• Wien senkt die lokalen Treibhausgasemissionen pro Kopf bis 2030 um 55 % gegenüber dem Basisjahr 2005 und ist ab 2040 klimaneutral.

  • Wien wird ab 2021 insgesamt maximal 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgasen lokal emittieren.

  • Wien senkt seinen lokalen Endenergieverbrauch pro Kopf um 30 % bis 2030 und um 45 % bis 2040 gegenüber dem Basisjahr 2005.

  • Wien senkt seinen konsum-basierten Material-Fußabdruck pro Kopf um 30 % bis 2030, um 40 % bis 2040 und um 50 % bis 2050.

Wien wird bis 2040 klimaneutral

Wien verfolgt bereits seit vielen Jahren eine ambitionierte Klimapolitik. Bereits die Umsetzung der Wiener Klimaschutzprogramme für die Jahre 1999–2009 sowie 2010–2021 führte zu einem deutlichen Rückgang der CO2-Emissionen. Richtungsweisend waren u.a. der Ausbau der Fernwärmeproduktion aus thermischer Abfallverwertung und industrieller Abwärme, die umfangreiche Förderung der thermisch-energetischen Wohnhaussanierung und die Einführung der Energieraumplanung. Mit Programmen wie OekoBusiness unterstützt die Stadt Wien lokale Unternehmen beim Umstieg auf klimafreundliches Wirtschaften, mit dem städtischen Energieeffizienzprogramm werden zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs im eigenen Bereich der städtischen Einrichtungen umgesetzt.

Begrenztes Restbudget für Treibhausgasemissionen. Für das Ausmaß des Klimawandels entscheidend ist die absolute Menge der klimawirksamen Emissionen, allen voran Kohlendioxid (CO2), die insgesamt in die Atmosphäre gelangt. Soll der globale Temperaturanstieg, wie im Pariser Übereinkommen festgelegt, begrenzt werden, so ist auch die Menge an verbleibenden Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Wien legt sein ab 2021 verbleibendes Treibhausgasbudget mit 60 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent fest

Vollständige Dekarbonisierung. Bis 2040 will Wien die lokalen Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, bereits bis 2030 sollen sie (pro Kopf) um 55 % gegenüber dem Ausgangsjahr 2005 gesenkt werden. Gemeint sind dabei all jene Emissionen, die (derzeit) nicht durch den EU-Emissionshandel erfasst sind. Im Fall verbleibender Restemissionen sollen diese ab 2040 durch Kompensationsmaßnahmen, sogenannte „Kohlenstoffsenken“, ausgeglichen werden, die internationalen und nationalen Vorgaben entsprechen (Netto-Null-Emissionen).

Energieverbrauch reduzieren. Dieses ambitionierte Wiener Klimaschutzziel ist nur mit dem konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energieträger erreichbar. Gleichzeitig muss der Energieverbrauch in allen Bereichen radikal reduziert werden. Das betrifft, neben anderen Zielbereichen, insbesondere den Mobilitätssektor sowie Heizung, Klimatisierung und Warmwasserversorgung von Gebäuden.

Der Wiener Zielpfad bis zur Klimaneutralität

Die Grafik zeigt die geplante Treibhausgasemissionensenkung auf Null bis 2040 nach den Kategorien Gebäude, Verkehr, Abfall und Sonstiges
Verlauf der Treibhausgasemissionen (Definition gemäß SCSW) entsprechend den Zielsetzungen, gegliedert nach Sektoren. Die graue Fläche stellt das verbleibende Wiener Treibhausgasbudget 2021–2040 von rund 60 Mio. Tonnen CO2 -Äquivalent dar. „Verkehr“ umfasst die Emissionen des Verkehrs in Wien gemäß „Second Estimate“ des Umweltbundesamts. „Gebäude" bilden die Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für die Wärmeversorgung in Gebäuden ab. „Abfall“ deckt die Emissionen aus der Abfallverbrennung, der Deponierung und der Abwasserbehandlung ab. „Sonstige“ fasst Emissionen aus der Energienutzung in Industrie und Gewerbe sowie Emissionen anderer Treibhausgase als Kohlendioxid (v.a. fluorierte Gase) zusammen. Eigene Darstellung nach Umweltbundesamt (2021) und Berechnungen von Urban Innovation Vienna.

Schonender Umgang mit Ressourcen

Materialverbrauch reduzieren. Radikale Ressourcenschonung umfasst nicht nur die fossilen Energieträger, sondern sämtliche Rohstoffe, die weiterverarbeitet und für Produkte oder Dienstleistungen genutzt werden. Der hohe Materialverbrauch ist auch eine der Hauptursachen für die Treibhausgasemissionen.

Kreislaufwirtschaft und Prinzip „Zero Waste umsetzen. Für eine nachhaltige Zukunftsentwicklung braucht es eine neue Wirtschaftsweise mit deutlich reduziertem Materialverbrauch: Produkte und Materialien zirkulieren möglichst lange im Wirtschaftssystem. Güter aller Art werden so geplant, dass sie langlebig, reparierbar sowie für die Wiederverwendung optimiert sind („Öko-Design“).

Die Wiener Abfallwirtschaft folgt dem „Zero Waste“-Prinzip und ist somit Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Nicht mehr genutzte Produkte werden repariert bzw. wiederverwendet, nicht vermeidbare Abfälle werden aufbereitet und dienen als Sekundärrohstoffe. Die Abfallmengen werden durch vielfältige Maßnahmen deutlich reduziert. Gleichzeitig lassen sich bestehende Güter wesentlich effizienter nutzen, etwa durch Sharing-Angebote. Auch Gebäude bilden nach ihrer Nutzungsdauer wichtige Rohstoffquellen. Dadurch werden die Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus der Materialien reduziert, die Versorgungssicherheit erhöht, neue Arbeitsplätze geschaffen und die Wirtschaft gestärkt.

Kostenwahrheit durch konsumbasierten Ansatz. Für die Berechnung des Materialverbrauchs verfolgt Wien einen konsumbasierten Ansatz. Dieser umfasst nicht nur die in Wien produzierten, sondern alle hier konsumierten Güter, die vielfach anderswo hergestellt werden und dort bzw. beim Transport entsprechenden Materialverbrauch und Umweltbelastungen verursachen.

Ressourcenchonung als Chance

Die notwendige Energie-, Wärme- und Verkehrswende und der Umstieg auf neue Formen der Kreislaufwirtschaft ist auch eine enorme Chance für die heimische Wirtschaft, sich in diesen Bereichen international zu profilieren. Eine offensive Klima- und Energiepolitik, die den Heimmarkt stärkt, ist dabei ein wichtiger Faktor.

Materialflüsse in Österreich

Visualisierung der Materialflüsse in Österreich wie im Folgenden beschrieben
Vereinfachte Darstellung der gesamten Materialflüsse in Österreich. Die Materialien stammen zu mehr als 90% aus Rohmaterialien aus dem Inland (z. B. Ernte, Holz, Bergbau, Sand und Schotter) sowie Importen, nur etwa 9% der Materialien werden derzeit wiederverwertet (Recycling). Etwa ein Viertel der eingesetzten Materialien wird energetisch genutzt. Eine Reduktion des Energieverbrauchs würde somit auch deutlich zur Verringerung des Materialverbrauchs beitragen. Die rund drei Viertel stofflich genutzten Materialien werden nur zu einem kleinen Teil für die Produktion kurzlebiger Konsumgüter verwendet. Der allergrößte Teil geht in den Aufbau von „Beständen“ (Gebäude, Infrastruktur, Maschinen, Geräte usw.), aus denen die Materialien erst nach einer langen Nutzungsdauer entnommen und gegebenenfalls wiederverwertet werden können. Eigene Darstellung (2019) auf Basis: Jacobi et al. (2018): Providing an economy-wide monitoring framework for the circular economy in Austria: Status quo and challenges. https://doi.org/10.1016/j.