2. Kinder- und jugendfreundlichste Stadt

2.3 Stadt der Wissenschaft

Mit 50.000 Forschenden und über 200.000 Studierenden ist der Standort Wien ein Eckpfeiler der europäischen Forschungslandschaft. Um diesen Stellenwert zu halten, die internationale Strahlkraft sicherzustellen und auszubauen und um für Wirtschaft und Gesellschaft eine zentrale Partner_in zu sein, wird im Bereich Wissenschaft und Forschung in den kommenden fünf Jahren der Forschungsstandort weiterentwickelt. Wir werden den Universitätsstandort weiter fördern und damit Wiens Position als führende europäische Forschungs- und Innovationsmetropole ausbauen.

Die Stadt Wien zeichnet eine produktive Verbindung der Disziplinen aus: Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie die Kunstuniversitäten und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen leisten international beachtete Spitzenforschung. Die Vernetzung dieser Ansätze soll auch künftig gefördert und mit entsprechenden Anreizstrukturen unterstützt werden.

Die neue Wiener Stadtregierung hat die große Möglichkeit, durch gezielten Mitteleinsatz eine Hebelwirkung der Bundes- und EU-Mittel zu erreichen. Durch strategische Finanzierung von Nachwuchsprogrammen, Jungforscher_innen und Instituten kann Wien internationaler Vorreiter in vielen Bereichen werden. Die Hochschulen müssen sich an den Lebensrealitäten der Studierenden orientieren. Aus diesem Grund muss der hohe Anteil an berufstätigen und betreuungspflichtigen Studierenden berücksichtigt und das Angebot der Lehrveranstaltungen dementsprechend adaptiert und ausgebaut werden.

Es gilt politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Studierende unterstützen, Hürden abbauen und ihr gesamtes geistige Potential entfalten. Das garantiert einen Mehrwert für die Stadt.

Die Corona-Krise führt zu vermehrt zu psychischer Belastung. Auch für Studierende, die eine Mehrfachbelastung durch Arbeit und Betreuungspflichten haben, ist der Druck groß. Dem gilt es entgegen zu wirken, anstatt den Druck zu erhöhen.

Die Erfolgschancen für Studierende müssen erhöht werden. Durch Wissen und Innovation können wir es schaffen, die vielen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen – sei es die Klimakrise, die Wirtschaftskrise oder die Gesundheitskrise. Für all diese Bereiche braucht es kluge Köpfe, die uns durch ihr wissenschaftliches Know-how dabei helfen. Wir können es uns daher nicht leisten, auf dieses Potential zu verzichten, weshalb es ausreichend Studienplätze geben muss und die Hochschulen ein offener Ort für Wissen sein müssen. Denn jeder Studienplatz schafft eine weitere Chance in Richtung krisensichere Zukunft.

Durch die hohe Dichte an Hochschulen in Wien sollen in Zukunft Synergien durch die Schaffung von standortübergreifend Plattformen besser genutzt werden. So können wir die Kräfte der Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen bestmöglich bündeln.

Dazu vereinbaren wir:

  • Gemäß Innovationsstrategie Wien 2030 bzw. der Smart City Rahmenstrategie werden folgende langfristige strategische Ziele für die kommenden fünf Jahre weiterverfolgt:
  • Wien bis 2030 zu einer der fünf führenden Forschungs- und Innovationsmetropolen Europas zu machen.
  • Wien zum Magnet für internationale Spitzenforscher_innen und Forschungseinheiten internationaler Konzerne machen.
  • Den Fokus auf forschungsstarke Themen mit gesellschaftlicher Wirkung (Gesundheit, Digitalisierung, Smart City) legen.
  • Aus diesen Zielen ergeben sich drei große Forschungsthemen, die in den kommenden Jahren verstärkt gefördert werden:
    • Umweltforschung (Systemisch & interdisziplinär) als Basis für eine Smart City mit Fokus auf Klimawandel und die Erfüllung der Pariser Klimaziele.
    • Präzisionsmedizin (Verknüpfung von Grundlagenforschung, Mathematik/Informatik) wie zuletzt anhand des COVID-19-Calls des WWTF (Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds).
    • Digitaler Humanismus und künstliche Intelligenz (KI) (- digitaler Humanismus als Leitmotiv für eine Verschränkung von ethischen Fragestellungen im Kontext der Digitalisierung. Dies wird durch interdisziplinäre Forschung der Geistes- und Sozialwissenschaften, Statistik und Informatik geleistet. Gesellschafts- und sozialwissenschaftlicher Forschung kommt in Fragen der Technikfolgenabschätzung besondere Relevanz zu, weshalb diese Ansätze und Methoden explizit in den Forschungsschwerpunkt Digitaler Humanismus/KI einbezogen werden.
    • Parallel dazu wird im Wissenschaftsreferat der Stadt Wien eine kleinere Projektdimension ausgeschrieben und dadurch Dynamik geschaffen. So können auch kleinteilig angelegte Forschungsarbeiten, Vorstudien und Spezialvertiefungen unterstützt werden.

WWTF - Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds

Der WWTF ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt der Wiener Forschungsförderung. Um die strategischen Ziele zu erreichen, ist deshalb eine Weiterentwicklung in den kommenden fünf Jahren unabdingbar.

Dazu vereinbaren wir:

  • Die Stadt Wien schließt eine dreijährige Finanzierungsvereinbarung über alle Programme mit dem WWTF ab. Dies garantiert die Erreichung mittelfristiger Ziele.
  • Eine Co-Finanzierung von WWTF-Calls in den genannten Forschungsthemen sorgt dafür, dass mehr der oftmals exzellenten Forschungsanträge realisiert werden können.
  • Die Stadt Wien verdoppelt die Anzahl der durch den WWTF gesponserten Stiftungsprofessoren. Hierbei werden die oben genannten Forschungsthemen prioritär behandelt, zudem wird eine Stiftungsprofessur für „Gender & Digitalisierung“ und eine für „Technikfolgenabschätzung“ errichtet. Die Stiftungsprofessuren ermöglichen die oben genannten Forschungsthemen prioritär zu behandeln.
  • Die Fortschrittskoalition wird sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass der WWTF verstärkt auch mit privatem Kapital unterstützt wird.
  • Der Forschungsschwerpunkt Digitaler Humanismus wird in unterschiedlichen Dimensionen fortgeführt und ausgebaut: Der WWTF wird 2021 wieder einen Call für disziplinübergreifende Projekte ausschreiben. Damit wird eine Linie fortgeführt, um für große Forschungszusammenschlüsse nachhaltiges Wissen aufzubauen und die internationale Themenführerschaft in diesem Bereich zu sichern.
  • Beibehaltung und Evaluation (gegebenenfalls Weiterentwicklung) des „Jungstar“-Programms, damit auch in Zukunft Talente wie die diesjährige Nobelpreisträgerin Emmanuelle Charpentier gefördert werden.

Lust auf Wissenschaft machen: Wissenschaftskommunikation ausbauen

Um unserem Anspruch gerecht zu werden, Wien als Forschungs- und Wissensmetropole in Europa und der Welt auszubauen, ist ein verstärkter Fokus auf Wissenschaftskommunikation unerlässlich. Unser grundsätzlicher Anspruch ist es, Menschen zur Wissenschaft zu führen. Wissenschaft soll noch stärker als Teil der Gesellschaft etabliert werden.

Dazu vereinbaren wir:

  • Es soll an Konzepten für zeitgemäße Zentren für Wissenschaftskommunikation gearbeitet werden, die als Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und Bildung fungieren.
  • Bewährtes wird fortgesetzt: Die erprobten Formate und Programme der Wiener Wissenschaftsvermittlung werden fortgesetzt. Die Wiener Vorlesungen werden weiterhin die spannendsten Stimmen der Wissenschaft in Austausch mit den Wienerinnen und Wienern bringen, die Wissenschaftsvermittlung für Schüler_innen wird weiterhin unterstützt und im Stadtraum erlebbar sein.
  • Wir feiern auch in Zukunft das Wiener Forschungsfest, ermöglichen Technologietransfer und bauen das Technologiezentrum Aspern Teil 3. Dort werden FH-Lehrgänge etwa im Bereich Digitalisierung angesiedelt.
  • Jede und jeder kann wissenschaftlich tätig sein, deshalb unterstützen wir die Entwicklung und Durchführung von Citizen-Sciene-Programmen in Wien.

Wissenschaftsstandorte stärken

Wir stärken Wissenschaftsstandorte, indem die Förderung des Vienna Biocenter in Neu Marx fortgeführt wird. Weitere wichtige Impulse gehen von der Ansiedlung der Central European University am Otto-Wagner-Areal und den Erweiterungen der Sigmund-Freud-Universität sowie der Lauder Business School aus. Am Campus Vienna Biocenter und am Standort Muthgasse wird neue Forschungsinfrastruktur geschaffen.

Seit Jahresanfang können Start-Ups über 70 Laborarbeitsplätze für angewandte Forschung und Entwicklung beziehen.

Wir setzen uns für die Gründung eines Instituts für Digitalen Humanismus nach Vorbild des Weizenbaum Instituts in Deutschland ein. Hierbei wird interdisziplinäre und grundlagenorientierte Werteforschung mit Digitalisierung verknüpft. Das bietet internationalen Wissenschafter_innen eine exzellente Forschungsmöglichkeit.

  • Wir prüfen verfügbare Freiflächen zur temporären wissenschaftlichen Nutzung.
  • Wir setzen uns für die Fortführung der auslaufenden FFG-Basisfinanzierung für den Complexity Science Hub Vienna ein. Dies sichert die Komplexitätsforschung, die sich nicht nur während der Corona-Pandemie bewährt hat, sondern auch für alle drei genannten Forschungsschwerpunkte von zentraler Relevanz ist.
  • Grundsätzlich streben wir mehrjährige Kooperationsvereinbarungen mit wissenschaftlichen Einrichtungen an, um mittelfristige Ziele gemäß der Innovationsstrategie Wien 2030 zu erreichen.
  • Wir verstärken bestehende Initiativen, um internationalen Forscher_innen beim Ankommen in Wien zu unterstützen.
  • Ausschreibung eines Preises für die besten vorwissenschaftlichen Arbeiten für Wiener Schüler_innen
  • Unsere Fachhochschulen stärken Wien als Wissenschaftsstadt, Bildungsmetropole und Wirtschaftsstandort. Als praxisnahe Ausbildungs- und Forschungsstätten sind sie für die Wiener Wirtschaft besonders wichtig. Deshalb wird die Förderung in der nächsten Förderperiode 2020 bis 2024 um 25 % auf 22,5 Miollionen Euro erhöht. Der Fokus liegt hierbei auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Wirtschaftsentwicklung.

Zu Hause in Wien – die CEU öffnet ihre Pforten

Wien ist mit knapp 200.000 Studierenden die größte Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum und hat 2019 prominenten Zuwachs bekommen. Die international renommierte Central European University (CEU) hat zu Beginn des Wintersemesters 2019/20 ihren Lehrbetrieb in einem frisch renovierten Gebäude in Wien-Favoriten aufgenommen. Die CEU zählt zu den weltweit führenden Universitäten in den Sozial-, Geistes. und Wirtschaftswissenschaften. Mit diesen Schwerpunkten ergänzt sie das Angebot der Wiener Universitätslandschaft ideal. Die bislang in Budapest und im US-Bundesstaat New York ansässige Privatuniversität blickte in Ungarn einer unklaren Zukunft entgegen. Bereits seit dem Frühjahr 2018 war die CEU daher von der Stadt Wien und der Wirtschaftsagentur Wien bei der Umsetzung ihrer Pläne zur Eröffnung eines neuen Campus in Wien unterstützt worden. Das Otto-Wagner-Areal (OWA) in Wien-Penzing wurde als Standort bestimmt, wo ab 2024 der Vollbetrieb der Universität geplant ist. Bis dahin ist die CEU in Wien-Favoriten untergebracht – in unmittelbarer Nähe zum aufstrebenden Sonnwendviertel. Hier stehen den Studierenden und Mitarbeitenden auf einer Fläche von bisher 12.000 m² unter anderem Klassenzimmer, Computerlabors, eine Bibliothek und ein Auditorium zur Verfügung.

Innovativer internationaler Wissenscampus Otto-Wagner-Areal

Mit der finalen Entscheidung der CEU, sich am Otto Wagner Areal (OWA) anzusiedeln, ist die langfristige Erhaltung des Steinhof-Areals in seiner Gesamtheit sichergestellt und der Startschuss für einen mehrjährigen Transformationsprozess gegeben. Universitäre Einrichtungen, Forschung, Bildung, Soziale Einrichtungen, Kunst und Kultur aber auch Freizeit und Naherholung werden das Bild Steinhofs in Zukunft prägen. Das OWA wird ein Ort der Begegnung, der Inspiration und der Erinnerung sein und das zukunftsorientierte, weltoffene Wien repräsentieren. Das OWA wird auch international positioniert und verschafft Wien bisher nicht gekannte Möglichkeiten z.B. in der strategischen Vermarktung als F&E- bzw. Bildungscampus. Das unterstützt die proaktive Akquise von internationalen Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen.

Der Entwicklungsprozess wird unterstützt durch:

  • Etablierung eines Campus Managements (zentrale Anlaufstelle und Vermarktung).
  • Entwicklung einer Standort-Marke.
  • Etablierung einer Ambassador Group (durch hochrangige internationale und lokale Persönlichkeiten).
  • Zwischennutzungen: Schaffung eines Experimentierraumes, der durch Calls temporär vergeben wird.
  • Bereitstellung eines Budgets für Kooperationsprojekte mit der Bevölkerung.
  • Passender Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur.

Die internationale Strahlkraft des neuen Ankermieters CEU soll zur Ansiedlung weiterer innovativer Aktuer_innen genutzt werden, womit eine Weiterentwicklung des OWA möglich wird.

Entsprechend des vorliegenden Nutzungskonzepts in enger Absprache mit den Stakeholdern kann die Ansiedlung von internationalen universitären und außeruniversitären Forschungs- und Bildungseinrichtungen erfolgen.