Fischottererhebung

Im Jahr 2022 wurde der Fischotter in Wien mit Hilfe der BOKU Studentin Fabienne Selinger in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien – Wiener Gewässer erhoben. Dazu wurden die Flüsse Wiens begangen und akribisch nach Fischotterkot abgesucht. Erhebungen fanden dabei u. a. am Wienfluss, der Liesing und der Donau statt. Durch die Erhebungen konnte der Fischotter flächendeckend in Wien nachgewiesen werden. Selbst den stark bebauten Donaukanal bei der Urania hat der Fischotter 2022 besucht.

Fischotter vor verschwommenem grünen Hintergrund
Fischotter, © Pixabay – Huskyherz

Heißländenpflege und Orchideen in der Lobau

Orchideen auf einer Wiese in der Lobau
Orchideen in der Lobau, © Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb

In der Schusterau wandern immer wieder junge Pappeln vom Rand in die Schotterfläche. Sie wurden regelmäßig entfernt, um das zahlreiche Vorkommen der Adriatischen Riemenzunge und der Spinnenragwurz zu fördern. Besonderes Merkmal dieser Fläche ist die starke Beeinflussung durch Materialentnahme für den benachbarten Damm. Teilbereiche auf Küniglmais, Kreuzgrund, Eulenboden, Lausgrund und Fuchshäufl wurden zur Förderung der Orchideenvorkommen gemäht. Die Offenhaltung begünstigt etwa Wanzenknabenkraut, Kleines Knabenkraut, Helm-Knabenkraut und Brand-Knabenkraut, wie durch umfassendes Monitoring belegt werden kann.

Die Forstverwaltung Lobau setzt seit 20 Jahren Maßnahmen, um das wertvolle Habitatmosaik zu erhalten, wobei für Planung und Evaluierung Begehungen mit Wissenschafter*innen wichtig sind. Tatkräftige Unterstützung kommt seit mehreren Jahren vom Verein Österreichisches Orchideennetzwerk (ÖON) mit Vorschlägen zu den Maßnahmen und bei der Durchführung. In den Wintermonaten wird geschwendet und dies, nach Notwendigkeit, wiederholt. Seit 10 Jahren wird im Sommer kombiniert maschinell-händisch gemäht und das Heu abtransportiert.

Erfolgreiche Zusammenarbeit zur Schafbeweidung im Süden und Westen Wiens

Schafe rasten im Schatten eines Baums
Erfolgreiche Schafbeweidung im 23 Bezirk, © Canninger

Frau Veits, Schafbäuerin aus Breitenfurt, beweidet erfolgreich 7 Erholungsgebiete mit 75 Schafen in den Bezirken 13., 14., und 23. – in Summe etwa 12 Hektar mit den Rassen Böhmisches Waldschaf und Dorper. Für die Erholungssuchenden am Kellerberg, Paradies, Steinhof, Satzberg und Maurer Wald ist das ein willkommenes Naturerlebnis. Für die Magistratsabteilung Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb ist das eine große Hilfe bei den Mäharbeiten der tlw. sehr steilen Wiesen und gleichzeitig die beste Lösung zur Erhaltung der Artenvielfalt. Das Besondere an den Schafen ist unter anderem der Dung, den sie hinterlassen. Davon ernähren sich viele Käfer und Insekten, wodurch auch die Vogelvielfalt gestärkt wird. Frau Veits kann für diese umweltschonende Bewirtschaftung ÖPUL-Förderung beantragen (dem Österreichischen Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft).

Projekt „Erhebungen der Artenvielfalt im Wildrindergehege Lainzer Tiergarten“

Die letzten extensiven Weideflächen in der pannonischen Region sind Reste der vor über 600.000 Jahren entstandenen eiszeitlichen Steppen. Sie sind u. a. die ältesten bis heute durchgehend erhaltenen Land-Lebensräume in Mitteleuropa. Schon seit der Jungsteinzeit vor etwa 7.600 Jahren gab es hier landwirtschaftliche Nutzung, damit sind Weidelandschaften auch unsere ältesten Kulturlandschaften.

Eine wichtige Artengruppe auf Weiden mit Großvieh wie Rindern, Pferden oder Wasserbüffeln sind Dungkäfer, da sie die Nährstoffe aus dem Tierkot wieder verfügbar machen. Dazu wirken sie auf natürliche Weise gegen Parasiten der Weidetiere und sind Nahrung für stark gefährdete Vogelarten wie Blauracke, Wiedehopf oder Schwarzstirnwürger sowie für Fledermäuse wie die große Hufeisennase. Auch für die Versickerung von Regenwasser, die Durchlüftung des Bodens und die Speicherung von Kohlenstoff sind Dungkäfer, die den Tierkot im Boden vergraben, sehr wichtig.

In der 45 Hektar großen Wildrinderweide im Lainzer Tiergarten leben seit den 1960er Jahren ganzjährig etwa 20 Rinder (und bis 2002 zusätzlich auch Pferde) wie in freier Wildbahn und ohne Medikamentenbehandlung. Im Gegensatz zum übrigen Ostösterreich, wo es jahrzehntelange Beweidungspausen gab oder die Weidetiere mit für Bodenlebewesen und Insekten hochgiftigen Entwurmungsmitteln behandelt wurden, konnten hier viele von extensiver Beweidung abhängige Tier-, Pflanzen- und Pilzarten bis heute überleben.

Ein Jahr lang wurden von den Experten Tobias Schernhammer und Manuel Denner im Wildrindergehege monatlich Proben genommen und die darin lebenden Dungkäfer bestimmt. Insgesamt konnten 8.720 Käfer aus 44 Arten, ein in Mitteleuropa bisher unerreichter Wert, nachgewiesen werden. Damit ist diese Weide ein Gebiet von internationaler Bedeutung! Ein besonderer Fund war der Mondhornkäfer, der zuletzt vor 85 Jahren in Wien gesichtet wurde.

Die wichtigsten Faktoren für diese einzigartige Vielfalt sind die Ganzjahresbeweidung mit Großvieh, die natürliche Reduktion von Parasiten, wodurch keine Medikamente erforderlich sind und die vielfältige Landschaft mit offenen Weideflächen, Gebüschgruppen, Tümpeln und Waldbereichen.

Dieses Projekt wurde über das Programm für die ländliche Entwicklung 2014-2020 von EU, Land Wien und Stadt Wien finanziert.

Projekt Eichensolitärbäume im Lainzer Tiergarten (2021-2022)

Eichen am Waldrand
Eiche, © Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb, Mrkvicka

Einzeln und freistehende, sonnenexponierte alte Eichenbäume sind mit bis zu 1.000 Tier-, Pilz- und Flechtenarten, die von ihnen abhängig sind, sehr bedeutend für die Erhaltung der Artenvielfalt. Besonders bedeutende, EU-weit prioritär geschützte Käfer in Eichen sind u. a. Heldbock (Cerambyx cerdo) und Eremit (Osmoderma eremita).

Im Naturschutz- und NATURA 2000-Gebiet Lainzer Tiergarten gibt es zahlreiche 200 bis 500 Jahre alte Eichenbäume auf Wiesen oder an sonnigen Wiesenrändern, die als Lebensraum für die geschützten Arten geeignet sind.

Durch intensive forstliche Maßnahmen in den Zeiten unmittelbar nach dem ersten und zweiten Weltkrieg und Anpassung der Wiesen an Mahd mit Traktoren in den 1950er bis 1980er Jahren sind heute aber kaum mehr jüngere Solitär-Eichen an sonnigen Standorten vorhanden.

Damit würden aber zukünftig Bäume fehlen, die die alten Eichen nach deren natürlichem Absterben und Zerfall langfristig als Lebensraum ersetzen können. Dieser Engpass hätte dann negative Auswirkungen auf die Bestände der geschützten Arten.

Vom Forstbetrieb der Stadt Wien wurden daher gezielt junge Eichen aus Naturverjüngung auf Wiesen und an sonnigen Waldrändern gefördert. Wo keine passende Naturverjüngung vorhanden war, wurden 2021 und 2022 insgesamt 298 junge Eichen einzeln oder in kleinen Gruppen gepflanzt.

Dieses Projekt wurde über das Programm für die ländliche Entwicklung 2014-2020 von EU, Land Wien und Stadt Wien finanziert.

Reduktion der Sedimentzufuhr am Hohenauer Teich / Lainzer Tiergarten

Lainzer Teich mit Weide und Vieh. Im Hintergrund Wald
Lainzer Teich, © Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb, Mrkvicka

Der Hohenauer Teich im Natur- und Europaschutzgebiet Lainzer Tiergarten ist ein wichtiger Lebensraum für die strenggeschützte Große und die Gewöhnliche Teichmuschel, den galizischen Sumpfkrebs und mehrere Amphibienarten. Durch vermehrte Starkregenereignisse kam es in den letzten Jahren zu starkem Eintrag von Sedimenten und Schlammansammlungen. Ein mechanisches Entfernen des Schlammes würde einen starken Eingriff in das Ökosystem und die geschützten Arten bedingen. Daher wurde nach Alternativen dazu gesucht.

Gemeinsam von Stadt Wien – Wiener Gewässer (MA 45) und Stadt Wien – Umweltschutz (MA 22) wurde als Lösung die Errichtung eines natürlichen Retentionsbereiches im Bereich des Wildrindergeheges erarbeitet und Anfang 2022 durch die Forstverwaltung Wienerwald der Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb (MA 49) umgesetzt.

Ein in Fragmenten vorhandener Damm wurde wiederhergestellt und mit Weidenstecklingen begrünt. Dadurch staut sich Wasser aus dem Einzugsgebiet so lange, bis Schwebstoffe großteils abgesetzt sind. Das Wasser sickert langsam durch den Damm und tritt auf der Seite des Teiches klar aus.

Zusätzlich bietet der seichte Retentionsbereich, der 2022 trotz Trockenheit und Hitze bis in den Juli Wasser führte, optimale Laichbedingungen für Amphibien wie Gelbbauchunke, Laubfrosch und Alpenkammmolch.

Hamster in Wien

Felderhamster auf Wiese
Felderhamster © Barbara Reinwein, Stadt Wien – Umweltschutz

In Wien besteht ein innerstädtisches Vorkommen an Feldhamstern.

Als Kulturfolger hat der Feldhamster es gelernt, urbane Grünräume wie Parkanlagen, Grünflächen von Wohnhausanlagen u. ä. zu nützen und sich dort anzusiedeln.

Ein gemeinsames Vorkommen von Ratten und Feldhamstern in diesen Grünräumen ist leider möglich.

Seitens der Stadt Wien sind entsprechend der Rattenverordnung bei einer Sichtung von Ratten Schädlingsbekämpfer zu bestellen.

Leider ist bei der Rattenbekämpfung nach üblicher Art und Weise nicht gesichert, dass keine Feldhamster vergiftet werden.

Hinweise machten es notwendig, mit den ausführenden Firmen und ihrem Personal sowie der Innung der Schädlingsbekämpfer*innen in Kontakt zu treten.

Vorab wurde ein erster Leitfaden zur naturschutzkonformen Schädlingsbekämpfung ausgearbeitet.

Weitere Treffen, Sitzungen und Besprechungen mit den Vertreter*innen der Schädlingsbekämpfung werden notwendig sein, um die Situation noch zu verbessern und sind auch schon geplant

Bestäuber auf Fassadengrün

Grünfasade der MA 48 (Stadt Wien – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark) in der Einsiedlergasse
Grünfasade der Stadt Wien – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48), Einsiedlergasse © Stadt Wien – Umweltschutz
Frau mit Fangnetz an der Grünfassade der MA 48 in der Einsiedlergasse
Grünfassade der Stadt Wien – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48), Einsiedlergasse © Stadt Wien – Umweltschutz
Begrünte Fassade am Hotel in der Harmoniegasse 5-7, 1090 Wien
Versuchsfläche 9, Hotel Harmoniegasse 5-7, 1090 Wien © Stadt Wien - Umweltschutz
Vertikale Bepflanzung im Schulinnenhof Darwingasse 14, 1020 Wien

Versuchsfläche 4, Schulinnenhof Darwingasse 14, 1020 Wien © Stadt Wien – Umweltschutz

Zwei Studien zu Tagfaltern und Wildbienen an Vertikalbegrünungen zeigen auf, welchen Biodiversitätswert Begrünungen haben und wie man diesen verbessern kann.

Fassadenbegrünungen haben im Vergleich zu Gründächern einen geringeren Wert für Wildbienen und Tagfalter. Aber eine üppige, mit verschiedenen Pflanzen ausgestattete und gut gepflegte Grünfassade hat auch einiges zu bieten.

Beinahe alle der 32 erfassten Wildbienen-Arten (das sind 7 % der in Wien vorkommenden Arten) sind Pollengeneralisten, das heißt wenig wählerisch hinsichtlich der aufgesuchten Blüten. Eine Spezialistin ist die Efeu-Seidenbiene, welche zahlreich an ihrer Hauptpollenquelle, dem Efeu, vorkam.

Als besonders attraktiv für Wildbienen und Tagfalter an Fassaden erwiesen sich Katzenminze und Fetthenne. Südexponierte Vertikalbegrünungen dienten Tagfaltern zudem zum Sonnenbaden.

Von den Versuchsflächen hat sich einmal mehr die Grünfassade der Stadt Wien – Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48) in der Einsiedlergasse 2, 1050 Wien mit Artenreichtum ausgezeichnet.

Folgende Maßnahme begünstigen das Vorkommen von Wildbienen und Tagfaltern an Grünfassaden:

  • mehr als vier Pflanzenarten

  • Blütenangebot von April bis Ende September

  • dichte Bepflanzung

  • Katzenminze und Fettehenne als attraktive und lange blühende Arten

  • Ergänzung mit Lavendel, Himbeere und Brombeere

  • Bevorzugung südexponierten Fassaden

  • Verzicht auf Pestizide

  • Bevorzugung heimischer Pflanzenarten

  • Raupenfutterpflanzen in der Nähe: Faulbaum, Weide, Ulme, Hasel, Hainbuche, Johannisbeere, Brennnessel

Balken-Diagramm: Summe der kartierten blühenden  Pflanzen und Wildbienen. Jene Grünflächen mit einer hohen Pflanzendiversität und damit Nahrungsressourcenverfügbarkeit weisen erwartungsgemäß tendenziell eine höhere Vielfalt an Wildbienen auf.
Abbildung aus: Dr. Julia Lanner, 2022: Wildbienen an Vertikalbegrünungen. I. A. der Stadt Wien Umweltschutz.

Artenschutz für Gebäudebrüter

Die Stadt ist ein vielfältiger Lebensraum für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten. Fassaden von Gebäuden nehmen eine besondere Rolle ein, da sie – häufig unbemerkt – von streng geschützten Vogel- und Fledermausarten als Brutplatz und Quartier genutzt werden. Energetische Sanierungen und Nachverdichtungen führen aufgrund der heimlichen Lebensweise der Arten häufig zum Verlust der Brutplätze und Quartiere. Zusammen mit dem Wiener Naturschutzbund als Auftragnehmer hat die Stadt Wien – Umweltschutz ein dreijähriges Projekt zum Schutz dieser Arten durchgeführt und im Jahr 2022 erfolgreich beendet. Gegenstand war die Erhebung von Brutplätzen und Quartieren der Arten im Rahmen eines Citizen Science Projektes, die fachliche Begleitung von Sanierungen und intensive Umweltbildungsmaßnahmen. Allein im Jahr 2022 konnten in Zusammenarbeit mit Citizen Scientists 271neue Mauersegler-Brutplätze an über 200 Gebäuden erhoben, 23 Exkursionen für die interessierte Öffentlichkeit durchgeführt und drei Sanierungsprojekte in Hinblick auf geschützte Arten am jeweiligen Gebäude begleitet werden. Das Projekt hat so wesentlich zum Schutz der sogenannten „Gebäudebrüter“ in Wien beigetragen, das Thema weit über Fachkreise hinaus bekanntgemacht und wertvolle Erkenntnisgewinne in Hinblick auf Artenschutz an Gebäuden und Citizen Science Projekte im Naturschutz gebracht.

Ein Mauersegler fliegt aus einem Nistkasten aus
Ein Mauersegler fliegt aus einem im Zuge einer Sanierung geschaffenen Nistkasten aus. © Ferdinand Schmeller
Frau mit Fernglas beobachtet ein Haus
Schulungs-Exkursion mit Citizen Scientists zu bekannten Mauersegler-Brutplätzen, © Ferdinand Schmeller

Artenschutz und Baumpflege

Bäume erfüllen in der Stadt nicht nur wesentliche Funktion in Hinblick auf die Bindung von CO2, die Kühlung im Sommer und die Luftreinhaltung, sondern sind für viele geschützte Vogel- und Fledermausarten ein wichtiger Lebensraum. Baumpflegemaßnahmen, wie sie von mehreren Dienststellen und Unternehmungen der Stadt Wien durchgeführt werden, sind für den Erhalt der Bäume und die Sicherheit im öffentlichen Raum essenziell. Um bei diesen Maßnahmen Vögel und Fledermäuse entsprechend berücksichtigen zu können, wurden mehr als 50 mit der Pflege, der Begutachtung von Bäumen und der Beauftragung von Baumpflegemaßnahmen betraute Mitarbeiter*innen von den Wiener Stadtgärten, Wiener Wohnen und den Wiener Gewässern geschult. Neben theoretischem Hintergrundwissen zu den einzelnen Tierarten und alternativen Pflegemaßnahmen stand der praktische Umgang mit einer Endoskopkamera auf dem Programm. Dabei wurde ein brütendes und im 20. Bezirk äußerst seltenes Gartenrotschwanz-Weibchen in der Baumhöhle einer alten Platane entdeckt und beobachtet, ohne es zu stören. So konnte der praktische Wert der eingehenden Untersuchung von Baumhöhlen vor Schnittmaßnahmen eindrucksvoll demonstriert werden. Der Kurs wurde sehr positiv aufgenommen und soll in Zukunft regelmäßig angeboten werden.

Laichkartierung Exelbergstraße 2022

Seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2014 ändert sich der Charakter der untersuchten Laichgewässer ständig. Zwei Dinge sind dabei besonders auffällig: die Zunahme des Bewuchses im Uferbereich und der aquatischen Vegetation sowie die Abnahme der Tiefe und somit der Wasserführung. Ersteres führt zu einer zunehmenden Beschattung an den meisten Standorten. Letzteres ist durch die fehlende Dotierung durch Niederschläge sowie eine zunehmende Verlandung auf Grund der Biomasseansammlung am Gewässergrund erklärbar. Um die Teiche in ihrer Form und Funktionalität für die ansässigen Amphibienpopulationen dauerhaft zu erhalten, werden jährliche Pflegeeingriffe von der Stadt Wien – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb – mit dem Ziel, die Sukzession zu bremsen bzw. zurückzusetzen – durchgeführt.

Schematische Karte: Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten in den Untersuchungsgewässern an der Exelbergstraße
Abb.: Übersicht über Arteninventar und Reproduktion der Amphibienarten in den Untersuchungsgewässern im Jahr 2022, © Stadt Wien – Umweltschutz

Während der Erhebung im Frühling 2022 waren alle vierzehn Gewässer wasserführend. Auch der Graben Nr. 19, der in den vergangenen Jahren fast immer trocken vorgefunden wurde, war durch die hohen Niederschläge dotiert und konnte als Laichgewässer genutzt werden. In zehn Gewässern konnten Amphibien tatsächlich nachgewiesen werden. Die Nummerierung der Gewässer geht auf eine Untersuchung der Universität für Bodenkultur aus dem Jahr 2008 zurück und wurde aus Gründen der Kontinuität beibehalten (H. Schedl & M. Pintar, 2008).

Springfrosch auf Holzstück
Springfrosch, © Josef Semrad – viadonau
Teichmolch auf Erdboden
Teichmolch, © Josef Semrad - viadonau

Im Untersuchungsareal konnten wie im Vorjahr die folgenden acht streng geschützten Amphibienarten nachgewiesen werden: Springfrosch (Rana dalmatina), Grasfrosch (Rana temporaria), Erdkröte (Bufo bufo), Seefrosch (Pelophylax ridibundus), Teichmolch (Lissotriton vulgaris), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex), Laubfrosch (Hyla arborea). Der ebenfalls im Gebiet vorkommende Feuersalamander (Salamandra salamandra) war im Jahr 2022 nicht auf dem Untersuchungsareal anzutreffen. Bereits Anfang März 2022 konnten die ersten Laichballen gefunden werden. Mit Mitte März setzte die Laichaktivität der Springfrösche verstärkt ein. Insgesamt wurden im Beobachtungszeitraum 359 Springfrosch- und 934 Grasfroschlaichballen gezählt. Damit liegen die Gesamtzahlen für beide Arten in einem über die Jahre durchschnittlichen Bereich. Dabei lagen die Gelegezahlen des Springfrosches unter jenen der Vorjahre und die des Grasfrosches deutlich darüber. Vor allem die Reproduktionszahlen des Grasfrosches sind über die Beobachtungsjahre hinweg großen Schwankungen unterworfen. Der Spitzenwert mit ca. 1.400 Laichballen stammt aus dem Jahr 2015. Beim Springfrosch waren die jährlichen Schwankungen immer weniger deutlich. Der geringste Wert bei Springfroschgelegen wurde im ersten Kartierungsjahr mit 238 Laichballen erzielt, der höchste im Jahr 2020 mit 550 Laichballen.

Stellvertretend für alle ansässigen Froschlurche werden hier die Beobachtungen an den Braunfröschen dargestellt:

Balken-Diagramme.: Übersicht über die Schwankungsbreite der jährlichen Anzahl an Laichballen des Springfrosches (grün) und des Grasfrosches (rot) seit dem Jahr 2014
Abb.: Übersicht über die Schwankungsbreite der jährlichen Anzahl an Laichballen des Springfrosches (grün) und des Grasfrosches (rot) seit dem Jahr 2014. © Stadt Wien – Umweltschutz

Auch im Jahr 2022 konnten alle im Gebiet vorkommenden Molcharten – allerdings nur in geringen Dichten – bestätigt werden, das sind Teichmolch (Lissotriton vulgaris), Alpenkammmolch (Triturus carnifex) und Bergmolch (Ichtyosaura alpestris). Der Teichmolch wurde in insgesamt fünf Gewässern angetroffen und hatte damit die weiteste Verbreitung. Für ihn konnte auch ein Fortpflanzungsnachweis erbracht werden. Die Nachweise für Molche blieben damit deutlich hinter denen der Vorjahre zurück.

Die Ursachen für diese Bestandsschwankungen liegen im komplexen Zusammenspiel zahlreicher variierender Faktoren: Witterungsfaktoren, Habitatqualität und Prädation bestimmen maßgeblich die Mortalität vom Ei bis zum fortpflanzungsfähigen Individuum. Nur ein Langzeitmonitoring kann helfen, bestimmte Muster in Populationen besser zu verstehen und Trends zu erkennen. Deshalb ist eine stabile Qualität der Lebensräume notwendige Basis für alle Schutzbemühungen. Nur durch ein ausreichendes Angebot an geeigneten Laichgewässern ist es möglich, Einbrüche durch ausreichende Reproduktion abzufangen. Bezüglich der Pflegeplanung für das Jahr 2023 wird es aus diesem Grund vorrangig sein, durch die Entnahme von Schilf (Rhizomen) aus den Teichen 7, 8, 9 und 10 der stark vorangeschrittenen Ausbreitung des Schilfbewuchses entgegenzuwirken. Bezüglich Teich 16 wird sogar eine Ausbaggerung inkl. Entfernung des Schilfs angestrebt, damit der Teich seine Funktion als Laichgewässer weiterhin erfüllen kann.

Erhaltung des Naturjuwels Mukental

Im Jahr 2022 wurden wie in den Jahren zuvor wieder Pflegeeinsätze mit Freiwilligen zur Erhaltung des Naturjuwels Mukental durchgeführt. Die Aktionen wurden gemeinsam vom Biosphärenpark Wienerwald Management, der Stadt Wien – Umweltschutz und der Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien durchgeführt. Von diesen Einsätzen profitieren vor allem wärmeliebende Reptilien wie etwa die Smaragdeidechse, Äskulapnatter oder Schlingnatter, aber auch verschiedene schützenswerte Pflanzenarten wie Adria-Riemenzunge, Hummel-Ragwurz oder Breitblatt-Platterbse.