Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.03.2007:
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Stadt Wien und Bund: Öko-Schulbau-Kriterien erarbeitet

Stadt Wien und Bund: Öko-Schulbau-Kriterien erarbeitet

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Wien (RK). Im Hinblick auf den Klimawandel gewinnen ökologische Kriterien auch bei der Errichtung von Gebäuden immer mehr an Bedeutung, sei es im privaten "Häuslbau" oder für öffentliche Bauten. Das Klimaschutzprojekt für den ökologischen Einkauf der Stadt Wien - "ÖkoKauf Wien" - initiierte daher vor einiger Zeit ...

Wien (RK). Im Hinblick auf den Klimawandel gewinnen ökologische Kriterien auch bei der Errichtung von Gebäuden immer mehr an Bedeutung, sei es im privaten "Häuslbau" oder für öffentliche Bauten. Das Klimaschutzprojekt für den ökologischen Einkauf der Stadt Wien - "ÖkoKauf Wien" - initiierte daher vor einiger Zeit eine Richtlinie für "Ökologische Kriterien im Schulbau", die unter der Federführung des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) gemeinsam mit dem Bund erarbeitet wurden.. Die Richtlinie ist nunmehr fertig gestellt und auch bereits in die entsprechenden Regelwerke von Stadt Wien und Bund eingearbeitet. Die Richtlinie richtet sich vor allem an PlanerInnen von Neubauten sowie von Umbauten und Sanierungen. Der inhaltliche Bogen spannt sich von Angaben zu Bauplatz, Bebauung, Raumorganisation, Bauphysik, Raumklima bis hin zu Energieeffizienz, Haustechnik Materialwahl u.v.m. Vorgestellt wurden die neuen Richtlinien und deren Umsetzung in einem Mediengespräch von den zuständigen VertreterInnen von Stadt Wien und Bund.

Wiens Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gerhard Weber erklärte, dass die prinzipiell im Rahmen des Projektes "ÖkoKauf Wien" geltende Richtlinie "in Zukunft die Entscheidungen der Infrastrukturkommission beeinflussen und im derzeit entstehenden 'Sanierungsplan für Schulen' berücksichtigt werden soll". Der Leiter der MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement, Ing. Josef Neumayer gab die bereits erfolgte Einarbeitung der Richtlinien in die sogenannten "Raumbücher" der Stadt Wien für Schulen, Kindergärten und Amtshäuser bekannt. Auf Bundesebene wurde die Richtlinie ebenfalls bereits in die ÖISS-Richtlinien für den Schulbau übergeführt, "um damit Ökologie und Nachhaltigkeit in den Schulbau zu integrieren", erklärte der Leiter der Präsidialsektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, SC Dr. Helmut Moser. DI Karin Schwarz-Viechtbauer vom ÖISS - Österreichisches Institut für Schul- und Sportstättenbau -Leiterin des Schulbaureferates und des Arbeitskreises für die Erarbeitung der Richtlinie, lud alle anderen Bundesländer dazu ein, die Richtlinie ebenfalls in ihren Wirkungsbereich zu integrieren.****

Wie entstanden die "Ökologischen Kriterien im Schulbau"?

"Ökologische Kriterien im Schulbau" sind eine Richtlinie mit dem Ziel, die Themenbereiche Ökologie und Nachhaltigkeit in den Schulbau zu integrieren und ihnen einen entsprechenden Stellenwert zu geben. Parallele Bestrebungen um Nachhaltigkeit im Schulbau bestanden seitens der Stadt Wien durch das Projekt "ÖkoKauf Wien" und seitens des Bundes schon seit dem Jahr 2003. Aufgrund seiner Funktion als verbindendes und vernetzendes Kompetenzzentrum hat das ÖISS die Rolle einer Plattform zur Erarbeitung einer entsprechenden harmonisierten Richtlinie übernommen.

Erarbeitet wurde die Richtlinie von einem eigens dafür geschaffenen Arbeitskreis, der sich aus VertreterInnen des Projekts "ÖkoKauf Wien" (MitarbeiterInnen aus Wiener Umweltan- waltschaft, Magistratsdirektion - Stadtbaudirektion, Wiener Krankenanstaltenverbund, MA 10 - Wiener Kindergärten, MA 19 - Architektur und Stadtgestaltung, MA 22 - Umweltschutz, MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement, MA 56 - Städtische Schulverwaltung), der BIG - Bundesimmobiliengesellschaft, des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, des Amts der OÖ Landesregierung und des ÖISS zusammensetzte.

Was sind die Inhalte der "Ökologischen Kriterien im Schulbau"?

Die Richtlinie "Ökologische Kriterien im Schulbau" richtet sich vor allem an PlanerInnen von Neubauten sowie von Umbauten und Sanierungen. Sie definiert Kriterien der Ökologie und Nachhaltigkeit und beschreibt deren Anforderungen beim Bau und Betrieb von Schulen. Der inhaltliche Bogen spannt sich von Angaben zu Lage und Bauplatz, Bebauung und Raumorganisation über die Themenbereiche Bauphysik, Raumklima und Energieeffizienz sowie haustechnische Kapitel (Elektroinstallationen, Beleuchtung, Heizung, Klima, Lüftung, Sanitär) bis hin zur Materialwahl und zu Hinweisen für den laufenden Betrieb.

Im Konkreten bedeutet Bauen bzw. Sanieren im ökologischen Sinn der Richtlinie beispielsweise Materialien mit Umwelt- und Gesundheitsrisiken wie Formaldehyd, PVC oder Halogene etc. zu vermeiden, durch Ressourcenbuchhaltung Energie- und Wasserverbrauch zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren, in Klassenräumen das natürliche Licht auszunutzen und gleichzeitig einen entsprechenden Luftwechsel sicherzustellen sowie Überhitzungen zu verhindern, bei Schulhöfen und -gärten - deren Bedeutung in Zusammenhang mit der Bewegungsarmut der Kinder und der Ganztagsschule laufend wächst - auf naturnahe Gestaltung zu setzen oder Restemissionen nach Baumaßnahmen mindestens ein Monat ablüften zu lassen und vieles mehr.

Neben den ökologischen Aspekten wurden auch ökonomische Grundsätze, Erfahrungen aus dem Nutzerverhalten sowie die Umsetzbarkeit im Rahmen der derzeitigen technischen Möglichkeiten bei der Kriterienauswahl berücksichtigt.

Wie wird die Richtlinie von Stadt Wien und Bund umgesetzt?

Die Umsetzung der Richtlinie "Ökologische Kriterien im Schulbau" auf Ebene der Stadt Wien geschieht mehrfach. Prinzipiell gilt sie im Rahmen des Projektes "ÖkoKauf Wien". "Davon ausgehend soll die Richtlinie in Zukunft die Entscheidungen der Infrastrukturkommission bei der Festlegung neuer Stadterweiterungsgebiete und den damit notwendigen planerischen, baulichen und betrieblichen Anforderungen beim Neubau bzw. bereits bei der Neuplanung von Schulen beeinflussen", stellte Wiens Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gerhard Weber dazu fest. Die Richtlinie kommt gerade auch rechtzeitig, um in die Vorschläge und Anforderungen des momentan in Zusammenarbeit zwischen MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement und MA 56 - Städtische Schulverwaltung entstehenden "Sanierungsplan für Schulen" berücksichtigt zu werden, so der Stadtbaudirektor weiters.

Genauso von entscheidender Bedeutung für die Umsetzung der Richtlinie seitens der Stadt Wien ist, dass sie nach Fertigstellung in die sogenannten "Raumbücher" der MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement übergeführt wurde. Raumbücher enthalten die Kriterien für die Errichtung von Bauten seitens der Stadt Wien. Sie werden von MitarbeiterInnen der Stadt Wien erarbeitet. "Im Leitbild der MA 34 ´Wir schaffen Raum´ sind Ökologie und Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema", sagte deren Abteilungsleiter Ing. Josef Neumayer. Daher gaben die ökologischen Richtlinien nach Einarbeitung in das "Raumbuch Schulen" auch den Anstoß für entsprechende Bestimmungen in den Raumbüchern für Kindergärten und Amtshäuser.

Auf Bundesebene wurden die "Ökologischen Kriterien im Schulbau" nach deren Fertigstellung in die ÖISS-Richtlinien für den Schulbau, die ein wichtiger Vertragsbestandteil für Planung und Bau von Bundesschulen sind, übergeführt. "Damit sollen auch für den Bau von Bundesschulen die Themenbereiche Ökologie und Nachhaltigkeit in den Schulbau integriert und ihnen ein entsprechender Stellenwert gegeben werden", erklärte dazu der im Bildungsministerium für den Schulbau zuständige Leiter der Präsidialsektion, Dr. Helmut Moser. Denn im Gegensatz zur Errichtung von Pflichtschulen (geregelt im Pflichtschulerhaltungsgrundsatzgesetz und in den Ausführungsgesetzen der Bundesländer) fehlt für die Errichtung von Bundesschulen ein Bundesschulerrichtungsgesetz. Als Ersatz dient für die Standortplanung von Bundesschulen das Schulentwicklungsprogramm der Bundesregierung (erstmals 1971 vom Ministerrat beschlossen und in zehn Jahresabständen fortgeschrieben) als mittelfristiges Finanzierungsprogramm einerseits und für die Ausführung der Schulbauvorhaben die ÖISS- Richtlinien für den Schulbau zur Sicherung von Qualitätsstandards andererseits.

Die Richtlinie kann zusätzlich zum Bund und Wien von allen anderen Bundesländern - so ferne diese es wollen - ebenfalls in ihren Wirkungsbereich integriert werden.

Wer ist das ÖISS?

Das ÖISS ist eine Stiftung des Bundes und aller Bundesländer; seine Aufgabenbereiche umfassen unter anderem die Erstellung von Sachverständigengutachten, die Erarbeitung und Herausgabe allgemeingültiger Grundlagen (Richtlinien, Empfehlungen) für Planung, Bau und Betrieb von Schulen, Sport- und Freizeitanlagen sowie die Beratung von deren Bauherrn, Planern und Betreibern. Informationen unter: www.oeiss.org/ .

Wer ist "ÖkoKauf Wien"?

"ÖkoKauf Wien" (Leiter: SR Dipl.-Ing. Ekkehard Philipp) ist aus dem Klimaschutzprogramm "KliP Wien" hervorgegangen und hat zum Ziel, umweltbezogene Kriterienkataloge für alle Waren, Produkte und Leistungen zu erstellen, die seitens der Stadt Wien eingekauft (beschafft) werden. International einmalig auf dem Gebiet der ökologischen Beschaffung ist, dass die Ergebnisse von "ÖkoKauf Wien" durch einen Erlass des Magistratsdirektors verbindlich anzuwenden sind. "ÖkoKauf Wien" ist magistratsübergreifend organisiert und wird von einem Projektleiter sowie einem Lenkungsteam geleitet. Das Lenkungsteam besteht aus ExpertInnen der Magistratsdirektion, dem Büro der Geschäftsgruppe Umwelt/PID - MA 53, den relevanten Magistratsabteilungen, der Wiener Klimaschutzkoordinationsstelle, der Wiener Umweltanwaltschaft, des Wiener Krankenanstaltenverbundes, der Wiener Stadtwerke und Wiener Wohnen. Die Leitung dieses Projektes ist Aufgabe der Magistratsdirektion -Geschäftsbereich Bauten und Technik, Stadtbaudirektion, Projektleitstelle. Nähere Informationen unter www.oekokauf.wien.at/ .

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) ma

(RK vom 21.03.2007)