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Gemeinderat, 21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 122

 

weil ich Ähnliches hier an dieser Stelle schon einmal ausgedrückt habe. Und auch ich hatte so ein Erlebnis bei Chorherr, weil ich wollte nämlich auch auf die EU-Erweiterung eingehen und auf die besondere Rolle der Vienna Region.

 

Wir sind uns alle einige, dass wir in den nächsten Jahren ein unglaubliches politisches Ereignis direkt vor unserer Haustür, nämlich nur wenige, 50 oder 100 Kilometer von Wien entfernt, haben werden, dessen volle Auswirkungen wir uns zum Teil noch gar nicht vorstellen können. Aber diese EU-Erweiterung wird Auswirkungen nicht nur auf die Welt, auf Europa, auf Österreich haben, vor allem aber auch auf Wien, weil wir eben so nahe dran sind. Es gibt unglaubliche Chancen, aber es gibt natürlich auch Risken und ich glaube noch immer, dass hier Wien viel zu wenig tut, um sich auf diese Osterweiterung vorzubereiten. Das ist jetzt nicht allein die Schuld von Herrn StR Schicker - die Stadtplanung ist eine Querschnittsmaterie -, die gesamte Stadtregierung ist dazu aufgefordert, sich über die Rolle Wiens in den nächsten Jahren im großen Europa viel stärker Gedanken zu machen. Ich lasse es heute einmal bewenden, eben weil Chorherr auch schon darauf eingegangen ist.

 

Gerade in dieser Beziehung hat die ÖVP Recht behalten. Ich habe am Anfang des Amtsantritts von Herrn StR Schicker moniert und befürchtet, dass er vielleicht zwar ein guter Detailverwalter wäre, aber dass es ein bisserl an Dynamik und Vision fehlen könnte, aber ab und zu die eine oder andere kleine Idee zur Osterweiterung wäre, glaube ich auch, aus dem Planungsressort durchaus zu begrüßen.

 

Eine zweite Materie, die ich nur kurz streifen will, weil sie auch nicht 100-prozentig allein ins Stadtplanungsressort fällt, aber eben auf Grund der Aktualität aus dem gestrigen Ausschuss, ist der Ankauf der Waagner-Biro Gründe im letzten Jahr durch die SPÖ, also Stadt Wien natürlich, vertreten durch die Stadtregierung und die SPÖ. Das war nämlich wirklich erstaunlich, dass wir gestern im Ausschuss - auf Grund der Beantwortung einer Anfrage, die von mehreren ÖVP-Gemeinderäten eingebracht wurde - erfahren haben, dass die Zentrale der MA 48 vom Einsiedlerplatz oder der Einsiedlergasse in Wirklichkeit jetzt gar nicht auf die Waagner-Biro Gründe abgesiedelt werden soll.

 

Ich verstehe das völlig, wir haben das ja damals schon überlegt, dass es unmöglich sein wird, vom Fuhrpark im Norden Wiens aus etwa den gesamten Süden von Wien mitzubetreuen. Es wurde aber immer vom Herrn Bürgermeister und von den zuständigen Stadträten gesagt, dass es hier Platzbedarf gäbe und dass man deshalb diese 140 000 Quadratmeter um über 40 Millionen EUR ankaufen würde.

 

Jetzt heißt es auf einmal ganz anders. Ich darf nur sagen, es hieß gestern, es werde lediglich die Verwaltung dort hinkommen und vielleicht eine Waschanlage. Also, wozu man das wirklich um 40 Millionen EUR angekauft hat, meine Damen und Herren, auf diese Erklärung warte ich wahrlich noch. Vielleicht waren es sonstige Gründe, die wir von der Opposition nicht kennen, die für diesen Kauf ausschlaggebend waren. Auch hier hat die Volkspartei in dieser Frage Recht behalten.

 

Auch gestern kurz im Ausschuss andiskutiert und ein wichtiges Thema: Das Hochhauskonzept. Jetzt habe ich immer in der Entstehungsgeschichte dieses Konzepts befürchtet, dass es letzten Endes dazu führen wird, dass in Wien in Zukunft fast keine oder gar keine Hochhäuser mehr gebaut werden. Seit einem drei viertel Jahr gibt es das Konzept, es ist in Kraft, bis jetzt gibt es keine spektakulären Neuprojekte.

 

Der Herr Stadtrat hat gestern den Saturn-Tower genannt, also bitte, der ist im WED-Masterplan seit urdenklichen Zeiten drinnen. Das wissen wir alle, dass der kommt, aber wo sind sonst die faszinierenden Projekte mit Sexappeal, die letzten Endes den Wirtschafts- und den Arbeitsstandort Wien, den Büroflächenstandort Wien weiterbringen. Nichts gibt es momentan, weil sich, abgesehen von der Konjunkturlage - aber ich habe ja mein Ohr, wie Sie wissen, an der Immobilienwirtschaft -, sehr viele sagen, dieser Prozess ist uns zu schwierig, zu bürokratisch, zu unternehmerfeindlich, wir wollen uns auf das gar nicht einlassen.

 

Also, das Hochhauskonzept, das geht genau, meiner Befürchtung gemäß, leider jetzt ins Schwarze, das ist ein Verhinderungskonzept. Auch da haben wir, leider sage ich für die Stadt Wien, Recht behalten.

 

Viertens möchte ich noch einen Punkt ansprechen, auch nicht zum ersten Mal, aber es hat wieder einmal Aktualität: Das ist der Wiener Prater. Sie wissen, denn ich habe es hier schon einmal gesagt, ich habe hier geradezu eine persönliche Betroffenheit, weil ich mich von Anfang für das Prater Development interessiert und mir den Prozess genau angesehen habe. Jetzt werden die Probleme, die die Nichtumgestaltung des Praters aufreißt, immer virulenter, weil die Nächtigungszahlen im Wiener Fremdenverkehr in diesem Jahr zurückgehen, wie Sie wissen.

 

Das heißt, wir würden zusätzliche Attraktionen brauchen, beziehungsweise könnte auch der Wiener Prater mehr Besucher brauchen. Das ist eine natürlich wechselseitige Abhängigkeit.

 

Zur Geschichte: Die Planungen und Diskussionen laufen ja schon Jahrzehnte, aber seit 1997 gibt es sehr konkrete Ansätze. Es wurden dann von StR Görg und StRin Ederer, die ich durchaus auch positiv in dem Zusammenhang erwähnen will, 1999 die Herrn Schwarz und Sallaberger als Team eingesetzt, um ein Konzept zu erarbeiten, eine Art Masterplan, also Suche nach Ideen für den Prater, womit soll es mit Leben gefüllt werden, welche Investoren kommen dafür in Frage et cetera.

 

Den Endbericht gibt es, er ist alles andere als dünn, er ist sehr komplex, sehr detailliert, geht auf die gesamte Praterthematik ein und es wird eine Unmenge von Ideen und auch von Investoren geschildert. Das geht von Themenparks über Zirkusshows und Dinershows, bis hin zur Walzerwelt, zu einem Legoimagination-Center, zu einem Donarium, zu einer Ausstellung "Wien um 1900", Madame Tussaud, und so weiter. Ich könnte Ihnen da stundenlang weiter aufzählen, welche Ideen letzten Endes

 

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