Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.12.2004:
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Jüdisches Museum Wien präsentiert "ceija stojka.leben"

Jüdisches Museum Wien präsentiert "ceija stojka.leben"

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Wien (RK). "Mit dieser Präsentation widmet das Jüdische Museum Wien erstmals eine Ausstellung einer Angehörigen einer österreichischen Volksgruppe, deren Schicksal, Kultur und Tradition bisher zumeist im Verborgenen geblieben ist", sagte Direktor Dr. Karl Albrecht-Weinberger anlässlich der Eröffnung der Ausstellung " ...

Wien (RK). "Mit dieser Präsentation widmet das Jüdische Museum Wien erstmals eine Ausstellung einer Angehörigen einer österreichischen Volksgruppe, deren Schicksal, Kultur und Tradition bisher zumeist im Verborgenen geblieben ist", sagte Direktor Dr. Karl Albrecht-Weinberger anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "ceija stojka.leben" im Museum Judenplatz, zu der auch zahlreiche Angehörige und Freunde der Familie Stojka gekommen waren. Vor mehreren hundert Ehrengästen verwies Weinberger auf den Umstand, dass in der Öffentlichkeit nur allzu oft verdrängt werde, dass neben der Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung auch Sinti, Roma und andere Gruppen der Gesellschaft marginalisiert, ausgegrenzt und verfolgt wurden. Ceija Stojka zeigte sich tief gerührt und erfreut, dass die Präsentation ihrer Arbeiten im Museum Judenplatz verwirklicht werden konnte. Höhepunkt der stimmungsvollen Eröffnung war die Lesung von Texten Ceija Stojkas durch ihre Schwiegertochter Nuna, die musikalisch begleitet wurde von Amenza Ketane.

Ceija Stojka - eine starke Frau

Ceija Stojka wurde am 23. Mai 1933 in einem Gasthaus in Kraubarth in der Steiermark als fünftes von sechs Kindern geboren. Vater und Mutter waren fahrende Rom-Lowara aus dem Burgenland. 1941, im Alter von acht Jahren, wurde sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte und wurde am 15. April 1945 in Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Von ihrer über 200 Personen zählenden Großfamilie überlebten neben ihr nur die Mutter und vier ihrer Geschwister. Nach 1945 nahmen sie ihr ursprüngliches Leben wieder auf, unbeachtet und am Rande der Gesellschaft, in einem Land, wo ihre Volksgruppe von Bevölkerung und Behörden weiterhin diskriminiert wurde. 1988 trat Ceija Stoijka mit ihrem Buch "Wir leben im Verborgenen" als erste Romni an die österreichische Öffentlichkeit und berichtete über ihr Schicksal, ihr Überleben und den Mord an den österreichischen Roma und Sinti im Holocaust. Damit gab sie den Anstoß für eine Roma- Bewegung, die erstmals ihr Schicksal, aber auch ihre Geschichte und Kultur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. In dieser Zeit begann Ceija Stojka auch das Liedgut der Rom-Lowara zu präsentieren und zu malen. In ihren Bildern verarbeitet sie die auf ihr lastende Vergangenheit, das Leiden und Sterben in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus. Dennoch ist ihre Arbeit nicht nur vom Entsetzen über die Grausamkeit der Menschen und von der Trauer um die Ermordeten geprägt, sondern strahlt auch Kraft und Lebensfreude aus, voller Erinnerungen an das freie Sein auf Wanderschaft, das ungebundene Herumreisen und die Schönheiten der Natur und des Lebens. Es sind Bilder, die eine brutale, traurige, aber auch eine herrliche, wunderbare Welt zeigen, die die Kraft einer Frau atmen, die trotz aller Schicksalsschläge Mut zur eigenen Tradition und zum Leben hat. In den wenigen Jahren ihrer künstlerischen Tätigkeit erschuf die Autodidaktin ein erstaunlich reifes Werk, das sich zunehmend auch der Abstraktion zuwendet und eine tiefe Ursprünglichkeit und Ehrlichkeit aufweist.

Das Jüdische Museum der Stadt Wien zeigt von 2. Dezember 2004 bis 6. März 2005 im Museum Judenplatz (A-1010 Wien, Judenplatz 8, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 10 bis 18 Uhr und Freitag von 10 bis 14 Uhr) im Rahmen der Ausstellung "ceija stojka.leben" eine Auswahl der Bilder von Ceija Stojka. Die Präsentation wurde von Gerhard Milchram kuratorisch betreut und von Conny Cossa gestaltet. Weitere Informationen zu den Begleitveranstaltungen finden Sie unter www.jmw.at/ .

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) sta

  • Rückfragehinweis:
    Dr. Alfred Stalzer
    Pressesprecher des Jüdischen Museums der Stadt Wien
    Telefon: +43-1-505 31 00, Mobiltel.: +43-664-506 49 00
    E-Mail: presse@jmw.at oder alfred.stalzer@aon.at
    www.jmw.at/

(RK vom 02.12.2004)