Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 01.12.2008:
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Brauner/Wehsely: Neue Hotline für Betroffene der Finanzkrise

Brauner/Wehsely: Neue Hotline für Betroffene der Finanzkrise

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Wien (RK). Immer mehr Menschen geraten durch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise in finanzielle Bedrängnis. Viele von ihnen wären vor wenigen Monaten nicht im Traum auf die Idee gekommen, eines Tages vor ernst zu nehmenden finanziellen Problemen zu stehen. "Wir müssen die Menschen in dieser so schwierigen Situation ...

Wien (RK). Immer mehr Menschen geraten durch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise in finanzielle Bedrängnis. Viele von ihnen wären vor wenigen Monaten nicht im Traum auf die Idee gekommen, eines Tages vor ernst zu nehmenden finanziellen Problemen zu stehen. "Wir müssen die Menschen in dieser so schwierigen Situation ganz konkret unterstützen. Das geschieht mit einer speziellen Hotline der SchuldnerInnenberatung Wien unter der Nummer 050 53 79 900", erklärten Vizebürgermeisterin Mag.a Renate Brauner und Sozialstadträtin Mag.a Sonja Wehsely am Montag Vormittag bei einem Mediengespräch. Die Hotline ist ab sofort von Montag bis Freitag, jeweils von 8 bis 18 Uhr, erreichbar - für alle WienerInnen zum Ortstarif. Die Angaben der AnruferInnen werden in den folgenden zwei Tagen überprüft, dann ruft die SchuldnerInnenberatung Wien mit einem konkreten Terminangebot zurück. Auch in ihren "klassischen" Beratungsfeldern zeigt die SchuldnerInnenberatung Wien hervorragende Qualität: Rund 8.500 Menschen werden derzeit von den insgesamt 35 MitarbeiterInnen der SchuldnerInnenberatung intensiv beraten. Seit dem Sommer 2007 wurde die Zahl der BeraterInnen um fünfzig Prozent erhöht, um die Wartezeiten so kurz wie möglich zu halten. Von der Anmeldung bei der Wiener SchuldnerInnenberatung bis zum ersten Termin dauert es damit lediglich zwei Wochen.****

Kostenlose und konkrete persönliche Beratung

So notwendig die Unterstützung der Banken in der Finanzkrise sei, so dringlich seien nun Hilfestellungen für die privaten Haushalte, u.a. Angebote zur Aufklärung der Betroffenen über die in der jeweiligen persönlichen Kredit- und Finanzierungssituation möglichen Optionen, die Bewertung von Alternativen bis hin zur konkreten Schuldenregulierung, so Brauner. "Gerade jetzt versuchen einige Anbieter selbst aus der Krise noch weiteren Profit zu schlagen. Dem müssen wir einen Riegel vorschieben - daher dieses neue und vor allem kostenlose Angebot für die Betroffenen", unterstrich Brauner. "Es kann nicht sein, dass jene, die vormals ein riskantes Kreditangebot gemacht haben, jetzt auch jene sind, die die SchuldnerInnen in ihrer Bedrängnis beraten", stellte Wehsely klar.

Die konkrete Beratung im Detail

Das neue Angebot der SchuldnerInnenberatung Wien für private Haushalte stellt sich wie folgt dar: Im Rahmen der Haushaltsanalyse wird das frei verfügbare Einkommen ermittelt sowie eine detaillierte Erhebung der Gläubiger- und Vermögenssituation vorgenommen.

Bei der darauf folgenden Auslotung des Optimierungspotenzials wird im Detail festgestellt, in welchen Bereichen die Einnahmensituation eines Haushaltes verbessert werden kann und wo Ausgaben sinnvoll reduziert werden können. Dies alles erfolgt unter Berücksichtigung der vorhandenen Vermögensmasse.

Dann werden Betroffene ganz konkret und detailgetreu über die Auswirkungen von Finanzprodukten sowie die nun teilweise schlagend werdenden Risikofaktoren aufgeklärt. Zudem werden allfällige Angebote, die derzeit von Anbietern im Zuge der Finanzmarktkrise vorgeschlagen werden, einer umfassenden und kritischen Analyse unterzogen.

Gerade komplexe Finanzprodukte, etwa endfällige Fremdwährungskredite mit einem Tilgungsträger, wurden in der Vergangenheit auch häufig an Haushalte verkauft, deren Finanzlage bereits angespannt war. Eine eingehende Analyse bietet klare Orientierung, welche Schritte im Falle einer Überschuldung zu setzen sind. "Das Angebot der SchuldnerInnenberatung richtet sich definitiv nicht an Personen, die schnell einen einfachen Weg zur Finanzoptimierung suchen. Uns geht es um nachhaltige Unterstützung. Wir rechnen damit, dass rund ein Drittel der AnruferInnen bereits mit der SchuldnerInnenberatung Wien in Kontakt war, ein weiteres Drittel überschuldet ist, aber bislang noch keinerlei Kontakt mit uns hatte - und ein Drittel vollkommen neue KlientInnen sind, die noch nicht überschuldet sind, aber dringend eine unabhängige Beratung brauchen", so Wehsely und Brauner unisono.

Konkrete Beratungsbeispiele

  • Beispiel 1:

Eine Frau lebt mit ihrem Kind in beengten finanziellen Verhältnissen. Ein Kredit muss zurückgezahlt werden, die damals "mitverkaufte" Er- und Ablebensversicherung erfordert monatliche Prämien. Es bleibt zu wenig Geld, um halbwegs gut über die Runden zu kommen.

Diese Situation tritt immer häufiger auf: Es bestehen hohe Schulden, während gleichzeitig gespart wird. Beide Produkte (Kredit und Ansparung) wurden gemeinsam "verkauft", und erst im Nachhinein wird bemerkt, wie schwierig es ist, beides zu zahlen. Wollen die Betroffenen aus der Sparform aussteigen, so wird ihnen nicht selten signalisiert, dass dies nicht möglich sei. Die SchuldnerInnenberatung gibt genaue Handlungsanweisungen, was in diesem Fall zu tun ist und gibt überdies Empfehlungen, wo andere Einsparungspotenziale liegen könnten.

  • Beispiel 2:

Ein junges Paar erklärt ganz stolz, dass es stets seinen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen sei. Nun wolle die Bank - angeblich der Finanzmarktkrise wegen - kein neues Auto mehr finanzieren. Bei der Analyse stellt sich heraus, dass sich beide bereits seit längerem nur noch über Wasser halten, in dem immer größer werdende Kredite dazu verwendet werden, um bestehende Verbindlichkeiten erfüllen zu können. Die SchuldnerInnenberatung macht eine genaue Haushaltsanalyse (Einnahmen- Ausgabenrechnung), eine Auflistung aller Verbindlichkeiten und schätzt die Situation sehr kritisch ein. Es ist in diesem Fall bereits vor einiger Zeit, aber völlig unerkannt, Überschuldung eingetreten. Da das Paar nun auch Nachwuchs erwartet, wird mit einem "klassischen" Programm zur Schuldenregulierung begonnen werden müssen.

20 Jahre SchuldnerInnenberatung

Die Wiener SchuldnerInnenberatung feiert heuer ihren 20. Geburtstag. Seit dem Start in den späten Achtziger Jahren hat sich die Zahl der Hilfesuchenden vervielfacht. Während zu Beginn nur knapp 300 Menschen die von der Stadt Wien ins Leben gerufene SchuldnerInnenberatung aufsuchten, sind es heute, 20 Jahre später, seit Jahresanfang bereits rund 6.800 Neuzugänge.

Damit wurde bereits die Zahl der Neuzugänge des Jahres 2007, insgesamt 6.167, überschritten. Bis Jahresende ist von einer Steigerung der Anzahl der betreuten Personen im Vergleich zum Vorjahr im Ausmaß von 15 bis 20 Prozent auszugehen. 1.900 Anträge auf Privatkonkurs wurden bislang erarbeitet, 1.400 im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Rund 96 Prozent der KlientInnen leben von einem monatlichen Bruttoeinkommen unter 1.500 Euro. 35 Prozent der KlientInnen müssen mit unter 500 Euro haushalten. Rund 42 Prozent der KlientInnen verdienen zwischen 500 und 1.000 Euro.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) wh/me

  • Mag. Michael Eipeldauer
    Mediensprecher StRin Mag.a Sonja Wehsely
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(RK vom 01.12.2008)