7. Stadtpensionist*innen

7.2 Zur Lage der Stadtpensionist*innen in Wien

Bevölkerungsentwicklung: Anteil der Wiener*innen im Regelpensionsalter wird kleiner

Im Jahr 2022 leben 383.610 Menschen im Regelpensionsalter in Wien, das sind knapp 20 % der Wiener Bevölkerung. Im Vergleich zum Vorjahr wächst diese Gruppe in Wien um knapp 2 %, im Zeitraum der letzten zehn Jahre waren es insgesamt 10 %. Da die übrige Wiener Bevölkerung im Vergleichszeitraum jedoch um mehr als 12 % gewachsen ist, wird der Anteil der Wiener*innen im Regelpensionsalter an der gesamten Wiener Bevölkerung geringer.

Anzahl der Männer und Nichtösterreicher*innen im Regelpensionsalter steigt

Während 2022 der Zuwachs bei Männern und Frauen in Wien ausgeglichen war, kamen in den letzten zehn Jahren mehr Männer (+11 %) als Frauen (+10 %) ins Regelpensionsalter. Das Geschlechterverhältnis 2022 liegt bei einem Drittel Männer zu knapp zwei Dritteln Frauen.

Der Anteil nicht österreichischer Staatsbürger*innen steigt kontinuierlich und liegt 2022 bei 15 %, um sechs Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren.

Armutslage: Ältere sind in Wien seltener armutsgefährdet als andere Bevölkerungsgruppen

Mehr als 50.000 Ältere in Wien sind 2021 armutsgefährdet, das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 15 %. Dieser Wert liegt deutlich unter der allgemeinen Armutsgefährdungsquote von 21 % in Wien. Erklärbar ist dies mit der soziodemografischen Zusammensetzung der Zielgruppe, denn zu den besonders armutsgefährdeten Risikogruppen zählen Alleinerziehende, Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft und Mehrkindfamilien. Diese Attribute treffen auf die Gruppe der Älteren nicht zu. Altersarmut ist in Wien weniger stark ausgeprägt.

Gegenüber dem Vorjahr ist die Armutsgefährdungsquote für Personen im Regelpensionsalter geringfügig gesunken (-0,6 Prozentpunkte). Diese Entwicklung gilt für beide Geschlechter.

Altersarmut bei Frauen in Wien nicht ausgeprägt

Alleinlebende Frauen im Regelpensionsalter haben in Wien keine höhere Armutsgefährdungsquote als Männer. Bis 2018 waren Männer noch deutlich weniger armutsgefährdet, danach hat sich das Verhältnis angeglichen bzw. sogar umgedreht. 2021 sind rund 16 % der Wiener und 14 % der Wienerinnen im Regelpensionsalter armutsgefährdet.

Jede*r zweite Nichtösterreicher*in im Regelpensionsalter ist armutsgefährdet

Einen deutlichen Unterschied macht der Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft. Während nur jede zehnte ältere Person mit österreichischer Staatsbürgerschaft armutsgefährdet ist, ist es bei den Nichtösterreicher*innen jede zweite.

Ältere sind seltener von Ausgrenzung und erheblicher materieller Deprivation betroffen

Ähnliche Entwicklungen sind auch bei der Ausgrenzungsgefährdung zu erkennen: Wiener*innen im Regelpensionsalter sind seltener ausgrenzungsgefährdet als andere Bevölkerungsgruppen. Knapp 20 % sind ausgrenzungsgefährdet – ein Wert, der acht Prozentpunkte unter der allgemeinen Ausgrenzungsgefährdung liegt.

Rund 5 % der Wiener Bevölkerung ist erheblich materiell depriviert. Personen im Regelpensionsalter sind dabei mit 3 % am wenigsten betroffen, wobei sich innerhalb der Zielgruppe Unterschiede zeigen: Ältere Frauen sind mit etwas über 3 % etwas häufiger vertreten als ältere Männer mit knapp unter 3 %. Nicht österreichische Staatsbürger*innen weisen mit 7 % eine dreimal so hohe materielle Deprivation auf wie Österreicher*innen mit etwas mehr als 2%.

Alter und gesundheitliche Einschränkungen

Bereits bei jungen Wienern zunehmend schlechter Gesundheitszustand

In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil jener Männer, die bei der Stellung als untauglich eingestuft wurden, von 11 % auf 16 % erhöht. Wien hat mit knapp 19 % den höchsten Anteil an untauglich eingestuften Männern österreichweit. Ein schlechter Gesundheitszustand in jungen Jahren führt häufig zu Krankheiten und weiteren Einschränkungen mit zunehmendem Alter.

Psychische Erkrankungen nehmen zu und beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit

In den letzten zehn Jahren hat sich österreichweit die Anzahl der Krankenstandstage pro erwerbstätiger Person verringert, von 12,8 Krankenstandstage (2012) auf 12,3 Krankenstandstage (2021). Auch die durchschnittliche Krankenstandsdauer pro Krankenstand verkürzte sich, und zwar von 10,5 Tagen (2012) auf 10,3 Tage (2021). Dass sowohl die Dauer des Krankenstands wie auch die Zahl der Krankenstände geringer werden, ist nicht zwingend auf einen verbesserten Gesundheitszustand zurückzuführen. Erhöhter Druck am Arbeitsmarkt (Personalmangel, Angst vor Arbeitsplatzverlust usw.) kann ebenfalls für die Verringerung bzw. Verkürzung der Krankenstände ursächlich sein. Mit Abstand am längsten dauerten Krankenstände bei Krebserkrankungen (50,7 Tage im Schnitt) sowie bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen (37 Tage).

Gerade psychische Erkrankungen sind in den letzten Jahren – bedingt durch die Pandemie – verstärkt aufgetreten. Immer mehr Wiener*innen empfinden psychosoziale Symptome wie Angst, Depression und Erschöpfung. Die psychosoziale Belastung wird häufig als Normalzustand angesehen, bis sich langandauernde Erschöpfung in körperlichen Symptomen niederschlägt. Existenzängste und das Fehlen von guten sozialen Beziehungen verstärken diese Symptome. Psychische Belastungen führen nicht nur zu langen Krankenständen während des Arbeitslebens, sondern spielen auch eine bedeutende Rolle beim vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. Die meisten Pensionsantritte aufgrund geminderter Arbeitsfähigkeit bzw. dauernder Erwerbsunfähigkeit erfolgten 2021 wegen psychiatrischer Krankheiten (33 %), wobei Frauen etwas seltener betroffen waren als Männer (46:54).

Immer mehr Wiener*innen in der untersten Pflegegeldstufe

Mehr als 70.000 Wiener*innen beziehen 2021 Pflegegeld. Ein Drittel dieses Personenkreises ist in Pflegestufe 1, ein weiteres Fünftel in Pflegestufe 2. In den obersten zwei Pflegestufen 6 und 7 befinden sich nur rund 7 % der Beziehenden. In den letzten zehn Jahren gab es einen deutlichen Zuwachs in der Pflegestufe 1 sowie in den mittleren Stufen 3 und 5 (jeweils ein Plus von rund 19 %). Die Zahl der Wiener*innen in Pflegestufe 2 ist hingegen deutlich gesunken (–22 %). Einen deutlichen Zuwachs gab es in der Pflegestufe 6, in den letzten zehn Jahren ist hier die Zahl der Bezieher*innen um 32 % gestiegen, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Insgesamt ist die Zahl der Pflegegeldbeziehenden in Wien um 4 % in den letzten zehn Jahren gestiegen.