Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.03.2006:
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Jüdisches Museum: Mailath-Pokorny eröffnet Da Ponte-Ausstellung

Jüdisches Museum: Mailath-Pokorny eröffnet Da Ponte-Ausstellung

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Wien (RK). "Wien hat einen differenzierten Zugang zu den Feiern rund um das Mozartjahr 2006 und diese Ausstellung ist ein herausragendes Beispiel dafür", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Eröffnung der Ausstellung "Lorenzo da Ponte. Aufbruch die neue Welt" im Jüdischen Museum Wien.**** "Die ...

Wien (RK). "Wien hat einen differenzierten Zugang zu den Feiern rund um das Mozartjahr 2006 und diese Ausstellung ist ein herausragendes Beispiel dafür", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bei der Eröffnung der Ausstellung "Lorenzo da Ponte. Aufbruch die neue Welt" im Jüdischen Museum Wien.****

"Die Zusammenarbeit des Museums mit dem Da Ponte Institut ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass das Mozartjahr mit einer autonomen Intendanz unter Peter Marboe die besten Kräfte für das Programm zusammenbringen konnte. Das hat sich bereits bei der Albertina-Ausstellung eindrucksvoll gezeigt", so der Kulturstadtrat. Die Da Ponte-Ausstellung ist eine Koproduktion des Da Ponte Instituts mit dem Jüdischen Museum im Rahmen von WIENMOZART 2006 und präsentiert das wechselvolle Leben des Mozart- Librettisten Lorenzo Da Ponte. Museumsdirektor Karl Albrecht Weinberger verwies auf die Tatsache, dass das Jüdische Museum seit mehreren Jahren an der Aufarbeitung der Musikgeschichte dieser Stadt arbeitet und er bezeichnete die Da Ponte-Ausstellung als weiteren Mosaikstein in diesem Ausstellungsprogramm. Weinberger sprach auch die Hoffnung aus, dass die verlängerten Öffnungszeiten der Ausstellung - das Museum ist täglich geöffnet - zusätzliche Besucher bringen wird und er zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit mit der Albertina. Besucher der Albertina- Ausstellung erhalten im Jüdischen Museum ermäßigten Eintritt. Da Ponte-Institutsleiter Herbert Lachmayer würdigte die gute kuratorische Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum, das mit Werner Hanak als Kurator und Christian Prasser als Ausstellungsgestalter das Kernteam der Ausstellung stellte, und von Reinhard Eisendle und Herbert Lachmayer vom Da Ponte Institut bei der Umsetzung der Ausstellung wissenschaftlich beraten wurde.

Die Ausstellung "Lorenzo Da Ponte - Aufbruch in die neue Welt" ist bis 17. September im Jüdischen Museum (Wien 1, Dorotheergasse 11) zu sehen. Für die Dauer dieser Ausstellung bleibt das Museum täglich 10-18 Uhr, donnerstags von 10-20 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5,- Euro/ 2,90 Euro ermäßigt. Besucher der Mozart-Ausstellung in der Albertina erhalten gegen Vorlage des Tickets den Ermäßigungstarif. Schulklassen in Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose Führung. Zur Ausstellung erschien ein Begleitband mit zahlreichen farbigen Abbildungen im Verlag Hatje Cantz (ISBN-13: 978-3-7757- 1748-9, ISBN-10: 3-7757-1748-X) zum Preis von 24,90 Euro. Detailinformationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm auch unter www.jmw.at/ .

Ein vielschichtiger Künstler, dem man bisher kaum gerecht wurde

Lorenzo Da Ponte kam 1749 im Ghetto der norditalienischen Stadt Ceneda als Emanuele Conegliano zur Welt. In seinem 15. Lebensjahr konvertierte er mit Vater und Brüdern zum Christentum, gut zehn Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Als er sich 1782 in Wien - einer Stadt im radikalen Aufbruch - niederließ, hatte er die kirchliche Karriere längst hinter sich gelassen. Im Josephinischen Wien - für viele aufgeklärte Intellektuelle damals eine "Stadt der Toleranz" - wurde er von Kaiser Joseph II. als Librettist geschätzt und zum Dichter der Hoftheater ernannt. In seiner Wiener Zeit arbeitete Da Ponte an mehr als 20 Libretti, darunter mit Don Giovanni, Le Nozze di Figaro und Cosi fan tutte auch jene drei für Mozart, die neben der Zauberflöte zu den bekanntesten Mozart-Opern zählen. Geradezu exemplarisch verkörpert Lorenzo Da Ponte den bürgerlich individualistischen Künstler, der mit scharfer Feder und Zunge seine Grenzen in der Adelswelt auslotet. Nach dem Tod Josephs II., unter seinem Nachfolger Leopold II., Josephs Bruder, wurde Da Ponte von vielen Seiten durch Intrigen angefeindet und war schließlich gezwungen, Wien zu verlassen. Die Stationen nach Wien heißen Triest, London und ab 1805 die USA, wo er bis zu seinem Tod 1838 lebte. In diesem Land, das noch kein festes Opernhaus und keine italienische Kultur kannte, etablierte er sich als Delikatessen- und Buchhändler sowie als Italienischprofessor. Sein Versuch, der Oper in New York ein festes Haus zu geben, gelang zwar, endete aber dennoch im Bankrott.

Im europäischen 19. Jahrhundert geriet Da Ponte in Vergessenheit, Mozart hingegen legte an Popularität enorm zu: Auch viele jüdische Musiker und Musikwissenschaftler in Wien und Mitteleuropa machten sich um 1900 ein Bild von Mozart, und der Dirigent Hermann Levi übersetzte (u.a. mithilfe von Cosima Wagner) die Da Ponte-Mozart-Opern ins Deutsche. Der "arisierte Da Ponte" und die "Mozart-Diaspora" sind als wildbewegte Rezeptionsgeschichte des Poeten und seines Komponisten Teil der Ausstellung: Zu den "deutschen" Mozartfeiern 1941 wurde Lorenzo Da Ponte retuschiert und blieb im "Dritten Reich" dennoch, dank seines italienischen Namens, präsent - vielleicht als einziger Librettist jüdischer Herkunft. Gleichzeitig trugen vertriebene Musiker aus Mitteleuropa ihr authentisches wie differenziertes Mozart-Bild in die Welt hinaus. Viele von ihnen, etwa Bruno Walter, wichen nach New York aus - für die Emigranten eine "neue Stadt der Toleranz".

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) sta

(RK vom 22.03.2006)