5. Junge Erwachsene unter 25 Jahren

5.2 Zur Lage der jungen Erwachsenen unter 25 Jahren in Wien

Bevölkerungsentwicklung: Zahl der jungen Erwachsenen in Wien um 4 % gestiegen

In den letzten zehn Jahren ist in Österreich die Anzahl der jungen Erwachsenen insgesamt um 11 % gesunken, von 574.549 auf 512.132 Personen. Anders ist die Entwicklung in Wien. Nach einem konstanten Anstieg bis 2016 gingen die Zahlen zwar auch in Wien bis 2020 zurück, seither nimmt die Zahl der Jungen jedoch wieder zu. Wien verzeichnet im Zehnjahresvergleich einen Anstieg um 4 % auf insgesamt 173.474 junge Erwachsene. Davon sind 50 % (86.942) männlich und 50 % (86.532) weiblich. Im Zeitraum von zehn Jahren betrug die Zuwachsrate bei den Männern insgesamt 6 % und bei den Frauen 3 %.

Zuwachs bei jungen Erwachsenen durch Nichtösterreicher*innen

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Personen bis 25 Jahre um 4 % gestiegen, wobei der Anstieg bei jungen Männern und jungen Frauen gleichermaßen bei 4 % liegt. Der positive Trend in Wien ergibt sich aufgrund des Zuwachses in der Gruppe der jungen Nichtösterreicher*innen. 40 % (69.746 Personen) der jungen Erwachsenen in Wien haben keine österreichische Staatsbürgerschaft, das sind um 6 % mehr als im Vorjahr.

Armutslage: Jede dritte junge Person in Wien ist armutsgefährdet

Mit einer Armutsgefährdungsquote von 35 % ist die Gruppe der jungen Erwachsenen stark von Armutsgefährdung betroffen. Über alle Bevölkerungsgruppen gerechnet liegt die Armutsgefährdungsquote in Wien bei 21 %, bei den Jungen ist sie demnach um 14 Prozentpunkte höher. Das bedeutet, dass in Wien jede dritte junge Person von Armut bedroht ist. Junge Männer sind mit einer Quote von 37 % stärker betroffen als junge Frauen, deren Armutsgefährdungsquote 31 % beträgt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote sowohl bei den jungen Männern (+10 %) als auch bei den jungen Frauen (+11 %) erheblich gestiegen.

43 % der jungen Erwachsenen in Wien sind ausgrenzungsgefährdet

Junge Erwachsene sind besonders von Ausgrenzungsgefährdung und materieller Deprivation betroffen. In den letzten zehn Jahren ist in dieser Gruppe die Ausgrenzungsgefährdungsquote um 7 % gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr sogar von 30 % auf 43 %. Besonders gefährdet sind junge Erwachsene ohne österreichische Staatsbürgerschaft, hier liegt die Ausgrenzungsgefährdung bei 70 %. Im Vergleich dazu ist sie bei den jungen Erwachsenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft nicht einmal halb so hoch (32 %). Junge Erwachsene ohne österreichische Staatsbürgerschaft sind auch von einer erheblichen materiellen Deprivation betroffen, ihre Quote liegt bei 15 %. Bei den jungen Erwachsenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft beträgt sie lediglich 4 %.

Prägende Schwierigkeiten beim Übergang ins Erwerbsleben

Junge Erwachsene gehören zu den besonders armutsgefährdeten Wiener*innen. Viele von ihnen kommen aus armutsbetroffenen Familien, sich aus diesen Armutsverhältnissen zu befreien, ist meist schwierig. Gerade beim Übergang von der Schule ins Erwerbsleben machen sich Bildungsdefizite bemerkbar und diese Nachteile können sich langfristig manifestieren. Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen haben niedrigere Einkommen und geringere Chancen, am Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. Sie haben auch ein höheres Risiko, Teil der inaktiven Erwerbsbevölkerung zu werden. Dieses Bündel an erschwerenden Faktoren führt zu einer besonders hohen Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung.

NEETs

Der Begriff NEETs beschreibt junge Erwachsene, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in einer beruflichen Ausbildung befinden. Das NEET-Konzept dient als Ergänzung zur Erfassung der Jugendarbeitslosigkeit, unterschieden werden zwei Kategorien von NEETs: die „aktiven NEETs“ (beim AMS gemeldet und aktiv Arbeit suchend) und die „inaktiven NEETs“ (zur Zeit der Datenerhebung nicht aktiv erwerbssuchend). „Inaktive NEETs“ stehen dem Arbeitsmarkt meist nicht zur Verfügung – aufgrund von Betreuungspflichten oder Arbeitsunfähigkeit. Auch ein Wechsel aus den „aktiven“ in den „inaktiven“ Status ist möglich, wenn sich Jugendliche aus der aktiven Arbeitssuche zurückziehen. NEETs sind häufiger ältere Jugendliche zwischen 20 und 24 Jahren, Jugendliche in Städten und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund. Dabei sind junge Migrant*innen aus der ersten Generation gefährdeter als jene aus der zweiten Generation (Erhebung 2018). Hauptursachen, die zu NEET führen können, sind ein früher Schulabgang, Erkrankungen und Betreuungspflichten. Jugendliche, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, sind zehnmal gefährdeter als jene mit einem mittleren Bildungsabschluss.

8,5 % der jungen Erwachsenen in Österreich waren 2021 NEETs

In Österreich lag die NEET-Quote der 15- bis 24- Jährigen im Jahr 2021 bei 8,5 % – der höchste Wert in den letzten zehn Jahren. Im Zehnjahresvergleich lag die Quote 2012 bei 6,8 % und im Jahr 2020 bei 8 %. Die niedrigste NEETs-Quote im Zehnjahresvergleich war im Jahr 2017 zu verzeichnen mit 6,5 %.

Junge Erwachsene mit Flüchtlingshintergrund leben in einer besonders schwierigen Situation

Junge Erwachsene mit Flüchtlingshintergrund sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Wer sich im neuen Aufenthaltsland eine Zukunft aufbauen will, muss sich neue Lerninhalte aneignen, sich mit einer bislang fremden Kultur auseinandersetzen und sich weiterbilden. Geflüchtete kommen jedoch nicht nur aus Ländern mit völlig anderem Bildungskontext, auch die „Bildungskarriere“ wurde durch die Flucht unterbrochen. Dazu kommen traumatische Erlebnisse im Heimatland und auf der Flucht sowie die Sorge um eventuell zurückgebliebene Angehörige und Freund*innen. Eine große Hürde stellen Sprachbarrieren dar. Die sprachliche Kompetenz muss erst erworben werden, teilweise von Grund auf, beginnend mit der Entwicklung der Lese- und Schreibkompetenz. Erst dann sind Aus- und Weiterbildung möglich und kann der Weg in den Arbeitsmarkt gefördert werden. Gelingt das nicht, sind prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse die Folge.

Integration in Gesellschaft und Arbeit

Um auf die besonderen Bedürfnisse der Jungen eingehen und reagieren zu können, arbeiten die Stadt Wien (MA 40) und das Arbeitsmarktservice (AMS) an einem gemeinsamen Standort, dem „U25“. Ziel dieses Angebots ist es, jungen Erwachsenen die Integration in den Arbeitsmarkt sowie den Zugang zu Beratung und Unterstützung zu erleichtern. Die Jugendlichen werden unterstützt, wenn sie zum ersten Mal einen Antrag auf Mindestsicherung stellen, und sie werden über Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit der Mindestsicherung aufgeklärt. Durch das „U25“ werden die Jugendlichen auch intensiv auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Vermittlungshemmnisse am Arbeitsmarkt werden verringert oder behoben. Es werden Beratungen für berufliche, finanzielle, sozialrechtliche und psychosoziale Angelegenheiten durchgeführt sowie Unterstützung bei der Wohnungssicherung bzw. Wohnungsintegration angeboten.