6.1 Öffentliche und solidarisch finanzierte Gesundheitversorgung
Die Wiener Stadtregierung bekennt sich klar zu einem öffentlichen und solidarisch finanzierten Gesundheitswesen, das für alle Wiener*innen zugänglich und den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist – zur richtigen Zeit und am richtigen Ort („Best Point of Service“). Alle Wiener*innen sollen unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, Religion und Einkommen Zugang zu dieser Versorgung haben.
Wir wollen weiterhin der zentrale Motor in der österreichischen Gesundheitslandschaft sein. Der Wiener Gesundheitsverbund – als starker öffentlicher Gesundheitsdienstleister – dient als Treiber in der Ideengebung sowie der strukturellen und funktionellen Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems.
Wir verfolgen eine umfassende Gesundheitspolitik, die sich stark am „One Health“-Prinzip orientiert. Dieser gesamtheitliche Rahmen fördert interdisziplinäre Ansätze zur Gesundheitsförderung. Ein modernes Wiener Gesundheitssystem denkt über die reine kurative Versorgung hinaus: Daher wollen wir proaktiv handeln, um die Gesundheit und Lebensqualität unserer Bürger*innen nachhaltig zu verbessern – von der Geburt bis ins hohe Alter. Dafür entwickeln wir die notwendigen Rahmenbedingungen weiter. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf gesundem Altern, um sicherzustellen, dass alle Menschen in jedem Lebensabschnitt ein aktives Leben führen können.
Dafür braucht es ein koordiniertes Zusammenspiel aller relevanten Akteur*innen – von den diversen Gesundheits- und Bildungseinrichtungen über die Forschung bis hin zu sozialen Einrichtungen. Wir stärken Prävention und Gesundheitsförderung und bauen strukturierte Versorgungsangebote aus. Auch innovative Ansätze wie „Social Prescribing“ spielen dabei weiterhin eine Rolle.
Als weiteres Prinzip in der Ausrichtung der Wiener Gesundheitslandschaft beschäftigen wir uns mit dem „Gender Health Gap“. Dieser thematisiert die Notwendigkeit, die Angebote und Behandlungsmöglichkeiten im Gesundheitssystem unter dem Aspekt und den unterschiedlichen Bedürfnissen in Bezug auf das biologische Geschlecht auszurichten.
Die ökonomischen Rahmenbedingungen beeinflussen auch das Gesundheitssystem maßgeblich. Kosteneffizienz ist ein entscheidender Faktor, um die langfristige Stabilität des öffentlichen Gesundheitswesens zu sichern. Durch gezielte Maßnahmen zur Optimierung leisten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zur effizienten Nutzung der finanziellen Ressourcen, sondern verbessern auch die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Wiener*innen. Öffentliche Investitionen sind eine Herausforderung für die finanzielle Handlungsfähigkeit – eine sorgfältige Analyse verschiedener Finanzierungsformen bietet die Möglichkeit, Strategien zu entwickeln, die nicht nur die finanzielle Belastung der öffentlichen Hand reduzieren, sondern auch die Qualität und Nachhaltigkeit der Infrastrukturprojekte fördern.
Ein nachhaltiger Ansatz, der ökonomische Effizienz mit sozialer Verantwortung verbindet, ist unerlässlich, um die Herausforderungen im Gesundheitssektor erfolgreich zu meistern.
Ein digital gut organisiertes Gesundheitswesen bringt spürbare Verbesserungen für Patient*innen und Mitarbeiter*innen – durch einfachere Abläufe, besseren Informationsfluss und mehr Zeit für medizinische, pflegerische und therapeutische Betreuung. Die Digitalisierung ist damit ein zentraler Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit des Wiener Gesundheitssystems.
Wien ist Vorreiterin bei der digitalen Transformation im Gesundheitswesen
Die Lebensumstände, Lebensweisen und beruflichen Anforderungen der Bevölkerung verändern sich ständig, und die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Diese Entwicklungen bringen nicht nur neue Technologien und Kommunikationsmittel mit sich, sondern beeinflussen auch die Art und Weise, wie Patient*innen mit dem Gesundheitssystem interagieren. Die Veränderungen in den Lebensroutinen der Patient*innen stellen neue Anforderungen an das Gesundheitssystem und die Gesundheitsförderung.
Wir orientieren unser Gesundheitssystem nicht nur an internen Optimierungsparametern, sondern beziehen die Patient*innen aktiv in die Behandlungsprozesse ein. Durch die Integration digitaler Lösungen und innovativer Technologien entwickeln wir eine entsprechende Serviceorientierung im Gesundheitswesen, die den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird und eine zeitgemäße, patient*innenzentrierte Versorgung ermöglicht.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet Chancen zur Verbesserung der Patient*innenversorgung, bringt jedoch Herausforderungen im Datenschutz mit sich. Sensible Gesundheitsdaten müssen geschützt werden, um das Vertrauen der Patient*innen zu gewährleisten. Gleichzeitig erfordert die Entwicklung innovativer Technologien Transparenz über die Datennutzung, um Akzeptanz zu fördern.
Die Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen dem Schutz der Privatsphäre und der Förderung von Innovationen zu finden. Es ist entscheidend, datenschutzfreundliche Lösungen zu entwickeln, die transparent sind und das Vertrauen der Bevölkerung stärken, um die Qualität der Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verbessern.
Wir wollen den Wiener*innen einen einfachen und sicheren digitalen Zugang zum Wiener Gesundheitssystem, Ressourcen und Health-Anwendungen („Digital Health“) ermöglichen. Mit einem Wiener Gesundheitsportal „Wien gesund“ schaffen wir eine zentrale Plattform, die qualitätsgesicherte Informationen und Gesundheitsangebote bündelt und den individuell besten Weg durch das Gesundheitssystem aufzeigt.
Die moderne Gesundheitsversorgung orientiert sich nicht am Entweder-oder zwischen den Bereichen „stationär“ und „ambulant“, sondern durchbricht diese Logik und kombiniert diese Bereiche in den einzelnen Behandlungsfällen. Dafür benötigt es für Patient*innen Orientierungspfade entlang moderner Behandlungsstrukturen, die erkennbar, transparent und nachvollziehbar sein müssen.
Daher vereinbaren wir:
Die „Gesundheitsberatung 1450“ wird als zentrale Anlaufstelle für alle Gesundheitsfragen weiterentwickelt und mit digitalen Serviceangeboten ausgebaut (u.a. telemedizinische Videokonsultation etc.). Damit etablieren wir einfach zugängliche Orientierungspfade für Patient*innen im Wiener Gesundheitssystem.
Mit „Wien gesund“ soll ein digitaler Einstiegsort in das Wiener Gesundheitssystem geschaffen werden, der als zentrale Plattform Informationen für Patient*innen bereithält, Terminmanagement-Funktionen sowie ein persönliches Archiv zu Informationen und Daten – unter Verbindung zu ELGA – enthalten wird.
Auch im Wiener Gesundheitsverbund ist Digitalisierung integraler Bestandteil der modernen Gesundheitsversorgung. Die Weiterentwicklung und Digitalisierung im Wiener Gesundheitsverbund bedeutet auch die beschleunigte Weiterentwicklung der Krankenhausinformationssysteme im Hinblick auf Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Bereichen mit einer Ausrichtung sowohl auf Partner*innen im Gesundheitswesen als auch auf Patient*innen. Dies geht Hand in Hand mit einer Entwicklung entsprechender Abläufe und Prozesse.
Die bisher gemachten Erfahrungen mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Wiener Gesundheitsverbund machen Mut, künftig einen noch größeren Schwerpunkt darauf zu setzen.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Wir entwickeln die Krankenhausinformationssysteme im Wiener Gesundheitsverbund weiter: ein benutzer*innenfreundliches, leistungsfähiges System, das medizinische und administrative Daten integriert, Prozesse unterstützt und rechtliche Anforderungen erfüllt. Ziel ist eine Entlastung des Personals und eine bessere Versorgung der Patient*innen.
Verwaltungsprozesse im Wiener Gesundheitsverbund werden digitalisiert: Routinetätigkeiten der Patient*innenadministration sollen effizient digital abgewickelt werden. Auch die interne Dokumentenverarbeitung wird durch elektronische Systeme vereinfacht und transparenter gestaltet.
Telemedizin und digitale Services für Patient*innen werden wir weiterentwickeln, um den Zugang zu medizinischen Leistungen zu verbessern.
Wir fördern KI-Projekte und deren weitere Entwicklung: Der gezielte Einsatz von KI-Anwendungen eröffnet neue Möglichkeiten in Diagnose, Therapieplanung und Ressourcensteuerung. KI kann helfen, komplexe Datenanalysen schneller durchzuführen, Risiken frühzeitig zu erkennen und das medizinische Personal bei Entscheidungsprozessen zu unterstützen – immer unter Einhaltung ethischer und datenschutzrechtlicher Standards.
Regelmäßige Evaluierung: Eine erfolgreiche Digitalstrategie muss flexibel bleiben. Technologische Entwicklungen und neue Anforderungen werden kontinuierlich in den Prozess integriert.
Wir evaluieren die derzeitige Organisation in der IT-Entwicklung und Implementierung im Wiener Gesundheitsverbund.
Gesundheitsleistungsangebote & integrierte Planung
Die Wiener Stadtregierung wird den erfolgreichen Kurs fortsetzen und das öffentliche Gesundheitswesen weiterentwickeln.
Die öffentlichen Spitäler, die über den Wiener Gesundheitsfond finanziert werden, bilden mit ihren unterschiedlichen Trägern gemeinsam das öffentliche Gesundheitswesen unserer Stadt – die dezentralen Gesundheitseinrichtungen, von Primärversorgungseinrichtungen bis zu niedergelassenen Ärzt*innen und Laboren, Instituten und den Apotheken. Auf der Basis des Österreichischen Strukturplans Gesundheit planen wir in der Wiener Landeszielsteuerungskommission den „Regionalen Strukturplan Gesundheit“ für Wien.
In der Gesundheitsplanung beginnen wir mit einem Paradigmenwechsel weg von der Fokussierung auf die Ressourcenorientierung hin zu Leistungsdefinition medizinischer Behandlungen. Dies erscheint uns aufgrund der Entwicklung der Medizin selbst für notwendig, weil immer mehr medizinische Behandlungsleistungen sowohl eine stationäre als auch ambulante und eine tagesklinische Komponente beinhalten.
Um serviceorientierte und abgestimmte Leistungsangebote zu schaffen, ist eine gemeinsame Betrachtung und integrierte Weiterentwicklung des Gesundheitswesens notwendig. Diese Weiterentwicklung sehen wir auch in Hinblick auf eine überregionale Versorgungsplanung. Einer gemeinsamen Planung und Finanzierung der Gesundheitsversorgung mit den benachbarten Bundesländern in der Ostregion stehen wir offen gegenüber.
Zusätzlich ist es entscheidend, die Gesundheitsplanung in Stadtentwicklungsgebieten von Anfang an zu integrieren und zu berücksichtigen.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Die Gesundheitsplanung soll eng an die Entwicklung der Stadt im Rahmen des Stadtentwicklungsplans gekoppelt werden. Ziel ist es, die Gesundheitsinfrastruktur in der Weiterentwicklung der Stadt selbstverständlich von Anfang an mitzuplanen.
Wir orientieren die Entwicklung stärker an einer detaillierten Leistungsplanung, statt an Infrastruktur und Ausstattung am „Best Point of Service“. Inklusive jährlicher Evaluierung und regelmäßiger Anpassung des „Regionalen Strukturplans Gesundheit“ durch den WGF (Wiener Gesundheitsfonds).
So reduzieren wir Wartezeiten, schaffen bessere Leistungen für die Patient*innen, entlasten die Spitäler und erhöhen die Treffsicherheit der eingesetzten Ressourcen und Finanzierungsmittel.
Wir setzen uns für die Anpassung des Systems der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung an die Anforderungen der modernen medizinischen Behandlungsmethoden ein.
Das Wiener Gesundheitswesen zeichnet sich durch die Vielfalt seiner Organisationsformen aus – vom niedergelassenen Bereich bis zu unseren Spitälern erbringt es herausragende Leistungen. Als Wiener Stadtregierung treiben wir die Weiterentwicklung in der Leistungserbringung im Gesundheitssystem voran – orientiert am Anspruch der besten Versorgung für die Wiener*innen sowie an den Anforderungen der modernen Medizin.
So steht die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems österreichweit unter der Formel „digital vor ambulant vor stationär“. Diesem Leitgedanken folgend liegt neben dem Ausbau digitaler Angebote der Fokus auf dem Ausbau ambulanter Angebote. In Wien ist bereits ein großer Ausbau von regionalen Gesundheitszentren erfolgt: In einem gemeinsamen Schulterschluss von Stadt Wien, der Österreichischen Gesundheitskasse und der Ärzt*innenkammer in Wien wurden bereits rund 60 regionale Gesundheitszentren etabliert. Dazu zählen unter anderem die rund 20 Primärversorgungszentren, der flächendeckende Ausbau von Erstversorgungsambulanzen in den Wiener Spitälern, acht Kinder-Primärversorgungszentren sowie Kindergesundheitszentren, fünf kinder- und jugendpsychiatrische Ambulatorien, die Einrichtung von Wundzentren und einem Diabeteszentrum. Diesen erfolgreichen Weg wollen wir fortsetzen.
Im stationären Bereich ermöglicht die moderne Medizin eine immer kürzere Aufenthaltsdauer in den Krankenhäusern. Diese Entwicklung ist im Sinne der effizienten Nutzung der Infrastruktur zu unterstützen, stellt aber Menschen mit längerer Genesungszeit vor eine Herausforderung. Um diesen Menschen Zeit zu geben, wieder gesund zu werden, schaffen wir passende Versorgungsangebote.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Die Erstversorgungsambulanzen sind ein zentraler Entwicklungsschritt in der niederschwelligen allgemeinmedizinischen Versorgung und der Entlastung von Fachambulanzen in den Wiener Spitälern. Dieses Modell evaluieren wir und entwickeln es weiter, auch in Hinblick auf zusätzliche Möglichkeiten durch die Digitalisierung.
Der Ausbau der regionalen Gesundheitszentren wird fortgesetzt. Bis 2030 wollen wir insgesamt mehr als 100 dezentrale Gesundheitseinrichtungen in unserer Stadt etabliert haben. Dazu gehören: Primärversorgungszentren, Zentren für Kindermedizin, psychosoziale Versorgungsangebote für Kinder und Erwachsene sowie fachmedizinische Zentren, z. B. für Gynäkologie, Diabetes etc.
Der Ausbau orientiert sich am Versorgungsbedarf der Wiener Bevölkerung mit dem Schwerpunkt auf den großen Volkskrankheiten und chronischen Erkrankungen.
Einen besonderen Fokus wollen wir auch auf besonders vulnerable und spezielle Zielgruppen legen:
Ein Schwerpunkt soll in der Nachsorge von onkologischen Patient*innen liegen. Nach erfolgter Krebstherapie im Spital benötigen Patient*innen wohnortnahe Anlaufstellen für die weiterführende Betreuung und umfassende Nachsorge.
Kinder- und Jugendgesundheit
-
-
Wir setzen den weiteren Ausbau der Kinder-PVEs fort.
-
Der Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulatorien wird fertiggestellt. Darüber hinaus möchten wir Home-Treatment-Lösungen in enger Zusammenarbeit mit der Jugendwohlfahrt weiterentwickeln.
-
Zur Verbesserung der Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es das klare Bekenntnis, die Transitionspsychiatrie weiter auszubauen.
-
Das Projekt der School Nurses in Wien wird ausgerollt und begleitend evaluiert. Langfristiges Ziel ist eine flächendeckende Ausrollung.
-
In der psychosozialen Versorgung vereinbaren wir eine Evaluierung der bestehenden psychiatrischen und psychosomatischen Versorgungsplanung zur Vorbereitung einer inhaltlichen Aufnahme in den „Regionalen Strukturplan Gesundheit“. Dies umfasst auch die Einrichtungen der Behandlung und Betreuung von Menschen mit Suchterkrankungen. In diesem Bereich setzen wir uns für eine umfassende psychosoziale Versorgung durch die Krankenversicherung ein. Dadurch soll auch verhindert werden, dass sich akute psychiatrische Krankheitsbilder manifestieren.
Weiterentwicklung der Notfallversorgung und postakute Betreuung
Die Notfallversorgung stellt einen zentralen Bestandteil des öffentlichen Gesundheitswesens dar und umfasst sowohl die Rettungsdienste als auch die Struktur der Krankenhäuser in ihren wesentlichen Aufgaben. In diesem Kontext sind Qualität und Geschwindigkeit die entscheidenden Maßstäbe, an denen die Effektivität der Notfallversorgung gemessen wird. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung in diesem Bereich ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung im Ernstfall schnell und kompetent versorgt wird. Dies erfordert nicht nur eine Optimierung der Abläufe und Ressourcen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteur*innen im Gesundheitswesen, um eine nahtlose und effiziente Versorgung zu gewährleisten.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Um die Effektivität der Notfallversorgung auch zukünftig gewährleisten zu können, wird eine Evaluierung und Weiterentwicklung der Stützpunkte der Rettung und Blaulichtorganisationen in Hinblick auf das laufende Wachstum der Stadt Wien eingeleitet.
Ein Pilotprojekt zu Rettungsanfahrten in ein ausgewähltes PVE wird unterstützt, um das Entlastungspotenzial für die bestehenden Notfallambulanzen auszuloten.
Telemedizinische Unterstützung des Notfallmanagements in Pflegeheimen soll zur Reduktion von Notfalltransporten beitragen.
Darüber hinaus entwickeln wir die postakute Versorgung aus den Erfahrungen der bisherigen Modelle der Akutgeriatrie sowie Remobilisation und Nachsorge weiter.
Ausbildung, Karriere, Fachkräfte
Zentrales Element der Gesundheitsversorgung sind gut ausgebildete Fachkräfte. Der Wiener Gesundheitsverbund ist der zentrale Ausbildner für sämtliche Gesundheitsberufe in unserer Stadt. Im Wiener Gesundheitsverbund sind Menschen in rund 70 verschiedenen Berufen tätig. Die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter*innen hat zentralen Stellenwert – bei der Ausbildung von Lehrlingen, Hebammen, der Absolvierung von Praktika sowie der fachärztlichen Ausbildung. Dieser klare Auftrag als Ausbildungsbetrieb, der weit über den Wiener Gesundheitsverbund hinausgeht und für das gesamte Wiener Gesundheitssystem ausbildet, ist stärker zu konturieren.
Auch die Fort- und Weiterbildung soll als zentrales Element zur Attraktivierung, Qualitätssicherung und Mitarbeiter*innenbindung im Wiener Gesundheitsverbund gestärkt werden.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Die Rolle der Ausbildung wird im Wiener Gesundheitsverbund durch die Weiterentwicklung von eigenen Karrieremodellen mit einer Karriereschiene für Ausbildner*innen gestärkt.
Wir streben eine faire Abbildung der Ausbildungsleistung der Wiener Spitäler im Wiener Gesundheitssystem an. In Zukunft sollen die Aufwendungen für die Ausbildungen der verschiedenen Gesundheitsberufe von den Behandlungskosten klar abgegrenzt dargestellt werden.
Darauf aufbauend können Kooperationsmodelle zwischen Gesundheitsdienstleister*innen aufgebaut werden. Ebenso ist die Einführung eines Beitrags der Gesundheitsdienstleister zu diesen Ausbildungskosten denkbar.
Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Erweiterung der Ressourcen für die Basis- und Fachärzt*innenausbildungen durch solche Kooperationsmodelle. Jedenfalls beabsichtigen wir eine Evaluierung der derzeitigen Anmeldeprozesse für die Ausbildungen in den Gesundheitsberufen.
Wir setzen uns bei der Bundesregierung für eine Modernisierung und Verbesserung der Ausbildungsqualität der Ärzt*innen durch neue, moderne Formen der Praxisausbildung ein.
Wir unterstützen die Qualitätsverbesserung der ärztlichen Ausbildung auf Basis eines strukturierten Ausbildungscurriculums unter Berücksichtigung der jeweiligen klinischen Leistungen der ausbildenden Abteilung.
Das Kontingent der gewidmeten Studienplätze des Bundes für das Medizinstudium soll mit besonderem Fokus auf Mangelfächer ausgeschöpft werden.
Die bestehende Kooperation des Wiener Gesundheitsverbundes mit der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien soll fortgesetzt und ausgebaut werden.
Modernisierung der medizinischen Infrastruktur
Mit dem Rahmenbauprogramm für die Häuser des Wiener Gesundheitsverbundes wurde ein wichtiger Meilenstein zur Modernisierung und nachhaltigen Stärkung der medizinischen Infrastruktur gesetzt. Die Entwicklung der neuen Infrastruktur erfolgt unter enger Einbindung der Nutzer*innen. Die Umsetzung der Baumaßnahmen ist bereits gestartet und findet bei laufendem Betrieb statt. Wir bekennen uns zu dieser Modernisierung und nachhaltigen Stärkung der medizinischen Infrastruktur.
Die Modernisierung der Wiener Kliniken setzt auf klimafreundliches Bauen und erneuerbare Energieversorgung mit höchste Energieeffizienz. Damit leisten die Kliniken einen zentralen Beitrag zu Wiens Klimaneutralität.
Wir wollen, dass unseren Mitarbeiter*innen die modernsten Spitalsgeräte und -techniken zur Verfügung stehen, um den Wiener*innen die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen.
Damit geht die Verantwortung der Spitäler für einen effizienten und verantwortungsvollen Umgang einher, wodurch gleichzeitig Doppel- und Mehrfachuntersuchungen in Verbindung mit dem niedergelassenen Bereich reduziert werden.
Gesundheitsforschung und -wissenschaft
Wien setzt auf ein Gesundheitssystem, das nicht nur behandelt, sondern auch versteht, entwickelt und gestaltet. In den kommenden Jahren wird der Wiener Gesundheitsverbund gezielt zu einem starken Forschungsträger ausgebaut – mit dem Ziel, die Stadt als führenden Standort für Gesundheitsforschung in Europa zu positionieren.
Die Stadt Wien fördert gezielt jene Forschung, die unmittelbar den Menschen zugutekommt – von der Früherkennung bis zur Palliativversorgung. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die translationale Forschung, die Erkenntnisse aus dem Labor direkt in die klinische Anwendung bringt. Diese Brücke zwischen Wissenschaft und Alltag macht Wien zum Innovationsmotor in der Gesundheitsversorgung.
Gemeinsam mit starken Partnern der universitären und außeruniversitären Forschung entsteht ein Netzwerk, das Wissen teilt und gemeinsam weiterentwickelt. Wir unterstützen diese Kooperationen aktiv und fördern die Beteiligung an europäischen Programmen und internationalen Studiennetzwerken.
Forschung wird damit – neben digital, ambulant, stationär – zur vierten tragenden Säule des Wiener Gesundheitssystems.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Wir richten eine zentrale Forschungsabteilung im Wiener Gesundheitsverbund ein, die die strategische Gesamtverantwortung für alle Forschungsaktivitäten innerhalb des Verbundes und seiner Unternehmungen übernimmt. Eine operative Servicestelle („One-Stop-Shop“) für Akquise, Abwicklung und Administration klinischer Studien im WIGEV positioniert Wien darüber hinaus im Gesundheitsbereich am globalen Forschungsmarkt.
Wir verbessern die Datennutzung im Gesundheitsbereich, um effizientere Versorgungsstrukturen zu entwickeln und niederschwellige Angebote bereitzustellen. Eine verbesserte Datenverfügbarkeit birgt großes Potenzial für die Forschung, z. B. die Behandlung seltener Krankheiten. Sie ermöglicht mehr klinische Studien, erleichtert den Zugang von Patient*innen zu Trials und beschleunigt die Entwicklung innovativer Medikamente (Präzisionsmedizin, Gendermedizin).
Governance: Qualität und Sicherheit bei Gesundheitsdienstleistungen
Ein effektives Management in der öffentlichen Gesundheitsversorgung erfordert nicht nur strategische Planung und Ressourcenmanagement, sondern auch eine klare Aufsicht, um die Qualität und Sicherheit der Gesundheitsdienstleistungen zu gewährleisten. Durch die Weiterentwicklung der Governance-Strukturen wird sichergestellt, dass klare Verantwortung, Transparenz und Steuerbarkeit gewährleistet sind, alle Entscheidungen nachvollziehbar sind und die Verantwortlichkeiten klar definiert werden.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Wir entwickeln die Organisation des Wiener Gesundheitsverbunds weiter, mit der Zielsetzung der selbstständigen Verantwortung des Managements, insbesondere im Bereich der Personal- und Finanzhoheit. Wir vereinbaren einen inklusiven Prozess zur Festlegung der gesamten Governance, bei dem auch die Frage der Aufsicht und Aufsichtsorgane, ebenso wie die Frage der Definition der Eigentümer*innenrolle festzulegen ist.
Im Laufe dieser Regierungsperiode initiieren wir eine Neubewertung der Ziel- und Gesamtplanung im Wiener Gesundheitsverbund, um die Auswirkungen der geplanten Vorhaben, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und Ambulantisierung, zu evaluieren.
Mit der „Ziel- und Gesamtplanung des WIGEV bis 2038“ hat der Gemeinderat im Jahr 2022 die Grundlage für das Bauprogramm der Wiener Spitäler gelegt. Für die erste Etappe wurde ein detailliertes Rahmenbauprogramm bis 2030 beschlossen. Es wird rechtzeitig – vor der Detailplanung des zweiten Etappenplans – eine Evaluierung durchgeführt. Dies ist insbesondere durch die demografische Entwicklung in unserer Stadt und den medizinischen Fortschritt begründet.
Die Patient*innenrechte und die Beteiligung von Selbstbetroffenen am Gesundheitssystem sind für uns wichtige Bausteine für eine moderne Gesundheitsversorgung. Wir bekennen uns zu einer Stärkung von Transparenz und Teilhabe der Patient*innen.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Wir stärken die Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft, um die Patient*innenrechte effizient und effektiv vertreten zu können.
Die Unterstützung für Selbsthilfegruppen und Selbstbetroffene soll weiterentwickelt und gestärkt werden.
Zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems und Verbesserung konkreter Prozessabläufe sowie der Servicequalität gehört auch die kontinuierliche Aufnahme von Feedback von Mitarbeiter*innen und Patient*innen. Der Wiener Gesundheitsverbund wird diese Feedbackprozesse intensivieren.
Gesundheitsförderung und Vorsorge – Wien als „Gesunde Stadt“
In der Gesundheitspolitik der Stadt liegt der Fokus nicht nur auf der kurativen Versorgung. Wir setzen bewusst einen Schwerpunkt auf Prävention und Gesundheitsförderung. Diese beginnt für uns bereits in der Schule. Schule und Kindergarten sind die besten Orte, um allen Kindern und Jugendlichen frühzeitig Gesundheitskompetenz zu vermitteln. Schulgesundheit ist die Basis für ein gesundes Aufwachsen und fördert die Chancengleichheit. Mit der Etablierung der School Nurses haben wir einen Meilenstein in der Entwicklung der Schulgesundheit gesetzt, denn sie sind die erste Anlaufstelle bei akuten gesundheitlichen Problemen oder chronischen Erkrankungen und leisten Prävention vor Ort.
Ein zentrales Element der Vorsorge und Prävention sind Impfungen. Wir bekennen uns zu einem niederschwelligen Impfangebot und dessen Ausbau und unterstützen auch Bestrebungen zur Erweiterung der Stellen, an denen geimpft werden kann (z. B. Apotheken).
Wir engagieren uns offensiv bei der Umsetzung des österreichweiten Impfprogramms auf Basis der Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums.
DAHER VEREINBAREN WIR:
Wir stärken Maßnahmen für Sekundärprävention und bauen Vorsorgeuntersuchungen und Vorsorgemedizin aus – auch mit Fokus auf unterschiedliche Zielgruppen auf Basis wissenschaftlicher Evidenz.
Die gesundheitsbezogenen Monitoringsysteme des öffentlichen Gesundheitsdienstes wie beispielsweise für Abwasser, Hitze und übertragbare Krankheiten entwickeln wir weiter.
Die Angebote der Gesundheitsförderung sollen weiterentwickelt werden – auch im Hinblick auf Niederschwelligkeit der Angebote zur Health-Literacy-Bildung an Orten der Begegnungen, z. B. in Parks, Einkaufszentren etc.
Frauengesundheit
Der Frauengesundheitsbeirat ist die Schnittstelle zwischen Frauen- und Gesundheitspolitik und wird daher jedenfalls fortgeführt.
Im Rahmen des Ausbaus der dezentralen Gesundheitseinrichtungen ist auch beabsichtigt, ein eigenes Zentrum für Frauenheilkunde zu schaffen.
Darüber hinaus bekennen wir uns mit Nachdruck zur Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs als integraler Bestandteil des Wiener Gesundheitssystems. Wir erkennen an, dass der Zugang zu sicheren und legalen Schwangerschaftsabbrüchen eine wesentliche Dimension der reproduktiven Gesundheit und der Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen ist. Wir stellen sicher, dass das Wiener Gesundheitssystem in dieser Frage für die Betroffenen notwendige Orte der Sicherheit und Vertraulichkeit gewährleistet.
Gesundes Altern
Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass alle Menschen die Chance auf ein gesundes, selbstbestimmtes und sozial eingebundenes Leben im Alter haben. Gesundheitsförderung und Prävention spielen dabei eine zentrale Rolle – von Bewegungsangeboten im öffentlichen Raum über wohnortnahe Versorgungsstrukturen bis hin zu gezielten Informationskampagnen.
Mit unseren Projekten, insbesondere im Bereich der Seniorenbeauftragten und der WIG (Wiener Gesundheitsförderung), stärken wir die körperliche und mentale Gesundheit älterer Menschen, unterstützen soziale Teilhabe und fördern Lebensqualität bis ins hohe Alter.
Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die gesundes Altern für alle Wiener*innen ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Lebenslage.