1.2 Gebäude
Wo steht Wien mit den Emissionen?
Zwischen 2005 und 2023 konnten die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors um 40 Prozent reduziert werden: Im Jahr 2005 waren es 1.910 Kilotonnen CO2-Äquivalent und im Jahr 2023 nur noch 1.150 Kilotonnen CO2-Äquivalent. Pro Kopf wurden die Emissionen sogar mehr als halbiert. Diese Emissionen entsprechen auch den leitzielrelevanten Emissionen.
Externe Gründe für die Reduktion liegen unter anderem in wärmeren Wintern und energiesparendem Heizverhalten aufgrund der hohen Energiepreise (infolge des Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine). Aber auch die im Folgenden genannten Maßnahmen Wiens tragen zur Emissionsverringerung bei.
Emissionen, die dem Sektor Gebäude zugerechnet werden, entstehen in Wohn- und Nicht-Wohngebäuden aus der direkten Nutzung fossiler Energieträger für Heizung, Warmwasserbereitung und Kühlung. Auf den Gebäudesektor entfallen knapp 30 Prozent der leitzielrelevanten Treibhausgasemissionen Wiens (im Mittel der Jahre 2014 und 2018). Diese Emissionen werden dabei fast ausschließlich (rund 90 Prozent) von Gasheizungen verursacht.
Die Emissionen aus der Erzeugung für die in Gebäuden verbrauchten Mengen an Strom und Fernwärme werden hingegen dem ETS-Sektor Energiewirtschaft zugeschrieben (diese Emissionen finden sich im Kapitel 1.7 Strom- und Fernwärmeerzeugung).
Wo steht Wien mit den Umsetzungen?
Im Wiener Klimafahrplan wurden 2 Hebel identifiziert. Deren Umsetzungsfortschritte werden in diesem Kapitel zusammengeführt.
„In Wien betrachten wir leistbares und lebenswertes Wohnen als ein fundamentales Recht, das maßgeblich zur Lebensqualität beiträgt. Im Wiener Wohnbau legen wir großen Wert auf Klimaresilienz: Anpassung an sommerliche Überwärmung, Reduktion des Energieverbrauchs, Einsatz langlebiger Materialien, Integration von Grünflächen im Wohnbau und im Grätzl. Die zahlreichen umgesetzten und auf Schiene gebrachten Projekte zeigen, dass wir diesen Weg konsequent gehen, und auch weiter mit Entschlossenheit vorangehen, um künftigen Generationen eine klimagerechte Stadt zu ermöglichen.“
Programm „Raus aus Gas“ ins Leben gerufen
Um die im Wiener Klimafahrplan genannten Maßnahmen auf den Weg zu bringen, wurde unter der Leitung der Magistratsdirektion Bauen und Technik (MD-BD) das Programm „Raus aus Gas“ eingerichtet. Fachliche Grundlage bildet das Konzept „Raus aus Gas – Wiener Wärme und Kälte 2040“. Es gibt einen Überblick über die wichtigsten Instrumente und Werkzeuge, die es braucht, um alle Gebäude in Wien bis 2040 mit erneuerbarer Energie zu heizen und sommertauglich zu gestalten.
Im Umsetzungsprogramm „Raus aus Gas“ arbeiten in circa 20 Arbeitsgruppen (Schwerpunktthemen) alle relevanten Dienststellen, Unternehmen und Unternehmungen der Stadt Wien mit. Ziel ist es, die Wiener Wärmeversorgung von fossilen Abhängigkeiten zu befreien. Dazu werden in einem ersten Schritt geeignete Rahmenbedingungen (Rechtsrahmen, Förderlandschaft, Qualifizierung von Fachkräften, Beratungsangebote etc.) geschaffen. Es wird ein Wärmeplan definiert, der perspektivisch aufzeigt, wo welche Wärmeversorgung (beispielsweise Fernwärme, Wärmepumpe und ähnliche) genutzt werden kann. Die Fernwärme wird in Pioniergebieten strategisch ausgebaut und es werden pilothafte Umsetzungen initiiert, die zeigen, wie eine Dekarbonisierung erreicht werden kann. Aufbauend auf den Grundlagen und mit den Erfahrungen aus erfolgreichen Umsetzungen, wird dann ein Rollout des Programmes über die gesamte Stadt angestrebt.
HEBEL 1: Rahmen für den Ausstieg aus fossilen Heizsystemen schaffen
Schaffung eines klaren gesetzlichen Rahmens
Rechtlicher Rahmen für das Verbot fossiler Heizungen im Neubau geschaffen
Der Einbau von fossilen Heizsystemen ist in Neubauten mittlerweile ausnahmslos und bundesweit verboten: Das macht das im Jahr 2024 in Kraft getretene Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) möglich. Das bundesweite Verbot macht die Wirkung der Energieraumpläne in Wien, die noch in Kraft sind, de facto obsolet. Energieraumpläne, die in Wien bereits zwischen 2019 und 2023 umgesetzt wurden, waren Verordnungen mit gebietsweisen Festlegungen, die Gebote enthielten, Fernwärme und alternative Systeme zu nutzen.
Wiener Bauordnungsnovelle 2023 unterstützt thermisch-energetische Sanierungen
Im Rahmen der Bauordnungsnovelle 2023 wurden Regelungen geschaffen, die den Ausstieg aus fossilen Heizungen im Gebäudebestand unterstützen. Bei Neu-, Zu- und Umbauten und bei Änderungen und Instandsetzungen von mindestens 25 Prozent der Oberfläche der Gebäudehülle sowie neu bei Änderungen am gebäudetechnischen System für Wärmeversorgung müssen hocheffiziente alternative Systeme eingesetzt werden. Dies trifft zu, wenn diese technisch, ökologisch und wirtschaftlich realisierbar sind.
Des Weiteren wurden Maßnahmen zur Erleichterung der Unterbringung technischer Infrastruktur für hocheffiziente alternative Systeme ergriffen. So ist es unter bestimmten Bedingungen erlaubt, dass die technische Infrastruktur dieser Systeme über den Gebäudeumriss hinausragen darf. Außerdem wurden Erleichterungen bei der nachträglichen Anbringung von Wärmedämmung geschaffen und konnten durch die Novelle Verfahrensbeschleunigungen und -vereinfachungen für Erdwärmesonden erwirkt werden. Zudem können nun Einzelbauteilsanierungen beziehungsweise Änderungen am Heizsystem in Etappen durchgeführt werden. Sie müssen aber einem Sanierungskonzept folgen und die Anforderungen an größere Renovierungen erfüllen.
Schaffung von Datengrundlagen
Gute Daten über den Wärmebedarf von Gebäuden vorhanden
Räumlich hochaufgelöste Datengrundlagen wurden in den letzten Jahren vor allem im Rahmen der Erarbeitung der Energieraumpläne und des „Wiener Wärmeplans 2040“ geschaffen. So gibt es mittlerweile mit dem „Gebäudemodell“ der Abteilung Energieplanung (MA 20) hinreichend gute Modelldaten über den Wärmebedarf von Gebäuden. Derzeit sind die vorhandenen Informationen zu den tatsächlich eingesetzten Energieträgern und der Art des Heizungs- und Warmwassersystems in spezifischen Gebäuden, Wohnungen und sonstigen Nutzungseinheiten unzureichend. An einer Verbesserung und Ergänzung der Datengrundlagen mit Informationen, zum Beispiel zu den Heizungsanlagen oder den Energieausweisen, wird gearbeitet. Auch die wichtigen einfließenden Inputdaten wie das digitale Oberflächenmodell, die Flächenmehrzweckkarte und andere wurden und werden laufend verbessert und aktualisiert.
Rechtsgrundlage für Heizungsanlagenerfassung geschaffen und Datenbanken im Aufbau
Daten über die Art des Heizungssystems und damit über den dabei eingesetzten Brennstoff sind bei Rauchfangkehrer*innen verfügbar. Sie werden seit 2024 in eine Datenbank der Abteilung Baupolizei (MA 37) eingemeldet. Die Rechtsgrundlage für diese Datenerfassung wurde 2023 mit einer Novelle des Wiener Feuerpolizeigesetzes (WFPolG 2015) geschaffen. Gleichzeitig erfolgte eine Novelle des Wiener Gasgesetzes, mit dem Gasnetzbetreiber*innen verpflichtet wurden, Daten (Standort, Verwendung, Gerätestatus, Anschlussjahr, Nennwärmeleistung) an die Stadt zu übermitteln. Die so der Stadt Wien (mittelfristig) zur Verfügung stehenden Informationen sind eine wichtige Voraussetzung für die Konzeption, Umsetzung und den Vollzug zukünftiger klimapolitischer Instrumente und Maßnahmen, zum Beispiel für Zwecke der Energieraumplanung.
Datenbasis über Dekarbonisierungen und thermische Gebäudesanierungen verbessert
Die Abteilung Energieplanung (MA 20) verfügt über eine große Menge an energierelevanten Daten zu allen Verbrauchs- und Produktionsdaten im Klimaschutzbereich. Diese werden jährlich im Energiebericht der Stadt Wien veröffentlicht.
Valide Informationen, die auch in Quartalsberichten vorliegen, gibt es über die Anzahl der Wohneinheiten, deren Heizsysteme mit Fördermitteln des Landes Wien auf erneuerbare Energieträger umgestellt wurden. Auch geförderte thermische Sanierungen von Haushalten in mehrgeschoßigen Wohnbauten und in Ein- und Zweifamilienhäusern werden dokumentiert.
Vom Jahr 2022 bis zum Jahr 2023 stieg die Zahl der mit Förderungen dekarbonisierten Wohneinheiten von 3.281 auf 3.616. Im Jahr 2024 stieg diese Zahl weiter auf 5.346. Die Zahl der geförderten Sanierungen lag im Jahr 2022 bei 5.288 Haushalten, im Jahr 2023 bei 7.947 und im Jahr 2024 bei 5.886 Haushalten.
Die Zahl der ohne Förderung dekarbonisierten oder thermisch sanierten Wohneinheiten ist nicht bekannt.
Informationen über den Trend bei der Gasheizungsumstellung können näherungsweise (und zeitnah) aus der Entwicklung aller Gaszählerpunkte (Stellen in einem Gasversorgungsnetz, an denen der Gasverbrauch gemessen wird) abgeleitet werden. Laut Wiener Netze und E-Control gibt es seit Jahren einen Rückgang der Gaszählpunkte. In den Jahren 2022 bis 2024 betrug der Rückgang insgesamt 8 Prozent.
Erweiterte und verbesserte Daten zu Potentialen erneuerbarer Energien stehen zur Verfügung
Zusätzlich zum Wiener Solarpotentialkataster gibt es seit 2023 einen Erdwärmepotenzialkataster, welcher 2022 aktualisiert wurde. Er zeigt interessierten Gebäudeeigentümer*innen das Erdwärmepotential und unterstützt damit den Wechsel von fossilen Heizsystemen zu Erdwärmepumpen. Aufbauend auf den Erkenntnissen des Erdwärmepotenzialkatasters wurde 2024 der Geothermie-Atlas der GeoSphere Austria in Kooperation mit der Abteilung Energieplanung (MA 20) ins Leben gerufen. Er enthält erweiterte flächendeckende geologische und hydrogeologische Informationen.
Darüber hinaus wurde als Grundlage für den Wiener Wärmeplan 2040 eine detaillierte Studie durchgeführt, die das Erdwärmesonden-Potenzial pro Baublock und Grundstück erhoben hat. Dabei wurden auch die Potenziale im öffentlichen Raum berücksichtigt und errechnet, wie hoch die Deckung des Wärmebedarfs mittels Erdwärmesonden sein kann.
Unterstützende energieraumplanerische Instrumente
Stadt Wien ist mit „Energieraumplan-Verordnungen“ 2019 bis 2023 Vorreiterin
Um Gasheizungen im Neubau zurückzudrängen, hat die Stadt Wien zwischen 2019 und 2023 für alle Bezirke sogenannte „Energieraumpläne“ verordnet. Mit der Verordnung von Energieraumplänen als Instrument für Klimaschutz im Wärmebereich war Wien aufgrund der parzellenscharfen Festlegung und Verbindlichkeit für Dritte österreichweit und sogar europaweit Vorreiterin. Durch das 2024 bundesweit in Kraft getretene Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) wurde die Wirkung dieser gebietsweisen Verordnungen, die noch in Kraft sind, de facto obsolet.
Mit den bei der Erstellung der Verordnungen gemachten Erfahrungen wurde der „Wiener Wärmeplan 2040“ entwickelt. Daher ist Wien gut gerüstet, um die in österreichisches Recht umzusetzende Energieeffizienzrichtlinie (EED III) umzusetzen. Diese verpflichtet alle europäischen Städte mit mehr als 45.000 Einwohner*innen zur Wärme- und Kälteplanung.
„Wiener Wärmeplan 2040“ bietet Orientierung
Im Mai 2024 wurde der „Wiener Wärmeplan 2040“ veröffentlicht (siehe Fußnote Nr. 8). Er gibt der Bevölkerung (sowie den Energieversorger*innen und dem Netzbetreiber*innen) eine Orientierung über die zukünftige Wärmestrategie. Der „Wiener Wärmeplan 2040“ zeigt, welche Alternativen zu Öl- und Gasheizungen für den Weg zum klimaneutralen Gebäudesektor in Wien in welchen Gebieten am besten geeignet sind oder verfügbar sein werden. Rechtsfolgen für Gebäude- und Heizungseigentümer*innen in den Zonen erwachsen daraus nicht.
Weitere Inhalte als auch die Umsetzung des Wärmeplans werden im Zuge des „Raus aus Gas“-Programms der Stadt Wien – insbesondere in der Arbeitsgruppe „Energieraumplanung“ – vorangetrieben (siehe Fußnote Nr. 3).
Für Initiativen der Stadt Wien und das damit verbundene Beratungsangebot durch die Hauskunft ist die Vorgabe des Wiener Wärmeplans maßgeblich.
Dekarbonisierung der Fernwärme
Hierzu wird auf den Hebel im Kapitel 1.7 Strom- und Fernwärmeerzeugung verwiesen.
HEBEL 2: Energieverbrauch senken und erneuerbare Heizformen nutzen
Förderprogramme für thermische Sanierung und Kesseltausch
Förderungen für Sanierungen und Heizungstausch in Wohngebäuden so hoch wie nie
Die Förderungen für thermische Sanierungen und für den Heizungstausch von Wohngebäuden wurden 2024 sowohl von Wien als auch vom Bund massiv ausgebaut. 2024 gab es für Gebäudeeigentümer*innen (vor allem von Einfamilienhäusern, besonders Bundesförderung mit starkem Fokus auf Einfamilienhäuser) und teilweise für Wohnungseigentümer*innen und -mieter*innen ein besonders investitionsaffines Förderumfeld.
Durch die Novelle des Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetz (WWFSG) gilt seit 01.03.2024 die neue Wiener Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung. Ziele der geförderten Wohnhaussanierung sind Energieeinsparung durch Effizienzmaßnahmen, Ausstieg aus fossilen Energieträgern für Heizen und Kochen und Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft. Mit einem zusätzlichen Jahresbudget von etwa 112 Millionen Euro werden Sanierungen von Gebäuden und Wohnungen unterstützt. Diese höheren Fördersummen führten zu einem Anstieg der Investitionen für Sanierung- und Dekarbonisierung in Wien (in Summe waren es circa 260 Millionen Euro). Außerdem wurde die Abwicklung der Förderungen vereinfacht und der Bezieher*innenkreis erweitert.
Seitens des Bundes gab es im Zeitraum 2023 und 2024 den „Sanierungsbonus“ für thermische Sanierungen und die Förderung „Raus aus Öl und Gas“ für den Wechsel von fossilen Heizsystemen zu Fernwärme, Wärmepumpen, Biomasse. Diese Förderung richtete sich an Private (Ein- und Zweifamilienhaus, Reihenhaus, mehrgeschoßiger Wohnbau). Zudem wurde im Jahr 2022 die Berücksichtigung der Öko-Sonderausgabenpauschale für thermisch-energetische Sanierung in der Einkommensteuer als Sonderausgaben eingeführt.
Förderungen für Nicht-Wohngebäude auf Bundesebene möglich
Förderungen für die Dekarbonisierung von Nicht-Wohngebäuden gibt es vom Bund (Umweltförderung im Inland – UFI). Sanierung von Wohngebäuden mit gewerblichen Flächen (zum Beispiel Büros, Geschäfte) werden von den Wiener Förderungen mitabgedeckt.
Ausbildungsprogramme und Arbeitsmarktinitiativen
Fachkräftezentrum und andere Initiativen unterstützen die Bedarfsentwicklungen
Im April 2023 wurde das Fachkräftezentrum als strategisches Arbeitsmarktinstrument der Stadt im Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) eingerichtet. Es dient als Diskussions-Plattform für die Fachkräftesicherung, Strategieentwicklung und Erarbeitung von Handlungsoptionen mit Fokus auf Ökologisierung. Das Fachkräftezentrum soll die Bedarfssituation in Wien sowie allfällige Problemstellungen frühzeitig erkennen und bei konkreten Lösungsstrategien unterstützen.
In Kooperation mit der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) wurden Studien zu den Auswirkungen der Klimaziele auf den Wiener Arbeitsmarkt durchgeführt. Daraus ergaben sich Initiativen wie „Öko-Booster“, eine Kooperation aus AK Wien, AMS Wien und waff. Bis Ende 2027 sollen dem Wiener Arbeitsmarkt 100 zusätzliche Fachkräfte aus den Bereichen Installation-, Gebäude- und Elektrotechnik zur Verfügung stehen.
Auch die „Wiener Klima-Lehrausbildungsinitiative“ ist daraus entstanden. Ein Bündel von Maßnahmen soll dazu führen, dass sich die Zahl der Absolvent*innen in 41 klimaschutzrelevanten Lehrausbildungen bis 2028 erhöht. Das Bildungskonto für Digitalisierung und Klimaschutz des waff unterstützt beschäftigte Wiener*innen dabei, klimaschutzrelevante Aus- und Weiterbildungen in Angriff zu nehmen. Zudem gibt es spezielle Ausbildungsprogramme im Rahmen von "Jobs plus Ausbildung" in der Technik und im Handwerk sowie Förderungen wie "Berufsbegleitend studieren für Frauen".
Wiener Stadtgärten (MA 42) arbeiten an Voraussetzungen den neuen Lehrberuf als Klimagärtner*in anzubieten
Mit dem neuen Lehrberuf Klimagärtner*in sollen Fachkräfte für die nachhaltige Grünraumgestaltung im urbanen Raum ausgebildet werden. Auch die Wiener Stadtgärten (MA 42) sind interessiert daran, diese Ausbildung anbieten zu können und arbeitet derzeit an der Schaffung der notwendigen Voraussetzungen, um im Herbst 2026 damit starten zu können.
Schwerpunktmäßig geht es dabei um Fassaden- und Dachbegrünungen, den Bau von Bewässerungsanlagen und die Versickerungsfähigkeit von Oberflächen.
Pilotprogramme
Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ gibt Pionier*innen der Wärmewende eine Bühne
Die im Jahr 2023 gestartete und bis Ende 2025 laufende Initiative “100 Projekte Raus aus Gas” holt Projekte vor den Vorhang, die zeigen, wie der Umstieg von Gas auf erneuerbare Heizsysteme gelingt. Der Fokus liegt dabei auf mehrgeschoßigen Wohngebäuden, die nicht an die Fernwärme angeschlossen werden können.
In einer Informations-Broschüre zeigt die Initiative anhand unterschiedlichster Ausgangssituationen wie die Dekarbonisierung funktionieren kann und lädt alle Eigentümer*innen ein, ihre Projekte einzureichen. Zudem werden aus der Initiative wertvolle Erkenntnisse von gesamtstädtischer Relevant hinsichtlich technischer, organisatorischer, sozialer, rechtlicher und finanzieller Fragen gewonnen. Diese sind für die zukünftige breite Ausrollung von „Raus aus Gas“ von großer Bedeutung.
4 „Pioniergebiete“ für den gebietsweisen Fernwärmeausbau zeigen Potenziale
Um die Emissionen des Gebäudesektors zu reduzieren, testet die Wien Energie – in enger Abstimmung mit städtischen Dienststellen – den strategischen gebietsweisen Fernwärme-Ausbau, in 4 Pioniergebieten: Rossau, Gumpendorferstraße, Alliiertenviertel und Huber-Block. Die Arbeiten an den ersten Bauabschnitten haben 2024/2025 in allen Gebieten begonnen. In diesen Pioniergebieten werden neue Formen der Kund*innen-Ansprache (zum Beispiel mittels Vor-Ort-Veranstaltungen) und neue Tarifsysteme (einheitlicher Anschlusspreis beziehungsweise Baukostenzuschuss) getestet. Damit will man wichtige Erfahrungen für die Umstellung von Gas auf Fernwärme in weiteren Gebieten der Stadt gewinnen.
WieNeu+ Stadterneuerungsprogramm bietet Ressourcen für klimafitte Grätzl
WieNeu+ ist ein Stadterneuerungsprogramm der Stadt Wien, das dazu beiträgt, Grätzl klima- und zukunftsfit zu machen. Die Stadterneuerung mit dem Fokus aufs Grätzl umfasst alle Aspekte, die das Leben in der gebauten Stadt ausmachen: Gebäude und deren energetische Bilanz, Aktivitäten zur gemeinschaftlichen Grätzl-Entwicklung und vor allem die Menschen, die dort leben und sich an den Prozessen und Projekten beteiligen. Das seit 2021 laufende Programm ist auf 10 Jahre ausgerichtet (siehe dazu auch „Umsetzung von strukturellen Maßnahmenprogrammen zur Reduktion von Überhitzung in Bestandsgebieten“, Kapitel 2.3 Stadtentwicklung und -planung, Hebel 2).
Begleitprogramme wie Beratung, Information und Bewusstseinsbildung
Zahlreiche Beratungsangebote stehen zur Verfügung
Die Hauskunft und die Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien (Urban Innovation Vienna) wurden als Beratungsstellen für Eigentümer*innen von Wohngebäuden und Betriebsgebäuden sowie für Wiener Betriebe geschaffen und massiv ausgebaut. Die Services umfassen eine Orientierungsberatung vor einer Gebäudesanierung, Beratungen zur Erstellung des Sanierungskonzeptes, individuelle Betreuung und maßgeschneiderte Informationen beim Umstieg auf erneuerbare Energieanlagen und bei erneuerbaren Energiegemeinschaften sowie Beratung und Information zu Förderungen und Genehmigungen etc.
Die Abteilung Energieplanung (MA 20) bietet im Auftrag der Abteilung Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht (MA 40) Beratung für armmutsgefährdete Haushalte an, um deren Energieverbrauch nachhaltig zu reduzieren und damit die finanzielle Belastung der betroffenen Personen zu verringern.
Zusätzliche Beratungsangebote gibt es von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung (GB*), Wien Energie, Umweltberatung, OekoBusiness Wien, MieterHilfe wie auch vom Stadterneuerungs-Programm WieNeu+.
Öffentlichkeitsarbeit zu „Raus aus Gas“
Eine breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeitskampagne der Abteilung Kommunikation und Medien (MA 53) lief von Oktober bis Dezember 2024. Das Ziel der Kampagne (Hörfunk, Print, Online und Out of Home) war es, die Bürger*innen über die Initiative „Raus aus Gas“, die Förderungen und den Bonus zu informieren. Weiters schaffte die Kampagne ein gemeinsames Verständnis für das Thema und wollte die Menschen von der Notwendigkeit des Umstiegs überzeugen. Im Mittelpunkt der Kommunikation standen die folgenden Säulen: „Ein Umstieg gewährleistet Versorgungssicherheit“, „Lebensqualität mit einer nachhaltigen Energieversorgung zu sichern“, „Vorbildwirkung beim Klimaschutz“, „Im Alltag Innovation leben, indem die Umwelt geschont wird, ohne eigene Gewohnheiten zu ändern“ und „Hohe lokale Umwegrentabilität für Wirtschaft/Unternehmen/Fachkräfte“.
„Klima-Allianzen“
Committment durch die Wiener Klima-Allianz verankert
Die Wiener Klima-Allianz ist im Wiener Klimagesetz (Wr. KG) verankert. Im Rahmen der Klima-Allianz erklären sich die Stadt Wien, Wiener Unternehmen sowie institutionelle Akteur*innen dazu bereit, sich aktiv an der Erreichung der Wiener Klimaziele 2040 zu beteiligen. Sie setzen in ihrem eigenen Wirkungsbereich Aktivitäten zu Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft im Gebäudebereich und nehmen diese als wirtschaftliche Chance wahr, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Diese Maßnahme ist nicht nur dem Handlungsfeld Gebäude zuzurechnen, sondern für alle Themenbereiche des Klimafahrplans relevant.
Die Stadt und ihre Unternehm(ung)en als Vorbild
Die Stadt Wien setzt mit ihren Dienststellen, Unternehmen und Unternehmungen Maßstäbe und agiert als wegweisendes Vorbild für den Weg zum klimaneutralen Gebäudesektor.
Umsetzungsprogramm „Raus aus Gas“ mit maßgeblicher Weichenstellung
Mit dem Umsetzungsprogramm „Raus aus Gas" forciert die Stadt Wien auch bei den Gebäudeverwaltungen im Bereich des Magistrats und städtischer Unternehmen und Unternehmungen die Umstellung auf eine klimafreundliche Energieversorgung (siehe Fußnote Nr. 3). Die erforderlichen Portfolioanalysen, Energieaudits und Sanierungspläne für einen ausschließlich mit klimafreundlichen Energieträgern beheizten Gebäudebestand des Magistrats und städtischer Unternehm(ung)en wurden in den letzten Jahren auch durch neue EU-Vorgaben angeschoben. Die Vorgaben entstammen aus dem Environmental Social Governance Reporting (ESG) zur Erfüllung der Corporate Sustainability Reporting Richtlinie (CSRD), der Energieeffizienzrichtlinie (EED III) und der EU-Taxonomie. Alle städtischen Gebäudeverantwortlichen arbeiten an entsprechenden Strategien und Umsetzungsplänen. Gleichzeitig werden laufend (Pilot-)Sanierungen umgesetzt.
In Magistratsgebäuden wird auf Fernwärme gesetzt
80 Prozent des Heizwärmeverbrauchs in Magistratsgebäuden werden mit Fernwärme gedeckt. 2024 gab es noch knapp 500 Objekte mit Gasanschluss, davon 135 im Fernwärme(ausbau)gebiet. Der Investitionsaufwand für die Dekarbonisierung und für die (thermische) Sanierung wurde auf 500 bis 600 Millionen Euro geschätzt.
Die magistratsinterne Richtlinie „Raumbuch für Amtshäuser, Kindergärten und Schulen der Stadt Wien“ gilt für die Planung und Errichtung von Neu- und Erweiterungsbauten sowie die Sanierung und Adaptierung von Gebäuden der Stadt Wien. Darin sind der Klimafahrplan und die Klimaziele für den Gebäudebereich als „magistratsinterne Richtlinie“ angeführt.
Aktuell ist die Stadt Wien darum bemüht einen „ELENA-Förderantrag“ (European Local ENergy Assistance) bei der Europäischen Investitionsbank zu stellen, um die vollständige Dekarbonisierung und Energieeffizienzsteigerung des Gebäudebestandes des Magistrats strukturell voranzutreiben. Die Fördermittel sollen unter anderem dazu dienen, eine Unterstützungsstruktur für die 18 gebäudeverwaltenden Dienststellen aufzubauen.
Im Bildungsbereich werden durch die Abteilung Schulen (MA 56) bereits seit 2005 zahlreiche Bauprojekte von fossilen auf nachhaltige Heizungen umgestellt. Ebenso wurden erhebliche Verbesserungen durch (verstärkte) Wärmedämmung erwirkt. Den Rahmen dafür bietet das Schulsanierungspaket (SUSA I und II).
Wiener Wohnen setzt neue Maßstäbe mit Investitionen und Programmen
Wiener Wohnen setzt seit Jahrzehnten im Zuge von Bestandssanierungen thermische Sanierungsmaßnahmen um: 5 Millionen Quadratmeter und damit 40 Prozent der von Wiener Wohnen verwalteten Zinsfläche wurden bereits thermisch saniert. Dadurch wurde eine jährliche Energieeinsparung von 350 Gigawattstunden erzielt (Vergleich: entspricht dem Heizwärmebedarf des 2. Bezirks). Der Großteil (56 Prozent) der rund 220.000 Mietobjekte im Bestand von Wiener Wohnen ist bereits gasfrei und an die Fernwärme angeschlossen. Laufend werden weitere Maßnahmen gesetzt, wie solare Energiegewinnung, Fassaden- und Dachbegrünung, Beschattung und Erhaltung eines hohen Grünraumanteils.
Sanierungsprojekte mit rund 13.000 Wohnungen und Investitionen von 517 Millionen Euro befanden sich 2023 in Umsetzung. Darunter das „Raus aus Gas“-Pilotprojekt in der Deutschordenstraße, wo Tiefenbohrungen für die Versorgung der 277 Wohnungen mit Erdwärme und thermische Sanierungsmaßnahmen zur Reduktion des Heizwärmebedarfs um 75 Prozent realisiert wurden.
Von 2023 bis Mitte 2024 wurden 14 Sanierungsprojekte abgeschlossen. Die erzielte Energieeinsparung betrug 14 Gigawattstunden und rund 1. 700 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Im gleichen Zeitraum erfolgten 4.200 Gasfreimachungen in Leerwohnungen.
Da noch rund 44 Prozent der Mietobjekte von Wiener Wohnen einen Dekarbonisierungsbedarf aufweisen (Stand 2022), ist im Jahr 2022 das Dekarbonisierungsprogramm mit Fokus auf „Raus aus Gas“ ins Leben gerufen worden. So werden für alle Sanierungsprojekte, auch für jene ohne Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses, Planungen und Vorbereitungsmaßnahmen für eine spätere wohnungsseitige Dekarbonisierung vorgenommen. Bis 2030 werden voraussichtlich über 200 thermische Sanierungsprojekte, 15 Wärmepumpen-Projekte im Neubau und im Gebäudebestand sowie 20 neue Fernwärmeanschlüsse für Wohnhausanlagen umgesetzt.
Unternehmen der Wien Holding senken und dekarbonisieren ihren Energieverbrauch
Die Unternehmen der Wien Holding haben zahlreiche Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs sowie zur Dekarbonisierung umgesetzt und setzen weiterhin entsprechende Schritte.
In den vergangenen Jahren wurden zusätzlich zur Installation von Photovoltaik-Anlagen (siehe dazu auch „Mobilisierung der Flächen auf Objekten und Flächen der Stadt beziehungsweise stadtnaher Einrichtungen“, Kapitel 1.5 Produktion, Hebel 2) unter anderem folgende Maßnahmen mit dem Ziel der Energieeinsparung und/oder Dekarbonisierung im Bereich Gebäude umgesetzt:
Das Theater an der Wien wurde generalsaniert und modernisiert, wobei eine Erreichung des klimaaktiv-Gebäudestandards Bronze angestrebt wurde und wodurch Energie eingespart wird.
Auch das KunstHausWien wurde saniert, eine Hydrothermie-Anlage zur Wärme- und Kälteversorgung des Gebäudes wurde errichtet. Durch die neue Kälteanlage konnte der Energieverbrauch für die Kühlung deutlich gesenkt werden.
Beim Jüdischen Museum der Stadt Wien wurden Maßnahmen zur thermischen Gebäudesanierung sowie technische Neuerungen durchgeführt, die zu einer Senkung des Energieverbrauchs geführt haben.
Bei den Wiener Sportstätten wurde im Stadionbad eine neue mobile Halle installiert, durch die der Energieverbrauch reduziert wurde. Außerdem wurde im Ernst-Happel-Stadion unter anderem eine der größten Erdwärme-Anlagen Wiens errichtet.
Die Therme Wien nutzt Wärme aus dem Thermalwasser, und hat gemeinsam mit Wien Energie sowohl Wärmepumpen zur Nutzung ihrer Abwärme für die Fernwärme als auch ihre Photovoltaikanlage in Betrieb genommen.
Unternehmen der Wien Holding haben einige Neubauprojekte umgesetzt, bei denen ein geringer Energieverbrauch und/oder die erneuerbare Energieversorgung während der Nutzung der Gebäude Zielsetzungen waren – so zum Beispiel die ARWAG im Wohnbau sowie die WSE Wiener Standortentwicklung und ihre Tochterunternehmen bei Nichtwohngebäuden im Auftrag der Stadt Wien, beispielsweise beim Bau der neuen Sport Arena.
Die ARWAG-Tochter ARWAG Energy bietet Bewohner*innen die Beteiligung an gemeinschaftlichen Energieerzeugungsanlagen an und stellt Wärme aus erneuerbaren Quellen zu Verfügung.
Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) führt Leitlinie ein
Der WIGEV hat 2023 für die Errichtung und Sanierung seiner Gebäude die verbindliche interne „Leitlinie regeneratives Bauen und Sanieren“ geschaffen. Diese kommt beim Neubau und Umbau zur Anwendung und nennt Ziele und Maßnahmen für alle Investitions- und Instandhaltungsprojekte. Der Katalog enthält verschärfte Anforderungen an Energieeffizienz, schließt Öl und Gas aus und stellt neue Qualitätskriterien für Kreislaufwirtschaft und Klimaanpassung vor. Solarenergie soll vor Ort thermisch oder durch Photovoltaik-Anlagen genutzt werden. Zugleich wird der Einsatz umweltverträglicher Produkte stärker belohnt und der Einsatz klimaschädlicher Baustoffe ist unzulässig. Auch eine klimaschonende Betriebsführung und genügend Platz für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen sind wesentliche Aspekte. Die einzelnen Kriterien und konkreten Maßnahmen sind nachvollziehbar zu bewerten und zu dokumentieren und münden in der verpflichtenden Umsetzung.
Fonds Soziales Wien holt Energiebestandsausweise ein
Mit dem Jahr 2024 liegen Energiebestandsausweise für rund 60 Gebäude vor, die vom Fonds Soziales Wien (FSW) oder seinen Tochterorganisationen genutzt werden. Die Energiebestandsausweise sind eine aussagekräftige Grundlage für zukünftige Sanierungs- beziehungsweise Portfolio-Entscheidungen.
Ökologische Richtlinien und Qualitätsstandards zeichnen den Kulturbau aus
Die Wiener Kulturstrategie 2030 trägt dazu bei, ökologische Richtlinien und Qualitätsstandards im Kulturbau zu entwickeln. Die Sanierung und Erweiterung des Wien Museums am Karlsplatz ist ein Vorzeigebeispiel für Sanierung unter klimarelevanten Auflagen.