2. Handlungsfelder der Wiener Kulturstrategie 2030

2.8 Klimaverträglichkeit in Kunst und Kultur

Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Die Stadt Wien verfolgt in allen Bereichen das Ziel, klimaneutral zu werden. Klimawandel und nachhaltiges Handeln sind auch zu einem drängenden Thema im Kulturbereich geworden. Es steht außer Frage, dass Kulturbetriebe zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können und dies auch bereits tun. Im Besonderen gilt es, bestehende Infrastrukturen und Ressourcen an klimarelevante Anforderungen anzupassen.

Wo wir stehen

Kultur, künstlerische Arbeit und eine klimagerechte Kulturpolitik können einen wesentlichen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten. Um sichtbare Veränderungen zu bewirken, müssen Förderstrukturen im Kulturbereich an klimarelevante Anforderungen angepasst werden.
Konkrete ökologische Handlungsvorschläge, gezielte Initiativen und Maßnahmen, wie die klimagerechte Gestaltung der kulturellen Infrastruktur und umweltfreundliche Veranstaltungen, tragen zu mehr Nachhaltigkeit im Kulturbereich bei.

Wiener Museen wie das KunstHausWien zeichnen sich durch ressourcenschonendes und umweltfreundliches Arbeiten aus. Auch das Kulturareal Museumsquartier zeigt deutlich, wie sichtbare und unsichtbare Prozesse nach ökologischen Standards durchgeführt werden können.
Nachhaltiges Produzieren in sämtlichen Sparten ist ein wesentlicher Bestandteil von Förderkonzepten im Hinblick auf Einsparung von CO₂-Emissionen. So unterstützt beispielsweise der Filmfonds Wien Produzent*innen bei dem Ziel, durch nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften klimaneutral zu produzieren. Damit werden konkrete und grundlegende Voraussetzungen für Green Producing in Film und Fernsehen geschaffen.

Künftig müssen Sanierung und Revitalisierung als grundlegendes Prinzip klimaschonender Baukultur in den Vordergrund gerückt werden. Die Sanierung und Erweiterung des Wien Museums am Karlsplatz zeigt beispielhaft, wie ein Kulturbau aus der Nachkriegszeit einer Generalsanierung und Erweiterung unter klimarelevanten Auflagen unterzogen wird.

Kultur als treibende Kraft für eine nachhaltige Entwicklung trägt wesentlich zur Sensibilisierung ökologischer Denk- und Handlungsweisen bei.

Was wir erreichen wollen

Hauptzielsetzung 1: Ökologisch-nachhaltiges Bewusstsein ist im Jahr 2030 fixer Bestandteil in Wiener Kulturbetrieben sowie im Sinne einer Ressourcen-Schonung im Schaffungsprozess verankert.

Hauptzielsetzung 2: Ökologische Standards und finanzielle Anreize zur Ökologisierung und zum künstlerischen „Green Producing“ sind 2030 im Fördersystem der Stadt abgebildet.

Hauptzielsetzung 3: Anhand einer umfassenden Datenlage zur Ökologisierung im Kulturbereich werden bis 2030 die notwendigen Investitionen in die ökologische Umrüstung der kulturellen Infrastruktur getätigt.

Ausgewählte Maßnahmen

Maßnahme 1: Unterstützung bei der Entwicklung von Sharing-Plattformen zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen im Kulturbereich.

Maßnahme 2: Entwicklung ökologischer Richtlinien und Qualitätsstandards im Kulturbereich im Dialog mit den unterschiedlichen Sparten.

Maßnahme 3: Einführung von „Nachhaltigkeits-Konzepten“ als Qualitätskriterium öffentlicher Ausschreibungen im Kulturbereich.

Pratermuseum

Im März 2024 wird das neue Pratermuseum eröffnet. Der von Architekt Michael Wallraff entworfene Neubau verdoppelt die Nutzfläche des jahrzehntelang in einem Seitentrakt des Planetariums versteckten Museums zur Geschichte des Wiener Praters. Nachhaltige Bauweisen und die Nutzung alternativer regenerativer Energien hatten bei diesem Bauprojekt Priorität: Als eines der ersten öffentlichen Gebäude Wiens in Holzbauweise hat das neue Pratermuseum Signalwirkung über die Museumslandschaft hinaus. Umwelttechnisch erfüllt es die höchsten Ansprüche: Heizen und Kühlen mit einer Wärmepumpe, Nutzung der Außenluft als wirtschaftlichste Energiequelle, Stromerzeugung durch Photovoltaik am Dach, Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage, Reduzierung des notwendigen Primärenergieverbrauchs durch Regulierung der Luftfeuchtigkeit. All das macht das Pratermuseum – neben dem generalsanierten und erweiterten Wien Museum – zu einem zukunftsweisenden Modell für ökologisch nachhaltige Museumsbauten im Sinne der nächsten Generationen. Darüber hinaus wird das neue Pratermuseum auch in sozialer Hinsicht nachhaltig sein, da im Erdgeschoss ein konsumfreier Begegnungsraum entsteht, der durch Glasfassaden durchlässig und einladend wirkt.