6. Arbeitsfähige Erwachsene ab 25 Jahren

6.2 Zur Lage der Erwachsenen ab 25 Jahren in Wien

Bevölkerungsentwicklung: Zahl der Wiener*innen ab 25 Jahren nimmt stetig zu

Die Zahl der Wiener*innen ab 25 Jahren ist weiter kontinuierlich gestiegen und beträgt derzeit knapp 1,1 Mio. Menschen. Während in den letzten Jahren der Zuwachs jeweils rund 1 % betrug (ein Plus von 5.000 bis 8.000 Personen jährlich), gibt es 2022 eine deutliche Steigerung von 3 % (+26.041 Personen).

Im Zehnjahresvergleich beträgt der Zuwachs an Wiener*innen ab 25 Jahren rund 130.000 Personen bzw. 14 %. Die Zahl der Männer ist mit knapp 16 % deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Frauen mit etwas mehr als 11 %.

Zahl der Nichtösterreicher*innen um mehr als 55 % gestiegen

Der starke Zuwachs in den letzten zehn Jahren ist auf die Entwicklung in der Gruppe der nicht österreichischen Staatsbürger*innen zurückzuführen. Ihre Anzahl ist in Wien um mehr als 55 % gewachsen, von 270.000 auf 420.000 Personen. Die Steigerungsrate ist bei Frauen und Männern gleich hoch. Bei den Wiener*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist die Anzahl hingegen um 3 % gesunken. Dieser Rückgang ist zur Gänze auf Frauen zurückzuführen und beträgt 6 % bzw. knapp 20.000 Personen.

Armutslage: Wiener*innen ab 25 Jahren sind weniger oft armutsgefährdet als Jüngere

Wiener*innen ab 25 Jahren bis zum Regelpensionsalter sind deutlich seltener armutsgefährdet als junge Erwachsene (35%) oder Minderjährige (32%). Knapp 19 % aller Wiener*innen ab 25 Jahren sind armutsgefährdet, wobei es hier keinerlei Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Damit liegen die Erwachsenen über 25 Jahren ungefähr zwei Prozentpunkte unter der allgemeinen Armutsgefährdung. Dies entspricht der Entwicklung der letzten zehn Jahre.

Armutsgefährdung für Nichtösterreicher*innen ab 25 doppelt so hoch

Wiener*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft weisen eine Armutsgefährdungsquote von 14 % auf, bei Wiener*innen ohne österreichische Staatsbürgerschaft liegt die Quote hingegen bei knapp 27 %, also beinahe doppelt so hoch. Dies erklärt auch teilweise die höhere Armutsgefährdungsquote von Wien im Bundesländervergleich, da Wien einen starken Zuwachs an nicht österreichischen und einen Rückgang an österreichischen Staatsbürger*innen verzeichnet.

25 % der Wiener*innen ab 25 sind ausgrenzungsgefährdet, 4 % erheblich materiell depriviert

4 % der Wiener*innen ab 25 Jahren sind erheblich materiell depriviert. Dieser Wert betrug 2017 mehr als 9 % und ist seither kontinuierlich gesunken. 25 % der Wiener*innen ab 25 Jahren sind ausgrenzungsgefährdet. Das sind mehr als 270.000 Personen in Wien. Männer und Frauen sind in gleichem Maße betroffen.

Nicht österreichische Staatsbürger*innen weisen hier anteilsmäßig die gleichen Unterschiede wie in der Armutsgefährdung auf. Ihre materielle Deprivation liegt bei 7 %, ihre Ausgrenzungsgefährdung bei 34 %.

Einkommensverluste und steigende Verschuldung

Erwachsene ab 25 Jahren haben weniger Gesamteinkommen als im Vorjahr

Das Medianeinkommen der Wiener*innen (alle Einkommensarten) betrug 2021 rund 28.756 Euro, was einer Steigerung von 290 Euro bzw. 1 % gegenüber dem Vorjahr 2020 entspricht. Das Medianeinkommen der erwachsenen Wiener*innen zwischen 25 Jahren und dem Regelpensionsalter liegt mit 29.085 Euro nur geringfügig über dem aller Wiener*innen. Das Einkommen der erwachsenen Wiener*innen ist gegenüber dem Vorjahr um 723 Euro bzw. 2 % zurückgegangen. Dass es dennoch zu einem Anstieg des Gesamteinkommens der Wiener*innen gekommen ist, ist großteils auf die gestiegenen Einkommen der Wiener*innen im Regelpensionsalter zurückzuführen.

Sinkende Erwerbs- und stagnierende AMS-Einkommen

Wiener*innen im Haupterwerbsalter sehen sich sinkenden Einkommen gegenüber, was auf geringere Einkommenshöhen in der Erwerbsarbeit zurückzuführen ist und zu einem Anstieg der Working Poor führt (siehe Kapitel „Zur Lage der Erwerbstätigen in Wien“). Auch stagnierende Leistungshöhen bei Arbeitslosigkeit verschärfen die Situation. In der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen hat sich die durchschnittliche Tagsatzhöhe des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe in Wien nur um 0,40 Euro (bzw. 1 %) gegenüber 2021 erhöht. Der durchschnittliche Tagsatz beträgt 30,60 Euro. In der Altersgruppe der 45-Jährigen und Älteren ist die durchschnittliche Tagsatzhöhe sogar um 0,30 Euro (bzw. 1 %) auf 31,30 Euro gesunken.

Verschuldung als Ergebnis finanzieller Engpässe

11.121 Wiener*innen haben 2021 die Hilfe der Schuldnerberatung in Wien in Anspruch genommen. Der überwiegende Teil (53 %) war zwischen 30 und 49 Jahre alt, ein Fünftel zwischen 50 und 59 Jahren. Die Klientel der Wiener Schuldnerberatung besteht somit großteils aus Personen, die den Berufseinstieg hinter sich haben und sich bereits eine Existenz aufbauen konnten. Beinahe die Hälfte der Betroffenen (42 %) geben Arbeitslosigkeit oder Einkommensverschlechterung als häufigste Verschuldensursachen an. Deutlich seltener wird eine gescheiterte Selbstständigkeit (14 %) oder eine Trennung (12 %) als Ursache genannt. Weitere Gründe sind das eigene Konsumverhalten oder Krankheiten.

Je älter die verschuldete Person ist, desto höher ist auch die Verschuldung. 46.106 Euro beträgt die Medianverschuldung der 30- bis 39-jährigen Wiener*innen, 60.023 Euro bei den 40- bis 49-Jährigen und 70.505 Euro bei den 50- bis 59-Jährigen.