2.2 Wo und wann geht’s voran?
Mit den Rückbaumaßnahmen soll wieder eine möglichst natürliche Liesing mit sauberem Wasser geschaffen werden. Bei allen Maßnahmen wird darauf geachtet, dass der Hochwasserschutz erhalten oder verbessert wird. Nach Abschluss der 9,2 Kilometer langen Renaturierungsstrecke erhalten am Bach lebende Tiere und Pflanzen neue Lebensräume und die Anrainerinnen und Anrainer an der Liesing einen weiteren attraktiven Naherholungsraum.
Die Bauarbeiten für die Renaturierung der Liesing werden schrittweise an Teilabschnitten, sogenannten Bauteilen, durchgeführt.
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Bauteil 1: Großmarktstraße bis Gutheil-Schoder-Gasse mit 3 Kilometern Länge (November 2022 bis Herbst 2025)
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Bauteil 2: Atzgersdorfer Platz bis Gutheil-Schoder-Gasse (2025 bis 2027)
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Bauteil 3: Rudolf-Waisenhorn-Gasse bis Atzgersdorfer Platz (2026 bis 2027)
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Bauteil 4: Karl-Sarg-Gasse beim Liesinger Platz bis Rudolf-Waisenhorn-Gasse (Baustart war im Oktober 2020, Fertigstellung war im April 2021)
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Bauteil 5: Kaiser-Franz-Josef-Straße bis Liesinger Platz (2026 bis 2027)
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Bauteil 6 : betrifft das Speicherbecken Gelbe Haide (Fertigstellung war im Herbst 2020)
Renaturierungsarbeiten für „Bauabschnitt 2“ laufen
Um sowohl die Kanal- als auch die Renaturierungsarbeiten für Bauteil 2 durchführen zu können, wird flussabwärts die linke Uferpromenade des Liesingbaches teilweise gesperrt. Die Übersichtsgrafiken zeigen, welche Umleitungen eingerichtet wurden, um die Baumaßnahmen durchführen zu können. Das Baubüro inklusive Baustelleneinrichtung wurde in Alterlaa (linksufrig bachabwärts der Osrambrücke) errichtet. Die Hundezone in diesem Bereich bleibt auch während der Renaturierungsarbeiten über die Auer-Welsbach-Straße zugänglich.
Mehr Platz für den Liesingbach
Im Zuge der geplanten Umgestaltungsarbeiten im Bauteil 2 werden sogenannte „Pendelstrecken“ im Gewässerlauf des Liesingbaches angelegt. Dabei handelt es sich um stark mäandrierende und besonders abwechslungsreiche Gewässerzonen. Stellenweise wird der Bachlauf deutlich aufgeweitet. Auf diese Weise entstehen Flussareale mit variabler Strömungsintensität und sanften Sand- und Schotterbänken, die eine abwechslungsreiche Landschaft bilden.
Neue Erholungsinsel im Bereich der Riegermühle
Auf Höhe der Riegermühle wird neben dem Hauptstrom des Liesingbaches ein neues Nebengerinne und somit eine künstliche Gabelung des Gewässers angelegt. Auf diese Weise entsteht eine mittig gelegene Insel, die von beiden Seiten umströmt wird. Die kleine, naturnahe Insel soll künftig als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen dienen, wird aber auch für Besucher*innen zugänglich gemacht. Zusätzlich werden 260 neue hitzetolerante Bäume wie Ahorn, Holzapfel oder Silberlinde entlang der Liesing gesetzt. Neue Ufergehölze, darunter Weiden und Erlen, spenden Schatten und schützen den Bach vor Überhitzung im Sommer. Über 780 heimische Sträucher finden entlang der Liesingbachufer ein neues Zuhause.
Innovative Rankbegrünung: „Schwebendes Grün“ auf Höhe des Steinsees
Die Renaturierungsmaßnahmen des Liesingbaches auf Höhe des Steinsees bedürfen besonders innovativer Mittel, zumal die Ufer des Gewässers an dieser Stelle sehr dicht von Gebäuden umgeben sind. Um dennoch Spielraum für Begrünung und Kühlung des Gewässers zu gewinnen, werden in diesem Bereich auf einer Strecke von rund 250 Metern gespannte Seile über das Bachbett befestigt, an denen schon bald Wilder Wein, Waldrebe und Veitchii entlangwachsen und für „schwebendes Grün“ über dem Liesingbach sorgen.
Neues Regenwasserkanalsystem - Microtunneling
Als Voraussetzung für die Renaturierung des Liesingbaches errichten die Abwasserprofis von Wien Kanal einen neuen Regenwasserkanal unter dem Liesingbach. In Zukunft wird bei Regen der erste Spülstoß mit verunreinigtem Regenwasser von den umliegenden Verkehrsflächen im neuen Kanal abgefangen und zur Reinigung in die Kläranlage nach Simmering geleitet. Der neue Abschnitt des Liesingbach-Sammelkanals wird drei Kilometer lang sein und mit dem bereits 2024 fertiggestellten Abschnitt zwischen der Großmarktstraße und der Gutheil-Schoder-Gasse verbunden. Ein Kilometer wird unterirdisch im sogenannten „Microtunneling-Verfahren“ gebaut. Dabei wird mittels modernster Tunnelbautechnik ein Stahlbeton-Schutzrohr mit einem Außendurchmesser von 172 Zentimetern (Innendurchmesser: 140 Zentimeter) unterirdisch eingebaut. In dieses Rohr wird später das Abwasserrohr aus glasfaserverstärktem Kunststoff mit einem Innendurchmesser von 80 Zentimetern eingezogen. Die Wien-Kanal-Profis rechnen mit einer täglichen Vortriebsleistung von 15 bis 20 Metern im Untergrund. Die restlichen zwei Kilometer des Kanals werden in offener Bauweise errichtet. Für den Betrieb und die Wartung werden entlang der Strecke zehn Trennbauwerke, zwei Absturzschächte und 31 Putzschächte errichtet. Um die Stützmauern in den Bereichen Steinsee und Schlosssee sowie an der Nauheimerbrücke, der Steinseebrücke und der U6-Hochtrasse zu schonen, wird für den Kanalbau das Microtunneling-Verfahren eingesetzt.