Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 17.03.2008:
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MA 22: Wandern ist der Kröten Lust...

Wien (RK). Auch wenn die Frühlingstemperaturen noch ein wenig auf sich warten lassen, bewegen sich die Erdkröten in diesen Tagen aus ihren Winterquartieren. Zu Tausenden wandern sie zu den Tümpeln und Teichen, wo sie geboren wurden. Der Weg dorthin führt oft über stark befahrene Straßen. Die Wiener ...

Wien (RK). Auch wenn die Frühlingstemperaturen noch ein wenig auf sich warten lassen, bewegen sich die Erdkröten in diesen Tagen aus ihren Winterquartieren. Zu Tausenden wandern sie zu den Tümpeln und Teichen, wo sie geboren wurden. Der Weg dorthin führt oft über stark befahrene Straßen. Die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), das Forstamt der Stadt Wien (MA 49), die Wiener Gewässer (MA 45), Tierschutzorganisationen und freiwillige HelferInnen sorgen dafür, dass die Kröten lebend ans Ziel kommen. Die Krötenwanderung beginnt meistens Mitte März und dauert bis in den April. Ausgelöst wird sie von Regen und Außentemperaturen von über zehn Grad Celsius. Den Winter haben die Tiere unter welkem Laub, alten toten Baumstämmen oder größeren Steinen verbracht. Gute Verstecke lassen sich fast überall finden, auch in Kellern, Geräteschuppen oder Mauerspalten. Von allen Seiten hüpfen die Tiere zu den Gewässern, wo sie in den Jahren davor als Kaulquappen (Larven) lebten. Bevor sie die Ufer ihrer Tümpel erreicht haben, waren manche bereits bis zu zwei Kilometer unterwegs. Am mühsamsten ist der lange Marsch für die Krötenweibchen. Denn richtige Krötenmänner kennen keine Emanzipation. Viele Krötenherren lassen sich von ihren Damen auf dem Rücken tragen. Am Teich angekommen, legen die Weibchen ihre bereits befruchteten Eier in Schnüren im Wasser ab. Später schlüpfen daraus die Kaulquappen (Larven).****

Wanderstrecken in Wien

In Wien wandern die Kröten hauptsächlich an folgenden Strecken:

  • 2. Bezirk: Prater (Aspernallee)
  • 14. Bezirk: Rosentalgasse, Amundsenstraße (im Bereich
    Schottenhof), Mauerbachstraße (im Bereich Schloss Laudon),
    Sofienalpenstraße (Nähe Adalbert Stifter-Denkmal)
  • 17. Bezirk: Exelbergstraße (Bereich Schwarzenbergpark)
  • 21. Bezirk: Senderstraße (Bisamberg)

Amphibienschutztafeln weisen auf die Krötenwanderung hin.

Tunnel und Schutzzäune für gefahrlose Krötenwanderungen

Viele der Wanderstrecken werden anfänglich mit Zaun-Kübel- Anlagen gesichert. Bei dieser arbeitsintensiven Methode halten Zäune die Kröten von der Straße fern. Entlang der Zäune sind immer wieder Kübel im Boden versenkt. Dort plumpsen die Kröten hinein und warten darauf, dass sie von den HelferInnen sicher über die Straße getragen werden. Die Freiwilligen verbringen dabei zahlreiche Stunden an den Wanderstrecken.

An besonders kritischen Punkten wurden fixe Tunnelanlagen errichtet, so zum Beispiel in der Rosentalgasse (14. Bezirk) oder auf der Senderstraße am Bisamberg (21. Bezirk). Dabei handelt es sich um Kanaltröge, die in der Fahrbahndecke versenkt werden. Diese werden mit Betonplatten und befahrbaren Schachtgittern abgedeckt. Die Kröten marschieren durch die Röhre auf die andere Straßenseite. Zäune und Leitbleche führen sie zu den Eingängen. Eine Tunnelanlage kostet zwischen 35.000 und 50.000 EUR.

Hilfe von VerkehrsteilnehmerInnen

Grünumrandete Verkehrsschilder mit dem Abbild einer großen schwarzen Kröte oder einem Frosch in der Mitte weisen die AutofahrerInnen auf die Krötenwanderung hin. Die Schilder werden auf Straßen angebracht, die auch von den Kröten benutzt werden. Vorsichtig und langsam fahren lautet dann die Devise. Davon profitieren die Kröten, die HelferInnen aber auch die AutofahrerInnen. SpaziergängerInnen sollten die Krötenzäune nicht beschädigen und die Fangkübel nicht beseitigen. Gegenstände dürfen nicht in die Laichgewässer geworfen und der Laich nicht aus dem Wasser entfernt werden. HundebesitzerInnen sollten ihren Schützling bei den Fangzäunen an der Leine halten. Hunde, die ins Gewässer gelassen werden, zerstören den Laich.

Nützliche Kröte - natürliche Schädlingsbekämpfer

Die Kröte kämpft mit ihrem Image: Für viele Menschen ist sie kein besonders schönes Tier. Nur allmählich wird ihre Bedeutung erkannt. Erdkröten ernähren sich von Würmern, Schnecken, Asseln, Spinnen und Insekten. Diese erbeuten sie auf ihren nächtlichen Streifzügen. Kostenlos und völlig ungiftig bekämpft sie somit Schädlinge im Garten. Wirkungsvolle Schädlingsbekämpfer sind die Kröten jedoch nur dann, wenn sie sich ausreichend fortpflanzen können. Und eines sollte man auch nicht vergessen: Kröten sind ein Teil jener Vielfalt, die unsere Welt im Ganzen so lebenswert macht.

Wissenswertes zur Erdkröte

Wissenschaftlich korrekt wird die Erdkröte "Bufo bufo" genannt. Sie ist warzig, plump und sehr kräftig gebaut. Ihre Körperoberseite ist meist einheitlich grau-braun gefärbt. Die Bauchseite zeigt sich deutlich heller, weißlich bis grau, selten dunkel marmoriert. Voll ausgewachsen erreichen die Weibchen eine Körperlänge von 15 Zentimetern. Die Männchen sind nur halb so groß. Aus den Kaulquappen entwickeln sich die Jungtiere in einer Größe von ein bis zwei Zentimetern. Ende Juni bis Anfang Juli verlassen die kleinen Kröten das Wasser. Im Oktober ziehen sie sich in ihre Winterquartiere zurück.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) vor

  • Rückfragehinweis:
    Dr. Mathilde Urban
    Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22
    Qualitätsmanagement & Public Relations
    Tel: 4000/73422
    E-Mail: mathilde.urban@wien.gv.at
    www.umweltschutz.wien.at/

(RK vom 17.03.2008)