1. Wien in Zeiten der Klimakrise

1.1 Welche Strategie verfolgt Wien im Umweltschutz?

Die Stadt Wien findet sich seit vielen Jahren in verschiedenen Rankings unter den lebenswertesten Städten der Welt – in der jüngsten Wertung des „Global Liveability Index 2022“ der britischen „Economist“-Gruppe belegt Wien etwa den 1. Platz unter 173 Städten weltweit. Und auch Umfragen in der Wiener Bevölkerung bestätigen eine hohe Lebenszufriedenheit. Die Umweltqualität ist ein wichtiger Faktor für diese positive Einschätzung. Diese ist in Wien zwar grundsätzlich hoch, jedoch zeigen sich zwischen den Stadtteilen deutliche Unterschiede – während einige Grätzl von Ruhe, nächtlicher Abkühlung und einem großen Angebot an Grün- und Freiräumen profitieren, sind andere, vor allem innerstädtische Stadtteile mit geringerem Grünflächenanteil, stärker von Hitze betroffen.

Insbesondere die Klimakrise und der Biodiversitätsverlust stellen die Stadt Wien im Umweltbereich vor große Herausforderungen. Im Regierungsprogramm der Wiener Stadtregierung nehmen die sogenannten „3 Ks“, Klimaschutz, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft, daher einen prominenten Platz ein. Allen voran bekennt sich die Stadtregierung zum Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Bis dahin sollen die Treibhausgasemissionen in der Stadt auf null reduziert werden. Gleichzeitig sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die bereits spürbaren Effekte der Klimakrise in der Stadt, allen voran die Bildung von Hitzeinseln, einzudämmen. Die Wiener Wirtschaft, das Bauwesen und das Abfallmanagement sollen nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft organisiert werden und so den Materialverbrauch drastisch reduzieren. Die Erhaltung der Artenvielfalt sowie Bodenschutz sind ebenfalls wichtige Themen.

Diese Zielsetzungen finden sich auch in der Smart City Strategie wieder, Wiens Dachstrategie für nachhaltige Entwicklung, die in ihrer neuen Fassung 2022 im Gemeinderat beschlossen wurde. Für die Umsetzung der ambitionierten Zielsetzungen im Klimabereich wurde der Wiener Klimafahrplan erstellt, der den Wiener Weg zur Emissionsreduktion vorzeichnet und konkrete Schlüsselmaßnahmen vorgibt. Der Großteil der in Wien verursachten Treibhausgase ist auf Verkehr, Heizanlagen in Gebäuden und die Energieaufbringung zurückzuführen. Daher stehen die Bereiche Mobilität, Gebäude und Energie im Zentrum der Strategie. Erstmals wurde das verbleibende Treibhausgasbudget bis 2040 errechnet. Wenn das Pariser Klimaabkommen eingehalten werden soll, dann muss der noch maximal mögliche CO2-Ausstoß in Wien auf 60 Millionen Tonnen begrenzt werden.

Verlauf der Treibhausgasemissionen (Definition gemäß Smart City Strategie) entsprechend den Wiener Klimazielen, gegliedert nach Sektoren. Die graue Fläche stellt das verbleibende Wiener Treibhausgasbudget für die Jahre 2021–2040 von rund 60 Millionen Tonnen CO2 (bzw. anderen Treibhausgasen) dar. Der Bereich „Verkehr“ umfasst die Emissionen des Verkehrs in Wien gemäß Abschätzungen des Umweltbundesamts („Second Estimate“). Im Bereich „Gebäude" sind die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für die Wärmeversorgung in Gebäuden abgebildet. „Abfall“ deckt die Emissionen aus der Abfallverbrennung, der Deponierung und der Abwasserbehandlung ab. „Sonstige“ fasst Emissionen aus der Energienutzung in Industrie und Gewerbe sowie Emissionen anderer Treibhausgase als Kohlendioxid (v. a. fluorierte Gase) zusammen. Es ist zu erkennen, dass die Emissionen bis 2020 nicht signifikant gesunken sind, die Kurve bis zum Zieljahr 2040 geht daher steil nach unten. Quelle: Smart City Strategie, nach Umweltbundesamt (2021) und Berechnungen von Urban Innovation Vienna.
Abbildung: Verlauf der Treibhausgasemissionen (Definition gemäß Smart City Strategie) entsprechend den Wiener Klimazielen, gegliedert nach Sektoren. Die graue Fläche stellt das verbleibende Wiener Treibhausgasbudget für die Jahre 2021–2040 von rund 60 Millionen Tonnen CO2 (bzw. anderen Treibhausgasen) dar. Der Bereich „Verkehr“ umfasst die Emissionen des Verkehrs in Wien gemäß Abschätzungen des Umweltbundesamts („Second Estimate“). Im Bereich „Gebäude" sind die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für die Wärmeversorgung in Gebäuden abgebildet. „Abfall“ deckt die Emissionen aus der Abfallverbrennung, der Deponierung und der Abwasserbehandlung ab. „Sonstige“ fasst Emissionen aus der Energienutzung in Industrie und Gewerbe sowie Emissionen anderer Treibhausgase als Kohlendioxid (v. a. fluorierte Gase) zusammen. Es ist zu erkennen, dass die Emissionen bis 2020 nicht signifikant gesunken sind, die Kurve bis zum Zieljahr 2040 geht daher steil nach unten. Quelle: Smart City Strategie, nach Umweltbundesamt (2021) und Berechnungen von Urban Innovation Vienna.

Im Jahr 2020 wurde der Wiener Klimarat als Beratungsgremium des Bürgermeisters und des Klimastadtrats gegründet. Klimaexpert*innen aus Wissenschaft, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft trugen in den letzten beiden Jahren wesentlich zur Nachschärfung der Klimaziele der Wiener Stadtregierung bei und geben auch weiterhin wertvolle Empfehlungen ab.

Als zentrale Steuerungs- und Koordinationsstelle innerhalb der Stadtverwaltung wurde zum Jahreswechsel 2021/22 eine Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten eingerichtet. Das neue Team unter der Leitung von Andreas Januskovecz koordiniert die Umsetzung der Maßnahmen des Klimafahrplans und ist die zentrale Drehscheibe für Informationsaustausch und Bewusstseinsbildung für Klimafragen.

Ein wichtiger Meilenstein im Umweltrecht ist mit der Umsetzung der Aarhus-Konvention im Zuge der Novelle des Wiener Naturschutz-, Nationalpark-, Fischerei- und Jagdgesetzes gelungen. Demnach haben Umweltorganisationen nunmehr die Möglichkeit, an naturschutzbehördlichen Verfahren, die Europaschutzgebiete betreffen, teilzunehmen. Dadurch ist gesichert, dass Umweltorganisationen ihre Rechte auf Information und Beteiligung gegebenenfalls auch gerichtlich durchsetzen können.

Sustainable Development Goals (SDGs)

Mit den vielfältigen Aktivitäten für Klima- und Umweltschutz will Wien auch aktiv zur Erreichung der 17 Ziele einer nachhaltigen Entwicklung, der „Sustainable Development Goals“ (SDG), beitragen, zu denen sich die UN-Mitgliedsstaaten im Jahr 2016 bekannt haben. Diese sind bis 2030 gültig – wir befinden uns etwa bei der Hälfte der Umsetzungsperiode.

Welchen Beitrag die Wiener Umweltschutzprojekte dazu leisten, ist am Ende jeder Projektbeschreibung kurz zusammengefasst.

Abbildung: Die 17 Sustainable Development Goals bzw. Ziele der nachhaltigen Entwicklung der UN, © United Nations