4. Minderjährige

4.2 Zur Lage der Minderjährigen in Wien

Bevölkerungsentwicklung: Zahl der Minderjährigen in Wien stark gestiegen

In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Minderjährigen in Wien um 14 % gestiegen. Dies ist eine bemerkenswerte Entwicklung, da die Zahl der Minderjährigen im restlichen Österreich im Zehnjahresvergleich lediglich um 4 % zugenommen hat. Von den rund 1,58 Mio. in Österreich lebenden Minderjährigen sind rund 343.000 in Wien wohnhaft, damit sind 22 % aller Minderjährigen des Landes in Wien zu Hause. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der Minderjährigen in Wien um 3 % erhöht, von 332.194 auf 342.872 Personen. Davon sind 52 % (176.959) männlich und 48 % (165.913) weiblich.

Zuwachs bei Kindern ohne österreichische Staatsbürgerschaft

Der Anteil der nicht österreichischen Kinder steigt, während die Zahl der Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft rückläufig ist. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, steigt die Anzahl der Kinder, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, um 69 % (von 77.397 auf 131.087 Kinder). Die Zahl der Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft sinkt hingegen im gleichen Zeitraum um 5 % sinkt (von 223.260 auf 211.785).

Armutslage: Jedes dritte Kind in Wien ist armutsgefährdet

Rund 104.000 Kinder in Wien sind armutsgefährdet, das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 32 %. Das ist der zweithöchste Wert in den letzten zehn Jahren, nur im Jahr 2018 war sie mit 38 % noch höher. Wenn man bedenkt, dass die allgemeine Armutsgefährdungsquote in Wien aktuell bei 21 % liegt, wird deutlich, wie gefährdet gerade die vulnerabelste Gruppe unserer Gesellschaft ist. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Armutsgefährdungsquote von 30 % auf 32 %. Dabei sind Mädchen stärker betroffen als Buben. Bei den Mädchen beträgt die Quote 35 %, bei den Buben 28 %.

Besonders betroffen sind Kinder ohne österreichische Staatsbürgerschaft, hier liegt die Armutsgefährdungsquote bei 35 %. Bei den Kindern mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist sie mit 6 % ungleich niedriger.

Hohe Ausgrenzungsgefährdung bei Minderjährigen

Minderjährige sind besonders ausgrenzungsgefährdet: Während die Ausgrenzungsgefährdungsquote in Wien bei 28 % liegt, beträgt die Quote bei den Minderjährigen 38 %. Somit sind Kinder auch stärker von erheblicher materieller Deprivation betroffen, besonders, da Kinder im Vergleich zu Erwachsenen wenig bis gar keine Möglichkeiten haben, ihre eigene Lebenslage und jene ihrer Familien zu beeinflussen.

Kinderarmut und Lebensbedingungen

Kinder sind von Armut stärker bedroht als Erwachsene. Vor allem dann, wenn sie in größeren Familien leben und Elternteile oft nur begrenzt erwerbstätig sein können. Kinder sind von der finanziellen Lage des Haushaltes abhängig und daraus ergeben sich die Risiken, in Armut zu geraten. Dabei gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Haushaltstypen und Armutsmustern. So sind Kinder, die häufig Änderungen des Haushaltstyps erleben (beispielsweise durch Trennung, Zuwachs etc.), öfter von Armut betroffen als Kinder in stabilen Haushaltssituationen. Gleichzeitig sind es vor allem Haushalte mit mehr als drei Kindern und Ein-Eltern-Haushalte, deren Kinder dauerhaft von Armut betroffen sind.

In Städten ist das Armutsrisiko für Kinder höher

Das Armutsrisiko ist für Kinder in Städten tendenziell höher als in ländlichen Regionen. Dies ergibt sich aus den spezifischen Belastungen, die mit dem Leben in der Stadt verbunden sind, wie höhere Lebens- und Wohnkosten, enger Wohnraum sowie Konzentration von Familien mit nachteiligem sozioökonomischen Status. Vor allem in benachteiligten Stadtteilen, in denen sich Kinderarmut konzentriert, sind die Lebensumstände und Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder schlechter. Die aktuelle Teuerung und die seit Jahren steigenden Mieten treffen einkommensarme Familie besonders hart und haben einen direkten Einfluss auf die Kinder und deren künftige Entwicklung, da ein Aufstieg aus sozial schwachen Familien deutlich schwieriger ist.

58 % der armutsbetroffenen Familien schränken infolge der hohen Heizkosten die Bedürfnisse ihrer Kinder ein

Angesichts der Teuerung sind armutsbetroffene Familien besonders belastet. Laut einer aktuellen Studie der Gesundheit Österreich GmbH (im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz) stellen gerade die steigenden Heizkosten eine besondere Herausforderung für Familien dar. 58 % der Befragten geben an, dass sie aufgrund der Heizkosten andere Bedürfnisse ihrer Kinder einschränken. Durch die steigenden Kosten für Essen, Fortbewegung und Schule sind 32 % der Eltern sehr stark belastet und 18 % stark belastet.

Vier von zehn armutsbetroffenen Kindern leben in überbelegten Wohnungen

Von Armut betroffene Familien leben häufig in gesundheitsschädigenden Wohnverhältnissen. Schlechte Wohnbedingungen können körperlich belastend werden. Schimmel, Lärm oder andere Umweltbelastungen sind häufig die Ursache. Psychische Belastungen entstehen durch beengten Wohnraum, wenn es keine Rückzugsmöglichkeiten gibt. Vier von zehn armutsbetroffenen Kindern leben in überbelegten Wohnungen, 17 % in einer lauten Wohngegend und 13 % in feuchten oder schimmelbefallenen Wohnungen.

Für 7 % der in Österreich lebenden Kinder sind Freizeitaktivitäten nicht leistbar

Rund 7 % (103.000 Personen) der in Österreich lebenden Kinder können an Freizeitaktivitäten, die mit Kosten verbunden sind, nicht teilnehmen. Eingeschränkt ist auch die Teilnahme an kostenpflichtigen Schulausflügen und der Erwerb von Sportgeräten (z.B. Fahrrad oder Roller), was wiederum negative Folgen für die Gesundheit der Kinder haben kann. Armutsbetroffene Kinder erleben auch Einschränkungen beim Feiern mit Freund*innen, da es nicht leistbar ist, andere einzuladen oder Einladungen anzunehmen. Dementsprechend verfügen diese Kinder über kleinere Freundschaftsnetzwerke.