6.2 Wiener Stadtgärten
Wiederansiedlung Habichtskauz durch den Zoo Hirschstetten
Mehr als ein Jahrzehnt ist seit der Wiederansiedlung der ersten Habichtskauz-Jungtiere im Jahr 2011 im Wiener Teil des Biosphärenparks Wienerwald vergangen. Seit 2011 wurden 140 Jungkäuze angesiedelt.
Es besteht eine langjährige Kooperation zwischen dem Zoo Hirschstetten und anderen Zoos sowie Zuchtstationen. Diese unterstützen das Projekt und stellen ihre Jungtiere kostenlos zur Verfügung. Im Zoo Hirschstetten konnte eines der größten und besonders naturnah ausgestalteten Gehege für dieses einzigartige Artenschutzprojekt errichtet werden. Seit Beginn der Kooperation hat sich die Habichtskauz-Population in Wiens Wäldern nachweislich vergrößert.
Stauden- und Gräsermischungen
Die Wiener Stadtgärten haben sich zum Ziel gesetzt, die Stadtvegetation in Zeiten von Klimawandel und einhergehenden Stressfaktoren zu stärken. Dazu gehört unter anderem das Pflanzen von Stauden- und Gräsermischungen.
Gräser- und Staudenbeete verfügen über ein hohes Maß an Hitzeverträglichkeit. Sie schonen die kostbare Ressource Wasser und halten aufgrund abgestimmter Blühperioden das Nahrungsangebot für Insekten aufrecht. Die Wiener Stadtgärten legen Wert darauf, Bepflanzungskonzepte auszubauen und bei Bedarf anzupassen. Die Mischungen bestehen aus Pflanzen, die sich durch eine niedrige Wuchshöhe auszeichnen. Sie werden vorwiegend an Orten wie Kreisverkehren ausgepflanzt.
Neue Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte
Am ehemaligen Nordbahnhofgelände in Wien Leopoldstadt entsteht bis voraussichtlich 2025 eine 93.000 m² große Natur- und Parkfläche: Nordbahnhof – Freie Mitte. Die Fertigstellung erfolgt über mehrere Bauabschnitte. Die Stadtwildnis, das Parkband 1 und der Zentrale Bereich – Nord wurden bereits eröffnet.
Das neue Areal soll kein „geschniegelter“ Park, sondern ein Stück Wildnis inmitten der Stadt sein, das die Ansprüche der Parkbesucher*innen mit den Interessen des Natur- und Artenschutzes vereint. Den ganzheitlichen Charakter unterstreichen Trockenwiesen und naturhafte Staudenbereiche. Zudem werden rund 300 neue Bäume gepflanzt, die das Mikroklima im neuen Stadtteil positiv beeinflussen sollen. Besonderheiten der Freien Mitte sind die Erhaltung von Teilen einer alten Eisenbahnanlage sowie bestehender Topografie, die sich durch historisch bedingte Höhenunterschiede auszeichnet.
Um bereits angesiedelte Tiere und Pflanzen zu schützen, werden alle Bauarbeiten auf dem Nordbahnhofgelände von einer ökologischen Bauaufsicht begleitet.
Besonderer Fokus auf Naturschutz beim Neubau der Parkanlage
Auf dem Areal der entstehenden Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte konnte das Vorkommen zahlreicher außergewöhnlicher Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen werden: Darunter der Neuntöter, ein im Stadtraum seltener Vogel. Schmetterlingsarten wie der Segelfalter, diverse Fledermausarten und etwa 150 Wildbienenarten nützen das Areal als Lebensraum. Außerdem bewohnen eine der wichtigsten Wiener Zauneidechsenpopulationen und eine Kolonie der seltenen Großen Wiesenameise das Gebiet. Darüber hinaus besiedeln Wechselkröten, eine weltweit streng geschützte Krötenart, die Fläche.
Auch seltene Pflanzen gibt es zu entdecken: Die ebenfalls streng geschützte Violette Sommerwurz lebt jahrelang unterirdisch als Parasit an Wurzeln der Schafgarbe und blüht ein einziges Mal im Leben.
Blühlingsprojekt Nordbahnhof – Freie Mitte
Im Zuge der Planung der Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte wurde eine Kooperation der Wiener Stadtgärten mit den österreichischen und slowakischen Naturschutzorganisationen Global 2000 sowie BROZ ins Leben gerufen. Das gemeinsame Ziel: In einem grenzüberschreitenden Projektgebiet, das vom Bisamberg über Langenzersdorf und Wien bis zum slowakischen Bratislava und Záhorie reicht, sollen insektenfreundliche Blühflächen – sogenannte „Trittsteine“ – angelegt werden.
Vor diesem Hintergrund sorgen die Wiener Stadtgärten abseits von Staudensaaten und der Pflanzung von Gehölzen für spezielle Insekten-Schaubeete auf dem Nordbahnhofgelände. Die kleinen Grünoasen bieten nicht nur Gelegenheit für Zwischenlandungen, sie stellen auch eine wichtige Nahrungsquelle dar. Zu den Futterpflanzungen für Schmetterlinge und andere Insekten zählen beispielsweise Brennnessel, Brombeere, Fenchel, Habichtskraut, Himbeere, Ackersenf, Weißdorn und Wicke.
Parkband 1
Mit der Eröffnung des 7.500 m² großen Parkbands 1 am 30. Juni 2022 wurde der erste von insgesamt sechs geplanten Spielbereichen der Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte eröffnet. Das Bepflanzungskonzept ist von heimischen Pflanzen dominiert. Der Altbaumbestand wurde erhalten. Eine Besonderheit des Parkbands 1 stellen die vier alten, mächtigen Pappeln dar, die im Sommer durch ihr ausladendes Blätterdach Schatten spenden. Zudem kam es zur Pflanzung von 44 neuen Bäume, darunter Ahornblättrige Platanen, Vogelkirschen und Zitterpappeln.
Heimische Sträucher wie Berberitze, Sand- und Schlehdorn sowie Roter Hartriegel dienen als reichhaltige Futterquelle und willkommener Lebensraum für Insekten.
Von Bänken aus können die Feldhasen beim Tollen beobachtet werden. Baumstämme dienen als Versteck. Es steht ein neuer Trinkbrunnen zur Verfügung, der für Erfrischung mit Wiener Quellwasser sorgt.
Zentraler Bereich – Nord
Der rund 24.000 m² große Zentrale Bereich – Nord wurde am 21. November mit Kinderspielplatz, Fahrradspielplatz, Nachbarschaftsgarten und Hundezone eröffnet.
Schienen wurden zu begehbaren Wegen, mittels einer wassergebundenen Decke umfunktioniert. Andere Schienenstränge wurden mit Sand oder Schotter gefüllt, um den Zauneidechsen und Wechselkröten Lebensraum zu bieten.
Der Altbaumbestand konnte trotz umfangreicher Bauarbeiten erhalten werden und 132 neue Bäume wurden gesetzt. Eine 4.000 m2 große Wiesenfläche mit automatischer Bewässerung lädt zum Erholen oder Drachensteigen ein. Holzstege, die mit einer Aussichtsplattform verbunden sind, ermöglichen eine schonende Erkundung des Areals. Darüber hinaus dienen drei Hochsitze als perfekte Orte für Naturbeobachtungen: Mit etwas Glück können von dort aus Tiere wie Zauneidechsen und Schmetterlinge gesichtet werden, die sich aufgrund der erhaltenen Bestandsnatur auch weiterhin ihren Lebensraum in der Freien Mitte haben. Auf zahlreichen Hängematten, Bänken, Tisch-Bank-Kombinationen sowie Holzpodesten können gemütliche Stunden in der Natur verbracht werden. Ein öKlo befindet sich in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes.
Wertheimsteinpark
Im Blindengarten wurde ein ehemaliger Lagerplatz entsiegelt und in eine Blumenwiese (ca. 700 m²) mit Obstgehölzen umgewandelt.