Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.09.2008:
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Rabenhof bringt "Die fetten Jahre sind vorbei"

Rabenhof bringt "Die fetten Jahre sind vorbei"

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Wien (RK). Terminabsprachen mit Bernd Eichingers RAF- Spielfilm sind zwar nicht vorstellbar, nichtsdestotrotz verblüfft die nahezu unheimlich wirkende Zeitgleichheit zweier Kunstproduktionen, die linken Terror bzw. linke Spaß-Guerilla derzeit zum Thema haben. Im Rabenhoftheater, wo Mittwoch Abend "Die fetten Jahre ...

Wien (RK). Terminabsprachen mit Bernd Eichingers RAF- Spielfilm sind zwar nicht vorstellbar, nichtsdestotrotz verblüfft die nahezu unheimlich wirkende Zeitgleichheit zweier Kunstproduktionen, die linken Terror bzw. linke Spaß-Guerilla derzeit zum Thema haben. Im Rabenhoftheater, wo Mittwoch Abend "Die fetten Jahre sind vorbei" in der Regie von Roman Freigaßner seine Premiere hatte, geht es um zweiteres und dies auf sehr unterhaltsamen Niveau. Die Filmvorlage von Hans Weingartner aus dem Jahr 2004 wird dezidiert angesprochen, nichtsdestotrotz kann das 90minütige Stück soliden Eigenwert behaupten. Dies liegt einerseits an den Schauspielern Sebastian Wendelin ("Jan"), Marie- Luise Haugk ("Jule"), Michael Schusser ("Peter") und Bernhard Majcen ("Hardenberg"), wie auch am einfallsreichen Bühnenbild, das es mit geringer Requisite und modellbauerischer Fertigkeit schafft, den Handlungsstrang auszuweiten bzw. flüssig voranzutreiben. Ein Beispiel: Wenn die Hardenberg-Villa in der Bellvuestrasse sowohl als 1: 150 Modell , wie auch mittels Kleinstkamera als Filmprojektion zu sehen ist, wenn aus zwei, drei Goldfischen das Swimmingpool des großbürgerlichen 3,4 Millionen Jahresverdienst-Bürgers Hardenberg wird, dann darf Erich Sprenger für das Bühnenbild zu Recht Komplimente des Publikums entgegennehmen. Nicht zu vergessen auch die in einem Glaskobel untergebrachte Musik mit Rainer Binder-Krieglstein & Makki, die mit Schlagzeug, Akkordeon, Gitarre und "In die Berg bin i gern"- Strophen den Inhalt nicht nur begleiten, sondern auch mit dem Song "Die fetten Jahre sind vorbei" moderieren.

Der an sich auf deutsche Verhältnisse gemünzte Inhalt wurde für Wiener Verhältnisse leicht adaptiert, nichtsdestotrotz ist die Story des Films gut erkennbar: Die zwei jungen Männer Peter und Jan brechen unter dem Namen "Die Erziehungsberechtigten" in die Häuser reicher Menschen ein, stellen das Interieur um, hinterlassen Sprüche, wie etwa "Die fetten Jahre sind vorbei" und hoffen darauf, dass durch diese Mischung an irritierender Spaß- Guerilla - Diebstahl ist per ideologischem Ehrenkodex untersagt - die Geschädigten zu bessern Menschen werden. Peters Freundin Jule steckt derweil im Schuldensumpf: Gut 90.000 Euro muss sie Hardenberg wegen eines unbeabsichtigten Autounfalls laut dessen Anwalt zahlen: ein Ding der finanziellen Unmöglichkeit. Theorie und Einbrüche halten sich auch die Waage, bis "Heuschrecken"- Manager Hardenberg die Spaß-Einbrecher ertappt, der smarte Entscheidungsträger niedergeschlagen und auf eine Alm gebracht wird. Aus Spaß und Streich wird Ernst: der zweite Teil nach der Pause, der auf besagter Alm spielt, gibt sich langsamer, die heftig gewälzten Fragen nach intelligenten Exit-Strategien werden in Form von Licht aus/Licht an-Kurzszenen gelöst. Was überrascht: Am Ende gibt es letztendlich ein moralisch geläutertes Happy End für die drei jungen Menschen, während der sich als Alt-68er outende Hardenberg in zweifelnder Selbstbefragung das eigene Wohnungsinterieur in sein Modell-Goldfisch-Pool wirft.

Die schauspielerische Leistung der "fantastischen Vier" wurde zurecht mit großem Applaus gewürdigt. Gleich ob Sebastian Wendelin, der als Jan den zerstrubbelten, ideologischen Heißkopf mit sehnsüchtigem Herzen mimt, oder etwa Bernhard Majcen, der als Hardenberg idealtypisch den glatten, maßgeschneiderten Erfolgsmenschen mit nur sehr mäßigem Interesse an gesellschaftlichen Fragen gibt: Die Produktion "Die fetten Jahre" bedient nicht nur schauspielerische Qualitätserwartungen, sie gibt sich zugleich auch sehr unterhaltsam und erfrischend leicht. Was angesichts der eigentlichen Thematik - die Rettung der Welt vor Globalisierung, gefräßigen Heuschrecken und mittelständischer Gefühlsarmut - schon erstaunlich ist.

  • "Die fetten Jahre sind vorbei",
    weitere Spieltermine: 26., 27. 9.; 3., 4., 9.-11.; 16.-19. 10.
    Beginn: jeweils 20.00 Uhr
    Rabenhoftheater (3., Rabengasse 3)
    Telefon: 712 82 82
    www.rabenhof.at

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) hch

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  • Mag. Hans-Christian Heintschel
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(RK vom 25.09.2008)