3.1 Wiener Stadtgärten
Naturschutz trifft auf Erholungsräume in der Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte
Mit 93.000 m2 ist die Parkanlage Nordbahnhof der größte Park, den die Wiener Stadtgärten seit 1974 neu errichtet haben. Dabei beeindruckt die Grünoase nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihre vielseitige, naturnahe Gestaltung: Die Anlage verbindet großzügige Erholungsräume für Menschen mit geschützten Rückzugsorten für Flora und Fauna. Seit dem Spatenstich im Jahr 2021 konnten bereits zahlreiche Teilbereiche eröffnet werden. Die letzten noch unvollendeten Bereiche der Parkanlage werden voraussichtlich im Herbst 2025 eröffnet.
Natur und Geschichte wahren
Das heutige Parkgelände blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1838 wurde hier der Wiener Nordbahnhof als bedeutender Verkehrsknoten eröffnet. Bis in die 1990er-Jahre wurde das Gebiet als Frachtenbahnhofareal genutzt, bevor es verwilderte und sich zu einem wertvollen Naturraum mitten in der Stadt entwickelte.
Heute erinnern historische Gleisanlagen an diese Vergangenheit – einige davon wurden ins Wegenetz integriert oder mit Schmetterlingsfutterpflanzen begrünt. Ein besonderer Blickfang ist die imposante Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1876, eine der ältesten Brücken Europas. Sie wurde im Zuge der Bauarbeiten behutsam renoviert und als Fußgängersteg erhalten. Auch die ursprüngliche Wildnis des Geländes wurde in die Gestaltung integriert: Der Altbaumbestand blieb erhalten und wurde durch über 270 Neupflanzungen ergänzt. Artenreiche Trocken- und Naturwiesen, z. B. mit Bienenweiden, sowie heimische Sträucher wie Berberitze, Sanddorn und Schlehdorn stärken die Biodiversität des Parks und bieten Nahrung sowie Lebensraum für viele Tierarten.
Naturnahes Erleben mitten in der Stadt
Schmale Holzstege ermöglichen Besucher*innen das behutsame Erkunden naturnaher Bereiche, Hochsitze, die sich in der gesamten Anlage wiederfinden, bieten besondere Einblicke in die Tierwelt. Mit etwas Glück lassen sich von hier aus Wildbienen, Turmfalken oder sogar Feldhasen beobachten. Hängematten und unterschiedliche Sitzplätze laden zur Entschleunigung ein, während große, offene Wiesenflächen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bieten – vom Drachensteigen im Herbst bis zu ruhigen Stunden im Grünen.
Ein Paradies für seltene Arten
Die schonende Parkgestaltung orientierte sich stark an der vorhandenen Flora und Fauna, denn die Parkanlage Nordbahnhof – Freie Mitte ist ein wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten. Eines dieser außergewöhnlichen Tiere ist der Neuntöter: Ein Vogel, der kaum im städtischen Raum vorkommt, aber sich jedes Jahr auf dem Gelände der Parkanlage einfindet. Auch Schmetterlingsarten wie der Segelfalter, zahlreiche Fledermausarten und rund 150 Wildbienenarten nutzen das Gebiet als Lebensraum. Eine der bedeutendsten Wiener Populationen von Zauneidechsen ist hier ebenso heimisch wie eine Kolonie der seltenen Großen Wiesenameisen.
Ein besonderes Augenmerk gilt der weltweit streng geschützten Wechselkröte: Für sie wurden eigens Teichflächen als Laichhabitate angelegt, die zugleich Rückzugsort und Eiablageplatz für Eidechsen sind. Botanisch herausragend ist das Vorkommen der streng geschützten Violetten Sommerwurz – einer faszinierenden Pflanze, die jahrelang unterirdisch als Parasit an den Wurzeln der Schafgarbe lebt und nur ein einziges Mal im Leben blüht. Um diesen besonderen Naturraum bestmöglich zu schützen, wurde die gesamte Bauphase von einer ökologischen Bauaufsicht begleitet.
Eröffnung des neu errichteten Walter-Kuhn-Parks in Favoriten
Inmitten des Stadtentwicklungsgebietes „Neues Landgut“ im Dreieck zwischen Laxenburger Straße, Landgutgasse und Südbahn erstreckt sich der 9.000 m² große Walter-Kuhn-Park. Nach der Teileröffnung im Herbst 2023 steht nun die gesamte Parkanlage den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung. Besonders der neu eröffnete Klimawald beeindruckt mit 166 neuen, dicht gepflanzten Bäumen und der 2.500 m2 großen Blumenwiese.
„Klimawald“ und neues Grün: Mehr Raum für Erholung sowie Biodiversität
Im nördlichen Bereich der Parkanlage, entlang der Erika-Krenn-Promenade, befindet sich das neu eröffnete Herzstück des Walter-Kuhn-Parks: Der „Klimawald“, der den Park von zwei Seiten mit 166 neuen, dicht gepflanzten Bäumen sowie zahlreichen Sträuchern umrahmt. Eine 2.500 m2 große Blumenwiese dient dabei als Unterwuchs. Der neue „Klimawald“ kann über verschlungen wirkende Pflasterwege erkundet werden, die den Eindruck von Trampelpfaden erwecken. Zahlreiche Hängematten laden im dichten Grün zu einer kurzen Rast ein.
Die 2.200 m2 große multifunktionale Wiesenfläche im Walter-Kuhn-Park bietet Raum für Bewegung, freies Spielen und Erholung. Im östlichsten Teil fördert eine 800 m2 große naturnahe Wiesenfläche die Biodiversität im innerstädtischen Raum und bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum. Zusätzlich stellen insgesamt 260 m2 neu angelegte Gräser- und Staudenbeete nicht nur einen weiteren Mehrwert für die heimische Fauna dar, sondern beeindrucken auch optisch durch ihre Farbenpracht.
Eröffnung der neugestalteten Parkanlage Ruthnergasse
Die Wiener Stadtgärten haben die rund 22.000 m2 große Parkanlage Ruthnergasse in Wien Floridsdorf neugestaltet. Im Sinne der Biodiversität bleibt die Blumen- und Insektenwiese das Herzstück der Parkanlage. Zusätzlich aufgewertet wurde der Park mit 87 Baumpflanzungen inklusive automatischer Bewässerungsanlage, 250 Sträuchern sowie einem 26 m2 großen Gräser- und Staudenbeet. Besucherinnen und Besucher dürfen sich nicht nur auf 3 bepflanzte Pergolen sowie einen Tischtennis-Tisch freuen, sondern auch auf einen neuen Spielplatz mit coolem Wasserspiel.
Bunte Wiese für mehr Biodiversität
Die bereits vorhandene Blumen- und Insektenwiese wurde durch einen Hügel als Aussichtsplattform erweitert. Der Hügel, der aus dem bei der Neugestaltung angefallenen Aushub errichtet wurde, erblüht nun ebenfalls als Blumenwiese. Um einen Platz für heimische Pflanzen zu schaffen, wird die naturnahe Wiese höchstens 2 Mal pro Jahr gemäht. Auf diese Weise wird die Biodiversität gezielt gefördert und unterschiedliche Tierarten können angelockt werden. Für sie bildet die Vielfalt an unterschiedlichen Pflanzen einen neuen Lebensraum. Neben Blüten und Samen, die eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten darstellen, bietet die Naturwiese Nist- und Fortpflanzungsmöglichkeiten für Insekten und Kleintiere. Über die Wintermonate schafft die Fläche eine sichere Überwinterungsmöglichkeit, da die Wiese erst mit dem Beginn des Frühlings gemäht wird. Im Sommer haben die Pflanzen eine kühlende Wirkung: Bei Hitzeeinwirkung verdunsten sie Wasser, wodurch sich die Luftfeuchtigkeit erhöht, was für viele Insekten ein Vorteil ist.
Neues Grün und viel Schatten
Im Zuge der Neugestaltung wurden 87 Bäume gepflanzt, um Wege und Aufenthaltsbereiche zu beschatten. Damit können Besucherinnen und Besucher an heißen Tagen bequem die Parkanlage durchqueren und in ihr verweilen. 4 Pergolen sorgen für zusätzlichen Schatten: Davon sind 3 mit Kletterpflanzen begrünt. Eine weitere Pergola beschattet das coole Wasserspiel. Zahlreiche Sitzgelegenheiten, wie 3 Hängematten, Bänke, Einzelsitze sowie Holzdecks in der Blumenwiese, laden zu einer kurzen Rast ein. Für noch mehr Aufenthaltsqualität sorgen die 250 neuen Sträucher, das 26 m2 große Gräser- und Staudenbeet Bei der Gestaltung der Wege wurde zudem auf Beleuchtung für ein sicheres Gefühl bei Dunkelheit und Barrierefreiheit geachtet.
„Wiener Wäldchen“ für die Landstraße sowie Rudolfsheim-Fünfhaus: Wien pflanzt neuen Mini-Wald im Hans-Pemmer-Park bzw. in der Sechshauser Straße
Die „Wiener Wäldchen“ orientieren sich am Konzept der Miyawaki-Wälder: Sie wachsen schnell, sind besonders artenreich und benötigen nur wenig Platz, da sie in etwa die Größe eines Tennisplatzes haben. „Durch die dichte Bepflanzung auf kleiner Fläche wachsen die Bäume besonders schnell und schaffen so in kurzer Zeit einen wertvollen Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere“, erklärt Forstdirektor Andreas Januskovecz.
Zusätzlich sind die Mini-Wälder Schattenspender und tragen durch Verdunstungskühlung auch zur Temperaturregulierung bei.
Mit den neuen Pflanzungen steigt die Zahl der „Wiener Wäldchen“ weiter an – ein wichtiger Beitrag für ein klimaresilientes und lebenswertes Wien.
Auch heuer wurden wieder Schüler*innen in die Pflanzaktionen mit eingebunden. Gemeinsam mit Förster*innen und Gärtner*innen der Stadt Wien wurden die Bäumchen gesetzt und gleichzeitig ein direkter Bezug zur Begrünung der Stadt hergestellt.
Alle Infos zu den Wiener Wäldchen: https://www.wien.gv.at/umwelt/wald/wiener-waeldchen.html
Erfolgreiche Wiederansiedlung Habichtskauz
Mehr als ein Jahrzehnt ist seit der Wiederansiedlung der ersten Habichtskauz-Jungtiere im Jahr 2011 im Wiener Teil des Biosphärenparks Wienerwald vergangen. Seit 2011 sind 140 Jungkäuze wieder angesiedelt.
Es besteht eine langjährige Kooperation zwischen dem Zoo Hirschstetten und anderen Zoos, sowie Zuchtstationen. Diese unterstützen das Projekt und stellen ihre Jungtiere kostenlos zur Verfügung. Im Zoo Hirschstetten konnte eines der größten und besonders naturnah ausgestalteten Gehege für dieses einzigartige Artenschutzprojekt errichtet werden. Seit Beginn der Kooperation hat sich die Habichtskauz Population nachweislich in Wiens Wäldern vergrößert.
Robust und nachhaltig: Die Gräser- und Staudenbeete der Wiener Stadtgärten
Steigende Temperaturen im dicht verbauten Stadtgebiet und länger anhaltende Hitzeperioden sind eine enorme Herausforderung für die Stadtvegetation. Die Pflanzung von Gräser- und Staudenbeeten ist eine Reaktion der Wiener Stadtgärten auf sich ändernde klimatische Rahmenbedingungen in Wien. Die Wiener Stadtgärtner*innen kümmern sich derzeit um rund 155.000 m2 an Gräser- und Staudenflächen.
Nachhaltige Bepflanzung
Seit 2017 werden ehemals einjährige saisonale Blumenbeete nach und nach von den Wiener Stadtgärtner*innen auf Gräser- und Staudenbeete umgestellt. Gräser und Stauden gedeihen in bescheidenem Magerboden, sodass die kostbare Ressource Wasser nur äußert sparsam verwendet werden muss. Durch eine Kiesabdeckung wird außerdem die Bodenaustrocknung verlangsamt, die Luft- und Wasserdurchlässigkeit verbessert und einer Verdichtung durch Betreten entgegengewirkt.
Robustheit und geringer Pflegeaufwand
Stauden- und Gräserbeete bestehen aus sogenannten „Gerüstbildnern“, „Begleitstauden“, „Bodendeckern“ und verschiedenen Blumenzwiebeln. Das Sortiment wird unter Berücksichtigung von Faktoren wie Trockenresistenz, geringer Pflegeaufwand, Selbstaussaat sowie Robustheit und Langlebigkeit der Pflanzen zusammengestellt und dauerhaft erweitert.
Bunte Beete für mehr Biodiversität
Lebendige, blühende Gräser- und Staudenbeete helfen dabei, die Artenvielfalt in Wien zu erhöhen. Im Gegensatz zu einem artenarmen Rasen zeichnen sich Gräser- und Staudenbeete durch verschiedene heimische Wildblumenpflanzen aus. Nicht nur für uns Menschen sind sie ein bunter, erfreulicher Blickfang: Gerade Tieren und Pflanzen bieten sie wichtigen Lebensraum und Nahrung. Durch abgestimmte Blühphasen wird das Nahrungsangebot über Monate hinweg aufrecht gehalten. Der Rückschnitt von Gräser- und Staudenbeeten erfolgt zumeist erst im Frühjahr. Insekten freuen sich über das reichhaltige Angebot an Blüten und Unterschlupfmöglichkeiten, Brutvögel wiederum über das große Angebot an Insekten, mit dem sie sich selbst und ihren Nachwuchs inmitten der Stadt versorgen können.
Sortiment der Wiener Stadtgärten
In der Regel benötigen Gräser- und Staudenbeete rund 2–3 Vegetationsperioden, um ihre volle Größe zu entwickeln – abhängig von den jeweiligen Standortbedingungen. Das bereits bestehende Sortiment der Wiener Stadtgärten umfasst derzeit insgesamt acht Mischungen, die sich jeweils aus rund 20 Pflanzensorten zusammensetzen. Bei zwei der Staudenmischungen handelt es sich um sogenannte „Niedrigstaudenmischungen“. Sie werden vor allem in Straßenbereichen eingesetzt, die ein hohes Maß an Sichtweite aufweisen müssen, um Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Mehr Leben im Donaupark: Neues Biotop bringt Artenvielfalt in die Stadt
Mitten in Wien liegt ein wahres Naturjuwel: die Schmetterlingswiese im Donaupark in der Wiener Donaustadt. Sie zählt seit Jahren zu den artenreichsten innerstädtischen Lebensräumen Europas. Nun wurde sie durch die Anlage eines neuen Feuchtbiotops und den Anschluss an eine Bewässerungsanlage fit für die Herausforderungen des Klimawandels gemacht und zugleich zu einem Ort innovativer Umweltbildung weiterentwickelt. Bei einem gemeinsamen Lokalaugenschein ziehen die Projektpartner*innen Blühendes Österreich – BILLA gemeinnützige Privatstiftung, die Wiener Stadtgärten und die Wiener Umweltanwaltschaft Bilanz und zeigen, wie öffentliche Hand und Privatwirtschaft gemeinsam an einer lebenswerten Zukunft arbeiten können.
Neue Lebensräume für bedrohte Arten
Mit einer Fläche von über 630.000 m2 trägt der Donaupark wesentlich zur Verbesserung des Mikroklimas in Wien bei. Innerhalb der Parkanlage stellt die Schmetterlingswiese einen besonderen Hotspot der Artenvielfalt dar. Doch die zunehmende Häufigkeit und Dauer von Dürreperioden setzen Flora und Fauna auf der Wiese immer stärker unter Druck. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde im nördlichen Teil der Schmetterlingswiese ein rund 90 m2 großer Teich mit Bewässerungsanschluss angelegt. Durch die Anlage des Teiches verbessern sich die Lebensraumbedingungen für wassergebundene Arten wie Amphibien und zahlreiche weitere Tiere wie Libellen, Wasserkäfer und -schnecken. Der stabile Wasserpegel im Teich und die Möglichkeit durch den neuen Bewässerungsanschluss gezielt Teilbereiche der Wiese zu bewässern, helfen, die negativen Folgen von Dürre zu mildern und ein vollständiges Austrocknen zu verhindern. Dank seiner seichten Ufer und einer tieferen Mittelzone kann sich das Gewässer nicht zu schnell erwärmen. Eine Initialbepflanzung mit gefährdeten heimischen Pflanzenarten sorgt bereits jetzt für ein belebtes Biotop.
Ein geschützter Rückzugsort für seltene Arten
Die Schmetterlingswiese im Donaupark in der Wiener Donaustadt ist Teil des Programms Netzwerk Natur und steht unter besonderem Schutz als ausgewiesene Wildnisfläche. Sie bleibt durch ihre Einbettung in den öffentlichen Park dauerhaft gesichert. Das artenreiche Biotop bietet Lebensraum für zahlreiche bedrohte und streng geschützte Tierarten, darunter der Große Feuerfalter und der Russische Bär. Auch rund hundert Wildbienenarten, etwa fünfzig Tagfalterarten, verschiedene Reptilien, Amphibien, Fledermäuse, seltene Libellen- und Vogelarten sind hier zuhause.
Lernort Natur: Lehrlinge gestalten mit
Das Projekt auf der Schmetterlingswiese ist nicht nur ein Beitrag zum Naturschutz, sondern auch ein Bildungsprojekt. Der Bau des Teiches erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den Lehrlingen der Wiener Stadtgärten aus der Berufsschule für Gartenbau und Floristik im Schulgarten Kagran. Dabei waren die jungen Fachkräfte in alle Schritte eingebunden: Vom Einbringen des Teichsubstrats über das Setzen seltener, heimischer Wasserpflanzen bis hin zur naturnahen Gestaltung der Uferzonen. Begleitend fanden Workshops zur Artenvielfalt der Schmetterlingswiese sowie zum Bau einer neuen Nisthilfe für Wildbienen statt.