9. Wohnen

9.4 Wohnsituation: Pfade am Mietwohnungsmarkt

Die Grafik zeigt, dass Wiener*innen ohne Migrationshintergrund am geräumigsten und günstigsten wohnen.

Für die Betrachtung der Wohnsituation wurden die durchschnittlichen Quadratmeter pro Kopf sowie die durchschnittliche Miete pro Quadratmeter Wohnfläche in Bezug zueinander gesetzt. Damit kann die Position unterschiedlicher Teile der Wiener Bevölkerung am Mietwohnungsmarkt dargestellt und im Zeitverlauf aufgezeigt werden, wie sich diese Position verändert hat.

Werden die Pfade am Mietwohnungsmarkt nach dem Ort des Bildungsabschlusses sowie Migrationshintergrund für die fünf untersuchten Gruppen der Wiener Bevölkerung differenziert abgebildet, so zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Herkunftsregionen (Abb. 4). Der in den folgenden Abbildungen abgebildete Mietwohnungs-markt umfasst nicht den Gemeindebau, sondern nur die Mietformen privat unbefristet, privat befristet und gemeinnützig.

Wiener*innen ohne Migrationshintergrund wohnen am günstigsten und geräumigsten: Sie leben im Durchschnitt auf 43 Quadratmeter pro Kopf und zahlen pro Quadratmeter 8,10 Euro Miete.

Die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund wohnt am geräumigsten und günstigsten. Im Schnitt verfügten Personen ohne Migrationshintergrund in der Periode 2019–2022 über 43,4 Quadratmeter pro Kopf und zahlten pro Quadratmeter 8,12 Euro. Dem Trend nach war das eine Zunahme bei der Miete pro Quadratmeter um durchschnittlich 0,21 Euro pro Periode.

Wiener*innen mit Bildung aus Österreich und Migrationshintergrund aus Drittstaaten haben mit durchschnittlich 28 Quadratmetern pro Kopf am wenigsten Quadratmeter zur Verfügung.

Am wenigsten Wohnraum pro Kopf haben die Wiener Mieter*innen mit Bildungsabschluss aus Österreich und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat zur Verfügung. Sie lebten im gesamten Berichtszeitraum in Haushalten mit rund 27 bzw. in den rezenteren Berichtsperioden (ab 2016–2019) auf 28 Quadratmeter pro Kopf. Ihre Miet-kosten lagen zuletzt bei 8,80 Euro pro Quadratmeter. Der Mietpreis erhöhte sich bei dieser Gruppe um 0,24 Euro pro Quadratmeter pro Periode. Die Wiener*innen mit Bildung aus dem Ausland und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat hingegen hatten etwas mehr Wohnraum zur Verfügung, nämlich 29,1 Quadratmeter pro Kopf, und sie zahlten rund 9 Euro pro Quadratmeter. Dem Trend nach ist dies eine Zunahme um rund 0,10 Euro pro Quadratmeter pro Periode und damit die geringste Steigerung unter allen fünf Bevölkerungsgruppen.

Zwischen den Wiener*innen ohne Migrationshintergrund und Wiener*innen mit Migrationshintergrund aus einem Drittstaat gibt es also einen großen Abstand bei dem pro Kopf an Quadratmetern zur Verfügung stehenden Wohnraum. Auch in Hinblick auf die Anzahl der zur Verfügung stehenden Räume bestehen Unterschiede. Dies hat unter anderem mit der unterschiedlichen Altersverteilung zwischen den betrachteten Bevölkerungsgruppen zu tun, in deren Folge die Kinderzahl in den Haushalten unterschiedlich ist. Bei der gesamten Wiener Bevölkerung steigt über die Jahre hinweg die Zahl der zur Verfügung stehenden Quadratmeter pro Kopf nur langsam.

Während die Mietpreise sowohl für Personen ohne als auch für Personen mit Migrationshintergrund steigen, zeigen die Zahlen, dass Personen ohne Migrationshintergrund im Durchschnitt nach wie vor die niedrigsten Quadratmeterpreise zahlen. Dies ist vor allem auf ältere Mietverträge zurückzuführen, über die Personen ohne Migrationshintergrund öfter verfügen.

Die Wiener Bevölkerung mit Bildung aus dem Ausland und Migrationshintergrund aus der EU/EFTA wohnt mit durchschnittlich 10,30 Euro pro Quadratmeter am teuersten.

Deutlich mehr Miete als alle anderen Bevölkerungsgruppen zahlen Wiener*innen mit Bildung aus dem Ausland und Migrationshintergrund aus der EU/EFTA. In der letzten Beobachtungsperiode 2019–2022 zahlten sie durchschnittlich 10,30 Euro Miete pro Quadratmeter. Gleichzeitig haben sie mit 34,2 Quadratmeter pro Kopf etwas mehr Wohnraum als andere Wiener*innen mit einem Migrationsbezug zur Verfügung.

Der bei dieser Gruppe bis zur Periode 2016–2019 klar ersichtliche Trend, dass steigende Mieten durch sinkende Wohnflächen kompensiert wurden, trifft nicht mehr zu. Die Quadratmeterpreise stiegen nur mehr moderat, und die Quadratmeter pro Kopf nahmen zu. Der pro Kopf gezahlte Mietpreis ist auf rund 350 Euro gestiegen, in etwa wie bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund, aber mit im Vergleich zu dieser Gruppe viel höheren Quadratmeterpreisen und viel weniger zur Verfügung stehendem Platz. Auch hier ist bei der Interpretation der Unterschiede zu bedenken, dass die Mieten in neueren Mietverträgen, die zugewanderte Personen tendenziell häufiger haben als nicht zugewanderte Wiener*innen, in der Regel teurer sind als ältere.

Diejenigen Bewohner*innen mit Bildung aus Österreich und Migrationshintergrund aus der EU/EFTA haben im Schnitt 33,5 Quadratmeter Wohnraum pro Kopf zur Verfügung und zahlen 9,40 Euro pro Quadratmeter.

Abbildung 5 zeigt den Anteil der Wiener Bevölkerung in Mietwohnungen, die nicht bei den Eltern lebt und weniger Wohnräume zur Verfügung hat als Haushaltsmitglieder, wobei die Küche hier nicht als Wohnraum mitgerechnet wurde. Wenn mindestens so viele Wohnräume zur Verfügung stehen, wie im Haushalt Personen leben, ist das eine komfortablere Situation, als wenn nicht für jede Person ein eigener Raum verfügbar ist.

Chart

Tabelle

kein MH Bildung AT, MH EU/EFTA Bildung AT,MH Drittstaat Bildung Ausl, MH EU/EFTA BildungAusl,MHDrittstaat
2013-16 8 17,3 49,03 30,44 49,95
2014-17 7,73 14,61 47,25 30,37 51,01
2015-18 7,07 12,46 44,4 30,91 50,76
2016-19 6,53 14,84 43,32 30,94 49,41
2017-20 6,86 16,17 43,38 29,14 48,44
2018-21 7,31 17,76 43,38 25,91 48,13
2019-22 6,87 18,2 41,73 26,09 48,25

Abb. 5: Anteil der Bevölkerung in Mietwohnungen mit weniger Wohnräumen als Haushaltsmitgliedern (in %).

Erwachsene ohne Migrationshintergrund leben deutlich öfter in einer solchen Situation. Lediglich 7 % der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund leben mit weniger Wohnraum als Haushaltsmitgliedern. Dies deutet auf die geringere Kinderzahl dieser Bevölkerungsgruppe hin. Am öftesten haben Wiener*innen mit ausländischer Bildung und Migrationshintergrund aus einem Drittstaat weniger Wohnraum zur Verfügung als Haushaltsmitglieder. Dies trifft mit 48 % auf nahezu die Hälfte dieser Wiener*innen zu. Bei Wiener*innen mit Eltern aus einem Drittstaat trifft dies auf 42 % zu. Bei Wiener*innen, die nach Bildungsabschluss aus der EU/EFTA zugewandert sind, trifft dies auf 26 % zu und bei Personen mit Eltern aus der EU/EFTA auf 18 %.

Menschen, die früher zugewandert sind, zahlen weniger Miete.

Betrachtet man Wohnungspreise und Verfügbarkeit an Quadratmetern pro Kopf nach dem Aufenthaltsbeginn der im Ausland ausgebildeten Wiener Bevölkerung, zeigt sich eine deutliche Abstufung: Später zugewanderte Teile der Wiener Bevölkerung haben im Durchschnitt pro Kopf weniger Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung und müssen gleichzeitig dafür pro Quadratmeter höhere Preise bezahlen (Abb. 6). Je länger die Zuwanderung zurückliegt, desto mehr Wohnraum steht zur Verfügung, und desto niedriger sind die Preise pro Quadratmeter.

Wiener*innen, die zwischen 1956 und 1984 nach Österreich kamen, wohnen im Durchschnitt auf 37 Quadratmetern pro Kopf und zahlen im Durchschnitt 6,80 Euro pro Quadratmeter. Sie haben damit weniger Wohnraum als Wiener*innen ohne Migrationshintergrund zur Verfügung, zahlen jedoch auch weniger pro Quadratmeter. Wiener*innen ohne Migrationshintergrund hatten, wie oben (Abb. 4) bereits angemerkt, rund 43 Quadratmeter pro Kopf zur Verfügung und zahlten zuletzt im Durchschnitt 8,10 Euro pro Quadratmeter Miete. Der Verlauf in der Grafik (Abb. 6) zeigt, dass die Gruppe der zwischen 1956 und 1984 Zugewanderten über die Jahre hinweg eine zunehmende Anzahl an Quadratmetern Wohnraum pro Kopf bei gleichzeitig steigenden Preisen pro Quadratmeter aufweist.

Etwas höher liegen die Mietpreise pro Quadratmeter bei Wiener*innen, die zwischen 1985 und 1996 zuwanderten. Sie zahlten in der Beobachtungsperiode 2019–2022 durchschnittlich 7,40 Euro pro Quadratmeter. Hierbei stand ihnen mit rund 32 Quadratmetern weniger Wohnraum pro Kopf zur Verfügung. 8,90 Euro pro Quadratmeter zahlten zuletzt Wiener*innen, die zwischen 1997 und 2010 zuwanderten. Dieser Bevölkerungsteil hatte 30,3 Quadratmeter zur Verfügung. Auch bei dieser Gruppe setzt sich ähnlich wie bei den Kohorten, die davor zuwanderten, im Zeitverlauf ein Trend von mehr Quadratmetern pro Kopf und gleichzeitig steigenden Mietpreisen fort (Abb. 6).

Personen, die zwischen 1997 und 2010 zugewandert waren, hatten in der Periode 2019–2022 durchschnittlich 30,3 Quadratmeter Wohnraum pro Kopf zur Verfügung. Die pro Kopf gezahlten durchschnittlichen Quadratmeterpreise lagen bei diesen Personen zuletzt bei 8,90 Euro pro Quadratmeter. Auch bei dieser Gruppe wird sichtbar, dass im Zeitverlauf allmählich mehr Wohnraum zur Verfügung steht und dass pro Kopf mehr für den Quadratmeter Wohnraum ausgegeben wird. Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Zuwanderungskohorten hat sich der Trend bei dieser Gruppe jedoch etwas verlangsamt (Abb. 6).

Die Grafik zeigt, dass seit dem Jahr 2011 zugewanderte Wiener*innen mit Bildung aus dem Ausland am teuersten wohnen und den geringsten Wohnraum haben.

Mit Abstand am meisten Miete zahlten Menschen, die ab 2011 zuwanderten – zuletzt 11,10 Euro pro Quadratmeter. Pro Kopf standen diesem Bevölkerungsteil in der letzten Beobachtungsperiode (2019–2022) 28,5 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung. Diese Gruppe zahlt damit nicht nur durchschnittlich pro Quadratmeter die höchsten Mietpreise, sondern hat im Schnitt auch am wenigsten Wohn-raum pro Kopf zur Verfügung, wie aus der Positionierung dieses Bevölkerungsteils in der Grafik (Abb. 6) am weitesten oben und am weitesten links ersichtlich ist. Auch bei dieser Zuwanderungskohorte sieht man im Zeitverlauf in den letzten drei Beobachtungsperioden ab 2017–2020 eine Wende in Richtung mehr Quadratmeter pro Kopf, während in den Perioden davor der Quadratmeter-Anteil pro Kopf bei diesem Bevölkerungsteil kontinuierlich gesunken war.