Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.11.2005:
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Ausstellung über Komponist Eric Zeisl im Jüdischen Museum

Ausstellung über Komponist Eric Zeisl im Jüdischen Museum

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Wien (RK). "Mit dieser Ausstellung setzen wir unsere Reihe >Musik des Aufbruchs< fort. Nach Hans Gál und Egon Wellesz sowie der großen Personale zu Franz Schreker ist dies die dritte Schau die verdeutlicht, wie groß der künstlerische Aderlass der Wiener Musikszene war, der durch die Kulturpolitik der ...

Wien (RK). "Mit dieser Ausstellung setzen wir unsere Reihe >Musik des Aufbruchs< fort. Nach Hans Gál und Egon Wellesz sowie der großen Personale zu Franz Schreker ist dies die dritte Schau die verdeutlicht, wie groß der künstlerische Aderlass der Wiener Musikszene war, der durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten entstanden ist", sagte Direktor Karl Albrecht- Weinberger bei der Eröffnung der Ausstellung "Endstation Schein- Heiligenstadt", die dem Komponisten Eric Zeisl gewidmet ist. Im Beisein von Eric Zeisls Tochter, Frau Barbara Zeisl-Schoenberg, ihrem Ehemann Ronald Schoenberg - er ist ein Sohn Arnold Schoenbergs - und deren Sohn Randol Schoenberg, erinnerte sich der Leiter des Kulturamts der Stadt Wien, Bernhard Denscher, daran dass er bei der Eröffnung des Schoenberg-Centers im März 1998 die Anregung gegeben habe, Eric Zeisl als einen der interessanten vergessenen österreichischen Komponisten wieder ins kulturelle Bewusstsein Wiens zurück zu holen.

"Endstation Schein-Heiligenstadt. Eric Zeisls Flucht nach Hollywood" ist von 30. November 2005 bis 26. März 2006 im Jüdischen Museum Wien (1., Dorotheergasse 11) zu sehen. Zur Ausstellung erscheint wieder ein Begleitbuch mit einer Musik-CD zum Preis von 19,90 Euro. Das Jüdische Museum Wien ist Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, an Donnerstagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt: 5,- Euro/ 2,90 Euro ermäßigt. Schulklassen in Begleitung eines Lehrers haben freien Eintritt und eine kostenlose Führung. Detailinformationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm sind auch im Internet unter www.jmw.at/ zu finden.****

Zur Bedeutung Eric Zeisls

Eric Zeisl starb am 18. Februar 1959 53-jährig in Hollywood. Zu Lebzeiten hatte er die Filmmetropole als "ein blaues sonniges Grab" bezeichnet, oder, wie in einer Widmung an Fritz Altman (Ehemann von Maria Altmann), seinen Wiener Freund im kalifornischen Exil, - als "Schein-Heiligenstadt". Eric Zeisl wurde am 18. Mai 1905 in Wien als Sohn von Kaffeehausbesitzern in der Leopoldstadt geboren. Seinen Musikunterricht erhielt er gegen anfänglichen Widerstand der Familie vor allem bei Richard Stöhr, zuerst kurz an der Wiener Musikakademie, später wegen besonderer Begabung in Privatstunden. Weitere Lehrer waren der fortschrittliche Hugo Kauder und der konservative Joseph Marx. Die Zwischenkriegszeit verbrachte er als privater Musiklehrer (Klavier, Theorie) und freischaffender Komponist in Wien. Obwohl seine Kompositionen bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten - zunächst 1933 in Deutschland und 1938 nach dem "Anschluss" in Österreich - aus den Spielplänen verbannt wurden und damit die künstlerische Karriere zu Ende war, emigrierte Zeisl erst nach dem Novemberpogrom von 1938. Er flüchtete zunächst nach Paris, zehn Monate später in die USA, wo er enge Kontakte zu den kalifornischen Emigrantenkreisen (u. a. Kurt Herbert Adler, Mario Castelnuovo-Tedesco, Hanns Eisler, Lion Feuchtwanger, Erich Wolfgang Korngold, Alma Mahler-Werfel, Igor Strawinsky, Alexander Tansman, Ernst Toch) pflegte und Filmmusiken für Hollywood schrieb.

Zeisls Wiener Musik ist eine Synthese aus spätromantischer Tradition und moderat modernen Gestaltungsmitteln. Sie ist der von Schönbergs Zweiter Wiener Schule entgegengesetzt und typisch für jene jungen Komponisten, die in den 20er Jahren nicht nach Berlin übersiedelt, sondern in Wien geblieben waren. Die Musik seiner Emigrationsjahre ist hingegen von einer "inneren Rückkehr" zum Judentum geprägt. In diesem Bruch fand Zeisl zu einem ganz persönlichen Stil. Bewegendstes Zeugnis der Auseinandersetzung mit dieser Tradition ist das Requiem ebraico (1944/45), das dem Gedächtnis an Zeisls im Holocaust ermordeten Vater (und Stiefmutter) und den "zahllosen Opfern der jüdischen Tragödie in Europa" gewidmet ist. Zeisls Musik, die seit kurzem immer zahlreicher ihren Weg in die Konzertsäle findet, ist eine lohnende Wiederentdeckung.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) sta

  • Rückfragehinweis:
    Dr. Alfred Stalzer
    Pressebüro des Jüdischen Museums der Stadt Wien
    Mobiltel.: 0664/506 49 00
    E-Mail: presse@jmw.at

(RK vom 30.11.2005)