Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 20.04.2004:
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Heinz Karl "Naly" Gruber und Walter Schmögner ausgezeichnet

Heinz Karl "Naly" Gruber und Walter Schmögner ausgezeichnet

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Wien (RK). "Zwei Künstler, die in ihrem Bereich die Kunst erneuert und weitergetrieben haben", wurden heute im Wiener Rathaus von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ausgezeichnet: Heinz Karl Gruber und Walter Schmögner erhielten das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien". In seiner Begrüßung ...

Wien (RK). "Zwei Künstler, die in ihrem Bereich die Kunst erneuert und weitergetrieben haben", wurden heute im Wiener Rathaus von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ausgezeichnet: Heinz Karl Gruber und Walter Schmögner erhielten das "Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien".

In seiner Begrüßung hob Mailath-Pokorny besonders die Vielseitigkeit der beiden Künstler hervor: Heinz Karl Gruber sei Komponist, Dirigent, Chansonier, Schauspieler und Kontrabassist; Walter Schmögner sei Maler, Bildhauer, Bühnenbildner, Graphiker und Kinderbuchautor. "Keiner von ihnen lässt sich einschränken, festlegen oder reduzieren auf eine Ausdrucksmöglichkeit". Indem sie die Grenzen künstlerischen Schaffens nicht akzeptieren, seien sie auch Vorbilder für nachrückende Generationen.

Michael Schetelich, Manager des RSO, ging in seiner Laudatio auf das unermüdliche und transkontinentale Wirken Grubers ein und schloss mit den Worten: "Es ist seine ihm eigene gemütliche Ungemütlichkeit, die wir an ihn kennen, brauchen und schätzen".

"Walter Schmögner ist 60, verfügt über einen Werkumfang eines 80-jährigen, sieht aus wie bestenfalls 50 und hat die Phantasie eines Kindes", begann Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina, seine Laudatio, in der er Schmögner als Graphiker, Maler und Kinderbuchautor rühmte. "Schmögner hat aus dem Nichts das Drachenbuch geschaffen und ist damit in die Herzen der Kinder gestürmt". In seinen humorvollen, ironischen, immer doppelbödigen Bildern stehe der Mensch im Zentrum, wobei ihm die Seele interessiere, nicht das Körperliche. Walter Schmögner habe ihn auch gelehrt, dass die Vernunft an Grenzen stößt und darüber nicht zu verzweifeln, sondern mit Humor darüber hinwegzusehen.

Heinz Karl Gruber sprach auch im Namen Schmögners die Dankesworte: "Als ein in Wien Geborener kommt man um den kulturellen Reichtum nicht herum, der einem in dieser Stadt in die Wiege gelegt wird". Sie beide, Schmögner und er, hätten versucht, das Beste daraus zu machen.

Biographie Heinz Karl Gruber

Heinz Karl Gruber wurde 1943 in Wien geboren, war Sängerknabe, 1957 bis 1963 studierte er an der Wiener Musikhochschule u. a. Kontrabass, Hörn und Klavier, Tanztechnik, elektronische Musik und Komposition bei Alfred Uhl, Erwin Ratz und vor allem bei Gottfried von Einem.

Als Kontrabassist spielte Gruber zunächst im Kammerorchester "die reihe", von 1963 bis 1969 beim NÖ Tonkünstlerorchester, seit 1969 beim ORF Symphonieorchester (RSO). Als Dirigent arbeitete er u. a. mit dem ORF Symphonieorchester, dem RSO Berlin, dem Scottish Chamber Orchestra, dem Ensemble Modern, der London Sinfonietta und dem Ensemble "die reihe", dessen künstlerische Leitung er 1984 übernahm. Gruber ist auch als Chansonnier tätig; für seine ausdrucksstarke Art des Sprechgesangs entstanden Werke von Cerha, Schwertsik u. a. 1968 gründete er mit Kurt Schwertsik und Otto M. Zykan das Ensemble MOB art & tone ART und arbeitete an einer Reihe von Produktionen im musikalisch-szenischen Bereich.

Als Komponist in einer oft bewusst vereinfachenden und tonal gebundenen Tonsprache zählt Gruber heute zu den wichtigsten seiner Generation. In den letzten Jahren ist eine Reihe von Performances und Schwerpunktveranstaltungen im Bereich der österreichischen zeitgenössischen Musik seinen Arbeiten gewidmet gewesen. In Auswahl ist aus seinem schon sehr umfangreichen Werkkatalog etwa zu nennen: Orchestermusik, Konzerte, Stücke für das MOB-Ensemble, das "musikalische Spektakel", "Gomorra" oder die "Frankenstein- Suite". Sein Schaffen und Wirken wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Förderungspreis der Stadt Wien, dem Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung, dem Würdigungspreis für Musik des BMUK und dem Preis der Stadt Wien für Musik (1989). 2003 erhielt Gruber den Großen Österreichischen Staatspreis für Kunst.

Biographie Walter Schmögner

Walter Schmögner wurde 1943 in Wien geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Toledo in Spanien. Von 1958 bis 1962 besuchte er die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, 1961 stellte er erstmals in einer Einzelausstellung seine Federzeichnungen aus.

Großen Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung hatte sein Vater, der Maler und Graphiker Theobald Schmögner. Schmögners eigenes Werk ist thematisch und von den verwendeten Techniken her äußerst vielfältig. Er begann mit Karikaturen und Bildserien, die zum Teil in das Buch "Böse Bilder" (1970) eingegangen sind. Darüber hinaus entstanden Kinderbücher, für die Schmögner neben den Zeichnungen auch die Texte verfasste. Neben dem "Etikettenbuch für Kinder" (1972) publizierte er mit dem "Drachenbuch" (1969) eines der erfolgreichsten Kinderbücher (übersetzt in 12 Sprachen), ergänzt durch "Das neue Drachenbuch" (1981). Aus dem Interesse für Goya entstand bei Schmögner die Vorliebe für die Thematik der entstellten Welt. Mit Vorliebe setzt er sich mit Verwesungsprozessen, mit Insekten, mit beschwörenden Traumbildern auseinander, in den achtziger Jahren zunehmend mit den Mitteln der Malerei. Er hat Bücher von Ernst A. Ekker, Peter Hacks, Hermann Hesse und Robert Walser illustriert, den Photographienband "Der Traum vom Rückenwind" publiziert, 1986 eine heftig umstrittene Briefmarke ("Faule Birne") gestaltet. Er hat zahlreiche Bühnenbilder und Ausstattungen geschaffen, u. a. für das Schauspielhaus Graz, das Volkstheater Wien und zuletzt für das Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg zu Bernhards "Theatermacher" (2002).

Bereits 1976 stellte Schmögner in der Graphischen Sammlung Albertina aus, regelmäßig ist er in der Galerie Würthle vertreten. 1978 erschien der Band "Zeit zum Aufbrechen", der Bilder, Zeichnungen und Skulpturen Schmögners aus den Jahren 1973 bis 1978 versammelte. Zur Ausstellung seiner Werke 1991 in der Schirn- Kunsthalle in Frankfurt erschien der Band "Magische Räume". 1996 publizierte Otto Breicha im Residenz-Verlag ein umfassendes Werkverzeichnis. Neben zahlreichen Einzelausstellungen in ganz Europa stellt die große Retrospektive 1997 im Historischen Museum der Stadt Wien die wichtigste dar, in der das umfangreiche Tätigkeitsfeld Schmögners ausführlich präsentiert wurde. 1999 und 2000 war Schmögner als Gastprofessor für Malerei und Zeichnung an der Internationalen Sommerakademie Salzburg in El Cabrito (La Gomera) tätig.

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/

(Schluss) rar

(RK vom 20.04.2004)