Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.10.2006:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Poetin Ruth Weiss und Komponist Sylvester Levay ausgezeichnet

Poetin Ruth Weiss und Komponist Sylvester Levay ausgezeichnet

Copyright: media wien

Download (0.34 MB)

Wien (RK). Ruth Weiss, Beat-Poetin, Performerin und Filmemacherin, und Musicalkomponist Sylvester Levay ("Elisabeth", "Rebecca") wurden gestern, Dienstag, im Wiener Rathaus mit der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien" ausgezeichnet. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur und Politik haben an der Feierstunde ...

Wien (RK). Ruth Weiss, Beat-Poetin, Performerin und Filmemacherin, und Musicalkomponist Sylvester Levay ("Elisabeth", "Rebecca") wurden gestern, Dienstag, im Wiener Rathaus mit der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien" ausgezeichnet. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kultur und Politik haben an der Feierstunde teilgenommen, darunter Vzbg. Sepp Rieder, die Musicalstars Uwe Kröger und Susan Rigvava-Dumas (Mrs. Danvers), Intendantin Kathrin Zechner, Marika Lichter und ÖBV- Generaldirektor Hans Hauf.****

"Ruth Weiss ist eine herausragende Vertreterin der Beat- Generation, Sylvester Levay einer der erfolgreichsten Komponisten der Populärmusik. Beide haben in Amerika große Erfolge gefeiert, beide sind wieder nach Wien zurückgekehrt", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seinen einleitenden Worten.

Mit "Elisabeth" habe Sylvester Levay das bisher erfolgreichste deutschsprachige Musical geschaffen, sagte KR Franz Häußler, Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien, in seiner launigen Laudatio. Er würdigte Levay nicht nur als Musicalkomponist, sondern auch als Komponist von Filmmusik ("Hollywood rief") und als Musiker: "Sylvester Levay und sein Konzertflügel sind eins". Zum Schluss appellierte er an Levay, er möge doch weiterhin der Stadt verbunden bleiben.

Die grandiose Sprache der Ruth Weiss komme aus ihrer Stille, einer Stille, die absolut ist, würdigte der Schweizer Regisseur Stefan Weber Ruth Weiss als Poetin und Dramatikerin.

Sylvester Levay bedankte sich für die Auszeichnung bei der Stadt Wien, die in der ganzen Welt als Musicalstadt bekannt sei, und für die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bühnen.

Ruth Weiss erzählte in ihren Dankesworten von ihrer "Rückkehr" nach Wien, seit 1998 besuche sie wieder jedes Jahr Wien. Sie freue sich über die Wertschätzung und Wahrnehmung ihrer Arbeit, obwohl ihre lyrische Poesie nicht mainstream ist.

Biographie Ruth Weiss

Ruth Weiss wurde 1928 in Berlin als Tochter einer jüdisch- österreichischen Familie geboren. 1933 flohen die Eltern nach Wien. Ihre Großmutter hatte eine Pension im 9. Bezirk. Hier schrieb Ruth Weiss mit fünf ihr erstes Gedicht. 1939, mit dem letzten Zug, der die Grenze überqueren durfte, flüchtete die Familie nach New York. Später ließ man sich in Chicago nieder. Hier kam sie auch mit der Welt des Jazz in Berührung. Sie hat für den Bebop eines Dizzy Gillespie, Charles Parker und Thelonius Monk geschwärmt. Ein kurzes Intermezzo führte sie 1946 nach Frankfurt ihr Vater war in der US-Armee. 1948 kehrte die Familie wieder nach Chicago zurück, 1952 kam Ruth Weiss nach San Francisco. Trotz aller Freiheitssuche, ihre Vergangenheit als Flüchtling vor den Nazis hat sie nie losgelassen. Durch ein Interview 1993 kam sie auf die Idee, ihre Vergangenheit schriftlich aufzuarbeiten, daraus entstand das sehr persönliche Buch "Full Circle", es enthält lyrische Prosa und wurde vom österreichischen Lyriker Christian Loidl knapp vor seinem Tod 2001 ins Deutsche übersetzt. Nach ihrer Emigration war Ruth Weiss 1998 als Gast der Schule für Dichtung erstmals wieder in Wien.

Ruth Weiss wurde in den USA die "Goddess der Beat-Generation" (San Fransisco Chronicle) genannt, sie hat in ihr Schreiben den Jazz integriert und hiermit eine ihre eigene Ausdruckweise gefunden.

Biographie Sylvester Levay

Sylvester Levay kam 1945 als Sohn ungarischer Eltern in Subotica, das damals zu Ungarn gehörte, zur Welt. Mit acht Jahren begann er seine Ausbildung an der örtlichen Musikschule und gewann bereits mit 15 seinen ersten Kompositionswettbewerb. Anfang der 60er Jahre kam er nach Deutschland und dirigierte zahlreiche Orchester. 1972 ließ er sich in München nieder und konzentrierte sich in erster Linie auf das Komponieren. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Songs für Künstler wie Udo Jürgens, Katja Ebstein, Penny McLean und andere, und er schloss Bekanntschaft mit dem Textdichter Michael Kunze, mit dem er bis heute intensiv zusammenarbeitet.

Den internationalen Durchbruch schaffte Levay 1975 gemeinsam mit Kunze mit dem Hit "Fly Robin Fly", für den er im selben Jahr den Grammy Award erhielt. Weitere Welthits wie "Get Up and Boogie" oder "Lady Bump" folgten. Zwischen 1977 und 1980 komponierte Levay für international bekannte Künstler wie Elton John, Donna Summer oder Herbie Man. 1980 verlegte Levay seinen Wohnsitz nach Hollywood, wo er 20 Jahre lang mit Größen wie Michael Douglas, George Lucas, Sylvester Stallone, Whoopie Goldberg, Peter O'Toole, Steven Spielberg u.a. zusammenarbeitete. Er komponierte Musik für über 100 amerikanische Spielfilm- und Fernsehproduktionen und hielt an verschiedenen amerikanischen Universitäten Vorlesungen über Filmmusikkomposition.

In den 90er Jahren widmete sich Sylvester Levay gemeinsam mit Michael Kunze einem neuen Genre, dem Musical. Das erste Werk, das Musical "Hexen Hexen", wurde 1991 auf einer Freilichtbühne des Theaters Heilbronn mit großem Erfolg gespielt. Ein Jahr später hatte die zweite Musical-Produktion "Elisabeth" im Theater an der Wien unter der Regie von Harry Kupfer Weltpremiere. "Mozart!" (Wien 2001) und das kürzlich uraufgeführte "Rebecca" setzten die Reihe von Musicalerfolgen fort.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rap

(RK vom 04.10.2006)