Naturschutzbericht 2024 Startseite wien.gv.at
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5.1 Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta im Jahr 2024

5. Biodiversität in der Stadt

Naturschutzareal Breitenlee

Das Jahr 2024 stand im Zeichen der Umsetzung der Vorgaben aus der EU-Wiederherstellungsverordnung (WHVO) für das Gebiet der Stadt Wien. Ein besonders wichtiger Schritt war der Ankauf einer rund 66 Hektar großen Fläche in Breitenlee. Sie soll künftig dem Schutz der Artenvielfalt und einer naturnahen Erholung dienen.

Exkursion Breitenlee

Bei einer gemeinsamen Exkursion vor Ort fand ein Austausch zum geplanten Renaturierungsprojekt statt. Geplant sind unter anderem Maßnahmen gegen gebietsfremde, sich stark ausbreitende Pflanzenarten, der Schutz wertvoller Sanddünen sowie die Einführung einer schonenden Form der Beweidung mit Tieren. Ziel ist es, die biologische Vielfalt dauerhaft zu erhalten und das Gebiet gleichzeitig in behutsamer Weise für die Erholung der Bevölkerung zugänglich zu machen.

Das Naturschutzareal Breitenlee: Wiens größtes Renaturierungsprojekt (im Zeichen der Wiederherstellungsverordnung)

Auf dem Gelände des ehemaligen Verschiebebahnhofs Breitenlee hat sich seit 1945 ein wertvoller Naturraum entwickelt. Grund dafür war das weitgehende Einstellen des Bahnbetriebs und eine nur geringe Nutzung der Fläche. Heute findet sich dort ein artenreicher Lebensraum mit Trockenrasen und naturnahen Wäldern.

Das Gebiet zählt zu den ökologisch wertvollsten Flächen außerhalb von Natura 2000-Gebieten im pannonisch geprägten Nordosten Wiens. Die Kombination aus verschiedenen trockenen Lebensräumen bietet vielen geschützten und seltenen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Dazu gehören der Neuntöter, die Zwergohreule, die Zauneidechse, die Steppenbuntbiene und das Helmknabenkraut.

Auch die vorkommenden Lebensraumtypen sind besonders schützenswert. Mit Karbonat-Schottertrockenrasen und kontinentalen Halbtrockenrasenbrachen sind zwei stark gefährdete und schwer wiederherstellbare Lebensräume vertreten. Österreich trägt eine hohe Verantwortung für deren Erhalt.

Probleme im Gebiet

Seit Jahrzehnten gibt es im Gebiet große Herausforderungen. Offenlandflächen wurden nicht mehr gemäht oder beweidet. Dadurch konnten sich viele unerwünschte Pflanzenarten ausbreiten. Auch eine unkontrollierte Freizeitnutzung hat zur Belastung beigetragen. In der Folge haben sich viele wertvolle Lebensräume stark verschlechtert. Seltene Tier- und Pflanzenarten sind dadurch zurückgegangen oder verschwunden. Ohne Gegenmaßnahmen droht der vollständige Verlust dieses Naturjuwels.

Maßnahmen der Stadt Wien

Als Stadt Wien – Umweltschutz haben wir deshalb gemeinsam mit mehreren Dienststellen ein Naturschutzprojekt vorbereitet. Im Rahmen des Österreichischen Biodiversitätsfonds wurde 2024 der Ankauf von 63,9 Hektar des ehemaligen Bahnhofsareals gefördert. Ziel ist es, die Fläche nach ökologischen Kriterien zu entwickeln und als Natura 2000-Gebiet auszuweisen. Die Ausweisung ist für 2025 geplant. Ein Managementplan soll dafür die künftige Nutzung und Pflege regeln.

EU-Förderprojekt zur Wiederherstellung

Zusätzlich wurde ein zweites Projekt bei der EU-LIFE-Förderung eingereicht. Es konzentriert sich auf die Wiederherstellung der stark gefährdeten Lebensräume. Geplant ist ein „Wiederherstellungsplan“, der Maßnahmen wie Entsiegelung, Zonierung und Besucherlenkung festlegt.

Zu Beginn soll die Fläche gemäht und in Pflegeaktionen gemeinsam mit Bürger*innen bearbeitet werden. Langfristig entsteht eine Weidelandschaft mit rund 20 Hektar. Dabei kommen Weidetiere zum Einsatz, die ähnlich wie große Pflanzenfresser in der Steppe, offene und halboffene Landschaften erhalten. Sie helfen auch, unerwünschte Pflanzenarten zurückzudrängen und fördern das Bodenleben sowie die Artenvielfalt. Gleichzeitig wird durch die Beweidung Kohlenstoff im Boden gespeichert.

Geplant sind auch Schutzmaßnahmen für besonders empfindliche Arten. So sollen zum Beispiel neue Laichgewässer für die Wechselkröte oder Rückzugsräume für die Zauneidechse geschaffen werden.

Die Entscheidung über die Bewilligung des Projekts wird im Herbst 2025 erwartet.

Weitere Aktivitäten der Subteams der Wiener Wald- und Wiesen Charta

Aktionsplan Artenvielfalt

Die EU-Wiederherstellungsverordnung (WHVO) schafft erstmals eine rechtlich verbindliche Grundlage für Renaturierung und den Schutz der biologischen Vielfalt. Daraus ergibt sich auch ein Anpassungsbedarf innerhalb der Stadtverwaltung. Der „Wiener Weg“ im Naturschutz soll künftig durch eine eigene Biodiversitätsstrategie sichtbar gemacht werden. Diese Strategie wird im Einklang mit den Vorgaben der WHVO erarbeitet. Die Ergebnisse der Wiener Wald- und Wiesen-Charta (WWWC) bilden dabei eine zentrale Grundlage – sowohl für die Wiener Biodiversitätsstrategie als auch für den Beitrag Wiens zum österreichischen Wiederherstellungsplan.

Im Rahmen des Aktionsplans Artenvielfalt wurden weitere Schritte gesetzt:

  • Fortschritte im Netzwerk Natur
  • Aufbau eines Katasters für ökologische Ausgleichsflächen
  • Initiativen wie naturnahe Schanigärten
  • Projekte im Bereich ländliche Entwicklung mit Bezug zur Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (FFH-Richtlinie) inklusive Monitoring und Berichtspflichten

Liegenschaftsmanagement

Mit der Finalisierung des Kaufvertrags für das Areal des ehemaligen Verschiebebahnhofs Breitenlee wurde ein Meilenstein erreicht. Damit beginnt Wiens bislang größtes Renaturierungsprojekt. Parallel dazu wird an einem sogenannten Optionenpapier gearbeitet. Dieses beschreibt mögliche rechtliche und organisatorische Modelle für ein nachhaltiges Liegenschaftsmanagement von Grün- und Erholungsräumen.

Finanzierung und Budget

In mehreren Workshops wurden die finanziellen und organisatorischen Anforderungen analysiert, die sich aus der WHVO ergeben. Aktuell wird die Einrichtung eines abteilungsübergreifenden „Team Naturschutz“ (Arbeitstitel) geprüft. Ziel ist es, zusätzliche Aufgaben effizient umzusetzen. Interne Abstimmungen zu Organisation, Budget, Infrastruktur und Personal sind im Gange.

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Eine Kommunikationsstrategie sowie zielgruppengerechte Informationsformate wurden entwickelt. Auch die begleitende Kommunikation zur Biodiversitätsstrategie wird laufend ausgebaut.

Freizeitmobilität und Infrastruktur

Die Erreichbarkeit und Qualität der Wiener Naherholungsgebiete wurde analysiert. Auf Basis dieser Analyse wurde ein Maßnahmenkatalog erstellt. Derzeit wird geprüft, inwiefern sich Synergien mit dem Projekt SINA (ein digitales Planungstool zur Simulation von Freizeitmobilität) nutzen lassen. Ziel ist es, die nachhaltige Anbindung des Grüngürtels weiter zu verbessern.

Aktionsplan Wald

Der Aktionsplan Wald wird laufend umgesetzt. Dazu zählen unter anderem:

  • die konsequente Anwendung und Weiterentwicklung des Wiener Baumleitfadens
  • die Ausweitung von Waldflächen, etwa durch Projekte wie dem „Park der Artenvielfalt“

Aktionsplan Gewässer

Die Umsetzung gewässerökologischer Maßnahmen schreitet zügig voran. Zu den aktuellen Projekten zählen:

  • das Liesingbachprogramm
  • Maßnahmen an Mauerbach und Pratergewässern
  • die Sanierung von Hochwasserschäden am Wienfluss
  • die Herstellung der Durchgängigkeit für Fische

Auf der Donauinsel wurde ein neuer Teich angelegt. Die Grundwasserpumpe wird dort nachhaltig über ein Windrad betrieben.

Stadtlandwirtschaft

In der Stadtlandwirtschaft wurden viele Aktivitäten weiterentwickelt. Dazu gehören Beiträge zur nachhaltigen Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln. Durch gezielte Informationsangebote konnte das Interesse von Landwirt*innen am ÖPUL-Programm deutlich gesteigert werden.

Aktionsplan Artenschutz – Netzwerk Natur

Beratung und Wissenstransfer

Das Servicecenter des Netzwerk Natur konnte 2024 zahlreiche Anfragen beantworten, vor allem zu biodiversitätsfördernder Bepflanzung in Parks und zum Einsatz von Nisthilfen. Bei mehreren Neu- oder Umbauprojekten der Stadt Wien – Stadtgärten wurde auf heimische Gehölze und Wildstauden gesetzt. Diese unterstützen sowohl heimische Vogelarten wie den Spatz als auch Wildbienen und Schmetterlinge. Auch mögliche Bezugsquellen für diese Pflanzen wurden ermittelt.

Auch Privatgärtnerinnen und Besitzerinnen von Innenhöfen nutzten das Angebot. Besonders gefragt waren Informationen zur Entsiegelung. In einigen Fällen erfolgten auch Beratungen direkt vor Ort.

Nisthilfen für Insekten

Der Umgang mit Insektennisthilfen war Thema intensiver Gespräche mit Mitarbeitenden der Stadt Wien – Stadtgärten. Gemeinsam wurden Maßnahmen entwickelt, die verschiedenen Insektenarten und anderen Tiergruppen zugleich zugutekommen. Am 25. Juni 2024 fand dazu ein Erfahrungsaustausch zwischen Netzwerk Natur und Stadtgärten Wien statt. Bei der Begehung der „Freien Mitte“ wurden konkrete Beispiele vorgestellt und die Zusammenarbeit gestärkt.

Mitmach-Nachmittag Migazziplatz, Pfanzen in schwarzen Kisten und ein Infotisch vor einem Gebäude

Mitmach-Nachmittag Migazziplatz, © AVL, E. Wrbk

Auch mit den Gebietsbetreuungen und dem Verein Lokale Agenda wurde Wissen geteilt – etwa zur Verwendung biodiversitätsfreundlicher Pflanzen. Beim Mitmach-Nachmittag am Migazziplatz (am 29. August 2024) wurden am Stand der Stadt Wien – Umweltschutz rund 100 Stück heimische Wildpflanzen wie Ochsenauge, Wundklee oder Goldschopf-Aster an Bürgerinnen verteilt. Viele Besucherinnen informierten sich über Biodiversität und das Netzwerk Natur.

Kooperation mit Wiener Wasser

Gemeinsam mit Stadt Wien – Wiener Wasser wurde ein interner Standard für die naturnahe Begrünung von Wasserbehältern entwickelt. Ziel ist es, mageres Substrat zu verwenden und mit regionalem oder gebietseigenem Saatgut artenreiche Magerwiesen zu etablieren. Erste Umsetzungserfahrungen wurden am neuen Wasserbehälter Schafberg gesammelt. Dort wurde im Herbst 2024 rund ein Hektar Wiese angelegt.

Wiesenpflege und Neuanlage

Die Anlage und Pflege artenreicher Wiesen, vor allem in Schutzgebieten, war auch 2024 ein Schwerpunkt. Rund 50 kg gebietseigenes Saatgut wurden mithilfe von Auftragnehmer*innen auf Wiener Spenderflächen gesammelt. Dieses wurde zur Anlage von Wiesen im Landschaftsschutzgebiet Favoriten genutzt. Die Entwicklung der Flächen wird im Rahmen des Projekts „Biodiversität und Landwirtschaft“ beobachtet.

Beweidung und Öffentlichkeitsarbeit

Schafschertag Steinhofgründe. Eine Gruppe von Personen steht oder sitzt am Schafgehege auf einer mit Bäumen umsäumten Wiese. Im Gehege eine Schafhere und eine Schäferin.

Schafschertag Steinhofgründe, © Mikocki

Ein weiterer Schwerpunkt war die Pflege von Magerwiesen durch Beweidung. Um auf ihren Wert für Artenvielfalt und Klima aufmerksam zu machen, wurden mehrere Veranstaltungen organisiert. Neben dem Schafschertag am 19. Juni 2024 auf den Steinhofgründen fand am 28. Juni ein „Meet & Greet“ mit Schafen auf den Paradiesgründen statt – auch in Anwesenheit von Stadtrat Czernohorszky. Besucherinnen erhielten Einblicke in die Arbeit von Schäfer*innen und die Zusammenhänge zwischen Tierhaltung, Landschaftspflege, Bodenschutz und Klimaschutz.

Pflegemaßnahmen für geschützte Arten

Im Herbst 2024 wurden gezielte Maßnahmen zum Schutz seltener Arten gesetzt. In Sievering (19. Bezirk) wurden Halbtrockenrasen gemäht, das Mähgut entfernt und Lesesteinriegel von Bewuchs freigestellt. Dabei halfen auch Freiwillige. Zielarten waren u. a. Heufalter, Zwitscherschrecke und Schlingnatter.

Freigeschnittene Lösswand, im Vordergrund und Hintergrund stehengelassenes Gehölz

Freigeschnittene Lösswand, © AVL, E. Wrbka

Im 21. Bezirk, in der Erbpostgasse (Stammersdorf), wurden im Spätherbst mit einer ferngesteuerten Mulchraupe sowie händisch bewachsene Lösswände freigestellt. Diese offenen, sonnigen Bereiche bieten Brutplätze für den Bienenfresser und Lebensraum für Wildbienen sowie typische Trockenrasenpflanzen wie den Feld-Beifuß (Artemisia campestre).

Artenschutz im Kindergarten

Kleintierhabitat Kindergarten. Vier Erwachsene und vier Kinger begutachten das Habitat aus Holz und Erde.

Kleintierhabitat Kindergarten, © TBK Kutzenberger

Die im Bezirk Favoriten angelegten Kleintierhabitate und Hamsterfelder in Kindergärten haben sich bewährt. Sie wurden spontan von Europäischen Feldhamstern besiedelt. 2024 wurden daher weitere Kindergärten der Stadt Wien und der Wiener Kinderfreunde beraten. Ziel ist es, Artenschutz dort zu ermöglichen, wo bedrohte Arten leben. Neben angepassten Fallschutzmatten braucht es v. a. Sträucher und Bäume, die Nahrung bieten und Verstecke ermöglichen.

Wien ist europaweit eine Besonderheit: Viele Kinder erleben Arten wie den Feldhamster im Alltag, obwohl dieser vielerorts seinen Lebensraum längst verloren hat.

Biotopverbund Biofelder Lobau

Biotopverbundanlage Lobau. Wall aus geschnittenen Holzstämmern auf einem frisch gepflügtem Acker, im Hintergrund eine Person die Richtung umgebenden Wald geht.

Biotopverbundanlage Lobau, © TBK Kutzenberger

Im Nationalpark Donau-Auen gibt es noch rund 180 Hektar Ackerflächen. Das sind zwar nur 1,77 Prozent der Gesamtfläche, trotzdem haben sie eine besondere Bedeutung. Die Flächen mit den Namen Wolfsboden, Plättenmaiss und Birkenspitz werden seit vielen Jahren biologisch bewirtschaftet. Sie bieten Lebensraum für viele Offenlandarten, die in den Auwäldern keinen Platz finden. Bisher wurden dort 210 Wildbienenarten, 100 Laufkäferarten, 46 Tagfalterarten und über 60 Vogelarten beobachtet.

Um diese Vielfalt zu erhalten, wird ein Biotopverbund aufgebaut. Entlang der Felder entstehen kleine Wälle, Gräben, Rainstreifen, Sträucher und Bäume. Die Planung berücksichtigt sowohl die Bedürfnisse der Landwirtschaft als auch den Schutz der Arten. In den letzten Jahren wurden bereits mehrere Kilometer solcher Strukturen angelegt. Schon nach kurzer Zeit konnten dort Arten wie Zauneidechse, Schlingnatter, Warzenbeißer und der Magerrasen-Perlmuttfalter nachgewiesen werden.

Trittsteinbiotop Paradiesgartl

Im Vorfeld der Lobau fehlt es weiterhin an Kleingewässern für Amphibien wie für die Wechselkröte, die Rotbauchunke und den Laubfrosch. Im Jahr 2024 wurde daher im Erholungsraum Paradiesgartl an der Saltenstraße ein neues Tümpelbiotop geschaffen. Die Umsetzung erfolgte gemeinsam mit dem Wiener Forst- und Landwirtschaftsbetrieb und der Gebietsbetreuung. Das Biotop ist ein weiterer wichtiger Trittstein, der das Überleben dieser Arten in Zeiten des Klimawandels unterstützt.

Auszeichnung „Naturnahe Grünoase“

Seit 2008 wurden insgesamt 352 Objekte in Wien mit der Plakette „Naturnahe Grünoase“ ausgezeichnet. Im Jahr 2024 kamen 21 neue Objekte hinzu. Die meisten davon befinden sich in Floridsdorf, Donaustadt und im Wienerwaldgebiet. Am häufigsten ausgezeichnet wurde die Kategorie Kleingarten mit zehn Plaketten, gefolgt vom Hausgarten mit neun Auszeichnungen. Je eine Auszeichnung erhielten ein Gemeinschaftsgarten und eine begrünte Terrasse.

„Pflanz mich“-Pakete für Wiener*innen

Im Jahr 2024 fanden drei Pflanzenaktionen statt. Ziel war es, Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und andere Bestäuber auf Balkonen, Terrassen und in Gärten zu fördern.

Im Frühjahr wurden bei der Klimabiennale am Nordwestbahnhof und im Helmut-Zilk-Park je 500 Pakete mit Biokräutern verteilt. Die Pakete enthielten Salbei, Lavendel und Thymian.

Im Herbst erhielten Bewohner*innen der Venediger Au 1500 Strauchpakete. Diese enthielten je drei Pflanzen: Schwarzen Holunder, Gemeinen Schneeball und Salweide.

Landschaftsplan Wienerwald

Der Landschaftsplan Wienerwald reagiert auf bestehende Schutzverordnungen, neue EU-Vorgaben und aktuelle Stadtplanungsstrategien. Dazu zählen etwa das Wiederherstellungverordnung, die Smart Klima City Strategie und die Wiener Wald- und Wiesen-Charta. Ziel des Plans ist es, Nutzungskonflikte im Naturschutz sichtbar zu machen und neue Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln.

Der Plan ist ein praxisorientiertes Instrument. Er schlägt konkrete Maßnahmen für die nachhaltige Entwicklung der freien Landschaft vor. Der Betrachtungszeitraum reicht von 2030 bis 2050. Er berücksichtigt Herausforderungen wie den Klimawandel, den Verlust der Biodiversität, die Veränderungen in der Landwirtschaft und die steigende Erholungsnutzung.

Im Fokus stehen der Erhalt der Artenvielfalt, der Bodenschutz und die Anpassung an klimatische Veränderungen. Der Landschaftsplan zeigt auf, welche Veränderungen auf den Landschaftsraum zukommen. Er beschreibt ökologische Grundlagen, formuliert Naturschutzziele und schlägt räumliche Lösungen vor.

Der Landschaftsplan liefert Grundlagen für Verwaltungsverfahren, die sich mit Natur und Landschaft befassen. Die Empfehlungen richten sich vor allem an die Bereiche Naturschutz, Forst-, Wasser- und Baurecht.

Zonierung Landschaftsplan Wienerwald. Karte mit Grünzohnen und Bebauungsflächen

Zonierung Landschaftsplan Wienerwald, © M. Jauschneg

Ländliche Entwicklung 2024 - 2027 (LE 24-27)

Die Projektförderungen im Bereich Naturschutz, die Teil des nationalen GAP-Strategieplans sind, leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Arten und Lebensräumen. Sie unterstützen die Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung von Ökosystemen und fördern das Bewusstsein für die Ziele des Naturschutzes.

Finanziert wird dieses Förderprogramm gemeinsam von der Europäischen Union und dem Bund. Die EU übernimmt dabei 43 Prozent der Gesamtkosten.

Drei zentrale Maßnahmen – sogenannte Interventionen – bilden das Herzstück der Förderung im Bereich Naturschutz. Sie tragen zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, der Vogelschutz-Richtlinie, der Wiederherstellungsverordnung, der Wiener Wald- und Wiesen-Charta sowie der Biodiversitätsstrategie Österreich 2023+ bei.

Es handelt sich dabei um folgende Maßnahmen:

Förderung von Projekten zur Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des natürlichen Erbes

Förderung von Kooperationen zwischen Akteur*innen im Bereich Naturschutz

Förderung von Wissenstransfer zu naturschutzbezogenen Themen außerhalb der Land- und Forstwirtschaft

Alle drei Maßnahmen bieten vielfältige Möglichkeiten zur Planung und Umsetzung von Projekten, die die biologische Vielfalt stärken.

Mit der neuen Förderperiode 2024 bis 2027 wurde das bisherige Verfahren umgestellt. Förderprojekte werden nicht mehr im Blockverfahren behandelt, sondern in Form von gezielten Aufrufen (Calls). Das ermöglicht eine bessere Ausrichtung der Fördermittel auf die Prioritäten des Landes Wien im Bereich Naturschutz.

Die Antragstellung und die Abwicklung der Förderungen erfolgen digital über die Plattform der Agrarmarkt Austria (AMA). Grundlage dafür ist die Richtlinie des Landes Wien zur Umsetzung von EU- und Land-finanzierten Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023 bis 2027.

Laichkartierung Exelbergstraße 2014 bis 2024

Zwischen 2014 und 2024 wurde an der Exelbergstraße ein langfristiges Amphibien-Monitoring unter der Leitung von Mag.a Eva Csarmann durchgeführt. Dabei wurden Daten zu acht streng geschützten Arten erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Laichgewässer und Bestandsgrößen laufend verändern, beeinflusst durch viele direkte und indirekte Umweltfaktoren. Die Langzeitbeobachtung hilft, diese komplexen Entwicklungen besser zu verstehen und bildet eine wichtige Grundlage für künftige Schutzmaßnahmen.

Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten in den Gewässern an der Exelbergstraße im Jahr 2014

Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten im Jahr 2014, © Csarmann

Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten in den Gewässern an der Exelbergstraße im Jahr 2024

Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten im Jahr 2024, © Csarmann

Ein Vergleich der aktuellen Ergebnisse aus dem Jahr 2024 mit dem Referenzjahr 2014 zeigt deutliche Veränderungen. Das Laichgewässer Nr. 9 wurde wiederhergestellt und bietet wieder Lebensraum für Amphibien. Das Gewässer Nr. 11 hingegen wurde dauerhaft verfüllt und steht nicht mehr zur Verfügung.

Die Bestände des Bergmolchs (Ichthyosaura alpestris) haben sich räumlich verschoben. Im Jahr 2014 wurde die Art nur in den Gewässern Nr. 6 und Nr. 7 nachgewiesen. Im Jahr 2024 kam sie ausschließlich in den Gewässern Nr. 10 und Nr. 13 vor.

Allgemein sind die Abundanzen der Arten im Jahr 2024 eher niedrig. Besonders selten war der Teichmolch (Lissotriton vulgaris) auf dem Gelände vertreten. Der Alpenkammolch (Triturus carnifex) nutzte 2024 nur drei Gewässer zu Fortpflanzung. 2014 waren es fünf Gewässer. Die höchsten Schwankungsbreiten weisen allerdings die Populationen des Springfrosches (Rana dalmatina) und des Grasfrosches (Rana temporaria) auf.

Diagramm: Anzahl der Springfroschballen 2014 bis 2024.

Übersicht über Verteilung der Laichballen des Springfrosches seit dem Jahr 2014, © Stadt Wien - Umweltschutz

Diagramm: Anzahl der Grasfroschballen 2014 bis 2024.

Übersicht über Verteilung der Laichballen des Grasfrosches seit dem Jahr 2014, © Stadt Wien - Umweltschutz

Obwohl in zwölf wasserführenden Laichgewässern 2024 – wie auch 2014 - wiederum acht streng geschützte Amphibienarten nachgewiesen werden konnten, nämlich Springfrosch (Rana dalmatina), Grasfrosch (Rana temporaria), Erdkröte (Bufo bufo), Seefrosch (Pelophylax ridibundus), Teichmolch (Lissotriton vulgaris), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex) und Laubfrosch (Hyla arborea), fallen die jährlichen Schwankungen überraschenderweise beim Springfrosch heuer weniger deutlich aus als beim Grasfrosch. Der Grasfrosch besiedelte z.B. Gewässer Nr. 4 überhaupt nicht und erreichte mit insgesamt 333 abgelegten Laichballen einen neuen Tiefststand seit 2017. Im selben Beobachtungszeitraum wurden im Jahr 2023 noch 660 Grasfroschlaichballen gezählt.

Diagramm Laichballen Springfrosch – Verteilung auf die Untersuchungsgewässer

Übersicht über die Verteilung der Laichballen des Springfrosches über die einzelnen Gewässer Jahr 2024, © Stadt Wien – Umweltschutz

Laichballen Grasfrosch – Verteilung auf die Untersuchungsgewässer

Übersicht über die Verteilung der Laichballen des Grasfrosches über die einzelnen Gewässer Jahr 2024, © Stadt Wien – Umweltschutz

Der Grasfrosch zeigt weiterhin eine deutliche Präferenz für die Laichgewässer Nr. 2, 3, 4 und 5 am Waldrand im südwestlichen Teil des Geländes, während der Springfrosch sich mehr oder weniger über das gesamte Untersuchungsareal verteilt. Gewässer Nr. 2 bleibt das „Hauptlaichgewässer“ für den Grasfrosch. In diesem Gewässer konnte auch die größte Laichaktivität der Erdkröte beobachtet werden. Die letzten Beobachtungsjahre zeigten allerdings bereits eine gegenläufige Entwicklung im Laicherfolg der Braunfrösche in den Gewässern Nr. 2, 3, 4, und 5. Steigt die Anzahl der Lachballen beim Springfrosch, dann sinkt die Anzahl beim Grasfrosch. Dieses Ergebnis lässt sich allein durch jährliche Schwankungen der Wasserstände nicht erklären. Durch eine Periode mit starken Niederschlägen waren im Frühjahr 2024 alle Laichgewässern wasserführend. Die Gewässer Nr. 2, 3, 4, und 5 sind stark beschattet und zeichnen sich durch einen Mangel an submerser Vegetation und einen hohen Totholzanteil aus. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Reproduktion beider Arten von Braunfröschen waren in diesen Gewässern offensichtlich gleich.

Ein mit lichten Bäumen und Büschen umsäumtes kleines Gewässer, im Hintergrund Holz und eine Wiese

Gewässer Nr. 4 im Jahr 2024, © Stadt Wien - Umweltschutz

In Gewässer Nr. 4 lässt sich keine Abnahme der Wasserführung, keine Zunahme des Bewuchses im Uferbereich und keine zunehmende Beschattung feststellen. Augenscheinlich sind keine Pflegeeingriffe von der Stadt Wien – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb zu setzen, um die Funktionalität für den Grasfrosch zu erhöhen oder dauerhaft zu erhalten. Die Ursachen für diese Bestandsschwankungen bzw. das gänzliche Fehlen des Grasfrosches in Gewässer Nr. 4 lassen sich nur im komplexen Zusammenspiel zahlreicher variierender Faktoren finden, die auf Amphibienpopulationen einwirken. Die Weiterführung des Langzeitmonitorings wird helfen, Trends in den Laichgewässern zu erkennen und bestimmte Entwicklungen in Populationen besser zu verstehen. Eine stabile Qualität der Lebensräume ist weiterhin die notwendige Basis für alle Schutzbemühungen.

Amphibienschutz-Koordination in Wien

Die Amphibienschutzstrecken in Wien werden seit vielen Jahren gemeinsam von der Stadt Wien - Umweltschutz und engagierten Freiwilligen betreut. Seit dem Jahr 2023 unterstützt der Wiener Naturschutzbund im Auftrag der Stadt Wien die Koordination dieser Maßnahmen.

Im Jahr 2024 wurden insgesamt acht Amphibienschutzstrecken in Wien von freiwilligen Helfer*innen betreut.

Ein besonderer Schwerpunkt lag 2024 auf der Strecke in der Mauerbachstraße. Dort wurde erstmals ein besonders kritischer Straßenabschnitt auf beiden Seiten mit mobilen Amphibienzäunen und Fangkübeln gesichert. An dieser Strecke konnten 189 Amphibien sicher über die Straße gebracht werden.

Wienweit wurden im Jahr 2024 insgesamt 2531 Amphibien aufgegriffen und an sichere Orte gebracht. Diese Maßnahmen tragen wesentlich zum Schutz gefährdeter Arten bei und zeigen, wie wichtig ehrenamtliches Engagement im städtischen Naturschutz ist.