Natürlich gut essen“ ausgezeichnet. Bisher wurden rund 75 Betriebe beraten und ausgezeichnet, weitere befinden sich in Beratung. Der Christkindlmarkt am Rathausplatz musste 2022 erstmals einen Mindestanteil von 30 Prozent biozertifizierten Lebensmitteln am Gesamtangebot einhalten. Mehr zum Thema erfahren
BIO in Wien
Der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb zählt mit rund 1.800 Hektar Bio-Fläche zu den größten heimischen Bio-Betrieben. Angebaut werden hochwertige Bio-Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel und Hafer, sowie Kartoffeln, Lein- und Hülsenfrüchte. Am Weingut Cobenzl wird biologischer Weinbau betrieben. Aufgrund dessen konnte die eigene Marke „Wiener Gusto“, die Wien 2023 die EU-Auszeichnung „beste Bio-Stadt“ einbrachte, ausgebaut werden. Bioprodukte der Stadtgüter und das Wildfleisch aus den Wiener Wäldern werden veredelt und als Handelswaren im Onlinehandel und in Supermärkten im Großraum Wien als regionale Produkte angeboten. Mehr zum Thema erfahren
Die Zukunft isst Bio
In den Kindergärten der Stadt Wien – Wiener Kindergärten wurde die Bio-Quote in der Essensversorgung von 50 Prozent auf 60 Prozent erhöht, und alle Gerichte sind frei von Geschmacksverstärkern, Konservierungsstoffen, Palmöl und Gentechnik. Die Kinder können aus drei verschiedenen Menülinien wählen: vegetarisch, vollwertige Mischkost mit regionalen Fleischgerichten und Gerichte ohne Schweinefleisch. Die Umstellung soll die gesunde Entwicklung der Kinder fördern und begann im Juli 2023.
Bio-Menüs für Wiens Schulen
Im Schuljahr 2022/23 enthielt die Mittagsverpflegung an allen öffentlichen ganztägig geführten Wiener Pflichtschulen der Stadt Wien – Schulen einen mengenmäßigen Bioanteil von mindestens 50 Prozent. Dabei wurden rund 49.351 Schüler*innen an 209 Schulstandorten verköstigt.
Mehr Tierwohl und Umweltschutz beim Einkauf
Die Ratgeber-Reihe „Augen auf beim ...-Kauf!“ der Tierschutzombudsstelle Wien informiert über Tierwohl-Vorgaben von Gütesiegeln und Markenprogrammen bei Fleisch, Milch und Fisch. Neu ist der Guide „Augen auf beim Lokalbesuch!“, der Gastronomie-Siegel auf ihren Beitrag zu Tier- und Umweltschutz überprüft. Die Broschüren bieten praktische Unterstützung für einen bewussten Umgang mit Speisefischen und beim Einkauf von Lebensmitteln.
(Tier-)Wohl bekomm’s! Mehr zum Thema erfahren
Vermeidung von Lebensmittelabfall
Im Lebensmittelaktionsplan „Wien isst G.U.T.“ wird die Vermeidung von Lebensmittelabfällen immer stärker berücksichtigt. Die Kooperation mit der Initiative „United Against Waste“ fokussierte auf die Schulverpflegung (2022) und die städtischen Krankenhäuser (2023) und wurde über die Initiative „natürlich weniger Mist“ finanziert. Aktionstage mit Schüler*innen, Patient*innen und politischer Beteiligung machten medienwirksam auf das Thema aufmerksam. Das Projekt „Köstlich! – Lebensmittelabfallvermeidung in der Schulverköstigung“ der Universität für Bodenkultur Wien lieferte wichtige Einblicke in die Situation in Schulen und wird Anfang 2024 Empfehlungen zur Lebensmittelabfallvermeidung sowie einen Leitfaden für Schulen vorlegen. Mehr zum Thema erfahren
Reduktion von Lebensmittelabfällen im Wiener Gesundheitsverbund
Der Wiener Gesundheitsverbund, Österreichs größter Gesundheitsdienstleister, engagiert sich aktiv gegen Lebensmittelabfälle. Jährlich werden über 228.000 stationäre Patient*innen und 30.000 Mitarbeiter*innen in den Kliniken versorgt. Am regelmäßigen Abfallmonitoring von United Against Waste nahmen 15 Einrichtungen des Verbunds teil. Die Klinik Hietzing und die Klinik Favoriten wurden für Bestleistungen ausgezeichnet.