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Gemeinderat, 60. Sitzung vom 31.05.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 102

 

ist dieser soziale Aufstieg natürlich integrationsrelevant. Und ATIB hat sehr viele dieser integrationsrelevanten Maßnahmen gesetzt.

 

So führt ATIB in seiner Zentrale im 10. Bezirk zum Beispiel laufend – ohne Förderungen der öffentlichen Hand, auch ohne Förderungen der MA 17, um das noch einmal ganz konkret zu sagen – Deutschkurse durch, Lern- und Nachhilfekurse, Informationsveranstaltungen zu den verschiedensten Bildungsthemen. Da geht es um Schnittstellen zwischen Schule und Beruf, aber auch darum, wie man als eine neu zugewanderte Person am Arbeitsmarkt gut Fuß fassen kann. ATIB ist auch einer der Vereine, der immer und vehement die Notwendigkeit vertritt, Deutsch zu sprechen, um selbst eine gute Integrationsbiographie erlangen zu können, der aufzeigt, dass Bildung ganz, ganz wichtig ist, und der auch zeigt, welche Gegebenheiten es braucht im Zusammenleben, damit ein Zusammenleben respektvoll funktionieren kann.

 

ATIB ist auch in den Bezirken sehr, sehr gut verankert und koordiniert. Es gibt gute Kontakte auf der einen Seite zu den Bezirksvorstehungen, aber auf der anderen Seite auch zu den anderen Einrichtungen in Bezirken. Die ATIB-Zentrale im 10. Bezirk, wo auch die meisten der Kurse stattfinden, ist auch eingebunden in das Regionalforum 10. Das ist eine Vernetzung aller Institutionen, wo gemeinsam kooperiert wird und wo gemeinsam auch Maßnahmen gesetzt werden. Darüber hinaus ist der Verein auch in sehr beispielhafter Weise mit der Wiener Wirtschaftskammer in Verbindung und kooperiert auch mit der Wirtschaftskammer, um seinen Statuten und seinen Zielsetzungen entsprechend gerecht zu werden.

 

Wie gesagt, es gibt keine Förderung von der MA 17, aber es gibt eine gute Gesprächskooperation. Es gibt auch einige Projekte, an denen sich ATIB beteiligt im Zusammenhang mit unserem großangelegten Integrationsprojekt, zum Beispiel „Start Wien“, wo es ja darum geht, in Informationsmodulen den Neuzugewanderten im Bereich Arbeitsmarkt, Bildung, Wohnen, Aufenthalt, Sprache die entsprechenden Informationen mitzugeben. Da machen sie sehr aktiv mit. Und bei „Sei dabei" gibt es auch einige Projekte, die von Menschen, die auch in ATIB organisiert sind, betrieben werden.

 

Was ATIB auch tut – das war auch ein Teil dieses Interviews, auf das Sie sich ja auch in Ihrer Anfrage beziehen –, ist, dass sie sich sehr wohl der Ängste und Bedenken von MitbürgerInnen, die zum Beispiel im näheren Umfeld leben, bewusst sind, und sie versuchen daher, auch sehr stark auf der nachbarschaftlichen Ebene zu arbeiten. Sie haben Info-Points in ihren Kulturzentren, sie veranstalten „Tage der offenen Tür" und versuchen, die Ängste abzubauen, aber auf der anderen Seite natürlich auch einen integrationspolitischen Beitrag zu leisten. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: 1. Zusatzfrage: Frau Kollegin Matiasek.

 

GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Frau Stadträtin! Ein Punkt, den Sie jetzt am Schluss nur so ein bisschen gestreift haben: Eine wesentliche Tätigkeit dieses Vereins ist die Errichtung islamischer Zentren, wo natürlich auch der religiöse Schwerpunkt mitberücksichtigt wird. Sie selbst haben ja in letzter Zeit sehr oft von der Versachlichung der Integrationsdebatte gesprochen, haben aber auch betont, dass die Trennung von Religion und Staat in diesem Konzept zwingend beinhaltet sein muss.

 

D'accord! Keine Frage. Das sehen wir auch so. Daher frage ich Sie: Wie ist denn das in Einklang zu bringen? Denn in erster Linie oder genauso wie die Tätigkeiten, die Sie beschrieben haben, fällt ATIB auch durch die Errichtung dieser Zentren auf, wo die Religion sehr wohl einen sehr wichtigen Schwerpunkt einnimmt.

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, wenn Sie die beiden konkreten Beispiele im 20. und 21. Bezirk ansprechen, muss man sagen, diese Zentren, die ATIB dort nicht neu errichtet hat, sondern es waren vorhandene Liegenschaften, sind Zentren, wie viele Zentren, wo viele Menschen zusammenkommen, ob das jetzt zum Beispiel ein großer Veranstaltungsort wie die Stadthalle ist oder irgendein Fußballstadion, und immer dann, wenn viele Menschen zusammenkommen, gibt es Großstadtkonflikte. Die haben jetzt nichts mit der Religion zu tun. Ich bin sehr für die Trennung von Religion und Staat. Wir sagen auch immer, wir integrieren Menschen und nicht Religionen.

 

ATIB hat zwei Veranstaltungszentren dieser Art, zwei Kulturzentren dieser Art, wo es auch Gebetsräume gibt und viele, viele andere Möglichkeiten für die Vereinsmitglieder, aktiv dort teilzunehmen, sich auch aktiv zu beteiligen. Und in beiden dieser Zentren, muss man sagen, kommt es zu Konflikten, die wirklich Großstadtkonflikte sind. Lärmkonflikte, man fühlt sich belästigt durch die Parkraumsituation. Man kennt das auch, wenn man mit den Bürgerinnen und Bürgern spricht, und auf der „Sei dabei“-Hotline habe ich schon mit einigen besorgten Bürgerinnen und Bürgern gesprochen oder auch bei unseren Bassenagesprächen. Es kommt in Wirklichkeit immer wieder das Thema des Lärms und des Parkplatzmangels zum Ausdruck. Also bringen wir das nicht hin zu einem religiösen Konflikt, der es nicht ist, denn ich glaube, dieses Schüren von Ressentiments bringt uns überhaupt nicht weiter.

 

Was man tun muss – und da ist der Verein auch sehr daran beteiligt und auch sehr daran interessiert –, ist, dass man im gegenseitigen Respekt und in gegenseitiger Rücksichtnahme versucht, einen Interessenausgleich zu schaffen, sodass es eben möglich ist, dass Vereinsmitglieder ihrem Vereinsleben nachgehen – wie im Übrigen viele, viele Vereine in Wien bestehen –, was nicht automatisch bedeutet, dass dadurch die Nachbarschaft belästigt ist.

 

Das tut ATIB – und das habe ich auch schon

 

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